Eure Rede sei (weiterhin) freundlich und mit Salz gewürzt

In den vergangenen Monaten hatte sich auch hier auf Bruderinfo im Kommentarbereich eine gewisse Streitkultur entwickelt – oder vielleicht wäre Unkultur die bessere Bezeichnung. Brüder scheinen nicht mehr miteinander reden zu können, weil sie sich an unterschiedlichen Ansichten zu verschiedenen biblischen Lehren und Auslegungen, aufreiben. Jeder bringt seine Argumente vor – aber es kommt zu keiner Verständigung. Das liegt daran, dass nicht miteinander,  sondern – gegeneinander geredet wird. Es ist zu beobachten das schnell und  heftig der jeweils Andersdenkende beleidigt wird oder ihm schlechte Absichten unterstellt werden.

Seit einigen Wochen haben wir versucht, dem effektiv etwas entgegenzusetzen – Endlosdiskussionen unterbrochen oder unsachliche und persönlich werdende Kommentare nicht mehr freigeschaltet. Tatsächlich sorgten diese Maßnahmen für eine bessere Diskussionskultur hier auf Bruderinfo. Viele strengen sich wirklich an, sachlicher und weniger emotionsvoll zu schreiben. Auch hier tauchten zuweilen Kommentare auf, die voller Hass gegen die Zeugen Jehovas im Allgemeinen waren. Diesen Schreibern sei klar und deutlich gesagt: Statt Hass, Streit und Lügen wollen wir hier ein sachliches und freundliches Miteinander pflegen. Mehr als 3800 Leser schauen täglich auf diese Seite.

Einige äußern hier gern ihre Meinung oder berichten von ihren Erlebnissen mit der Organisation, und das Angenehme ist: die meisten greifen niemanden an und werten andere nicht ab. Die Erfahrung lehrt aber, dass durch einige unsachliche Kommentare die Stimmung schnell eskalieren kann und die zivilisierte Streitkultur zerstört wird. Es bedarf dann der Unterstützung vieler, die Auseinandersetzungen durch mehr Fakten und Sachlichkeit und weniger Emotionen, wieder in eine positivere Richtung lenken. Wir alle sollten das ausleben, was schon der Apostel Paulus vor 2.000 Jahren den Gemeinden in der Stadt Kolossä, in der heutigen Türkei, geraten hat. Dort waren verschiedene Lehransichten im Umlauf und es gab erbitterten Streit. Paulus sah sich genötigt, einen Brief mit ein paar Ratschlägen zur richtigen Streitkultur loszuschicken und schrieb: „Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.“ (Kolosser 4,6)

Erstaunlich, aber auch erschreckend, wie dringend und aktuell diese Empfehlung  heute immer noch, auch auf Bruderinfo, ist: „Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.“ Das ist eine Streitkultur wie ich sie mir vorstelle. Klar Meinung beziehen, gern mit Salz gewürzt – aber freundlich.

Denn wer auf Krawall und Hass mit Freundlichkeit, Sachlichkeit und mit Faktenbezug reagiert, der kann etwas bewirken. Denn wie heißt es: „Wer schreit, hat Unrecht“. Es wird gerade gerne im anonymen Raum des Internets viel “geschrien”, allerdings nicht phonetisch, sondern mit schriftlicher Beleidigung, Lüge und Verachtung.

Davon wollen wir uns entschieden distanzieren.

Paulus gab in seinen Brief noch einen anderen Ratschlag: „Seid beharrlich im Gebet“, heißt es da. Betet. Bleibt im Kontakt zu dem guten Gott. Das ist die Quelle für den Glauben und das Gute in der Welt. Wenn ich weiß, dass Gott mich liebt, dann muss ich andere nicht abwerten. Schon gar nicht beleidigen und schlechte Beweggründe unterstellen, das passt mit Liebe nicht zusammen. Deshalb nehmen wir doch diese beiden Hinweise des Paulus als klugen Rat für die Zukunft.

„Sprecht mit Gott und redet freundlich mit den Menschen.“ Dann kann die Spirale des Streits durchbrochen werden. Denn das brauchen wir so dringend – jeden Tag. Ich wünsche uns allen hier, die Fähigkeit, zu widersprechen – ohne zu beleidigen und ohne Rechthaberei und das Vermögen, eine andere Meinung, zu einem kontroversen Thema tolerieren zu können, solange sie mit christlichen Werten übereinstimmt. Ja, der Streit scheint irgendwie zum Menschen dazuzugehören. Auch die Bibel – ein Buch voller Geschichten über unvollkommene Menschen, spricht viel davon.

Nicht nur Männer, auch Frauen, wie die beiden Schwestern Maria und Marta, werden beschrieben. Jesus besucht sie und beide wollen ihm auf ihre Art ganz nahe sein. Marta ist mit der Zubereitung eines Mahls beschäftigt und schafft den guten äußeren Rahmen, während Maria zu seinen Füßen sitzt und ihm lauscht. Unstimmigkeit liegt in der Luft, weil Marta sich über Maria beschwert. Und beide sind doch nur an Jesus, seinem Wohlbefinden und seinen Lehren interessiert.

Nun ist die Bibel auch ein Buch über Gott. Und da fällt auf: Gott steht beim Streit zwischen Menschen immer irgendwie auf beiden Seiten. Keine Seite, keine Partei, keine Position hat vor Gott die einzige, die letzte Wahrheit.

Ich glaube: Neid, Missgunst und Rechthaberei verschärfen Konflikte und machen am Ende niemand glücklich. Mein Seelenheil – biblisch gesprochen – gewinne ich durch Gelassenheit und Lebensfreude. Also durch Freude, die sich an dem erfreut, was man hat und nicht an dem, was man will.

Der Streit ist so menschlich, aber auch so zerstörerisch. Wie lässt er sich überwinden? Durch die Kunst des Verzichts, von der ich in der Bibel lese. Verzicht ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen sich nicht von Streitigkeiten beherrschen lassen. Nein, gemeint ist nicht ein locker dahin gesprochenes „Der Klügere gibt eben nach“, sondern eine geistliche Tugend und die schöpft aus Weitsicht. Also aus der Sicht, die über den Konflikt dieses Augenblicks hinausschaut.

Diese gelassene Weitsicht hilft nicht nur in Beziehungskonstrukten wie meiner Familie – in Beziehungen zu meiner Frau, meinen Kindern und meinen Eltern. Sie hilft auch im allgemein – gesellschaftlichen Kontext, wie z. B im Verhältnis zwischen den verschiedenen Religionsorganisationen, die ja auch davon versucht sind, zu fragen: “Wer ist heiliger, wer ist näher bei Gott?” Gelassene Weitsicht ist überall dort gefordert, wo Menschen sich vergleichen und darüber verbittert auseinanderleben. Gelassenheit belebt und entspannt das Miteinander gleichermaßen. Und das ist viel wichtiger, als Recht zu haben.

“Wer ruhig bleibt, hat viel Verstand, doch wer aufbraust, zeigt nur seine Unvernunft. Gelassenheit hält auch den Körper gesund, doch Leidenschaft ist Knochenfraß.” Sprüche 14:29/30

Ja, mag so manch einer einwenden, aber die Wahrheit muss doch Wahrheit bleiben, man darf doch nicht falsche Dinge stehen lassen. Gelassenheit in Sachen Wahrheit ist doch fehl am Platz.

Wirklich? Denken wir darüber einmal nach, hat nicht jeder seine Wahrheit die er meint verteidigen zu müssen? Müssen wir die Wahrheit verteidigen?

Fragte Pilatus Jesus nicht: was ist Wahrheit?“  Jesus antwortete: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme – Ich bin die Wahrheit!“

 

 

 

 

 

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Hallo liebe Freunde!

Jetzt muss ich bei allem rechtherzlich bedanken!

Die liebe Schneeflocke hat sich eine große Mühe gemacht, ich weiß nicht wer ihr alles geholfen hat? Für alle persönlichen Worte an mich und meine Frau möchten wir uns ganz herzlich bedanken – es waren viele tröstenden Worte enthalten ????❤️

Wir hoffen in diesem Sommer  viel von euch zu treffen und im persönlichen Gespräch vieles nachzuholen!

Die Chemo ist erträglich (gibt angenehmeres) vorbei und jetzt hoffe ich dass sich meine neuen Stammzellen sich bei mir wohl fühlen

Liebe Grüsse

Matthäud

 

 

 

 

Lieber Matthäus ! Die neuen Zellen wären ja auch ganz schön doof, wenn sie sich bei dir nicht wohlfühlen würden ????. Schön, dass du den schlimmsten Teil hinter dir hast. Wir können wirklich dankbar sein, in einem Land zu leben, in dem es solche Behandlungsmethoden gibt und den meisten Menschen zur Verfügung stehen. Und dass du diese Möglichkeiten jetzt auch nutzen kannst. Aber das brauch ich dir ja nicht zu sagen. Vielleicht kannst du irgendwann den Spender kennenlernen. Ich hab mich auch mal registrieren lassen, aber wegen meinem Psychokram wollte sie mich nicht, die Dumpfbacken. Egal. Hauptsache, alles geht gut… Weiterlesen »

Lieber Bruder, vielen Dank für den nachdenklich stimmenden Beitrag. In so manch einer Diskussion zeigt sich doch unsere Herkunft als Zeugen, gelehrt, vor jedermann den Glauben zu verteidigen und in einem steten Rechtfertigungszwang steckend. Gerade für Zeugen Jehovas ist es unmöglich, eine andere Meinung als das Recht des anderen stehen zu lassen und davon überzeugt zu sein, dass die Wahrheit vielleicht in beiden Ansichten partiell vertreten sein könnte. Dazu kommt auch, dass wir uns hier schriftlich begegnen und es auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, aus welcher Stimmung heraus jemand einen Kommentar schreibt. Wenn der Schreibende es vielleicht noch… Weiterlesen »

Lieber Matthäus,

bin heut morgen ganz bald wach geworden und hatte total Lust auf eine Tasse Kaffee.

Als ich las, dass du auf dem Weg der Besserung bist … also das hat mich soo für dich und deine Frau gefreut, ich glaub, der Kaffee hat so gut wie schon lange nimmer geschmeckt!

Ich nehm nochmal einen großen Schluck und denk an euch. Und liebe Grüße an die Stammzellen:

Sie sollen sich wie zu Hause bei dir fühlen und sichs richtig gemütlich machen!

Liebe Morgengrüße

Ulla

 

 

Lieber Matthäus freut mich ungemein, dass du das Schlimmste hinter dir hast und die vielen Gebete erhört worden sind. Ich hoffe, es geht dir bald wieder ganz gut und dir bleiben noch viele schöne Jahre hier auf der Erde und uns noch viele tolle Beiträge von dir hier auf Bruderinfo. Auch wenn ich lange nichts geschrieben habe war ich in Gedanken oft bei Dir und habe mich immer gefreut wenn du hier was schreibst, weil alles was du schreibst, die tiefe Liebe zu unserem Schöpfer widerspiegelst. Dein fundiertes Wissen über die Bibel und über die Lehren der WTG führen immer… Weiterlesen »

Guten Morgen liebe Geschwister,

eure Kommentare für Matthäus sind für mich nicht nur wie das Salz in der Suppe, sondern noch die vielen Kräuter und andere Gewürze dazu. Das ist so zu Herzen gehend, da wünsche ich mir glatt, meine Pumpe wäre doppelt so groß um ganz viel davon aufzunehmen und zu behalten. Jeder von euch ist ein Juwel.

Grübler@Bruder “Eure Rede sei weiterhin mit Salz gewürzt” , ein toller und mit liebevollen Worten geschriebener Beitrag, der mir sehr gefallen hat und “Speise zur Rechten Zeit” war.  (Verzeiht mir die Ironie). Ich bin ja nur Gast auf dieser Seite und habe nichts zu meckern.   Aber ich habe auch so das Gefühl gehabt, dass sich der Ton mancher Kommentare in den letzten Wochen verschärft hat und dass sich mancher Neuleser evtl. etwas abgeschreckt fühlen mag. Ich fürchte auch, dass ich das System hier auf BI bezgl. der Kommentare noch nicht richtig verstanden habe. Der neueste Beitrag ( Salz in… Weiterlesen »

 
Lieber Jan,
 

ich habe bisher keine Adresse oder ähnliches von dir. Deshalb auf diesem Wege.

 

Heute habe ich deine Karte aus Egypt erhalten. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

 

Du hattest sie am 11. 03. 2017 abgeschickt. Heute haben wir den 06. 04. 2017 (aber immerhin noch 2017 ha, ha). Ich kenne das von früher, als ich noch in der ganzen Welt herum getingelt bin. Meine Karten kamen auch immer erst nach Wochen, oder gar Monaten an.

 

Anyway, better late than never, right?

 

Danke, dein Bruder

 

Störti

 

 

Hallo Fox, Hallo Omma, ich schreibe euch beide gleichzeitig an ( wg. Zeitmangel ) und danke euch für die lieben Zeilen und für euer herzliches Willkommen hier auf dieser Seite! !! Hier lese ich ca. 1 Jahr mit, allerdings nicht immer, weil ich beruflich ziemlich angespannt bin. Es tut gut, hier unter gleichgesinnten Christen zu sein. Ich wünschte, ich hätte diese Seite schon früher kennengelernt. Zu Matthäus: Ich hatte mich nur gewunderd,  so viele Kommentare über ihn zu lesen, weil ich so gar nichts von ihm und seinem Zustand gelesen habe. Gibt es noch ein anderes Forum, oder habe ich… Weiterlesen »

Ihr Lieben, an den schönen Artikel angeknüpft möchte ich nur kurz ergänzen, dass wir hier einfach alles Menschen sind, die zwar durch das Blut des Lammes geistig vollkommen gemacht wurden, aber heute in unvollkommenen Wesen stecken. Wir haben alle nicht nur unterschiedliche Charaktere und Eigenschaften (die das Leben ja auch so herrlich bunt und vielfältig machen!!) sondern auch einen unterschiedlichen Backround, individuelle Erfahrungen, Prägungen und manche sogar tiefsitzende Traumas, die mit der Org in Verbindung stehen mögen oder aber vielleicht auch nicht. Es ist bestimmt z.B. schwerlich, wenn nicht fast unmöglich, für jemanden, der mal für 1,2 oder 5 Jahre… Weiterlesen »

Liebe Fox,

danke für die Info.

Toll dein Vergleich mit der bunten Sommerwiese!

In der Organisation durften wir ja keine verschiedenen Pflanzen sein, da sollten wir alle gleich sein.

Alles Gute

Wie finde ich zu Gott?

Ihr sagt immer was falsch ist an der Wachtturmgesellschaft. Aber ihr sagt nicht wie es richtig geht
Diana

Hallo liebe Omma,

vielen Dank für deine Informationen. Du hast dir ja unheimlich viel Mühe gemacht, die Kommentare von Matthäus finden zu können.

Auch die anderen Hinweise sind sehr wertvoll für mich.

Nochmals danke und euch beiden ein schönes Wochenende! !!

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