Jehovas Zeugen – Kontaktverbot, Faustpfand zum Selbstschutz einer Sekte

Dieser Artikel ist eine Antwort auf die Behauptung der WTG bzgl. der Anfrage der “Süddeutschen Zeitung” an die WTG und deren unehrlichen Antwort, Zitat:

Die Zeugen Jehovas teilen auf Anfrage mit, dass es das Umgangsverbot nicht gebe. “Stattdessen gilt für den Umgang mit ausgeschlossenen Familienmitgliedern, dass unsere Mitglieder selbst entscheiden, wie sie den von der Bibel vorgegebenen Maßstab umsetzen. Sie haben jedenfalls das grundrechtlich geschützte Recht, über ihren Umgang mit ausgeschlossenen Familienmitgliedern frei zu entscheiden. Insbesondere möchten wir klarstellen, dass ein Ausschluss von Minderjährigen nichts daran ändert, dass sich die Eltern weiterhin liebevoll um die Erziehung des Kindes bemühen werden.”

Das dies eine glatte Lüge ist zeigt dieser VideoberichtKontaktverbot, Faustpfand zum Selbstschutz einer Sekte

Es wird immer offensichtlicher, dass die Wachtturm-Gesellschaft die psychische und soziale Integrität ihrer Mitglieder missachtet. Erfahrungen Ausgeschlossener und Ausgestiegener belegen, dass der Gemeinschaftsentzug und der damit verbundene Kontaktabbruch rücksichtslos als Faustpfand zum Selbstschutz der Organisation benutzt wird.

In öffentlichen Kongressansprachen verschärft die WTG zusehends ihre Gangart gegen „Aussteiger“ und liefert damit ganz offiziell den Beweis, dass sie eine Sekte ist, die sich nicht einmal davor scheut, zur Anwendung psychischer Gewalt in der Familie aufzurufen.

Die Loyalität gegenüber der Organisation, sprich der Wachtturm-Gesellschaft, wird über alles gestellt, selbst über engste familiäre Beziehungen. Diese „Maßnahmen“ werden den Gemeindemitglieder mit absurden Bibelauslegungen als liebevolle „Zuchtmaßnahme Jehovas“ verkauft. Die interne Wachtturm-Studienausgabe vom 15. April 2015 schreibt unter dem Titel:         Gemeinschaftsentzug- ein Ausdruck der Liebe:

„Alle in der Versammlung können grundsatztreue Liebe zum Ausdruck bringen, indem sie sich weder mit dem Ausgeschlossenen unterhalten noch mit ihm Umgang haben. Dadurch unterstützen sie die Zuchtmaßnahme, die eigentlich von Jehova kommt.“

Natürlich möchte sich kein aufrichtiger Christ gegen biblische Grundsätze und christliche Maßstäbe vergehen. Durch das stete Drohen mit dem Ausschluss aus der Gemeinde bei Verstößen gegen interne ZJ-Regeln und/oder christliche Maßstäbe wird der Augenmerk aber keinesfalls auf die Gnade und Liebe unseres Retters Christus gelenkt. Vielmehr wird dadurch die stetig geschürte Angst vor den Konsequenzen eines Fehlverhaltens als Mittel der Machtausübung und der Nötigung missbraucht. Wer will schon aufgrund eines Fehlverhaltens plötzlich alle sozialen und sogar die familiären Kontakte verlieren und von einem Tag auf den anderen, allein, gemieden, gebrandmarkt und „todgeweiht“ durchs Leben gehen? Dann schon lieber allen noch so obskuren Regeln „freudig und freiwillig“ sich unterwerfen und gute Mine zum bösen Spiel machen!

Wenn auch die einzelnen Regeln und Verbote für den Gläubigen teilweise gut und oft sogar biblisch begründbar sind, es gibt bei einer genaueren Betrachtung der angeführten Bibelzitate allerdings keine biblische Grundlage für ein absolutes Kontaktverbot mit solchen dramatisch sozialen Folgen für den Betroffenen.

Das Motto der 2016 abgehaltenen Regionalkongresse „Bleibe Jehova gegenüber loyal“ zeigt, dass die WTG den Begriff „Loyalität“ als Gehorsamsverpflichtung gegenüber dem Leitungsgremium der WTG betrachtet.

 

Es folgen hier einige Original-Tonaufnahmen solcher Disziplinierungsansprachen.

 

Hier z.B. spricht Norbert Koch, als Beauftragter der WTG zum Thema „Loyalität Jehova gegenüber“. Ich habe ihn in seiner Rolle als Kreisaufseher als einen kleingeistigen und auf Gehorsam zur Organisation manipulierten Menschen erlebt. Seine Bibelkenntnisse beschränken sich auf das bloße Wiederkäuen von WTG-Worthülsen, ohne Substanz oder Anzeichen eigener Nachforschungen. Hören wir also mal rein: Das Kontaktverbot – Faustpfand einer Sekte

 

Vordergründig geht es um Loyalität gegenüber Jehova, in Wirklichkeit aber fordert man völlige Ergebenheit und absolute Loyalität gegenüber den Funktionären der Wachtturm-Organisation. Widerspruchsloser Gehorsam in allen Lebensbereichen wird von den Gläubigen erwartet, wodurch der Tatbestand der psychischen und sozialen Ausbeutung erfüllt wird.

Norbert Koch, als Teil der Hierarchiefunktionäre, fordert hier bedenkenlos dazu auf „reuelose Missetäter“ zu ächten. Wer ein reueloser Missetäter ist entscheiden die Hierarchiefunktionäre aufgrund vorgegebener Bibelauslegung der WTG. Mit Arroganz und Hochmut entscheiden Funktionäre wie z.B. „reisende Aufseher” oder auch Älteste der Versammlung in ihrer Selbstüberhebung, wer als reueloser Sünder auszuschließen ist.

Jehovas Zuchtmaßnahmen führen immer zum Guten

Hier handelt es sich um so eine typisch eingeübte Sprechblase. „Gottes Urteile sind immer zum Segen“ – ja, wer wollte dem widersprechen. Die Frage ist, ob die Entscheidungen der Funktionäre immer zum Segen sind, ob sie auch wirklich von Gott kommen.

Um ihre Entscheidungen als von Gott kommend zu belegen, greifen diese WTG-Exegeten auf Beispiele aus dem Alten Testament zurück, so wie auch hier auf 5. Mose 13.

Der Begriff „reueloser Sünder“ wird auf jeden Ausgeschlossenen oder Aussteiger leichtfertig angewendet. Doch wie der Redner selbst noch rechtzeitig bemerkt, geht es in dem zitierten Bibelvers nicht um „reuelose Sünder“. Im Kontext zusammengefasst lesen wir:

„Wenn ein Prophet oder Träumer in deiner Mitte aufsteht und dich durch Zeichen und Wunder verleiten will andern Göttern zu folgen und ihnen zu dienen dann folge ihm nicht. Der falsche Prophet soll sterben, weil er Aufruhr predigt.

Auch wenn er dein Bruder, deine Mutter oder dein Sohn oder dein Freund ist, sollen sie sterben.

Die WTG und ihre Funktionäre benutzen 5. Mose missbräuchlich als Faustpfand um Kritiker zu isolieren. Sind diese Kritiker mit falschen Propheten gleichzusetzen? Persönliche Zweifel an problematischen „WTG-Dogmen“ werden als „abtrünniges Denken” stigmatisiert. Gefühle und familiäre Bindungen spielen eine untergeordnete Rolle. Eltern wird auferlegt, natürliche Empfindungen ihrem volljährigen Kind gegenüber ohne Wenn und Aber als gegenstandslos zu entsorgen, es sogar als „geistig tot“ zu betrachten. Als Erklärung für die mangelnde Bereitschaft, Gefühle oder Bedürfnisse anderer anzuerkennen oder wenigstens zu respektieren, werden pseudobiblische Begründungen angeführt, z. B.  1. Korinther Kapitel 5

Aus den Worten des Paulus „keinen Umgang mit einem Sünder zu haben“ konstruiert die WTG ein totales Kontaktverbot auch gegenüber Familienangehörigen. An dieser Stelle müssen wir kurz auf den Hintergrund dieser Aussage eingehen.

Was veranlasste Paulus zu der Ermahnung in 1. Kor. Kap. 5

Der Kontext zeigt, Paulus war erbost über die Oberflächlichkeit der Korinther-Gemeinde im Umgang mit einem Sünder in ihrer Mitte. Die krass sündige Lebenssituation eines Mitchristen wurde von der Gemeinde einfach nicht zur Kenntnis genommen. Anstatt traurig darüber zu sein waren sie, wie Paulus sagte, aufgeblasen. Sie beriefen sich anscheinend zu sehr auf ihre christliche Freiheit. Doch Paulus ermahnte sie, den freundschaftlichen und liebevollen Umgang mit dieser Person aufzugeben, sozusagen ein Zeichen zu setzen.

In seinem 2. Brief an die Korinther stellte Paulus dann auch erfreut fest, dass die Meisten seiner Aufforderung folgten und damit zum Ausdruck brachten, dass sie eine solche schwere Sünde nicht guthießen. Doch nun sollte es gut sein, nun sollte man ihm vergeben und ihn trösten, damit er nicht vollends verzweifelte. Dieser Gesichtspunkt wird von der WTG und ihren Funktionären natürlich gerne übersehen, er passt nicht in ihr verordnetes, lebenslanges Konzept des Kontaktverbots.

Stattdessen behauptet sie, der Sünder habe seine Lebenssituation bereinigt, aber dafür gibt es keinen Anhaltspunkt. Inwieweit der Betreffende seine Verhaltensweise geändert hatte bleibt hier offen und spielt unter christlichen Gesichtspunkten auch keine Rolle.

Der eigentliche Zweck des sich von ihm Zurückziehens bestand darin, ihn zum Bekenntnis seiner Schuld zu bringen. Diese von Paulus angeführte Begebenheit bietet keine Grundlage für ein lebenslanges Kontaktverbot. Zu beurteilen ob seine Reue und sein Bekenntnis vor Gott ausreichend war stand ihnen nicht zu, und steht auch einem heutigen sogenannten „Rechtskomitee“ nicht zu.

Christen haben weder das Recht noch die Möglichkeit festzustellen, ob ein Sünder „reuelos“ ist oder nicht. Solange er sich zu seiner Sünde bekennt hat er die Zusicherung Jesu, wie wir sie in 1. Johannes 1, Vers 9 lesen können:

„Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, dann erweist sich Gott als treu und gerecht: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.  Doch wenn wir behaupten, wir hätten gar nicht gesündigt, dann machen wir Gott zum Lügner und zeigen damit nur, dass seine Botschaft in uns keinen Raum hat.“

Wer seine Sünden bekennt, dem werden sie vergeben. Christus reinigt uns von jeder Sünde und Ungerechtigkeit, ganz gleich, wie oft wir gegen Gott sündigen. Im Fall eines bekennenden Sünders gibt es keinen Grund ihn mit lebenslanger Ächtung zu belegen.

Eine Zuchtmaßnahme Jehovas

Diese herzlosen Direktiven bezeichnet die WTG auch noch als eine liebevolle Zuchtmaßnahme Jehovas. Arrogant und hochmütig entscheiden diese WTG – Funktionäre darüber ob der Sünder „Gott annehmbare Reue“ zeigt. Die fehlende Bereitschaft Gefühle anderer zu berücksichtigen ist ein Markenzeichen jeder Psychosekte.

Ja, natürlich muss man diese Praxis des Gemeinschaftsentzugs mit dem daraus resultierenden Kontaktabbruch irgendwie rechtfertigen. Und so behauptet der WTGFunktionär hier frech und wider besseren Wissens, ein Gemeinschaftsentzug würde ja nur ausgesprochen, wenn jemand eine schwere Sünde begeht und diese nicht bereut. Dabei wird bewusst verschwiegen, dass auch Aussteiger wie ausgeschlossene Sünder behandelt werden. Hier wird offensichtlich, die WTG benötigt dieses Kontaktverbot als Faustpfand um Kritiker und Aussteiger zu isolieren, deshalb der folgende Hinweis, Schriften und Internetseiten von Aussteigern zu meiden.

Handelt es sich hier wirklich um eine Loyalitätsprüfung Gott gegenüber? Es liegt auf der Hand, dass es der WTG nur um den Erhalt ihrer Machtstruktur geht.

Die Worte von Paulus werden auf schamlose Weise benutzt, um die natürlichen elterlichen Empfindungen zu unterdrücken. Ohne Wenn und Aber sollen sie ihre Kinder als „geistig tote Sünder und Abtrünnige” entsorgen.

dass Eltern ihre Kinder als gestorben, sozusagen nicht mehr existent betrachten und aus der Familiengemeinschaft entfernen.

Zitat aus einem Videofilm der WTG: „Meine Eltern wollten genauso loyal sein wie Aaron“. Völlig „wild” und je nach Bedarf greift die WTG auf alttestamentarische Beispiele zurück und klaubt sich kreuz und quer alles zusammen, was ihr gerade in den Kram passt und als „biblische Grundlage“ ihrer Direktiven dienen könnte. Das nennt man „Steinbruchmethode”. Die WTG kann völlig zu Recht als „rückwärtsgewandte, sich am Alten Testament orientierende Sekte” und antichristlich eingestuft werden, was auch das Fehlen eines neutestamentarischen Christus-Fokus in dieser WTG-Ideologie des Gemeinschaftsentzugs erklärt.

Aufforderung zur Verweigerung eines Telefonats mit der Ausgeschlossenen Tochter

Die kleinkarierte Moral loyaler Zeugen Jehovas wird in einer Szene deutlich, die zeigt wie eine Mutter ein Telefonat mit ihrer in Not geratenen Tochter verweigert. JW.org-geprägte Zeugen Jehovas sind scheinbar nicht mehr in der Lage christlich oder auch nur annähernd menschlich zu handeln. Man stelle sich vor, die Tochter versucht telefonisch Kontakt zu ihren Eltern herzustellen. Vielleicht ist sie in Not, Opfer eines Unfalls oder eines Verbrechens, braucht dringend Hilfe. Das würde die Mutter allerdings nur erfahren können, wenn sie das Gespräch am Telefon auch annimmt.

Hier wird wieder, teuflisch geschickt, der schwarze Peter an den einzelnen Verkündiger weitergeschoben. Es wird nicht in Worten ausgedrückt, dass man sich nicht einmal am Telefon melden soll, wenn ein ausgeschlossenes Kind anruft, sondern es wird in einer kurzen, einprägsamen Szene bildlich dargestellt. Jeder WTG-hörige Zeuge Jehovas wird diese unterschwellige Botschaft aber genau verstanden haben und im Falle des Falles auch genauso umsetzen. Es wird allerdings nie jemand behaupten können, die WTG habe dieses unmenschliche Verhalten in Worten „befohlen“, weil die Aufforderung dazu ja „nur“ in einer kurzen Videosequenz impliziert war.

Die perfekt indoktrinierte Mutter im Video weigert sich also − auch wenn es ihr sichtlich schwer fällt − mit ihrer Tochter zu sprechen. Weshalb?

Und die WTGFunktionär scheuen sich in ihren Ansprachen nicht, Verständnis für die Situation in der sich die Eltern befinden, zu heucheln. „Brüder, seid gewiss, Jehova kennt euren Schmerz, er weiß was du fühlst, wenn du einen lieben Angehörigen verlierst“.

Doch halten wir fest: Du, der du den manipulativen Anweisungen der WTG genau folgst, hast deinen Angehörigen nicht verloren, nein du hast ihn verstoßen. Du bist es, der lieber der WTG und ihren Funktionären gehorsam ist, als deinem Herzen und dem Gesetz des Christus.

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16 Kommentare
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Ein guter Artikel

aber immer noch viel zu „nachsichtig“ und viel zu soft.

Gleichwohl herzlichen Dank für den sehr guten Artikel.

Lg

Ps:
Ich hoffe, dass die SZ entsprechend aufgeklärt wird! Und zu einem angemessenen weiteren Artikel angehalten wird, bzw. sich selbst in der Verpflichtung sieht, und entsprechend selbstinitiativ die Problematik weiter führt und ihre Leser nicht im Unklaren lässt!

Lieber Bruder, jetzt ist mein zugehöriger Kommentar unter Wildblume #comment-38061 zu finden. Ich hatte zeitlich parallel identische Gedanken und Quellen zusammengesammelt. Doppelt hält besser. 🙂
LG RoKo

Lieber Bruder,
ein treffender Artikel.
Die Botschaft ist klar, die den Geschwistern aufgezwungen wird.
Friede pit

Was man unter “Faustpfand” versteht:
https://www.kredite.de/Wiki/faustpfand

Der Ausdruck wurde treffend gewählt.

Hallo an die Runde, ich wollte mal meinen Ausblick auf die Thematik Ausschlusspraxis zum Besten geben. Meine Meinung ist die: Für den gemeinen Zeugen wird sich so gut wie gar nichts ändern, auch wenn die Gesellschaft juristisch an Ruf in Deutschland einbüßen würde. In den Medien wurde inzwischen ausgebracht, dass es sich um eine (so habe ich es zumindest verstanden) Gewissensentscheidung des Individuums handeln würde, ob ein ehemaliger Bruder geächtet wird (siehe Artikel SZ). Ich glaube eher, dass es wie beim Verständnis zum Thema Wahlen zu einem “neuen Licht Light” kommen wird. Unterschwellig wird man wohl dies künftig auch so… Weiterlesen »

Erfreuliche Nachricht aus dem Sudan:
Der Apostasie-Paragraf wird abgeschafft.
Nach dem seit 1991 im Strafrecht verankerten „Apostasie-Paragraphen“ wurde eine Abkehr vom Islam, d.h. etwa ein Religionswechsel zum Christentum, ausdrücklich mit dem Tode bestraft.
Man sieht – mit etwas gutem Willen lässt sich der Umgang mit „Abtrünnigen“ doch verbessern.

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