Für alles gibt es eine Zeit

Kommentar zum WT-Studienartikel Nr 12, März 2020,  “Wann ist die richtige Zeit zum Reden”

Der diesem Artikel zugrundeliegende Bibeltext ist aus Prediger 3:1,7, wo König Salomo mit einer allgemeinen Aufzählung von Ereignissen zeigt, dass alles im Leben des Menschen seine bestimmte Zeit hat. Seine Quintessenz ab Vers 10 zu lesen:

„Gott hat alles schön gemacht zur passenden Zeit. Er hat den Menschen sogar die Ewigkeit ins Herz gelegt, doch das Werk Gottes werden die Menschen nie ergründen“.

Aber auf diese schönen und tiefgreifenden Gedanken Salomos geht der Artikel nicht ein. Der Autor bedient sich eines einzigen Satzes, um ein Problem anzusprechen, dass die WTG gerne vermeiden möchte: Kritisches Gerede.

Wenn ein kompletter Artikel darüber verfasst wird, dass kritisches Reden, über die von der Organisation zur Führung eingesetzten Männer, nicht erwünscht ist, scheint dies für die Organisation eine wachsende Schwierigkeit darzustellen.

Doch so eindeutig beginnt der Artikel natürlich nicht. Er folgt zunächst der bekannten Schematik und bedient sich allgemein anerkannter Tatsachen, denen jeder zustimmen wird, die aber mit dem eigentlichen Anliegen des Artikels wie immer nur am Rande etwas zu tun haben.

Die Antwort, auf die im Abs.1 gestellte Frage: „Was zeigt Prediger 3:1,7?“ ist deplatziert und entspricht nicht dem, was der Text an wirklich tiefgehenden Inhalt enthält, wenn man orakelt, Zitat:

„Manche von uns reden gern. Andere sind eher ruhig. Manche Brüder und Schwestern könnten für unseren Geschmack durchaus etwas mehr reden, bei anderen wünschen wir uns vielleicht genau das Gegenteil.“

Ging es Salomo wirklich um Unterschiede, Sympathien und Vorlieben im kommunikativen Austausch? Offensichtlich dient o.g. Aussage als Sprungbrett für den Autor, um dann im zweiten Absatz das eigentliche Anliegen des Sklaven zu offenbaren, Zitat:

„Wer hat das Recht, Maßstäbe dafür festzulegen, wann und wie man reden sollte“?

Hier stellt sich wieder die Frage: Was hat das mit den Gedanken Salomos zu tun? Wie kommt man hier überhaupt auf Maßstäbe? Müssen dafür überhaupt Maßstäbe festgelegt werden? Wer Maßstäbe festlegen will, möchte etwas regulieren. Und so dient dieser Artikel natürlich nur dazu, zu benennen, wer entscheidet wann, ob und was, zu welcher Zeit, zu welchem Problem gesagt werden darf und wann doch lieber der Mund gehalten werden sollte.

Auch die Feststellung im Absatz 2 fällt unter die Kategorie „überflüssiger Nonsens“, einzig gebraucht, um der Führung die nötige Autorität zu verleihen und dem Leser Ehrfurcht abzutrotzen:

Sprache ist ein Geschenk von Jehova. Durch die Bibel hilft er uns, dieses Geschenk richtig zu gebrauchen“.

Natürlich ist Sprache ein Geschenk Gottes, sowie das Leben an sich. Gott will, dass man ihn anbetet, ihn ehrt, mit ihm in Kontakt tritt. Und so gesehen ist Sprache sogar eine Notwendigkeit, eine Ausrüstung, um dem auch nachkommen zu können. Ein Gott würde ja von seinen Geschöpfen keinen Lobpreis der Lippen einfordern, wenn sie nicht sprechen könnten.

Nun weiß ein langjähriger Zeuge Jehovas natürlich, dass selbst solch „überflüssiger Nonsens“ nicht von ungefähr geäußert wird. Wenn die WTG etwas als Geschenk Jehovas deklariert, möchte sie in Wirklichkeit Dankbarkeit für sich einfordern. Ein Geschenk Jehovas sollte nur ihm zur Ehre, also für seine Organisation, eingesetzt werden. Und so wird erwartet, dass auch du das „Geschenk der Sprache“ im Sinne und zur Ehre der Organisation benutzt.

Damit du besser entscheiden kannst, wann Zeit zum Reden ist und wann du besser schweigen solltest, werden wie üblich biblische Beispiele, bevorzugt aus dem alten Testament, als Entscheidungshilfe herangezogen. Angeblich geht es darum, wie das, was wir sagen, Jehova berührt und ehrt. Gemeint ist hier natürlich nicht, wie es Jehova berührt, sondern wie durch unsere Reden die Interessen seiner Organisation berührt und gefördert werden.

Frage, Abs. 3 : „Wann sollten wir gemäß Römer 10:14 reden? “

Antwort: „Wir sollten immer bereit sein, über Jehova und das Königreich zu reden. Damit folgen wir dem Beispiel Jesu.“

Also: Beteilige dich eifrig am Predigtdienst, da darfst du reden, so lange und viel du möchtest. Dann wird das Thema unvermittelt in eine andere Richtung gebogen, Zitat:

 „Wichtig ist aber auch, wie wir reden. Wenn wir über Jehova sprechen, müssen wir das „mit Milde und tiefem Respekt“ tun und sollten auf die Gefühle und Ansichten anderer Rücksicht nehmen (1. Pet. 3:15). Dann reden wir nicht nur, sondern wir lehren so, dass wir Herzen erreichen können.“

Die verzeichneten Bibelstellen sollte man unbedingt anhand anderer Übersetzungen prüfen und nicht mit der NWÜ. Nur dann bemerken wir, dass Petrus nicht vom „Reden über Jehova“ spricht, sondern vom “Zeugnis ablegen für Jesus Christus”, in dessen Namen die Rettung ist. Zusammengefasst lesen wir in Römer 10:

„ … wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. … Wer an ihn den (Herrn Jesus) glaubt, wird nicht zuschanden werden … wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“

Die Wahrheit reden, bedeutet: über Christus zu reden. Von daher lenkt dieser zweite Satz bewusst die Aufmerksamkeit auf etwas, was der Text aus Römer 10 nicht hergibt, wenn er sagt, Zitat:

„Wichtig ist aber wie wir über Jehova reden. Wir müssen das „mit Milde und tiefem Respekt“ tun und sollten auf die Gefühle und Ansichten anderer Rücksicht nehmen (1. Pet. 3:15). Dann reden wir nicht nur, sondern wir lehren so, dass wir Herzen erreichen können.“

 Betrachten wir 1. Pet. 3:15 stellen wir auch hier bemerkenswerterweise fest, dass im hier angeführten Text nicht vom respektlosen Reden über Jehova gesprochen wird, sondern vom respektvollen Darlegen unserer Hoffnung in Verbindung mit Christus, denn wir lesen dort:

„ … sondern heiligt den Christus als Herrn in eurem Herzen — immer bereit, euch vor jedem zu verteidigen, der von euch einen Grund für eure Hoffnung verlangt, doch tut es mit Mildeund tiefem Respekt“.

Respektloses Reden über Jehova?

Was verstehen die Autoren des Artikels darunter? Gemeint ist damit natürlich: Wer die Organisation Jehovas kritisiert, redet respektlos über Jehova. Denn Kritik mag die WTG überhaupt nicht. Unter dem Deckmantel der „Vertraulichkeit“ wird alles totgeschwiegen, auch wenn es um Straftaten, wie Kindesmissbrauch geht. Diese Verbrechen hat man in der Vergangenheit bewusst nicht an die Behörden weitergegeben und auch heute arbeitet man nur halbherzig mit den zuständigen Administrationen zusammen. Kindesmissbrauch wird vertraulich behandelt und den Behörden verschwiegen,  damit die Ehre Jehovas (der Organisation) nicht beschmutzt wird.

Vertraulich ist auch das Finanzgebaren der WTG. Was mit den ganzen Spenden geschieht, ist den Zeugen nicht bekannt. Und wer vorsichtig nachfragt, macht sich verdächtig. Die Antwort: “Alles für das weltweite Werk”, muss reichen. Darunter fallen dann auch die Strafzahlungen, Honorare für Rechtsanwälte und Gutachten von zweifelhaften Persönlichkeiten wie den bekannten Kult-Apologen Massimo Introvigne, so wie  Ausgaben für Wiedergutmachungszahlungen.

Es ist daher nicht verwunderlich, wenn ein Zeuge Jehovas große Scheu hat, seinen Brüdern gegenüber Kritik an der Organisation zu äußern oder etwas zu hinterfragen, er möchte sie ja nicht zum Straucheln bringen, deshalb redet er immer positiv und schweigt ansonsten. 

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt: Wer bringt denn Wen zu Fall? Führte die Kritik Jesu an den heuchlerischen Pharisäern und Schriftgelehrten dazu, dass Menschen im Glauben strauchelten? Sind diese Menschen durch Jesu Kritik zu Fall gekommen oder durch die Lehren der jüdischen Religionsführer, die Jesus falsch darstellten und ihn ablehnten?

Wenn man versucht, mit einem Zeugen über die Missbrauchsfälle zu sprechen, blockt er ab und argumentiert so: „Da warten wir einfach auf Jehova, er wird das zu seiner Zeit ändern!“ Aber dem widerspricht Jesus. Man kann berechtigte Kritik an offensichtlichen Missständen und Unrecht nicht mit dem Hinweis auf Gott zurückhalten, schweigen und abwarten.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Aufforderung aus Abs. 4 doch etwas widersprüchlich oder gar heuchlerisch, Zitat: 

„Sehen Älteste, dass ein Bruder oder eine Schwester Rat braucht, sollten sie denjenigen unbedingt ansprechen. … Sie bemühen sich zwar die Würde des anderen zu wahren. Aber sie scheuen sich nicht, andere auf biblische Grundsätze hinzuweisen … , es ist wichtig, Dinge mutig anzusprechen die nicht in Ordnung sind.“

 Hört, hört: Es wird vom „Sklaven“ also durchaus als wichtig erachtet, Dinge, die nicht in Ordnung sind, mutig beim Namen zu nennen. Doch hier werden explizit die Ältesten aufgefordert – das nennt man dann “Rat erteilen” – was aber in Wirklichkeit nichts anderes ist, als eine schöngefärbte Umschreibung, für die Erlaubnis, sich in Privatangelegenheiten einzumischen.

Den Ältesten wird von der Organisation eine Kontrollfunktion zugestanden, aber der einzelne Verkündiger hat natürlich kein Recht, Missstände, die von der Führung zu verantworten sind, mutig anzusprechen. Kontrolle von oben nach unten ist erwünscht, von unten nach oben wird sie abgelehnt.

Dabei zeigt doch gerade das in diesem Artikel angeführte  von Abigail, dass auch Untergebene das Recht haben, auf Fehler, die von einem Herrscher begangen wurden, hinzuweisen. Abigail (eine Frau !) war bereit, König David mutig entgegenzutreten und ihn auf einen Fehler hinzuweisen, Zitat Abs. 7:

„Wie Abigail sollten auch wir uns trauen, etwas zu sagen, wenn wir sehen, dass jemand einen gefährlichen Weg einschlägt. Wir müssen mutig sein, aber respektvoll bleiben. Wenn wir jemandem liebevoll einen notwendigen Rat geben, erweisen wir uns als ein echter Freund.“

Mit „WIR“ sind natürlich die Ältesten gemeint. Und damit wird die eigentliche nutzvolle Lehre, die aus diesem Beispiel zu ziehen wäre, ins Gegenteil verkehrt. Aber selbst Älteste werden nur dann mutig gegen Missstände vorgehen, wenn sie vom “kleinen Verkündiger” begangen werden. Dann ist für ihn „Zeit zum Reden“. Um Fehler und Unzulänglichkeiten, die von der Führung verzapft wurden, anzusprechen, da fehlt den meisten der Mut, dann ist für sie „Zeit zum Schweigen“.

… wenn wir sehen, dass jemand einen gefährlichen Weg einschlägt“.

Wer dieser Aufforderung aus Abs. 7 nachkommen möchte, kommt nicht umhin, seine Brüder mit wachem Auge zu beobachten. Es sollte nicht nur registriert werden, was sie tun, sondern am besten noch, was und wie sie denken.

Die gegenseitige Bespitzelung ist die mächtige Waffe eines jeden totalitären Systems, und auch bei Jehovas Zeugen findet man in jeder Versammlung Beispiele gegenseitiger Bespitzelung und Gedankenkontrolle. Als Folge davon lernt ein Zeuge, dass er sich hinter einer frommen Fassade zu verstecken und seine wahren Gedanken tief in sich zu vergraben hat, um die Gemeinschaft nicht zu verlieren oder andere nicht zum Straucheln zu bringen.

Aber darf es in christlichen Gemeinden so etwas wie Gedankenkontrolle geben? Nein, natürlich nicht. In einer christlichen Gemeinde hat niemand das Recht, den Stand seines Glaubensbruders vor Gott zu überprüfen oder zu beurteilen. Jeder Mensch steht allein verantwortlich vor Gott und darf nicht in einer kollektivistischen Art und Weise mitgeschleift werden.

Aber wie können sich Christen dann untereinander helfen und stützen? Laut Bibel kann dies nur im gegenseitigen offenen Bekenntnis geschehen. Jakobus 5:16-18 NGU:

„Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“.

Nur der Christ, der sich mit seinen Ansichten und Erkenntnissen an seine Geschwister wendet, wird ein Feedback erhalten, das ihm helfen kann, sich selbst und die Haltung der anderen zu überprüfen. In der Organisation jedoch ist die offene Preisgabe von Gedanken und Gefühlen, ohne negative Folgen, in der Regel so gut wie unmöglich.

In jeder Versammlung der Zeugen Jehovas gibt es eine bestimmte Elite, die sich berufen fühlt, anderen „Rat zu erteilen“ und sich zu bespitzeln. Selbst Freunde oder Familienmitglieder sind nicht sicher vor versteckter Denunziation. Der „Sklave“ fordert offen dazu auf, einem Freund oder Familienmitglied die Pistole auf die Brust zu setzen: „Wenn du nicht zu den Ältesten gehst und deine Sünde oder Gedanken offenbarst, werde ich es tun.” Getan wird dies dann in der Überzeugung, den Glaubensbruder aus dem Feuer zu reißen.

Bereits in der Familie, wo eigentlich Zutrauen und Sicherheit wohnen sollte, herrscht Angst und Misstrauen. Verkauft wird den Betroffenen das Ganze als “schützende” und “treusorgende” Hand des t.u.v. Sklaven. Erfährt z.B. einer der “Brüder” oder “Schwestern”, dass heimlich eine Bluttransfusion durchgeführt wurde, wird es den Ältesten mitgeteilt.

Solch konditionierte Menschen haben keinerlei Hemmungen, ihre Informationen und ihr Wissen der übergeordneten Instanz der Organisation Jehovas zur Verfügung zu stellen. Der Kontroll-Apparat der leitenden Körperschaft übt eine weltweite Macht aus und hat sein Augenmerk auf vieles, von dem der normale Zeuge nicht das Geringste ahnt. Das gesamte System der Wachtturm-Religion fußt auf  Datenerfassung und Bespitzelung der Mitglieder, sowie ihrer Gegner.

Während z. B. noch viele Zeugen Jehovas überlegten, ob sie die Blankovollmacht zur Verwendung ihrer persönlichen Daten unterschreiben sollten, war ihre Organisation in ihrer Planung schon einen Schritt weiter.

Publisher ID-Nummer für jeden Verkündiger?

Wie aus zuverlässiger Quelle durchgesickert ist, plant die WTG die Einführung einer Publisher ID-Nummer für jeden Verkündiger. Dieses Video ist im Interesse der Menschenrechte öffentlich gemacht worden. Jeder Zeuge Jehovas sollte wissen, was seine Organisation im Geheimen plant und wie sie ihr Netz erweitern will.

Eine Religionsorganisation, die sich solcher Hilfsmittel bedient, hat mit einer christlichen Gemeinschaft nichts zu tun. Die durchorganisierte Gesellschaft der Wachtturmorganisation birgt ein überdimensionales Potenzial an Demokratiefeindlichkeit. Alle äußeren und inneren Merkmale dieser Organisation zusammengenommen, sind der schlagende Beweis dafür, dass die Wachtturm-Gesellschaft am friedlichen Zusammenleben der Menschen, im christlichen Sinn, nicht interessiert ist.

Die Herrschaft Jesu, im Vergleich zur Herrschaft Jehovas, ist das genaue Gegenteil. Jesus bezieht sich nur auf den einzelnen Menschen und steht mit dem Gläubigen direkt in Kontakt. Jede christliche Gemeinschaft, die diese Individualität des Glaubens an Jesus Christus verletzt oder untergräbt, indem sie Praktiken politischer Organisationen einsetzt, hat ihre Christlichkeit verloren. Die Anwendung politischer Organisationsmethoden, verbunden mit dem Bestreben, die Anerkennung politischer Strukturen, unter dem christlichen Deckmantel, zu erlangen, ist die geistige Hurerei, von der in Offenbarung 17:4 die Rede ist und die die WTG an allen anderen Kirchen verurteilt.

Die Wachtturmorganisation hat sich als Ersatz für die Herrschaft Christi positioniert. Wo diese Vermischung stattfindet, kann kein Christ zuhause sein. Er wird sich mit Grausen abwenden und in die Obhut Jesu begeben. Hoffentlich erkennen viele Zeugen Jehovas das Verderben, in dem sie sich befinden und nehmen Jesus Christus endlich beim Wort.

Die Quintessenz dieses Artikels

wird im Abs. 9 und 11 auf den Punkt gebracht. Älteste werden aufgefordert den Mut aufzubringen, einen Fehltritt demütig anzusprechen, aber dennoch jemand nötigenfalls zurechtzuweisen. Sie werden vordergründig aktiv, weil sie ihren Bruder lieben, “aber noch wichtiger ist es ihnen, Jehova zu ehren, für seine Maßstäbe einzutreten und die Versammlung vor Schaden zu bewahren.”

Allein dieser Satz verrät, welche Prioritäten die Ältesten zu setzen haben. Nicht das Wohl des Einzelnen, nein die Ehre Jehovas – also der gute Ruf der Organisation –  steht im Mittelpunkt. Doch wer will beurteilen, ob sich jemand auf einem gefährlichen Weg befindet? Wann genau ist ein Verkündiger dabei, diesen einzuschlagen?

Nun, wie das Begleitbild zeigt, kann schon die Entscheidung für ein bestimmtes Kleidungsstück bedeuten, einen „gefährlichen Weg“ einzuschlagen.

Der einzelne Gläubige zählt wenig, es geht immer um die Organisation. Diese Tatsache versteckt sich nämlich hinter den Begriffen: “Jehova ehren” und “die Versammlung schützen”. Bei Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gegen ein Mitglied der Zeugen, bedeutet “Jehova ehren”, den Ball flach zu halten und den Vorwurf so gut es geht zu vertuschen, die Behörden nicht zu informieren und mit keinem Bruder darüber zu sprechen. Das ist im Artikel gemeint, wenn von “Zeit zum Reden und Zeit zum Schweigen” gesprochen wird. Zitat Abs. 11, sinngemäß:

“Sich beim Reden zu beherrschen, … bedeutet, dass wir unsere Zunge unter Kontrolle haben. So sollten wir z.B. unsere Zunge zügeln und schweigen, wenn wir versucht sind, Kenntnisse bez. sensibler und vertraulicher Versammlungsangelegenheiten, weiterzugeben oder wenn ein Bruder oder eine Schwester Informationen hat, die vertraulich bleiben sollten”.

Grundsätzlich ist es natürlich richtig, Vertrauliches nicht weiterzuerzählen. Doch wenn es sich um Informationen handelt, die belegen, dass die Organisation Jehovas systematisch Missbrauchsfälle vertuscht, ist das ein ganz anderes Thema und hat nichts mit vertraulichen Informationen zu tun.

Von daher dient der abschließende Rat aus Abs. 18 lediglich dem Selbstschutz einer Organisation, die ihr Versagen unter den Tisch kehren will, Zitat:

Wenn wir nachdenken, bevor wir reden, können unsere Worte wie solche goldenen Äpfel sein – kostbar und schön. Und ob wir wenig oder viel reden, wir werden dann andere aufbauen und Jehova stolz machen (Spr. 23:15;Eph. 4:29). Gibt es eine bessere Möglichkeit, unsere Dankbarkeit für dieses Geschenk Gottes zum Ausdruck zu bringen?”

 

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In der politischen Landschaft gilt: Wenn eine politische Partei nur noch fast ausschließlich mit innerbetrieblichen Problemen beschäftigt ist, geht die Wählerschaft verloren, weil sich das Volk mit ihren äußeren Problemen nicht wahrgenommen fühlt. Ähnliches gilt auch auf religiösem Gebiet: Wer genau hinsieht, stellt fest, dass sich die Schreib-Ergüsse der JW.Org fast nur mit innerbetrieblichen Problemen und Anweisungen befassen — davon zeugt wieder einmal auch der oben besprochene WT-Artikel. Die eigentlich zu verkündigende , nach außen zu richtende Bibelbotschaft “Jesus ist der Retter der Welt” wird von JW.Org nicht in den Vordergrund gerückt. Für JW.Org ist offensichtlich die Zeit da, über… Weiterlesen »

Einst war der fromme Katholik angehalten, folgenden Grundsatz zu beherzigen: „Hände falten, Fresse halten.“ Inzwischen hat diese „Empfehlung“ nur noch in allerhöchsten Kirchenkreisen eine Bedeutung. Der Otto Normalverbraucher Katholik des Jahres 2020 ist selbstbestimmt und verzichtet darauf. Interessant, dass ausgerechnet die WTG diesen Grundsatz für „das einfache Schaf“ wiederentdeckt hat. – Für mich – höflich ausgedrückt – ein Anachronismus, der nicht ins Jahr 2020 passt.

(Ich habe das Nachfolgende geschrieben, bevor ich den Artikel zu Ende gelesen hatte; also dient das lediglich der Bekräftigung:) Und da geht es ja schon wieder los mit der WTG-Bibelverdrehungen und aus-dem-Kontext-Reißen: “Wann sollten wir gemäß Römer 10:14 reden? Antwort: Wir sollten immer bereit sein, über Jehova und das Königreich zu reden.” Falsch, falsch und nochmals falsch – worauf bezieht sich Röm 10,14 LAUT KONTEXT? “Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit. Denn Mose beschreibt die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist: “Der Mensch, der diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.” Die Gerechtigkeit aus… Weiterlesen »

Lieber Bruder,
Dank wie immer für die Betrachtung des “Studienartikels” – eine Blosstellung von gnadenlosen Wortverdrehungen und Sinnentstellungen von Bibelzitaten. Es erinnert mich an Otto Walkes “Wort zum Sonntag” mit der Betrachtung von “Theo wir fahrn nach Lodz”… Das kann man doch keinem denkenden Menschen mehr als “geistige Speise ” verkaufen ? Es ist nur noch entsetzlich …
Ich glaube auch nicht mehr, dass dieses eintönige, immer auf dieselbe Leier hinauslaufende Herunterbeten von wenigen Standard-Denkmustern (nur) von den alten Männern der LK kommt. Das hat sich verselbständigt in eine primitive weltanschauliche Wtg-Gleichschaltungs-Propagandamaschinerie mit vergleichbaren Zügen aus der Weltgeschichte…

Lieber Bruder, danke für die Analyse, die sichtbar macht, wie sich die WTG-Religion mit dem Wort Gottes umgeht. Die Verdrehung der Bibelverse ist für die Wachtturm- Religion zur einer bösen Angewohnheit geworden. Sie beansprucht die “Organisation Gottes” zu sein aber gleichzeitig täuscht sie die Menschen und wendet sie von Jesu Christi ab. Ein doppelzüngiges Gerede mit Entstellung der biblischen Tatsachen. Im Wachtturm , 15. Febr. 1988, S. 4 kann man lesen: “Durch das, was wir sagen, wollen wir bestimmt den “Gott der Wahrheit” nachahmen und nicht den “Vater der Lüge” (Psalm 31:5; Johannes 8:44). Skrupellose Menschen mögen durch doppelzüngiges Gerede… Weiterlesen »

Jetz ma Butta bei die Fische : was bedeutet das mit der ID-Nummer den nun in der Praxis ? Acht Monate von (?) 2017 ? Läuft das nu schon ? Kriegt das jetzt jeder oder nur, wer sich für besondere Aufgaben bewirbt ? Und was genau wird denn damit überwacht ? Wann und wie oft jemand was bei jw.org liest ? (@Autor : Danke, dass du deine wertvolle Zeit opferst, um ein so niederträchtiges Machwerk von Artikel auszuweiden. Das muss sowas von geisttötend sein. Hoffen wir mal, dass es dem einen und dem anderen beim Aufwachen hilft.) (@pit : Das… Weiterlesen »

Für alles gibt es eine Zeit. Und jetzt ist für die JEHOVAS ZEUGEN die Zeit, dass ihre eigenen Praktiken auf sie zürückfallen, und sie ernten was sie gesät haben: “Jarrod Lopes, a spokesman for the Jehovah’s Witnesses world headquarters in the United States, said Friday that Russian authorities are “vilifying Jehovah’s Witnesses, crippling them from caring for their basic needs.” Übersetzung: ” Jarrod Lopes, ein Sprecher des Hauptsitzes der Zeugen Jehovas in den USA, sagte am Freitag, die russischen Behörden “verunglimpfen die Zeugen Jehovas und behindern sie daran, sich um ihre Grundbedürfnisse zu kümmern.” Quelle: https://www.voanews.com/europe/russia-blacklists-more-200-jehovahs-witnesses?amp Liebe Brüder und Schwestern,… Weiterlesen »

Vom Watchtower und loyalen Jehova-Sektenanhängern verleumdete italienische Ex-ZJ haben den holländischen Justizminister Sander Dekker angeschrieben:

https://www.reddit.com/r/exjw/comments/f00t3f/open_letter_to_minister_of_justice_mr_s_dekker/

👍 👍 👍

Ps:
Den “Sehr geehrten Herrn Minister” (korrekte Anrede) habe ich übrigens auch schon angeschrieben. Ebenso wie unseren BMJV. Kann jeder machen.

—-

Hier ein BBC TV Bericht:

https://www.reddit.com/r/exjw/comments/ezxb1u/bbc_tv_victoria_derbyshire_04_02_2020/

NIX WIE WEG VON JW.ORG!

Liebe junge Leute,

macht Eure Geschichte öffentlich und erzählt den Menschen, wer die WTG/ JW.Org wirklich ist. Macht es so wie Vanessa, die im Video zu Wort kommt und sagt ehrlich, wie der Psychoterror der WTG/ JW.Org Eure Seele krank gemacht hat und Eure Familien zerstört hat.

Mutig voran und sagt, was Sache ist:
https://www.youtube.com/watch?v=QGLLH2xvMZg

Sagt der WTG/ JW.ORG für immer Tschüss und nix wie weg!
O.W.S.

Hallo alle, ausnahmsweise nehme ich zu einem religiösen Punkt Stellung, owohl ich der Ansicht bin, dass der Watchtower keine Religionsgemeinschaft ist, sondern – von Anfang an – ein kommerzieller Geschäftsbetrieb. Auf der anderen Bruderinfoseite war unter dem – im übrigen guten – Artikel “Harmagedon – eine gute Nachricht” folgendes zu lesen (Zitat): “. Meine Nachbarn sind katholisch und ich weiß sie lieben ebenfalls Gott…..Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass ich in ihren Augen nicht zu denen gehöre, die gerettet werden, obwohl ich ebenfalls Gott liebe.” Um es vorweg zu nehmen, ich bin nicht katholisch und war es auch nie.… Weiterlesen »

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