Kreiskongress – Notizen Winter 2019/2020

Quelle: https://old.reddit.com/r/exzj/new/

Allzu viel Weltbewegendes gab es auf dem Kongress nun wirklich nicht. Aber ich war auch ständig beim Surfen im Internet und habe nur halb zugehört.

Mein Ohr hat das erste Mal gezuckt, als der Redner vom “Kongress zu Pfingsten ‘33” sprach. Und von diesem Kongress würden wir ja heute noch reden. Echt, jetzt? Die 120 Anwesenden zu Pfingsten 33 will uns die Leitende Körperschaft als “Kongress” verkaufen – oder meinte der Redner besonders schlau zu sein?

Das ist gerade mal eine gut gefüllte Versammlung! Ich schüttelte noch immer mit meinem Kopf. Aber gut. Es wird wohl weiter versucht, heutiges Zeugenjargon der damaligen Zeit aufzudrücken.

Bei einem Interview mit einem relative jungen Ehepaar, wo der Mann ein Ältester war, ging es um den Dienst – was sonst – und wie er, bzw. sie es schafften, mehr zu tun. Damals waren sie nämlich nicht so viel im Dienst, weil sie sich durch Freizeit und Unterhaltung ablenken ließen. Und das ist die Botschaft, die die Organisation den Zeugen vermitteln will: Freizeit und Unterhaltung haben auf einem absoluten Minimum zu sein. Erst, wenn man diesen entsagt, geht es vorwärts in der “theokratischen” Karriere.

Die Bekanntmachungen waren wieder sehr typisch: Es gab nur eine einzige. Und diese enthielt lediglich den Hinweis, dass man auf allerlei Weise spenden könne: Elektronisch, Spendenkasten, Webseite, App.

Das Wichtigste dann aber: Es gab keinen einzigen Täufling. Der Reder sagte aber, dass wir ja wüssten, dass viele es vorhaben, sich taufen zu lassen. Ja, klar. Irgendwie muss man sich die Misere ja schönreden.

Dann wurde wieder erwähnt, dass die “Leitende Körperschaft” damals in Jerusalem die Beschneidungsfrage geklärt hätte. Auch hier mischen sie ja seit längerem das aktuelle Zeugenjargon bei. Die Leitende Körperschaft der Watchtower Society bestand zu Beginn aus ihren leitenden Persönlichkeiten. Sowas gibt es in jedem Unternehmen. Das ist einfach ein Begriff, der die Gruppe an Personen beschreibt, welche die Geschicke einer Organisation steuert. Und aus diesem rein organisatorischen Begriff entwickelte sich bei den Zeugen per “neuem Licht” eine neue Interpretation: Die Leitende Körperschaft der Wachtturm-Organisation besteht nur noch aus Personen, die Gott höchstpersönlich dazu gebraucht, die Bibel zu erklären.

Und dieser rein organisatorische Begriff, den sie Zeugen irgendwann umgemünzt haben, wird nun der Bibel aufgedrückt, wenn die Zeugen das Gremium, das über die Beschneidungsfrage entschied, als “Leitende Körperschaft” bezeichnen. Irgendwie müssen sie es den Zeugen ja einimpfen, dass ihre Organisation irgendwas mit den Urchristen zu tun hat.

Ausschluss ist ein Ausdruck der Liebe. Das darf nicht fehlen. Es handelt sich dabei um die Liebe zur Versammlung; diese würde durch einen Ausschluss schließlich geschützt. Ja, denn der Ausgeschlossene könnte den anderen ja irgendwie schaden, indem er… öh … ja, was eigentlich. Sagt er Dinge die nicht stimmen, können diese leicht als Lügen enttarnt werden. Und nur weil er vielleicht außerehelichen Beischlaf toll findet, kann doch jeder Christ das Ablehnen. Inwiefern schützt es nun eine Versammlung, wenn sie sich von einem ihrer Ex-Mitgliedern abschottet? Oder will sich hier eher die Organisation davor schützen, dass ein Ex-Mitglied berechtigte Kritik äußert und dies dazu führen könnte, dass auch andere das so sehen? Hat die Organisation etwa keine guten Argumente?

Und ein Ausschluss helfe auch, den Ausgeschlossenen daran zu erinnert, dass die Versammlung seine schweren Tat nicht gut hieße und er sein Verhalten überdenken müsse. Ja, und genau das ist emotionale Erpressung. Erst, wenn der vermeintliche Sünder klein beigibt und wieder alles tut, was die Organisation von ihm will, dann bekommt er sein ehemaliges soziales Umfeld, samt Familie wieder zurück. “Liebe baut auf”, so das Kongressmotto.

Dann gab es wieder Bekanntmachungen – naja, wieder nur eine: Der Rechnungsbericht. Die errechneten Kongresskosten (schnitt aller europäischer Kongresse) beliefen sich auf gut 5.000 Euro, gespendet wurden irgendwas mit 7.000 Euro. Durch die Spenden würde ein Ausgleich geschaffen (die viel spendenden Kreise decken also einen Teil der weniger spendenden Kreise). “Ihr könnt nun klatschen”. Bitte was? Hat er das gerade tatsächlich gesagt?

Ja, hat er. Den rund 730 Anwesenden (früher waren es immer über 800) wurde also gesagt, dass die Kosten für diesen Kongress sich auf etwas über 5.000 Euro belaufen würden und die Brüder und Schwestern zu einem “Ausgleich” beitragen könnten – und deswegen sollen sie Klatschen? Was geht denn da ab? Nach dem Beifall wurden nochmal die Spendenmöglichkeiten aufgeführt: Karte, Cash, Webseite, App. Ich kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.

Es gab noch eine Demonstration, in dem ein Vater seinen (max. zwölfjährigen?) Sohn rügte. Es waren Brüder zu Besuch und er spielte mit seinem Flugzeug – und störte wohl etwas. Es sei zwar in Ordnung, wenn er sich am Spiel freue, aber er sollte sich doch das nächste Mal mit zu den Brüdern setzen und von ihren Aussagen etwas über Jehova lernen. Untermalt wurde das mit einem Bibeltext, in dem die Israeliten zusammengetrommelt wurden, um von Jehova zu lernen. Es gibt ja schon seit einigen Jahren den Hirnfurz, die Jüngsten sollten zuhören, anstatt mit Spielzeugautos zu spielen. Aber das hier setzt diesem Sektengetue echt die Krone auf. Nicht einmal Zuhause dürfen Kinder Kinder sein.

Dann gab es noch das grandiose Beispiel einer Schwester, die sah, dass eine andere Schwester Probleme hatte und entmutigt war. Die Lösung? Sie nahm sie mit in den Dienst.

Danach könnte man eventuell! ja noch einen Kaffee oder Tee trinken. Das mache ich das nächste Mal auch mit einem Kollegen oder einer Kollegin. Ist er oder sie entmutigt, dann sage ich: “Komm, jetzt arbeiten wir mal.” Daran sieht man einmal mehr das menschenverachtende Verhalten der Organisation. Hat jemand ein Problem, dann lautet die Lösung: Noch mehr für die Organisation zu schuften. Widerlich!

Auf dem Programm sind ja immer “Wiederholungsfragen” aufgedruckt. Diese sollen offenbar die Hauptpunkte des Kongresses zusammenfassen. Und damit auch der letzte Hohlkopf die richtigen Antworten darauf notiert, werden die Antworten während des Programms auch immer schön vorgelesen – meist zum Mitschreiben.

Und noch eine Kleinigkeit: Es gibt ja Versammlungen mit wenig Jugendlichen. Da wird das Freunde finden echt schwer – es sind ja keine Gleichaltrigen vorhanden. Damit diese Jugendlichen nun Freunde finden, sollten Ältere bereit sich, sich der Jüngeren anzunehmen und ihnen “Freunde” sein.

Zwar ist nichts daran auszusetzen, wenn Ältere und Jüngere befreundet sind, aber die Erwähnung dieses Umstands zeigt auch, dass es um die Zeugen nicht gut bestellt ist. Es gibt kaum Nachwuchs. Und die wenigen sollen durch “künstlich” herbei geschaffte “Freundschaften” gehalten werden. Irgendwie auch ein guten Zeichen – auch wenn die Jugendlichen einem Leid tun können.

Ja, das war alles was es zu berichten gab. Einen Tag vergeudet.

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Habe ich genauso erlebt. Ich lese hier immer etwa ein Mal in der Woche mit und habe vor einer gefühlten Ewigkeit meinen ersten Kommentar geschrieben. Möchte aber in Zukunft mehr zu der Seite beitragen und nicht nur „konsumieren“. Auf unserem Kongress gab es eine Kindertaufe. Ich kannte das Mädchen bzw. die Eltern. Sie ist nicht einmal 9 Jahre alt und durch und durch ein liebes Kind, aber manipuliert von einer fanatischen Mutter. Es tat mir so leid, auch in diesem Moment muss ich meine Wut und Traurigkeit runterschlucken. Aber vielleicht kurz (nur kurz erst mal) mehr zu mir. Ich bin… Weiterlesen »

Ja, die Inhalte eines mehrtägigen Kongresses von Jehovas Zeugen lassen sich gewöhnlich in wenigen Minuten leicht zusammenfassen. Wozu also auch nur einen Tag dort vergeuden? Warum den Hintermännern einer fehlgeleiteten Religionsgemeinschaft lauschen? Eine Kongress-Zusammenfassung könnte z.B. lauten : “Spendet großzügig für substanzloses, langatmiges Programm und unterstützt die Organisation!” “Warum gebt ihr Geld aus für Brot, das gar keins ist, / den Lohn eurer Mühe für das, was niemand satt machen kann? / Hört doch auf mich, dann bekommt ihr das Beste, / dann esst ihr euch an Köstlichkeiten satt! Hört auf mich und kommt zu mir! / Dann lebt eure… Weiterlesen »

Ihr Lieben, wie wir es bereits früher schon feststellten: Die “Gaistige Schmaise” der WTG besteht aus zermahlenem Pappkarton, Sägemehl und Styroporflocken – genauso gehaltlos, öd und langweilig. Es werden immer wieder – und nur noch – die immer gleichen Org-Mantras heruntergebetet: – Preeedigen – Versammlung besuchen – Preeedigen – WTG-Literatur “studieren” – Preeedigen – Gehorsam sein – Preeedigen – WTG-Direktiven befolgen – Preeedigen – “Sein Leben vereinfachen” – Preeedigen – Meeeehr für die WTG tun – Preeedigen – Freiwillige Mitarbeit bei WTG-Immobilienpflege und -Schaffen – Preeedigen – Spenden – … Ach so, bevor ich’s vergesse: – Preeedigen – NOCH meeehr… Weiterlesen »

Vielleicht bieten diese 1, 5 Std. mehr:

https://youtu.be/ZQx56OF0oe8

Hallo,

ich glaube es hat sich ein Fehler eingeschlichen. (?)

Sollte es vielleicht heißen 2019/2020, und nicht, wie geschrieben 2019/2010?

Liebe Grüße von der Omma
###########
Hallo Omma,
Danke für den Hinweis
Liebe Grüße

Es ist ja bezeichnend, dass man uns, die wir den Austritt gegeben haben, weil Kinderschänder geschützt werden (und anderes mehr!), uns darf man nicht mal mehr den Gruss abnehmen! Aber wenn einer ein Kind vernascht hat, wird die Versammlung nicht vor diesem Individuum gewarnt!
Matthäus 23:27 passt danicht schlecht….

Gruss

Lieber U-Boot,
Warum solltest du deine Stellung aufgeben, wo du doch so viel Gutes tun kannst, und auch tust?
Wir sind raus und können nichts mehr bewirken, ausser den schon Zweifelnden und Aufgewachten helfen.
Irgendwann werden sie dich eh entfernen.
Friede pit

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