Eine „Leitende Körperschaft“, die keine sein kann (Teil 2)

Was bleibt übrig?

Was bleibt nun übrig von dem „Muster“ einer leitenden Körperschaft in Jerusalem? Wir können noch einen Blick auf den Galater-Brief werfen. Im zweiten Kapitel schreibt Paulus über seine Reise nach Jerusalem:

„Erst vierzehn Jahre später kam ich wieder nach Jerusalem. Ich reiste mit Barnabas und hatte auch Titus mitgenommen. Diese Reise unternahm ich aufgrund einer göttlichen Offenbarung. In Jerusalem trug ich vor, was ich als Evangelium unter den nichtjüdischen Völkern predigte. Ich tat das besonders vor den Angesehenen in dieser Gemeinde, damit ich nicht ins Leere laufen würde oder bisher vergeblich gearbeitet hätte. Doch nicht einmal mein griechischer Begleiter Titus wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.“

„Wegen dieser Sache hatten sich nämlich falsche Brüder eingeschlichen. Sie waren eingedrungen, um die Freiheit auszuspionieren, die wir durch Jesus Christus haben, und uns wieder zu versklaven. Denen haben wir keinen Augenblick nachgegeben, damit die Wahrheit des Evangelium euch ganz erhalten bleibt.“ (Gal. 2:1-5)

Falsche Brüder waren in der Gemeinde Jerusalem! Wie war das möglich? Genau das ist von Jesus prophezeit worden, und es erfüllte sich schon vor dem Jahr 48 in Jerusalem, unter den Augen der angeblichen „Leitenden Körperschaft“.

Die eigene Verantwortung wird uns nicht abgenommen!

Welchen Eindruck gewinnt man, wenn das realisiert wird? Und was hat das mit Jesus Christus zu tun, der ja angeblich die „Leitende Körperschaft“ überwacht und sie davor bewahren soll, auf Abwege zu geraten? In diesem Zusammenhang führt die WTG gerne die Offenbarung an und benutzt das Bild, das Jesus als Führer seiner Gemeinde zeigt. Hier wird er als derjenige gezeigt, der die Ältesten seiner Gemeinde in der rechten Hand hält. Daraus leitet die WTG ab, dass Jesus die Ältesten direkt führt und das Eindringen falscher Lehren verhindert. Aber stimmt das?

In den sieben Briefen an seine Versammlung macht er auf viele falsche Verhaltensweisen und Irrlehren aufmerksam, die er bemerkt hat. Und er spricht deutliche Warnungen aus und bedroht jeden mit dem Tod, der seine Warnungen nicht beherzigt und sein Verhalten nicht ändert. Jesus verhindert nichts, was Menschen verhindern sollen!

Und ganz nebenbei bemerkt: Aus dem Urchristentum entstand eines Tages die Römisch-Katholische Kirche, die ja von den Zeugen zum „Weltreich der falschen Religion“ gerechnet wird. Sie entstand ja allmählich; sie hat sich entwickelt. Und Jesus hat diese Entwicklung nicht verhindert! Also kann man doch nicht behaupten, dass die „Leitende Körperschaft“ der WTG durch Jesus daran gehindert wird, auf die schiefe Bahn zu geraten. Nein! Und nochmals Nein! Für die Reinheit des Evangeliums bzw. seine Weitergabe sind seine Jünger selbst verantwortlich, weil sie sein gesichertes Wort, den heiligen Geist und ihr Gewissen besitzen und damit handeln können.

Wir haben das ausführliche Vermächtnis Christi – brauchen wir mehr?

Wir haben klare Anweisungen für ein christliches Leben. Nichts geht darüber hinaus. Es ist alles vorhanden, was wir an Belehrung brauchen. Man sehe sich nur einmal Römer 12, Kolosser 3, den 1. Johannes-Brief und die Bergpredigt an. Was braucht ein Christ da noch an Belehrung? Wir wissen doch genau, dass jeder, der danach lebt, auch gerettet wird. Und gibt es irgendetwas, was Jesus an Hilfe und Beistand vergessen hätte, was er in seinen Abschiedsworten gemäß Joh. 13 bis 17 versprochen hat? Hier ist alles gesagt. Und wir finden keine Spur von einer Organisation! Wir finden keine Erwähnung eines „Sklaven“ der „geistige Speise zur rechten Zeit austeilt“, wir finden keinen hierarchischen Aufbau der Versammlung, kein Mensch wird als Führer bezeichnet, denn alle sind Brüder und alle haben nur einen Führer und Lehrer, Jesus Christus, der durch den heiligen Geist wirkt.

In seinen Abschiedsworten während des letzten Passahs spricht Jesus alles aus, was seine Nachfolger in dieser Welt an Beistand, Hilfe und Rat brauchen: Zuerst macht Jesus durch die Fußwaschung auf das Prinzip des demütigen, gegenseitigen Dienens aufmerksam. Und er bezeichnet diese Haltung als den Weg zum wahren Glück: „Ja, ich versichere euch: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr und ein Gesandter nicht größer als sein Auftraggeber. Das wisst ihr jetzt. Nun handelt auch danach, denn das ist der Weg zum wahren Glück.“ Als Nächstes befielt er seinen Nachfolgern einander zu lieben, so wie er sie geliebt hat. Seine Liebestat soll Ziel und Vorbild sein, denn nur daran würden sie als seine Nachfolger erkannt werden.

Im Kapitel 14 weist Jesus auf die äußerst wichtige Verbindung zwischen Jesus, seinem Vater und seinen Jüngern hin. Damit sind alle seine Nachfolger Teil der göttlichen Familie! Wir finden keinen Gedanken, der von einer „Mutter“ spricht, der man vertrauen müsse. Die Gemeinschaft seiner Nachfolger mit Gott und seinem Sohn wird als sehr eng beschrieben. Und wo bleibt in diesem Zusammenhang die Organisation? Und wer belehrt und berührt die Herzen? Wer erinnert, wer lenkt? Es ist der heilige Geist! 

Im Kapitel 15 wird die Gemeinschaft mit Jesus als so wichtig herausgestellt, dass ein Jünger nicht ohne sie als Christ leben kann! Wohlgemerkt: Es ist die Gemeinschaft mit Jesus, nicht die mit einer Organisation, die sich selbst als unentbehrlich hinstellt. Jesus ist der Weinstock, seine Nachfolger sind die Zweige und Gott ist der Weingärtner. Und wo ist die Organisation?  Kann die Organisation das tun, was Jesus versprochen und gehalten hat? 

„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr bitten, was immer ihr wollt: Ihr werdet es bekommen!“ (Joh. 15:7)

Im weiteren Verlauf seiner Rede verheißt Jesus seinen Nachfolgern Frieden und Freude, beides Früchte des heiligen Geistes. Und im abschließenden Gebet vertraut er sie seinem Vater an, damit er über sie wache und sie schütze. Und wieder stellt er die kostbare Einheit mit seinem Vater und seinen Jüngern in den Mittelpunkt. Mit diesen großartigen Gedanken ließ Jesus seine Jünger auf der Erde zurück.

Eine Erfolgsgeschichte des frühen Christentums

Im ersten Jahrhundert lebten die Jünger nach diesen Worten. Sie verbreiteten das Evangelium über die damalige Welt und machten sehr viele Menschen mit dieser Botschaft glücklich. Das ging alles ohne „Organisation“, aber nicht ohne Ordnung. Diese Ordnung gaben sich die Versammlungen selbst. Und weil das alles unter der Wirkung des heiligen Geistes und Jesu Christi geschah, hatte das Evangelium diesen Erfolg. Und welchen Platz hätte eine Organisation einnehmen können? Es gibt in diesem Zusammenhang keinen Platz für sie.  Es ging alles ohne sie! Das kann man nicht oft genug betonen.

Die ganze Apostelgeschichte ist eine Erfolgsgeschichte des frühen Christentums. Dieser Erfolg war ganz allein auf die wunderbare Wirkung des Himmels zurückzuführen. Man war nicht von Druckpressen,  Übersetzungsbüros, Zweigbüros und Bethelheimen abhängig. Man kannte keine weltweiten Skandale, keine Verstrickung mit politischen und religiösen Organisationen, keine Geschäfte mit Immobilien und Banken, keine Steueroasen, keine Habgier und das ständige Betteln um Geld. Dieser ganze Plunder der WTG war überflüssig. Ja nicht einmal Kirchengebäude benötigte man. Die gute Botschaft wurde auf Herzen geschrieben! Und die Siegesmacht, welche die Welt besiegte, war der persönliche Glaube!

Die ersten Christen waren in der Mehrheit noch blind für den Glanz der Macht, für die Anbetung einer Führung. Sie hatten noch den Mut, die Bibel selbst zu lesen und darüber nachzudenken. Sie brauchten keine „bibelerklärenden Schriften“ neben den Briefen der Apostel und den Evangelien. Sie hatten helfende Menschen an ihrer Seite, die ihnen beistanden. Auch wenn sich schon früh der Abfall und der Antichrist in manchen Versammlungen bemerkbar machten, wussten sie immer noch, was sich gehört und was Gottes Wille war. Sie kämpften um ihren eigenen Gauben; sie prüften ihn immer wieder, um festzustellen, ob sie noch auf dem richtigen Weg waren.

Wer das heute als Mitglied der Zeugen Jehovas ebenso tut, bekommt rasch Ärger. Sieht er einen Missstand und weist darauf hin, dann wird er bald als jemand gesehen, der den „Sklaven“ kritisiert. Und das ist verboten! Es kann ihm geschehen, dass man ihn auffordert, den Mund zu halten und über unverrückbare Tatsachen nicht zu sprechen. Tut er es doch, dann wird im u. U. dies gesagt: „Wann begreifst Du endlich, dass Du weder eine Befugnis, noch einen göttlichen Auftrag hast, Älteste und sogar Gesalbte zu kritisieren?“

Das haben die frühen Christen nicht erlebt. Nicht einmal die Apostel waren über Kritik erhaben. Auch sie mussten sich zurechtweisen und korrigieren lassen (1. Tim 5:1, 20; Gal. 2:14). Aber wer sachlich begründete Kritik mit allen Mittel unterdrückt, hat wohl auch einen guten Grund dafür. (Wie Kritik an der LK aufgefasst wird: hier.)

Götzen und „fromme“ Betrüger

Irgendwie werde ich den Gedanken einer Verwandtschaft zwischen der RKK und der Wachtturm-Organisation nicht mehr los: Bei der RKK ist der Papst der Stellvertreter Gottes; alles ist auf diesen Menschen bezogen. Die Kirche kann nicht ohne Papst sein! Die Mitglieder brauchen ihn wie die Luft zum Atmen. Im Papst und seiner Kurie verehren sich die Mitglieder selbst und versichern sich durch ihn ihres „rechten Glaubens“.

Die „Leitende Körperschaft“ der Wachtturm-Organisation hat sich eine ähnliche Rolle angemaßt: Sie ist das eigentliche Herz dieser Religion. Sie bestimmt alles, ist keinem Menschen Rechenschaft schuldig und sieht sich als den einzigen Weg zur Rettung und als Gottes „Mitteilungskanal“. Und das „Kirchenvolk“ schaut andächtig und glaubenswillig zu ihr auf (Ps. 73:7-10).

Der Papst und seine Kurie sind Produkte der Ideologie, die sich fast ganz von der Bibel entfernt hat. Die Ideologie hat solche Macht gewonnen, dass sie nicht ohne Schaden für das Ganze geändert werden kann. Jede Änderung im Sinne der Lehre Christi würde die ganze Struktur in den Untergang zwingen. Die LK ist in derselben Lage. Auch die von Rutherford geschaffene Ideologie darf nicht wesentlich verändert werden, ohne die LK überflüssig zu machen. Von daher ist nicht zu erwarten, dass sich am Zustand der Organisation etwas ändert. Das wird für alle Zeugen Jehovas ein Problem werden. Die Frage lautet dann, wenn man hinter die Kulissen geblickt hat: Bleiben oder gehen? Wer es mit seiner Glaubensüberzeugung ernst nimmt und als Christ in göttlicher Freiheit leben will, muss gehen. Denn: Schlechte Gesellschaft verdirbt gute Gewohnheiten! Ob man will oder nicht, der Einfluss der Masse und die Beeinflussung durch die Propaganda kann nicht unterschätzt werden!

Von Götzen sagt man, dass seine Verehrer so werden, wie der Götze ist. Will man das, wenn man diesem Götzen der WTG vertraut und sich von ihm beeinflussen lässt?

Klicke hier um den Beitrag zu bewerten
[Total: 44 Durchschnitt: 4.9]
21 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments

Nein, man will diesen Götzen der WTG absolut nicht!
Der Sklave ist nicht grösser als sein Herr (Joh. 13:16). Was Christus, der unbestritten unser Herr ist, tat oder eben unterliess zu tun, soll unsere Anleitung für den rechten Dienst im Reich Gottes sein. Wir sind nicht grösser als Er. Mit selbstbestimmten Werken schiessen wir am Ziel vorbei. Nur mit Werken, die mit Ihm im Einklang stehen, sind wir für Ihn und das Wohl der Menschen nützlich.

Shalom José 

Guten Abend Tilo (Apostelgeschichte 15:28-29) . . . 28 Denn der heilige Geist und wir selbst haben es für gut befunden, euch keine weitere Bürde aufzuerlegen als folgende notwendigen Dinge: 29 euch von Dingen zu enthalten, die Götzen geopfert wurden, sowie von Blut und von Erwürgtem und von Hurerei. . . Wer waren die, mit denen der unfehlbare Heilige Geist Gottes in Jerusalemer den Beschluss gefällt hat? (Apostelgeschichte 16:4) 4 Als sie nun durch die Städte reisten, überbrachten sie denen, die dort waren, die zu beachtenden Verordnungen, welche von den Aposteln und älteren Männern, die sich in Jerusalem befanden, beschlossen worden waren. Mit welcher Berechtigung schufen die älteren… Weiterlesen »

Ja, die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas findet keine biblische Entsprechung und Berechtigung. Im 1. Jahrhundert waren zwar die Apostel Christi durch Jesus befugt worden, seiner Versammlung vorzustehen. Und das auch nur im Rahmen der Befugnisse, die Jesus ihnen übertragen hatte. Daher sagte Paulus auch zu den Korinther Christen: “Damit meine ich nicht, dass wir euch bis ins Kleinste vorschreiben möchten, wie ihr euren Glauben leben sollt. Wir wollen vielmehr mit euch gemeinsam darauf hinarbeiten, dass ihr voll Freude an eurem Glauben festhaltet” (2. Kor. 1:24; Neues Leben Bibel). Nach dem Tod der Apostel gab es ein derartiges Lehr- und… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by www.Christusbekenner.de

Hast du Infos über die Resolutionen die momentan in den einzelnen Versammlungen stattfinden bezüglich Spendengelder und Abgaben an das Weltweite Werk?

… Nobody : bei exzj Reddit findest du eine kurze Zusammenfassung

Ich sehe hier einen Kommandostab und einen Österreicher ganz vorne zentral im Bild, den sie als geistigen “Führer” verherrlichen, incl. Mobilmachungs-Propaganda gegen Russland. – Das hatten wir alles schon mal. Wie es endete, ist bekannt.

Last edited 3 Jahre zuvor by Johnny

Ob die “Leitende Körperschaft von Jehovas Zeugen” eine biblische Legitimierung hat, ist eine sehr wichtige und entscheidende Frage. Daher hier noch eine weitere Anregung an unsere ehemaligen lieben Brüder und Schwestern innerhalb der JW.Org, einmal über Folgendes nachzudenken: Sprach Jesus über Angelegenheiten/Fragen von grundlegender/geschichtlicher Wichtigkeit nur ein einziges Mal? Machte er solche nur ein Mal zum Gegenstand seiner Rede — und dann nur nebenbei oder gar versteckt in einem Gleichnis? Entsprach ein solches Vorgehen dem üblichen Muster, wie Jesus vorging? Nein, Jesus behandelte grundlegende Themen mehrmals und offen. Er wollte, dass seine Jünger seine Ausführungen bewusst registrierten und behielten (auch… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by www.Christusbekenner.de

Dies schließt sich in 0Sekunden

Scroll to Top