Jehovas Zeugen – ein Volk für Gottes Namen?

Fragst du einen Zeugen Jehovas, warum er glaubt, der einzig wahren Religion anzugehören, so wird er auf zwei Bibeltexte verweisen, die für ihn entscheidend sind und dich überzeugen sollen, Apg. 15:16 (ein Volk für Gottes Namen?) und Matthäus 24:42-51 (der treue Sklave/Verwalter).

Gestattet mir ein paar Gedanken und Feststellungen zu diesen beiden Texten. Lasst uns zunächst zum Vergleich und besseren Verständnis Apg. 15:16,17 aus drei verschiedenen Übersetzungen lesen, aus der Schlachter, der Hoffnung für alle und der Elberfelder Übersetzung:

Zunächst aus der Schlachter:

»Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, 17 damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.« (Schlachter) 

»Danach werde ich, der Herr, mich meinem Volk wieder zuwenden und            das Reich von König David wieder aufbauen. Jetzt gleicht es zwar einem verfallenen Haus, doch dann richte ich die umgestürzten Wände wieder auf. 17 Dies geschieht, damit auch die übrigen Menschen mich suchen, all die Völker, die seit jeher mein Eigentum sind.« (Hfa) 

»Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und will sie aufrichten, 17 auf dass die, die von den Menschen übrig geblieben sind, nach dem Herrn fragen, dazu alle Heiden, über die mein Name genannt ist.« (Elberfelder) 

Ich habe Schwierigkeiten damit, zu erkennen, wie man allein aus Apg. 15:16,17 erkennen soll, dass JZ die einzig wahre und richtige Religion haben oder das Volk Gottes sind. Ein Vergleich dieser Bibeltexte mit der hauseigenen Übersetzung von Jehovas Zeugen, der NWÜ, macht deutlich, dass in dieser die Texte im Sinne ihrer eigenen Lehrmeinung leicht verändert wurden, damit der Zeuge Jehovas, der auf einen Vergleich mit anderen Übersetzungen verzichtet, zu der Ansicht gelangt: „Ja, da steht es doch, dass die übriggebliebenen Menschen, zusammen mit Leuten die meinen Namen tragen — Jehova, ernstlich suchen.“ 

„Nach diesen Dingen werde ich zurückkehren und die Hütte Davids, die verfallen ist, wieder aufbauen; und ich werde ihre Trümmer wieder aufbauen und sie wieder aufrichten, 17 damit die, die von den Menschen übrigbleiben, zusammen mit Leuten aus allen Nationen, Leuten, die meinen Namen tragen, Jehova ernstlich suchen …“ (NWÜ)

Spricht Petrus hier von Menschen, die sich „Zeugen Jehovas“ nennen, weil sie sich diesen Namen zugelegt haben? Wer diesen Bibeltext in der Neuen Weltübersetzung von Jehovas Zeugen liest, wird zu dieser Annahme geführt. 

Die Formulierung „zusammen mit Leuten aus allen Nationen, Leuten, die nach meinem Namen genannt sind“ sucht man in anderen Übersetzungen vergeblich, ist also von der WTG hinzugefügt worden. Selbst wenn diese Veränderung in wohlmeinender Absicht gemacht wurde, um den Text verständlicher zu machen, so ist das dennoch Manipulation. Oder strenggenommen sogar Bibelfälschung?

Liegt zwischen der Aussage: „über die mein Name genannt ist“ oder “die mein Eigentum sind“ und der Wiedergabe in der NWÜ: Leute, die nach meinem Namen genannt (im Sinne von benannt) sind“, nicht ein gravierender, wenn auch auf dem ersten Blick nicht ersichtlicher, Bedeutungsunterschied?

Ja, denn es ist etwas anderes, ob über die Heidenvölker der Name Gottes ausgerufen wird (siehe Elberfelder Übersetzung) oder ob sich die Menschen aus den Heidenvölkern nach dem Namen Gottes benennen, also sich diesen Namen selbst zugelegt haben.

Wer hat Jehovas Zeugen be- oder ernannt? Wie sind Jehovas Zeugen zu diesem, ihrem Namen gekommen? Gibt es einen Beweis dafür, dass Gott die Glaubensgemeinschaft erwählt und benannt hat, so wie er damals die Israeliten sein auserwähltes Volk genannt hat?

Es folgt die Kurzfassung der Geschichte der heutigen „Zeugen Jehovas“: Da man  sich per se von anderen Christen unterscheiden wollte, bot sich mit Jesaja 43:10 „Ihr seid meine Zeugen“, eine schöne Textstelle, die man sich ab 1931 als Etikett umhängen konnte und schon war man das Volk, genannt nach Gottes Namen.

Ok, sie sind die einzigen, die sich nach dem Namen Jehova benennen, aber ist dies für sich schon ein Beweis, dass Gott sie ernannt hat? Die Israeliten, die von Gott als seine Zeugen benannt wurden, haben sich nie selbst als Zeugen Jehovas bezeichnet.

Es geht nicht um Trennung, sondern um Vereinigung

Der gesamte Textzusammenhang von Apostelgeschichte 15 macht deutlich, dass es nur darum geht, die vorhandene Unterscheidung zwischen Juden und Heiden zu beseitigen oder ganz vereinfacht ausgedrückt: dass es nicht mehr darauf ankommt, ob man zu der einen oder der anderen Gruppe gehört, siehe Galater 3:28: 

 „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“ 

Deshalb sagte Christus auch der Samariterin am Brunnen:

„Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ (Joh. 4:21-24) 

Über diesen Geist sagte Jesus in Joh. 14:26:

„Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“  

Wer ist hier mit „euchgemeint? Darf sich hier jeder einzelne Christ angesprochen fühlen oder nur eine elitäre Körperschaft oder Institution? Jehovas Zeugen wird gesagt, dass diese Worte nur an die Gesalbten, die sogenannte Leitende Körperschaft gerichtet sind. Diese Behauptung wird damit begründet, dass Jesus gesagt habe: „ … ich werde euch an alles erinnern, was ich euch gelehrt habe.” Damit sei belegt, dass die Wirkungen des heiligen Geistes auf Jesu Jünger beschränkt bleiben, da nur diese von ihm belehrt würden.

Doch die Evangelien berichten anschaulich und ausführlich davon, dass Jesus nicht nur seine Jünger, die mit ihm persönlich verbunden waren, belehrte. Die Evangelien belegen, dass Jesus vor großen Volksmengen sprach, zu Menschen, die bewegt waren von dem, was und wie er lehrte. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch diese Menschen durch den heiligen Geist, in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen, geführt und erinnert wurden, an das, was sie von Jesus einmal gehört haben.

Ein Ereignis, das in Markus 9:38-41 beschrieben wird, zeigt, dass Jesus seine Jünger, bezüglich der Hilfe durch den heiligen Geist, nicht als elitäre Gruppe sah:

„Johannes sagte zu Jesus: »Lehrer, wir haben da einen Mann gesehen, der hat deinen Namen dazu benutzt, böse Geister auszutreiben. Wir haben versucht, ihn daran zu hindern, weil er nicht zu uns gehört.«

 »Lass ihn doch!«, sagte Jesus. »Wer meinen Namen gebraucht, um Wunder zu tun, kann nicht im nächsten Augenblick schlecht von mir reden. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns!

Und wer euch nur einen Schluck Wasser zu trinken gibt, weil ihr an Christus glaubt – ich versichere euch, ein solcher Mensch wird ganz gewiss seinen Lohn erhalten!« (Markus 9:38-41 Hfa)“ 

Schon eigenartig, da ist also jemand, der nicht zu der Gruppe um Jesus gehört, ihm anscheinend nicht persönlich nachfolgt, und Jesus sagt in etwa das: “Macht nichts, lasst ihn, wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ Eine beispielhafte Einstellung, die verdeutlicht, dass Jesus nicht eine besondere Gruppe oder bestimmte Personen als Vertreter der Wahrheit definierte, sondern dass jeder, der sich zu Christus bekennt, den Zugang zur Wahrheit hat. Von der Wirkung des Heiligen Geistes sagt die Bibel:

„Es ist damit wie beim Wind. Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht.“ (Johannes 3:8)

Ich denke, vor diesem Hintergrund erübrigt es sich, nach der „einzig wahren Religion” zu suchen. Könnte es sein, dass unser Vater im Himmel, bei unserer Suche nach Wahrheit, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Empfindungen der Menschen berücksichtigt? Weil er weiß, dass wir alle Fehler machen und keine einzige Person oder Gruppe die ganze Wahrheit hat? Könnte es sein, dass unser Vater im Himmel mehr in die Herzen schaut und die Motivation jedes Einzelnen klar erkennt, also gar nicht danach fragen muss: Mit welcher Gruppe bist Du eigentlich verbunden? 

Die vielen christlichen Religionen sind alle in dem Maße gut, wie sie Christus folgen und Menschen zu Gott führen. Jede Gruppe von Gläubigen, die ihr eigenes Credo als die Wahrheit betrachtet, begeht einen Trugschluss; solche Haltungen zeugen eher von theologischer Arroganz, als von sicherem Glauben. Alle christlichen Religionsgruppen dieser Welt, die sich auf Christus berufen, besitzen auch irgendwo einen Funken an Wahrheit. Und auch den Gläubigen nichtchristlicher Religionen ist die Suche nach Gott nicht abzusprechen.

Paulus, ein eifriger Verfechter der göttlichen Wahrheit, wurde zwar zornig über die vielen Götterstatuen der Athener, aber er verurteilte die Athener deswegen nicht. Im Gegenteil, er stellte sich vor alle Versammelten und lobte ihre Hingabe, mit der sie Gott suchten, indem er ausrief:

„Athener! Mir ist aufgefallen, dass ihr euren Göttern mit großer Hingabe dient. Ich habe da sogar einen Altar für einen unbekannten Gott gefunden. Diesen euch unbekannten Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, geschaffen hat, möchte ich euch bekannt machen“. Apg. 17

Dies tat er, indem er ihnen den Christus verkündigte. Wie Paulus, täten alle, die sich Christen nennen, besser daran, dem lebendigen geistigen Glauben ihrer Nachbarn das Beste zu entlehnen, als ihn als das Schlimmste in deren fortbestehendem Aberglauben und überlebten Ritualen anzuprangern. Wären Jesu Lehren so belassen worden, wie er sie vortrug, dann hätten alle Nationen und alle Religionen der Welt das Evangelium des Königreichs rasch und aggressionsfrei angenommen. Die gut gemeinten Bemühungen der frühen Nachfolger Jesu, seine Lehren neu zu formulieren, zu interpretieren, um ihre Auslegung dann als “die Wahrheit“ zu präsentieren, hatten nur zur Folge, dass seine Lehren für viele gottsuchende Menschen weniger akzeptabel wurden.

Meine Familie – alle eifrige Zeugen Jehovas und davon überzeugt, zum einzig wahren Volk Gottes zu gehören – meidet mich wegen meiner kritischen Einstellung gegenüber “der Organisation des Volkes Gottes” schon jahrzehntelang. Sie bezeichnet mich als „geistig krank“. Trotzdem habe ich jahrelang, auch heute noch, aufrichtig dafür gebetet, dass sie doch erkennen möchte, dass ich Gott nicht verlassen habe und dass wir miteinander Umgang haben können. Auf der anderen Seite hat meine Familie ebenfalls – und ich zweifle nicht daran – ernsthaft und aufrichtig dafür gebetet und tut es wohl auch heute noch, dass ich zu dem Volk, das ihrem Verständnis nach den Namen Gottes trägt, zurückkomme.

Warum wurden ihre und meine Gebete nicht erhört? Heute glaube ich, dass der Grund dafür ist, dass wir falsch beten, weil es Gott nicht darauf ankommt, ob wir katholisch, evangelisch, Zeuge Jehovas oder sonst was sind. Ihm kommt es darauf an, dass wir ihn als Schöpfer, als unseren Vater lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Und wenn wir ihn als Vater erkennen, dann sind wir auch Kinder Gottes. Mit diesem Wissen können und werden die Früchte des Geistes in uns wachsen, werden wir unser Leben verändern und unseren Nächsten als unseren Bruder erkennen und lieben.

Ich bin mir bewusst, dass ein Zeuge Jehovas, genau wie jeder andere, der von sich überzeugt ist, die Wahrheit zu haben, mit dieser Einstellung nicht klarkommt, dem nicht zustimmen wird und kann. Würde er doch seine Identität verlieren, das Gefühl die Wahrheit zu haben oder zum einzig wahren Volk Gottes zu gehören.

Soweit meine Gedanken zu Apg. 15:16,17. Wie bereits erwähnt, geht es in diesen Versen nicht um Trennung, sondern vielmehr um Vereinigung aller Menschen, die Gott suchen.Gott wird sich seinem Volk – dem Volk Israel – wieder zuwenden und das Reich König Davids, das damals einer verfallenen Hütte glich, wiederaufbauen. Es wird wieder errichtet, damit auch die übrigen Menschen, die Gott suchen und die seit jeher Gottes Eigentum sind, als ein Volk zusammengeführt werden.

Und nun noch ein paar Gedanken zu Matthäus 24:42-51

und zu dem Gleichnis vom „treuen und verständigen Sklaven“: Dieses Gleichnis dient der Leitenden Körperschaft der WTG als Grundlage für ihren Anspruch, von Jesus als der „treue und verständige Sklave“ eingesetzt worden zu sein. Aber sagt das die Bibel wirklich oder handelt es sich hier um eine eigenwillige und anmaßende Auslegung? Tatsächlich handelt es sich hier um einen Versuch, einer Gruppe von Menschen eine elitäre Bedeutung zu geben.

Ich erinnere mich an eine Leserfrage im Wt 15. 3. 2015 Leserfrage . Es ging um die Verwendung von Vor- und Gegenbildern und deren Anwendung. Die Gedanken waren wirklich gut und ich hatte gehofft, dass man diese auch auf die Interpretation von Matt. 24:48 anwenden würde. In dieser Antwort kann man folgendes lesen:

„Menschen können nicht wissen, welche Bibelberichte für etwas Künftiges stehen und welche nicht. Am besten ist: Wo die Bibel lehrt, dass eine Person, eine Ereignis oder ein Gegenstand, ein Bild für etwas anderes ist, akzeptieren wir das. Wo es jedoch keine eindeutige biblische Grundlage gibt, werden wir einer Person oder einem Bericht nicht voreilig eine gegenbildliche Anwendung zuweisen.“ 

„Man sollte die meisten diese Berichte also nicht nur auf die Gesalbten oder nur auf die große Volksmenge oder nur auf einen bestimmten Zeitraum anwenden. Vielmehr kann jeder aus Gottes Volk, ganz gleich zu welcher Zeit er lebt, die Lehren aus den Berichten auf sich beziehen.“

Diese Aussage ist durchaus vernünftig. Aber warum wendet die Leitende Körperschaft diese generellen Grundsätze nicht auch beim Gleichnis “vom treuen und verständigen Sklaven“ an? Meine Hoffnung wurde enttäuscht. Man besteht heute mehr denn je darauf, dass dieser „treue und verständige Sklave“ aus Matt. 24: 48 die heutige Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas ist, die unbedingt als Fuhrung anerkannt werden muss und der bedingungsloser Gehorsam gebührt.

Diese „Sklavenklasse“ beansprucht eine Autorität, als wäre sie von Gott inspiriert, obwohl sie nicht müde wird zu betonen, nicht inspiriert zu sein, sondern nur vom Geist Gottes geleitet, was aber de facto keinen Unterschied macht, so wie man auch im Wachtturm vom   w 2003, 1. 7. s. 14. Abs. 20  unter dem Thema: „Siehe! Das ist unser Gott“ darlegt.

Zwischen den beiden Begriffen „Inspiriert“ oder „Geistgeleitet“ bestehe demnach kein Unterschied. Zitat:

„Dadurch, dass Jehova unvollkommene Menschen gebrauchte, gab er uns genau das an die Hand, was wir benötigen — Aufzeichnungen, die „von Gott inspiriert“ sind und zugleich das menschliche Element enthalten (2. Timotheus 3:16). Ja, die Schreiber wurden vom heiligen Geist geleitet. Das, was sie schrieben, ist deshalb die Weisheit Jehovas, nicht ihre eigene.“

Im sogenannten Einsichtenbuch wird der Begriff INSPIRATION definiert als Einfluss oder Eingebung durch die Leitung eines übermenschlichen Geistes, Zitat:

„Wenn der Quell dieses Geistes Jehova ist, dann ist das Ergebnis, ob geäußert oder schriftlich festgelegt, das wahrhaftige Wort Gottes. In 2. Timotheus 3:16 lesen wir die Worte des Apostels Paulus: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert.“ Mit dem Ausdruck „von Gott inspiriert“ wird das zusammengesetzte griechische Wort theópneustos wiedergegeben, das wörtlich „gottgehaucht“ bedeutet“.

Inspiration wird also von der WTG selbst als „Leitung durch göttlichen Geist“ definiert. Inspiration wird also mit „Leitung durch heiligen Geist“ gleichgesetzt. Wenn die Leitende Körperschaft, der “treue und verständige Sklave”, also behauptet, nicht inspiriert zu sein, dann ist das eine Täuschung, wenn im gleichen Atemzug darauf bestanden wird, von Gottes Geist geleitet zu sein. Doch zurück zu Matt. 24:48. Spricht Jesus hier wirklich davon, dass er eine elitäre Gruppe von Männer eingesetzt hat, die durch den Geist Gottes geleitet die Lehr- und Glaubenshoheit über seine Schafe besitzt?

Es handelt sich hier nachweislich um eine WTG-Falschauslegung von Matt. 24:45-47.

Bibelgelehrte und Bibelkenner sind sich darüber einig, dass es sich i. V. mit dem πιστὸς δοῦλος καὶ φρόνιμος pistòs doūlos kaì phrónimos aus Mat. 24:45 entweder um eine AN JEDEN EINZELNEN CHRISTEN gerichtete, rein rhetorische Frage Jesu (jeder einzelne Christ ist ein “Sklave Gottes”) handelt.

Jeder Christ hat sich demnach in dieser Funktion als “treu” und “klug” zu erweisen, siehe auch 1. Petr. 4:10 oder Röm. 12:6-8. Es handelt sich um eine Parabel, keinesfalls aber um eine Voraussage für ein Leitungsgremium oder Direktorium des “Leibes Christi”. Im Lichte dieser Tatsachen muss das WTG-Dogma einer “Treuen und verständigen Sklavenklasse” als ein aus dem Kontext gerissenes, willkürlich an den Haaren herbeigezogenes, theologisches Dogma zurückgewiesen werden.

Weitere Informationen siehe Hier, Glossar – treue und verständiger Sklave

 

 

 

 

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Hallo Erni, fantastisch, dein Artikel hat mich sehr angespornt, meine persönliche Pflicht zum Bibelstudium nicht zu lockern. Denn wenn Gottes Anerkennung davon abhängt, in welchem persönlichen Verhältnis wir zu ihm stehen, …und nicht davon, zu welcher “Religionsgemeinschaft“ wir uns zählen, dann wird hier gerecht und liebevoll mit uns vorgegangen! Ein Ansporn zur ganz persönlichen Eigenverantwortung, “alles zu prüfen, das Gute zu behalten.“ (1. Thess. 5:21) Wenn wir persönlich also UNGUTES in unserer “Rel.gemeinschaft“ entdecken, dann sollten wir nicht zu Mitläufern werden, denn Gott kennt ja unser Innerstes. Mit viel Freude hab ich kürzlich den UNTERSCHIED zwischen Gleichnis und wahren Begebenheiten… Weiterlesen »

JZ. = Die einzig wahre Religion? So etwas überhaupt in den Mund zu nehmen und zu behaupten ist reine Blasphemie. Ja, es stimmt, dass die Auslegung aus Matt. 24:45 sich nicht auf eine Prophetie handelt, sondern um ein Gleichnis, das einzelne Menschen betrifft! Jeder einzelne Mensch hat von Gott eine Gabe erhalten, und jeder kann und soll sie nutzen. Uns ist klar, dass TC. Russell sich das Recht nahm der kluge und treue Knecht an sich gerissen zu haben. Dies beweist, dass er keine Demut hatte, sondern vielmehr erhöhte er sich selbst, vom Rest, damit. Es klingt wie ein kitschiger… Weiterlesen »

Jeder unvoreingenommene Prüfer kann relativ leicht die Manipulation, ja Verfälschung von Apostelgeschichte 15:17 in der Bibel der Zeugen Jehovas bemerken. In ihrer bisherigen Neuen-Welt-Übersetzung hieß es noch: “… Leuten, die nach meinem Namen genannt sind, Jehova ….”. In ihrer aktuellen revidierten Übersetzung heißt es nun: “… Leute, die meinen Namen tragen — Jehova …”. Weder die alte noch die neue Wiedergabe entspricht dem Wortlaut des griechischen (bzw. hebräischen) Grundtextes. Und die JW.Org weiß das, denn in ihrer Interlinear-Übersetzung Griech./Engl. übersetzen sie die linke Spalte richtig mit “über die mein Name ausgerufen worden ist“, modifizieren sie dann aber in der rechten… Weiterlesen »

Vielen Dank, lieber Erni, für diesen gehaltvollen Artikel. Apg 15,16.17 ist ein wirklich interessanter Text, da er in direkter Beziehung zu Joh 10 und Röm 11 steht, denn er verweist auf genau die gleichen 2 Menschengruppen, von denen die beiden anderen Passagen reden: Die aus einem “Überrest” der jüdischen Nation (Röm 11,5) gebildete “Kleine Herde der ersten Schafhürde” (Joh 10,1-15) bzw. die “nicht ausgebrochenen Zweige des Ölbaum-Wurzelstocks” (Röm 11,16.24), und die aus den “Ethnien” (Ethnoi, Plural von Ethnos; i.d.R. übersetzt mit “Heiden”, Röm 11,13) stammenden “Anderen Schafe” (Joh 10,16a) bzw. die “Zweige, die in den Ölbaum (-Wurzelstock) eingepfropft” wurden (Röm… Weiterlesen »

Die Zeugen Jehovas sind übrigens nicht die einzigen, die den Namen Gottes tragen. Es gibt da noch die “Nation of Yahweh“.

“obwohl sie nicht müde wird zu betonen, nicht inspiriert zu sein, sondern nur vom Geist Gottes geleitet, was aber de facto keinen Unterschied macht“

Das erinnert mich immer wieder an einen Witz.

– “Euer Ehren, ich war nicht betrunken, sondern nur angetrunken!“
– “Na gut, dann bekommen Sie nicht 7 Tage, sondern nur 1 Woche.“

Zur Frage Tragen eines Namens oder aber Ausrufung eines Namens: Die Verfälschungarbeit in der Neuen-Welt-Übersetzung, stellt man in Jakobus 2:7 ein weiteres Mal fest — also neben Apg. 15:17: Bisherige NW-Übersetzung: “Lästern nicht sie den vortrefflichen Namen, nach dem ihr genannt worden seid?” In der rev. aktuellen NW-Übersetzung: “Lästern sie nicht über den guten Namen, den ihr erhalten habt? ” (Der Leser soll beide Male an den Namen “Jehovas Zeugen” denken.) Ganz anders aber der Wortlaut in der linken Spalte ihrer Interlinear-Übersetzung Griech./Englisch! Man beachte auch die zutreffenderen Übersetzungen, z.B. in der Luther: “Verlästern sie nicht den guten Namen, der… Weiterlesen »

Wenn manche hier regelrecht stolz darauf sind, sich Zeugen Jehovas zu nennen und sich regelrecht in diesem „Vorrecht“ suhlen, dann sei darauf hingewiesen, dass Schweine schlaue Tiere sind. Sie wälzen sich nicht umsonst im Schlamm, sondern desinfizieren sich mit dieser Fango-Packung von Ungeziefer. In der Natur hat alles seinen Sinn. So hat die Wachtturm-Lehre durchaus auch einiges Positive zu bieten: Rauchen, Drogen, Piercing, Tatoo, Saufgelage usw. sind wie Ungeziefer, die mit dem Wälzen im jw-org-schlamm effektiv bekämpft werden können. Allerdings um den Preis, dass man dann eben im WT-Dreck liegt. – Was aber nichts macht, weil mit dem Wasser des… Weiterlesen »

Stimmt es tatsächlich, dass die führenden Zeugen Jehovas glauben, dass sie in Armageddon SELBST vom Himmel aus unschuldige katholische Kinder töten werden? Allein aufgrund der Tatsache, dass die Eltern katholisch sind. Oder ist das nur ein Missverständnis meinerseits?

👏🏼👏🏼👏🏼😀 vielen Dank für diesen schönen Artikel 😃😃

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