Verführte Verführer

Raymond Franz hat sich und andere als „verführte Verführer“ betrachtet. Damit wollte er sagen, dass viele Zeugen Jehovas dazu verführt worden sind, Menschen nachzulaufen. In ihrem Eifer für ihre Religion sind sie selbst zu Verführern geworden, weil sie die Sonderlehren der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) kritiklos weitergegeben haben. Und waren sie auch Älteste, dann haben sie unter Umständen Kraft ihres „Amtes“ alles daran gesetzt, diese Lehren zu verteidigen.

Da könnte der Eindruck entstehen, dass die Verführten in gewisser Weise unschuldig sind, weil sie ja Opfer waren. Aber sind Opfer immer unschuldig? Was ist, wenn Opfer selbst zu Tätern werden? Dann kann es so gehen, wie es Paulus an Timotheus schrieb: 

„Böse und betrügerische Menschen werden es immer schlimmer treiben, andere in die Irre führen und selbst in die Irre geführt werden.“ (2. Tim. 3:13)

Es gibt nichtsahnende Opfer, und sie sind unschuldig, wenn sie keine Möglichkeit hatten, sich gegen die Verführung wirkungsvoll zu wehren. Wenn sich aber das Gewissen meldet und man nicht darauf hört, ist man schuldig! Dann verurteilt uns unser Gewissen!

Ich habe zum Beispiel die Warnungen der Bibel nicht beachtet; ich habe meine eigenen schlimmen Erfahrungen nicht ernst genommen. Habe ich, wie so viele andere auch gesagt, dass Gott es schon ändern würde? Ja, das habe ich gesagt! War ich in diesem Fall aufrichtig oder unaufrichtig? Ich war unaufrichtig und feige. Natürlich war ich am Anfang der Verführung unwissend, was die Bibel anging. Und ich war empfänglich für eine Hoffnung auf Rettung, denn ich habe diese Welt verachtet und gehasst! Schon diese beiden Tatsachen machen es Verführern leicht, Menschen hinter sich her zuziehen.

Die günstige Zeit für Verführer war immer da

Es ist die böse Zeit, die den Verführern zu Hilfe kommt. Ihre Opfer sehnen sich nach allem, was mit dem Reich Gottes verbunden ist, und je länger sie warten müssen, um so stärker wird ihre Sehnsucht:

„Es wird eine Zeit kommen, wo ihr euch danach sehnt, auch nur einen Tag des Menschensohnes zu erleben, aber es wird euch nicht vergönnt sein (weil die Zeit noch nicht reif dafür ist).

Sie (die Verführer, die in Lukas 17:1 erwähnt wurden) werden zu euch sagen: >Seht einmal, dort ist er!<, oder: >Seht hier!< Geht dann nicht hin und lauft auch niemand nach!“ (Luk. 17:22, 23)

Darauf bin ich und andere hereingefallen! Aber wir hätten es besser wissen können, weil wir ja in der Bibel gelesen haben und weil unser Gewissen sich von Zeit zu Zeit geregt hatte. Ich weiß, dass andere Gleichaltrige früher hinter den Betrug gekommen sind, und sich von der Organisation getrennt hatten. Aber das wirkte nicht auf mich! Denn ich gab ihnen die Schuld daran und meinte, dass sie keinen Glauben gehabt hätten. So verblendet war ich!

Nach allen bisherigen Erfahrungen muss ich sagen, dass Verführer – auch wenn sie anfangs selbst verführt worden sind – nicht unschuldig sind. Auch sie gehören schließlich zu denen, die gestern Opfer und heute Täter sein können. Das ist ein Grundprinzip dieser vom Satan beherrschten Welt: Opfer und Täter sind austauschbar. So laden wir alle, mehr oder weniger ungewollt, Schuld auf uns. Das ist tragisch!

Hier auf Bruderinfo-Aktuell ist schon viel darüber geschrieben worden, was den Verführern geholfen hat, andere zu verführen. Wir können die Kette aus Opfern und Tätern im Fall der WTG zurückverfolgen bis Russell. Wir werden feststellen, dass gewisse charakterliche Grundstrukturen bei Opfern und Tätern eine wichtige Rolle spielten. Und wir können die Kette der Verführungen bis zum Sündenfall verfolgen und werden immer dasselbe Muster finden. Es ist eine feste Verbindung aus Habgier und Heuchelei, wobei die Habgier Motiv und Triebkraft für die Heuchelei ist.

Heuchelei

„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carleyle)

Ist ein Heuchler wirklich ahnungslos und unschuldig? Weiß er nicht, was er tut? Sein Problem ist ja, dass er genau weiß, was er macht, denn seine Taktik verrät ihn: Vor den Menschen will er etwas darstellen, was er nicht ist, oder was er nicht hat. Er verfolgt ein Ziel, das andere nicht erkennen sollen. Daher muss er sich verstellen. Er muss lügen und täuschen. Und das macht er ganz geschickt und mit Raffinesse. Ein Heuchler ist meist in der Lage, das Fehlverhalten anderer Menschen zu beurteilen. Auch dies beweist, dass er voll verantwortlich ist. Er verurteilt sich durch seine eigenen Worte, mit denen er andere kritisiert. In den Publikationen der WTG werden andere Kirchen wegen Kindesmissbrauch und dessen Vertuschung gerügt: 

„Auch der sexuelle Mißbrauch von Kindern durch Geistliche ruft Empörung hervor. Nachrichten aus aller Welt enthüllen das Ausmaß des Kindesmißbrauchs von seiten Geistlicher, der mitunter sogar im Namen Gottes verübt wird. So hatte ein überführter anglikanischer Priester zu seinem 10-jährigen Opfer gesagt, „Gott spreche durch ihn [den Geistlichen], und alles, was er oder der Junge tue, werde von Gott gebilligt und sei daher richtig“.

Eine in Australien erschienene Rezension des Buches The Battle and the Backlash: The Child Sexual Abuse War kommentierte den Kindesmißbrauch durch Geistliche und andere Vertrauenspersonen. Darin hieß es, die betroffenen Institutionen seien offenbar darum besorgt, den Schaden zu begrenzen, den ihr Ansehen erleiden würde, und sich selbst zu schützen statt die verwundbaren Kinder.“(Erwachet!  8. 4. 99 S. 6-7 Die Not greift weltweit um sich).

Das schrieb man 1999, und das wurde auch bis in diese Tage so geschrieben:

„Nicht der Wunsch, Gott zu gefallen, sondern politische Interessen, das Geltungsbedürfnis Einzelner und der Wunsch, der Allgemeinheit zu gefallen, waren oft Motive für eine Religionsgründung. Daher überrascht es nicht, dass man Religion manchmal mit Kindesmissbrauch, Betrug, Krieg und Terrorismus in Verbindung bringt. Religion dient oft nur der Täuschung. Wie kann man vermeiden, getäuscht zu werden? (Der Wachtturm 2007 1. 3. S. 4 Ist es von Bedeutung, für welche Religion man sich entscheidet?)

Inzwischen wurde dieses Fehlverhalten auch von der Kirche der Zeugen Jehovas bekannt. Vor der staatlichen Untersuchungskommission in Australien wurde 2015 über 1006 nicht angezeigte Fälle und deren Vertuschung durch die WTG innerhalb von 50 Jahren verhandelt! Inzwischen wurden viele Prozesse geführt und das lange versteckte Problem der Führung mit der Vertuschung des Kindesmissbrauchs und der Schonung der Täter in den eigenen Reihen platzte wie eine Eiterbeule. So schnell hat die Wirklichkeit die Heuchler entlarvt. Wie fragte man im Wachtturm? „Ist es von Bedeutung, für welche Religion man sich entscheidet?“ Ja, es ist von Bedeutung! Und dann soll man doch so handeln, wie es der Wachtturm nahelegt!

Mitgliedschaft bei der UNO

Ich möchte noch ein Beispiel für unverfrorenes Lügen der WTG anführen. Die WTG propagiert immer wieder, dass die UN eine Einrichtung Satans sei, um die Menschen vom Königreich Gottes abzulenken. Ein kleines Zitat macht es schon deutlich:

„Das Evangelium verpflichtet Christen, Gottes Königreich als Hoffnung für die Menschheit zu verkündigen, aber nicht, in menschliche politische Einrichtungen ihr Vertrauen zu setzen.“ (Erwachet! 08. 12. 1971, S. 30)

Im Januar 2002 wurde allen Ältesten während eines Treffens ein Brief der LK vorgelesen. Anlaß des Briefes waren beunruhigte Brüder, die „gehört“ hatten, dass die WTG Mitglied der UN sei. Es wurde ausgeführt, dass dies niemals der Fall gewesen sei. Man habe lediglich die Bibliothek der UN benutzt. In dieser Sache wurden viele Anfragen an das Büro für Öffentlichkeitsarbeit bei den Vereinten Nationen gerichtet. In einem offenen Brief vom 04. März 2004 teilte dann der Chef des Büros (Paul Hoeffel) mit, dass die WTG sehr wohl von 1992 bis zum 9. Oktober 2001 Mitglied der UN in der Sektion NGO (Nichtregierungsorganisationen) war! Es wurde auch geschrieben, welche Verpflichtungen man mit der Mitgliedschaft eingegangen war: Die Anerkennung der Charta der UN, die Unterstützung ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit, das Versprechen, nur auf gemeinnütziger Basis zu arbeiten und die aktive Unterstützung der Ziele der UN! Soweit ich bemerken kann, wird diese peinliche Sache immer noch geleugnet. „Ist ja gar nicht wahr!“, so ruft man uns zu und erklärt jeden Beweis als „fake-news“. Auch nach den Anschuldigungen im Kindesmissbrauchsskandal wurden Älteste zu Lügnern und wiesen  alles als Verleumdung ab!

Über die professionellen Heuchler seiner Tage sagte Jesus:

„Die Gesetzeslehrer und die Pharisäer sitzen heute auf dem Lehrstuhl Moses. Richtet euch deshalb nach dem was sie sagen, folgt aber nicht ihrem Tun. Denn sie selbst handeln nicht nach dem, was sie euch sagen.“ (Mat. 23:2, 3)

Kommt uns das bekannt vor? Woran denken wir jetzt? Und hat das Denken eine Konsequenz? (Wenn es keine hat, kann man es sein lassen)

Wölfe im Schafspelz

Jesus und seine Apostel warnten vor „falschen Aposteln“, vor Schwindlern und dem Antichristen. In ihren Warnungen ist der Gedanke enthalten, dass es diese Betrüger verstünden, ihre wahren Absichten zu verschleiern, weil sie sich verkleiden: als „Wölfe im Schafspelz“ und als „Superapostel“. Das führt dazu, dass diese Heuchler in einem verklärten Licht gesehen werden.

Die „Leitende Körperschaft“ (LK) der Zeugen Jehovas wird so positiv gesehen, weil viele Zeugen ihr Wunschbild auf diese Leute projizieren! Und sie bilden sich ein, dass alle Mitglieder der LK so seien, wie sie es sich vorstellen. Und was sich ein Zeuge vorzustellen hat, sagt die LK bei jeder Gelegenheit: In ihrer Propaganda stellt sie sich so dar, als wären sie alle ohne Tadel und des uneingeschränkten Vertrauens würdig. Das ist das typische Verhalten der Heuchler. Und das hat bei den meisten leichtgläubigen Zeugen diese Wirkung:

„ … denn ihr ertragt es, wenn euch jemand versklavt, ausnützt und einfängt, wenn euch jemand verachtet und ins Gesicht schlägt.“ (2. Kor. 11:20)

Und Jesus Christus hat bis heute Recht behalten, wenn er durch den Apostel Petrus sagt:

In ihrer Habgier werden sie geschickte Lügen erfinden, um an euer Geld zu kommen.“ (2. Pe. 2:3)

Habgier, der Motor der Heuchelei

Habgier beherrscht diese Welt bis in den letzten Winkel. Und wir wollen nicht den Fehler machen, und unter Habgier nur die Gier nach Geld (oder etwas Gleichwertigem) zu sehen. Auch die Gier nach Macht und Ansehen, nach Herrschaft und Göttlichkeit ist ebenso schlimm. Deshalb wundert es uns auch nicht, dass Habgier von Gott als Götzendienst bezeichnet wird, der für den Habgierigen tödlich endet. Götzendiener haben keinen Platz im Reich, das der Himmel regiert!

Die Pharisäer waren geldgierig

Sie liebten gemäß den Worten Jesu aus Matthäus 23 auch das Ansehen und die Verehrung durch Menschen. Ihre ganze Äußerlichkeit war darauf angelegt Eindruck auf andere zu machen. So bauten sie eine Macht über Menschen auf, die sie für ihre Zwecke missbrauchten. Sie erweckten den Eindruck, dass nur sie die wahren Gläubigen seien und nur sie die Schriften des Alten Bundes verstehen und erklären konnten.

Lieblingsthemen der WTG: Gehorsam und Geld

Diese Themen nehmen in den Veröffentlichungen der WTG einen großen Raum ein. Ein Zeuge Jehovas wird immer wieder dazu aufgefordert, der Führung zu gehorchen und ihr einfach zu vertrauen, auch wenn es schwerfällt, weil er Zweifel haben könnte! Ja, ein Zeuge Jehovas wird so teuflisch manipuliert, dass er sagen kann: „Lieber mit dem „Sklaven“ (damit ist die Führung gemeint) Unrecht haben, als eigene Wege gehen!“  Oder: „Was sollen wir ohne Führung machen? Nur der „Sklave“ ist doch in der Lage, uns die Bibel zu erklären! Nur er kennt den Weg!“. Schon diese eingehämmerten Ansichten machen deutlich, wie weit die Verführung in die geistige Abhängigkeit gehen kann. Und wer so abhängig ist, kann leicht von bösen Menschen beherrscht werden! 

Und es wird ausgenützt

Die Spendenaufrufe nehmen kein Ende. Das Geschäftsmodell aus Immobilienhandel und Bauen durch Freiwillige wächst stetig. Die Einnahmen aus Bankgeschäften sind enorm, wenn man den kurzen Bilanzen glaubt, die seit Jahren von manchen Staaten gefordert werden, um die Geschäfte der „Wohltätigkeitsorganisation“ transparenter zu machen. Wie viel Geld aber wirklich vorhanden ist, entzieht sich der Öffentlichkeit, denn auch die WTG hat diverse Briefkastenfirmen mit vielen Bankverbindungen in Steueroasen (siehe Panama-Papers und die Lichtscheu der WTG). Man kann mit aller Deutlichkeit sehen, dass die WTG in ihrem Verhalten den großen und kleinen Kirchen nicht nachsteht. Und in der Liebe zum Geld schreckt man auch nicht davor zurück, von den Kindern der Zeugen Jehovas ihr Erspartes zu fordern, wie es durch die Comic-Figuren „Sophia“ und „Philipp“ eindrucksvoll und überzeugend nahe gelegt wird: „Jehova freut sich, wenn du spendest!“. 

Es war nie anders

Auch in der „Vorbildnation“ Israel war es nicht anders. Die Bibel schildert es durch die Propheten und wir sind in der Lage, einen tiefen Blick in die Seele der Nation zu werfen, der uns rasch ernüchtert und den Begriff „Vorbildnation“ ad absurdum führt. Es ist aber nicht nur die Wahrnehmung des Seelenzustandes Israels, es kann ein Blick auf die Zeugen Jehovas und ihre Führung sein.

Jesaja sagte:  „O mein Volk, deine Führer sind Verführer, sie zeigen dir den falschen Weg.“ (Jes. 3:12)

Jeremia fragte: „Weshalb halten sie am Irrtum fest und weigern sich zurückzukehren? (Jer. 8:5)

Gottes Antwort: „Keiner bereut seine Bosheit und sagt: Was habe ich nur getan? Alle stürzen auf dem falschen Weg weiter, stürmen wie Pferde in die Schlacht.“ (Jer. 8:6)

Und Gott erkennt einen starken moralischen Defekt: „Schämen müssten sie sich wegen ihres schändlichen Treibens. Aber sie denken gar nicht daran. Sie kennen keine Scham.“ (Jer. 8:12)

Stolz und eigensinnig behaupten sie, Gottes Gesetz zu haben:

„Wie könnt ihr sagen: Wir wissen Bescheid, wir haben doch Jehowahs Gesetz! Gewiss! Aber deine Gelehrten haben es völlig verfälscht.“ (Jer. 8:8)

Der Wunsch belogen zu werden

Die Propheten schildern immer wieder die Tatsache, dass Gott sein Bundesvolk warnte und zurechtwies. Sie beschreiben auch, wie das Volk unter dem Einfluss der Führer nicht auf die Propheten Gottes hören wollte. Gemäß Jeremias Erfahrungen wünschten sie  sich Worte, die sie im Unrecht bestärken sollten. Sie wünschten sich belogen zu werden! Und sie wurden belogen! Waren sie da noch unschuldig Verführte? Sie ließen sich aber nicht warnen: 

„So spricht Jehowah, der Allmächtige: Hört nicht auf das, was diese Propheten euch weissagen. Sie halten euch zum Narren. Ihre Visionen kommen aus ihrem Bauch und nicht von Jehowah.“ (Jer. 23:16)

Das Volk liebte es, belogen zu werden! Hier haben wir ein Beispiel, wie Verführer und ihre Opfer zusammenpassen, wie sie fast identisch werden. Und man kann in diesem Fall nicht von unschuldigen Opfern sprechen. Darum hat Gott dem Propheten Jeremia auch verboten, für dieses Volk zu beten (Jer. 11:14)!

Die nationale Katastrophe kam dann auch im Jahr 587 v. u. Z.. Und sie wiederholte sich im Jahre 70 u. Z., nachdem wieder ein Prophet gewirkt hatte. Was sagte Jesus zum Problem der Verführung durch Heuchler?

„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber sein Herz ist weit von mir fort. Ihr Dienst an mir ist ohne Wert, denn sie lehren, was Menschen sich erdachten.“ (Mat. 15:8)

Jesus hat hier nicht ohne Grund aus dem Propheten Jesaja zitiert, denn es hatte sich nichts geändert. Was die Lippen sagten, hatte mit dem Herzen nichts zu tun. Immer noch ließ sich das Volk betrügen und schenkte eher den Heuchlern Glauben, als dem Menschensohn. Ja nicht einmal den Aussagen der Schrift glaubte man, weil die Schriftgelehrten und Pharisäer das Wort Gottes verfälscht hatten und durch täuschende Worte das Denken der meisten in die falsche Richtung gelenkt worden war. Und wie sah es in ihrem Gewissen aus? Auch darauf achteten sie nicht! Waren sie unschuldig Betrogene? Das kann kaum sein, wenn Jesus sagte:

„Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir geschickt werden. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Doch ihr habt nicht gewollt. Seht, euer Haus wird verwüstet und verlassen sein.“ (Mat. 23:37, 38)

Wir wollen nicht vergessen, dass die Wahrheit über Gott immer zu haben war. Sie war in der Bibel zu finden, sie war aus dem Mund der Propheten zu hören gewesen und durch Jesus Christus gelebt worden. Und an dieser Stelle kommt bei jedem Menschen sein Gewissen ins Spiel. Auch wenn es die Bibel nicht gäbe, wären wir nicht ohne diese innere Stimme Gottes!

Das Gewissen

Die Pharisäer waren Meister in der Manipulation des Gewissens. Durch ihre falschen Lehren verfälschten sie auch die Moral der Bibel. So entstanden „Menschengebote“, die über die ausdrücklichen Gebote Gottes gestellt wurden.  Jesus gab uns in Mar. 7:9-13 ein Beispiel, wie das 5. Gebot außer Kraft gesetzt wurde. Kein Wunder, dass Jesus, der Menschensohn, dies feststellen musste:

„Wehe euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reist über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn ihr ihn gewonnen habt, macht ihr ihn zu einem Anwärter auf die Gehenna (Vernichtung), der doppelt so schlimm ist wie ihr.“ (Mat. 23:15)

Das kann geschehen, wenn man die Menschen daran hindert, auf ihr Gewissen zu hören, indem man es unwirksam macht.  Und das Gewissen des Einzelnen wird in der WTG nicht nur manipuliert, sondern, wenn es sein soll, auch verboten! Den „Anweisungen“ und dem „Theokratischen Gesetz“  ist ein Zeuge Jehovas absoluten Gehorsam schuldig. Wenn er nicht gehorcht, kann ihm die Gemeinschaft entzogen werden. („Gemeinschaft entziehen“: Hört sich harmlos an, ist aber die totale Ächtung und der Verlust der sozialen Beziehungen in der Versammlung und sogar in der Familie). Wenn es in der Organisation der Zeugen um Gehorsam geht, dann hat das Gewissen zu schweigen!

Autokraten fürchten das Gewissen

Es ist klar, dass religiöse Heuchler das Gewissen ebenso fürchten müssen, wie  politische Diktatoren. Denn das Gewissen der Anderen erinnert sie daran, dass sie lügen und betrügen. Das Gewissen könnte verbieten, dem Führer oder der Führung zu folgen. Da ist es dann schon besser, Gewissensfragen zu untersagen, oder die ‚Menschheit davon zu befreien’, wie es ein Stalin am 6. November 1941 ausdrückte: „Ich befreie die Menschheit von diesem Hirngespinst, das sich Gewissen nennt!“ Und ich habe es nicht vergessen, was Repräsentanten der WTG gesagt haben: „Innerhalb der Organisation gibt es keine Gewissensfragen!“ Wer so spricht, ist kein unschuldiges, verführtes Opfer, sondern ein schuldiger Verführer. Denn in der Stimme des Gewissens redet Gott! Deshalb fällt es mir nicht schwer, noch die folgenden Sätze zu schreiben:

Überall dort, wo das Gewissen nicht respektiert wird, ist die Freiheit des Menschen bedroht! Überall dort, wo das Gewissen missachtet wird, wird auch der Mensch missachtet! Immer dann, wenn das Gewissen gemordet wird, wird auch der Mensch oder das Menschliche gemordet!

Ich erwarte nicht, dass die WTG sich ändert, denn das würde gar nicht zu ihr passen. Es gibt keine unschuldigen Verführten, wenn sie das Gewissen verbieten! Es gibt keinen unschuldigen Verführten, der das Wort Gottes mit Raffinesse und Absicht verfälscht. Und es gibt keine unschuldigen Verführten, wenn sie das Evangelium als Mittel zum Gelderwerb benutzen, um ihre Habgier zu befriedigen.

Und wie steht es mit mir? Und mit dir, mit uns? Es ist leicht, das falsche und unmoralische Verhalten der WTG zu kritisieren. Aber vergessen wir nicht, dass so ein Apparat wie die WTG nicht ohne „Wasserträger“ und Mittäter auskommen kann. Es ist also angebracht, über seine eigene Rolle in der WTG nachzudenken. Und wenn man glauben kann und die Gerechtigkeit Gottes sucht und sich der Rechtschaffenheit verpflichtet fühlt, dann wird man keine Angst davor haben, selbst die richtigen Schritte zu unternehmen! Gebe Gott, dass es gelinge!

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Zu dem Artikel „Verführte Verführer…“ kam mir der Gedanke, der sich in Kolosser 1:23 befindet. Wenn – wie im Artikel von Tilo – folgendes ausgesagt wird, dann gibt es Gründe zum Nachdenken, ihr lieben Zeugen Jehovas. „Der Wunsch belogen zu werden… ; „… die Sonderlehren der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) kritiklos weitergegeben…“ ; „… ein Beispiel für unverfrorenes Lügen der WTG…“ Zu o.g. Bibeltext ist Matt. 24:14 zu vergleichen. Ich führe beide Texte an und überlasse jedem die Beurteilung des Inhaltes. Matt. 24:14 (NGÜ) Die Botschaft vom Reich ´Gottes` wird in der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker sie hören. Kol.… Weiterlesen »

Ach, lieber Tilo, du gehst ganz schön hart mit dir ins Gericht, wenn du schreibst: „Habe ich, wie so viele andere auch gesagt, dass Gott es schon ändern würde? Ja, das habe ich gesagt! War ich in diesem Fall aufrichtig oder unaufrichtig? Ich war unaufrichtig und feige.“ Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du absichtlich ein Doppelleben geführt hast. Weiter schreibst du: „Aber wir hätten es besser wissen können, weil wir ja in der Bibel gelesen haben und weil unser Gewissen sich von Zeit zu Zeit geregt hatte.“ Sind wir in unserer Zeugenzeit nicht angehalten worden, die Bibel in… Weiterlesen »

Lieber Tilo,

man sollte verstärkt in die Richtung arbeiten den Verführten eine Alternative zu geben. Zum Beispiel mehr Hausgemeinden mehr Ekklesias im Sinne des Urchristentums als Orte des Zufluchts nach dem Zusammenbruch des Wachturms. Ich glaube dass die Zeit noch nicht reif ist für diesen Zusammenbruch, wo Tausende die große Lüge die sogennante “Organisation Gottes” verlassen werden.
Jesus Christus das Haupt der Gemeinden wird schon dafür Sorge tragen.
Liebe Grüße
Kimon

Zu den Gewissens Fragen habe ich heute ein sehr schönen Satz gelesen :” Einheit in dem Notwendigen, Christus und im Zweifelhaften Freiheit für den anderen aber in allem Liebe miteinander…

Lieber Tilo, liebe Kommentarschreiber vor mir, Danke für den Artikel, samt Kommentaren. Es ist tatsächlich für mich ein heißes Eisen und ich bin sehr negativ berührt aufgrund meiner überzeugten Zeugenvergangenheit. Ich lebe in die 3.Generation der Zeugen, hiningeboren, mit Kindern und Enkeln, die 5.Generation. Eigentlich sollte ich mich freuen und mich als sehr gesegnet ansehen. Doch hatte ich die Gelegenheit nicht wahrgenommen, seit meinem 20. Lebensjahr bis zu meinem 65. mich nicht mehr “verführen” zu lassen. Jehova wird es schon richten, zu seiner Zeit. Er hat auch bei den Israeliten Jahrhunderte gewartet…..Nie sah ich mich als Heuchler oder Verführte und… Weiterlesen »

Sehr treffend, was in dem Artikel über Verführer gesagt wird. Das erinnert stark an 1. Thessalonicher 2:15, 16, Einheitsübersetzung: “Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen.” Wie wichtig ist es daher, dass wir “… zur vollen Reife gelangen und wir ganz von Christus erfüllt sind. Dann werden wir nicht länger wie Kinder sein und uns ständig von jeder fremden Meinung beeinflussen oder verunsichern lassen, nur weil geschickte Betrüger uns eine Lüge als Wahrheit hinstellen” (Epheser 4:13, 14, Neues Leben Bibel). Wie glücklich sind doch hingegen Verführte, die nun die Verführung durchschauen durften! Ja, “gelobt sei der Herr, der nicht… Weiterlesen »

Liebe Freunde, danke für den Artikel, der auch ein Stück weit ein Dilemma aufzeigt. In den Kommentaren geht es dann auch um das Kern-Missverständnis der gläubigen JZ: sie müssen “die Welt retten”, indem sie predigen – weil sie sonst Blutschuld auf sich laden… Da wird man schon mit sehr schwerem Geschütz zur Arbeit “erpresst”: wenn Du nicht predigst, kann es sein, dass jemand sterben muss, der die Botschaft von Dir nicht hörte… Aber zum Artikel: JZ sind alle Verführte – denn das ist das System. Sie sind auch alle Verführer – denn als JZ MUSS man ein Verführer sein, sonst… Weiterlesen »

Lieber Tilo, dein aufrichtiges Schreiben zeugt davon, dass du sehr ehrlich und demütig bist. Aber tu dem Teufel nicht den Gefallen, dich selber wegen deiner aktiven Zeugenzeit ALLZUSEHR FERTIGZUMACHEN! Als aufgewachte Christen dürfen wir all unsere Fehler unserem Herrn Jesus bekennen und weißt du was…..? Er hat uns dies schon längst vergeben! Wir dürfen, auch wenn wir jeden Tag hin und wieder fehlen, IMMER WIEDER MIT NULL NEU STARTEN ! Deine Aufrichtigkeit ehrt dich, wirklich. Dein Artikel ist sehr berührend, ich teile dieselben Empfindungen, ich verstehe, was in dir vorging/vorgeht. Noch besser versteht es unser Herr Christus und haben wir… Weiterlesen »

Lieber Tilo, Du brachtest mich wieder einmal mehr zum Nachdenken über einen Verführer. Dein angeführter Text aus Matt. 23:2,3 brachten mich dazu. Ebenfalls deine Frage mit “Woran denken wir jetzt? Und hat das Denken eine Konsequenz?”. Nun, ich nehme lediglich Vers 2 hiervon, wenn dort geschrieben wurde: “Auf Moses Lehrstuhl haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.” Hier könnte durchaus gesagt werden, dass die JW.ORG/WTO sich ebenfalls mit auf diesen Lehrstuhl gesetzt hat. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie darauf gesetzt wurde. Handelt es schon wieder um eine ihrer Verführungen? Warum ich so denke möchte… Weiterlesen »

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Erwischt! Der Treue Sklave Anthony Morris bei Unmengen von Teuren Alkohol kaufen Gefilmt. Somit ist die Glaubwürdigkeit des Treuen Sklaven Verloren. Ist das etwa die Speise zu rechte zeit die durch denn Treuen Sklaven selber eingenommen wird? Beim Anthony Morris handelt es sich um eine Öffentliche Person und er ist der Vorstand einer körperschaft des öffentlichen rechts (Zitatrecht gemäß UrhG §51) Danke an Ceders. Thank You Cedars!

Anthony Morris bei Unmengen von Teuren Alkohol kaufen Gefilmt

Nüchtern betrachtet, lebt man betrunken leichter. Prost!  😉 😉

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