Eine „Leitende Körperschaft“, die keine sein kann (Teil 1)

Der „treue und verständige Sklave“ ist für alle Zeugen Jehovas ein feststehender Begriff, er zum Mittelpunkt ihres Glaubenslebens geworden. Er ist von einer Bedeutung, die es nicht erlaubt, auch nur die leiseste Kritik zu üben. Seine Autorität ist unanfechtbar, weil er meint, von Jesus eingesetzt worden zu sein, um das „Werk des Predigens und Jüngermachens“ zu leiten. Aber seine Bedeutung soll noch weit darüber hinausgehen: Nur er ist in der Lage, die Bibel zu verstehen und zu erklären! Sein Wort gilt soviel wie Gottes Wort! Und er kann sich nicht irren, denn er wird angeblich durch den Geist Gottes geleitet.

Aber diese Anmaßung ist auch von anderen Religionen bekannt, die schon lange vor den Zeugen Jehovas die Weltbühne betreten haben. Auch sie erheben den Anspruch der Unfehlbarkeit und maßen sich das Recht an, im Namen Gottes zu sprechen und zu handeln. Mit anderen Worten: Sie betrachten sich ebenso wie die „Leitende Körperschaft“ als Stellvertreter Christi.

 

Kritisiert jemand das Verhalten dieser Menschen, dann macht er sich automatisch zum Feind Gottes; dann wird mit Vernichtung gedroht, dann wird er geächtet und als Antichrist bezeichnet. Man lese bitte im  Einsichtenbuch (Ausgabe 1990, S. 22, 23 Stichwort: Abfall, Abtrünnigkeit)  wie Menschen beschrieben werden, welche die Organisation verlassen, weil sie das schlimme Verhalten der LK nicht gut finden. Ich kann mir eine schlimmere Diskriminierung kaum denken. Allein diese Diskriminierung entlarvt die LK als eine radikale und nichtchristliche Körperschaft! Und man kann sich denken, wie dieses Feindbild auf einfache, glaubenswillige und menschenverehrende Leute wirken kann, die den Worten der LK blind vertrauen.

Vor der Herde der Gläubigen stilisiert sich die LK zum Gott. In ihrem Selbstverständnis schreibt sie tatsächlich solche Sachen:

„Jehova vertraut der Organisation. … Wer sind wir, dass wir denen nicht vertrauen, denen Jehova vertraut? … Wie können wir Jehovas Organisation unterstützen? Nicht zuletzt dadurch, dass wir stets denen vertrauen, denen Jehova und Jesus Christus vertrauen, und die sie mit der Leitung des Predigtwerkes beauftragt hat.“ (Wachtturm 15. 2. 2009, S. 27)

„Die Mitglieder dieser Sklavenklasse haben sich in ihrer Gesamtheit den Ruf erworben, dass sie dem Lamm beständig folgen, ungeachtet wohin es geht. Sie sind in übertragener Bedeutung „jungfräulich“, weil  sie sich nicht mit den Glaubensansichten und Bräuchen des Weltimperiums der falschen Religion, „Babylon die Große“ genannt, befleckt haben. „In ihrem Mund wurde keine Unwahrheit gefunden“, denn sie haben keine Irrlehren verbreitet. Und sie achten darauf, „ohne Makel“ durch die Welt Satans zu sein.“ (Wachtturm 15. 2. 2009, S. 24)

Beide Zitate offenbaren eine schlimme Selbstüberschätzung, einen religiösen Größenwahn. Und das angesichts der Tatsache, dass diese Organisation tatsächlich Unwahrheiten und Lügen verbreitet hat und sich sehr wohl mit der „falschen Religion“ eingelassen hat. Beweise dafür sind auf diesem Portal in Massen veröffentlicht worden. Wer also die Wahrheit in dieser Angelegenheit wissen will, kann sie finden. Allerdings nur wenn er wirklich will, wenn er sich der Wahrheit Gottes verpflichtet fühlt, sein Gewissen befragt und die Bibel sprechen lässt. Aber das ist bei vielen Zeigen Jehovas so ein Problem, denn die besagte „Leitende Körperschaft“ bezeichnet alles, was an Kritik auftaucht, als Lüge und Verleumdung.

Da hat sie ein gutes Vorbild in der Person des jetzigen Präsidenten der USA. Auch für die Zeugen Jehovas hat man eine zweite „Wahrheit“ neben der tatsächlichen geschaffen: Es ist die Propaganda, mit der gegen die Wahrheit geschossen wird. In ungezählten Artikeln des Wachtturms wird beschwörend immer wieder das Vertrauen der Mitglieder eingefordert. Das erinnert mich an eine Szene aus Rudyard Kiplings Dschungelbuch. (https://youtu.be/ONAqkTe2SRU )

Die Urlüge der WTG

Es begann 1917  mit dem Buch Das vollendete Geheimnis. Auf dieses Buch wurde schon ausführlich Bezug genommen (https://www.bruderinfo-aktuell.org/am-anfang-war-die-luege-teil-1/)

Durch eine schlaue, verlogene Argumentation wurde hier von J. F. Rutherford die Urlüge der Organisation geschaffen, die in der Behauptung gipfelte, dass Jesus nach dem Ende des 1. Weltkrieges die „Wachtturm-Gesellschaft“ auserwählt und beauftragt hatte, ihn zu vertreten. Unter allen damaligen Religionsgemeinschaften soll Jesus nur eine einzige für  wert erachtet haben, sein Volk zu leiten! Um hier nicht zu ausführlich zu werden, möchte ich jeden Leser bitten, sich mit der mythologischen Herleitung der WTG als „Kanal Gottes“ in diesem Buch zu beschäftigen. Man muss kein Gelehrter sein, kein hochgebildeter Mensch, um diesen bösen Unsinn zu durchschauen.

Um den Bereich des Lächerlich-Absurden zu verlassen, möchte ich auf die biblische Begründung eingehen, die heute auf der Website der WTG gebraucht wird. Sie ist kurz mit zwei, drei Bibelstellen abgehandelt:

Ein Gleichnis Jesu wird zur Prophezeiung umgedeutet

Zuerst steht Mat. 24:45 im Mittelpunkt. Hier spricht Jesus bekanntlich von einem Sklaven der sich als treu erweist und deshalb damit belohnt wird, dass ihn sein Herr über seine ganze Habe als Verwalter einsetzt. Daraus leitet man ganz salopp die These ab, dass damit eine menschliche Gruppe gemeint sei, die den „Haushalt des Glaubens“ mit „geistiger  Nahrung“ versorgt und das Evangelisationswerk leitet. Das kann man so behaupten, und wer nicht weiter nachdenkt und nachfragt, wird es auch so hinnehmen.

Wer aber nachdenkt, wird sich fragen, warum ein eindeutiges Gleichnis, das zur geistigen Wachsamkeit ermahnt, plötzlich – von den Zeugen Jehovas – als Prophezeiung gesehen wird. Es ist keine Prophezeiung, denn Jesus erzählte noch andere Gleichnisse mit diesem Inhalt. Im Parallelbericht in Lukas 12 wird dann von Petrus das Ganze als Gleichnis bezeichnet (Luk. 12:41).

Auch die grammatikalische Konstruktion lässt einen Gedanken an einen menschlichen Verwalter des Glaubenshaushalts gar nicht aufkommen. Denn es steht im griechischen Text „und gekommen seiend wird er ihn über seine ganze Habe setzen“. „Gekommen seiend“ ist ein Aorist, der hier eine abgeschlossene Handlung bezeichnet, die eine Wiederholung, ein zweites Kommen danach, ausschließt. Die Handlung des Kommens ist damit abgeschlossen! Und was macht man jetzt mit der Behauptung, dass Jesus 1914 „gekommen“ sei und dann den „Sklaven“ autorisiert hätte? Man beachte auch die Aussage Pauli in Hebräer 9:28: „So wurde auch der Messias nur einmal geopfert, um die Sünden vieler Menschen wegzunehmen. Wenn er zum zweiten Mal erscheinen wird, kommt er nicht mehr der Sünde wegen, sondern wird die endgültige Rettung für die bringen, die auf ihn warten.“ Gemäß der Wachtturm-Lehre wäre seine „Wiederkunft in Harmagedon“ eine dritte Wiederkehr. Das aber verneint die Bibel!

Aus einer Beratung der Apostel wird eine Sitzung der „Leitenden Körperschaft“

Der zweite Text, mit dem die Autorität der LK „bewiesen“ werden soll, ist die Apostelgeschichte im Kapitel 15 und 16. Hier berichtet Lukas vom Apostelkonzil in Jerusalem. Hier kamen die Apostel und die Ältesten zu einer Beratung zusammen. In diesem Konzil erblickt die WTG eine „Leitende Körperschaft“, gewissermaßen ein Vorbild, dem sie entsprechen will. Aber was ist tatsächlich damals passiert? In der Versammlung Antiochia war ein Problem aufgetaucht:

„Dann kamen einige Leute aus Judäa nach Antiochia und erklärten den Brüdern in der Gemeinde: „Wenn ihr euch nicht nach mosaischen Brauch beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden. Paulus und Barnabas bestritten das energisch und hatten deshalb eine heftige Auseinandersetzung mit ihnen.“ (Apg 15:1, 2)

Um die Frage endgültig zu klären, schickte die Versammlung Antiachia Paulus und Barnabas nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten. Hier in Jerusalem wurde sofort deutlich, woher die Forderung nach einer Beschneidung kam: „Einige, die zur Partei der Pharisäer gehört hatten und zum Glauben gekommen waren, standen auf und erklärten: „Man muss die Nichtjuden beschneiden und sie anweisen, das Gesetz Moses zu halten.“ (Apg. 15:5)< Da waren also Männer in der Gruppe, die von der WTG als „Leitende Körperschaft im ersten Jahrhundert“ betrachtet wird, die eine falsche Auffassung vertraten! Von hier aus wurde also eine Irrlehre verbreitet, die viel Unruhe auslöste und das Opfer Jesu in letzter Konsequenz  ungültig zu machen drohte!

Wir wissen, dass sich die Apostel und Ältesten schließlich einigten und einen Beschluss fassten:

„… sondern ihnen schreiben, dass sie folgende Dinge unterlassen sollen: die Beteiligung an Götzenopfern, jede Form von sexueller Unmoral, den Genuss von nicht ausgeblutetem Fleisch und von Tierblut überhaupt.“ (Apg. 15:20)

Waren diese Forderungen neu? Nein! Sie galten unter dem Gesetz Moses für alle Ausländer, die in Israel lebten! (3. Mose 17-18)  Mehr ist von den Aposteln nicht beschlossen worden! Und das waren dann die Verordnungen, die an alle Versammlungen geschickt wurden. (Apg. 16:4) Aber die WTG tut so, als ob von Jerusalem ein ständiger Strom von Verordnungen an die Versammlungen ausgegangen wäre. In allen Briefen des neuen Testaments findet sich nicht die Spur einer solchen Tätigkeit! (Was Paulus an „Vorschriften“ gab, hat nie den Rahmen des Christentums gesprengt. (Und wenn es eine persönliche Meinung von Paulus war, dann wurde es auch so gesagt.)

Klicke hier um den Beitrag zu bewerten
[Total: 50 Durchschnitt: 5]
17 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments

Lieber Tilo, ja, die LK (“leitende”….obwohl Jesus sagte: “Nennt niemand euren Führer”, Leiter) ist wahrlich das Spiegelbild zu diesen damaligen engstirnigen Juden, die neuen Gläubigen erneut Lasten aufbürden wollten! Und bedenken wir auch: WER hat den Apostel Paulus berufen? CHRISTUS, der Herr! Was sagt Paulus zum Thema Jerusalem? War er etwa dort, um sich von einer “LK” ständig Rat holen zu müssen? Nein!!! Denn in Gal. 1:16-19 sagt Paulus von sich: “…ohne Zögern habe ich diesen Auftrag angenommen und keinen Menschen um Rat gefragt. Ich bin nicht einmal nach Jerusalem gereist, um die nach ihrer Meinung zu fragen, die schon… Weiterlesen »

Wer sagt das sie den Kanal Gottes haben? Wer das in der heutigen Zeit von sich sagen kann, so soll er den ersten Stein werfen. Niemand wagt es. Diese sog. LK aus ein paar Leuten in Warwick, massen sich das aber schon. Ist das nicht von Satan’s Seite so gewollt? Man muss das so in etwa annehmen. Die Gründer der LK der JZ entstand in etwa wie im Auszug Wikipedia steht: Nach Rutherfords Tod 1942 übernahm Nathan Homer Knorr das Amt des Präsidenten der Muttergesellschaften. Unter ihm erfolgte die Gründung einiger edukativer Einrichtungen für die weltweite Mission. 1946 initiierte er die Arbeiten an der Neuen-Welt-Übersetzung, die seit… Weiterlesen »

Ich kenne einen Christen aus dem Iran, der vor 5 Jahren zum Christentum konvertiert ist. Er hatte in einer wichtigen Sache zu Jesus gebetet und sein Gebet wurde erhört. Darauf steht in seiner Heimat die Todesstrafe. Er entkam nur knapp. Als die Vollstreckungsgehilfen des Regimes in seine Wohnung eindrangen und ihn mitnehmen wollten, saß er schon im Flugzeug nach Europa. Diese extrem aggressive Vorgangsweise der dortigen „Theokratie“ erinnert mich leider auch an die aggressive Ausschlusspraxis einer Sekte, die sich ebenfalls als „Theokratie“ bezeichnet. Sie trennt innerhalb weniger Tage Christen von ihren Familien, weil sie sich für ein Leben mit Jesus… Weiterlesen »

Noch eine Anmerkung der LK in Warwick:
Sollen sie den Kanal Gottes wirklich Inne haben, mit all den Fehlern (Apokalypten-Vorhersagungen, etc.) die sie in jüngster Vergangenheit gemacht haben? Ist das Vertrauensvoll?
Und was ist mit den entdeckten Panama Papers die aus dieser Organisation herstammen?
Das sind Beweise genug um diese JW Org. als FALSCH zu entlarven sind!

Shalom José

Sehr guter Kommentar. Ich war gerade auf der Seite der JW.org und fasse es nicht, wie dort eingelullt wird. Als bekäme man beim Lesen eine virtuelle Pille und dann ist alles so schön, weil man ja ins (-zig fach verschobene) Paradies kommt, wenn man sich an alle diese Gebote und Verbote hält. Jeder Zentimeter des Lebens eines ZJ wird kontrolliert und bestimmt. Ich beschäftige mich seit kurzem immer mehr mit der LK und lese erschreckendes, wie zB dass diese 8 Hampelmänner in Warwick es sich recht gut gehen lassen (ROLEX, Ringe, teure Anwesen) mit den Spendengeldern ihrer Followers. Alleine aus… Weiterlesen »

Die Apostel waren direkt von Jesus Christus ernannt worden — auch der Apostel Paulus. Ihre diversen Verordnungen und zahlreichen Briefe — viele davon im Neuen Testament aufgenommen — waren für die frühen Christen/Ortsversammlungen verbindlich. Wieso? Weil es sich um Apostel Jesus Christi handelte und ihre Lehre! (Apg. 2:42; 2. Pet. 3:2). Diese Verbindlichkeit erkennen auch Christen heute ohne Widerrede an. Mehr war damals nicht nötig und ist es auch heute nicht — es wurde für uns in der Heiligen Schrift aufgezeichnet. Alles Weitere regelten die jeweiligen Ortversammlungen in autonomer Weise. Die Glieder der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas wurden nicht… Weiterlesen »

Last edited 4 Jahre zuvor by www.Christusbekenner.de

Uiuiui, eine neue Abhandlung! Bevor ich dies lese, möchte ich Euch von Stephen Lett’s Schlussansprache vom Samstag des Regionalkongresses berichten. Ist immer witzig, ihn zu beobachten….auch ohne Ton…. Aber er brachte ein paar …. naja…. seltsame Dinge zur Sprache. Es ging um das Thema, die Auferstandenen zu belehren. Lett zum Thema auferstandene Atheisten (google Übersetzung aus reddit, daher Anrede “Sie”) “Denken Sie an den ATHEISTEN, der auferstehen wird. Hier aßen sie Jehovas Essen, sie tranken sein Wasser, atmeten seine Luft, sie gingen auf seinem Boden, sie gaben ihm nie Anerkennung, erkannten ihn überhaupt nicht an. Es lässt uns an das… Weiterlesen »

Dies schließt sich in 0Sekunden

Scroll to Top