“Die Generation, die nicht vergehen soll”

Von Eric Wilson

Wir möchten uns heute über Christi Prophezeiung, bezüglich der „Generation die nicht vergehen sollte“, Gedanken machen, denn laut vieler Bibelgelehrten ” ist die Endzeitrede Jesu eine der am meisten missverstandenen Passagen der Bibel. Mit der „Endzeitrede“ sind die Vorhersagen Jesu aus Mat. 24, Mar.13 und Luk. 21 gemeint. Insbesondere werden wir uns mit Matthäus 24:34 befassen und mit dem aktuellen Verständnis von Jehovas Zeugen, bezüglich der “überlappenden Generation.” Dieser Vers bildet die Grundlage für die Annahme, dass Jesus von einer überlappenden Genration sprach. Dort lesen wir:„Wahrlich, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist“.

Link zum Videovortrag: https://youtu.be/1sbtGAm4j-w

Doch hatte Jesus überhaupt eine Generation unserer heutigen Zeit im Sinn, welche nicht vergehen sollte, bis sich gewisse Zeichen, vor dem Kommen Jesu, erfüllt haben? Um diese Frage zu klären, müssen wir vermeiden, etwas in den Text hineinzuinterpretieren, was dort nicht steht oder gemeint war. Dies ist zugegebemaßen nicht einfach. Warum?

Wir werden feststellen, dass sich ein Teil der Ausführungen Jesu eindeutig auf die direkte Lebenszeit seiner Jünger bezieht, während Jesus bezüglich seiner Wiederkunft auch Ereignisse erwähnte, die sich in ferner Zukunft ereignen würden. Und hier ist es wichtig, bei dem zu bleiben, was Jesus tatsächlich sagte, und das geht nur, wenn wir uns gedanklich in die Zeit der Jünger versetzen und den Kontext beachten.

Wir möchten die Bibel für sich selbst sprechen lassen, ohne die Worte Jesus irgendwie auf unsere Zeit anwenden zu wollen. Wir wollen nichts hineindeuten, was Jesus nicht gesagt hat. Wir werden Matthäus 24:34, ohne den Versuch einer Anwendung oder Auslegung, lesen, wobei ich schon im Voraus sage, dass es, bezüglich der Generation, keine Anwendung für uns heute gibt. Überhaupt ist nur ein kleiner Teil der sognannten Endzeitrede auf unsere heutige Zeit anwendbar.

Nun denkst du vielleicht: „Aber Matthäus 24:34 muss doch eine Anwendung für die Neuzeit haben, wie werden wir sonst wissen, wie nahe das Ende ist”? Nun, Jehovas Zeugen wurde gelehrt, so zu denken, sie meinten immer zu wissen, wie nahe das Ende ist. Aber wir müssen akzeptieren, was die Bibel lehrt, wir können nichts anderes tun, denn die Aussagen Jesu sind in dieser Frage eindeutig. Lesen wir Apostelgeschichte 1:6,7. Die Apostel beschäftigt die Frage, wann das Ende kommen würde, auch schon damals. Sie hatten Jesus ja in Matthäus 24:3 schon nach dem Zeichen seiner Gegenwart befragt. Nun, 40 Tage später, vor Jesu Himmelfahrt, wollen sie mehr Informationen, was ja auch verständlich ist. Also fragten sie ihn:

„Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?“

Vermutlich wollten sie wissen, ob sie dies noch erleben würden. Im Wesentlichen interessierte sie: Wann kommst du wieder? Woran erkennen wir deine Gegenwart? Wann beginnt deine Herrschaft? Doch seine Antwort war deutlich und wahrscheinlich auch enttäuschend:

„Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat.“

Dies ist einen zentrale und wichtige Aussage: Jesus konnte und wollte, in dieser Rede, nicht auf Zeichen seiner zweiten Wiederkunft hinweisen. Dies wäre im Widerspruch zu dem, was er in Apostelgeschichte 1:6 als Grundsatz festgestellt hat:

„Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat.“

Also wie könnten wir das dann heute wissen wollen und sollen? Etwas Ähnliches hatte er ihnen schon einmal gesagt, also gehen wir 40 Tage zurück zu Matthäus 24. Schon damals fragten sie, wann er zurückkommen und alle diese Dinge geschehen würden. Und in Matthäus 24:42 mahnte er:

„Wacht deshalb beharrlich, weil ihr nicht wisst, an welchem Tag euer Herr kommt. Ihr wisst nicht an welchem Tag. Deswegen erweist auch ihr euch als solche, die bereit sind, denn zu einer Stunde, da ihr es nicht denkt, kommt der Menschensohn, zu einer Zeit wo ihr nicht damit rechnet“. 

“Gut”, magst du einwenden, “Tag und Stunde nicht, aber vielleicht das Jahr oder etwa die Dekade? Wurden nicht schon zu viele verschiedene Daten vorhergesagt, z. B. Herbst 1975?”  Nun magst du auf Matthäus 24:32 verweisen. Sagte er dort nicht:

„Von dem Feigenbaum als Gleichnis lernt nun folgendes: Sobald sein junger Zweig weich wird und er Blätter hervortreibt, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso erkennt auch ihr, wenn ihr alle diese Dinge seht, dass er nahe an den Türen ist. Wahrlich, ich sage euch, dass diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden auf keinen Fall vergehen.“

Das hört sich für mich erst einmal wie ein Widerspruch an, oder? Einmal sagt er: „Es ist nicht eure Sache, Zeiten und Zeitabschnitte zu kennen“ und nun verwendet er einen Zeitabschnitt, wie den Sommer, um den Tag seiner Gegenwart kenntlich zu machen? Und dann sagt er wieder:

„Ich werde zu einer Zeit kommen, an der ihr es nicht denkt.“

Nun kann sich Jesus nicht selbst widersprechen, das steht fest. Daher muss etwas mit unserer Überlegung falsch sein. Versuchen wir den angeblichen Widerspruch mit klarem Denken und ohne Voreingenommenheit zu klären. Unser Irrtum basiert auf der Annahme, dass Jesus von unserer Generation sprach, als er sagte, dass die nicht vergehen würde, bis er wiederkommt. Und nun hat die WTG den Begriff Generation neu definiert.

Siehst du, wie wir in einer Idee gefangen waren? Gut, lass uns herausfinden, wie der Begriff “Generation” von Jesus angewendet wurde. Schieben wir das alles beiseite, was man uns gelehrt hat und lösen wir den Widerspruch auf. Gehen wir zu Matthäus 24:3 zurück und betrachten die Frage, die gestellt wurde, genauer:

„Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und fragten „Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Äon)“

Drei Fragen in einer Frage 

Es ging ihnen um drei Fragen: 1. Wann wird die Zerstörung des Tempels sein? 2. Was ist das Zeichen deiner Gegenwart? und 3. Was ist das, damit im Zusammenhang stehende, Zeichen der Vollendung des eines Äons (der Zeitabschnitt des jüdischen Zeitalters oder Systems)? Sie fragten ihn nicht, wann er kommen werde. Gut, ja sie taten es, aber nicht in unserem Sinne, nicht wie wir es heute verstehen. Hier muss man sich in die Überlegungen der Schreiber oder Zuhörer von damals versetzen, was war ihre Denkweise? Um das zu verstehen, müssen wir ein paar Tage zurückgehen, und wir kommen nicht drum herum, auch Matthäus 23 in unsere Überlegungen mit einzubeziehen. Diese Männer hatten gerade die letzten vier Tage mit Jeus im Tempel verbracht. Er predigte und lehrte, verurteilte die Pharisäer und Sadduzäer, nannte sie Otternbrut, und zog alle Register. Sie töteten ihre Propheten und das Blut der Gerechten würde über sie kommen.

„Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über diese Generation kommen.“

Er sprach also von der bösen jüdischen Generation, welche die Propheten Gottes töteten und auch Jesus töten wollten. Matthäus, Markus und Lukas unterstützen diese Tatsache, und Jesus verwendet den Begriff “Generation” immer im Kontext dieser ehebrecherischen, ungläubigen Generation der Juden, die auf keinen Fall vergehen würde, bis die Zerstörung Jerusalems erfolgt. Also ist es vernünftig, anzunehmen, dass die Jünger, nachdem sie 3 1/2 Jahren mit Jesus zusammen waren, nun dachten: „Oh, er spricht nun von etwas Neuem, er spricht von uns und der nachfolgenden Generation von Nachfolgern Christi. Er spricht nun nicht mehr von der ehebrecherischen Generation abtrünniger Juden, wie früher.

Wenn wir also den geschichtlichen und zeitlichen Kontext betrachten, wird uns klar, dass sie dies nicht denken konnten. Jesus erklärte ihnen, dass der Tempel zusammen mit Jerusalem zerstört würde, und sie waren darüber nicht glücklich. Ihre Stadt, die Stadt Gottes, und der Tempel Gottes sollten zerstört werden? Also sagten sie:

“Lehrer, schau, was für Steine und was für Bauten!“ Und Jesus antwortete: „Wahrlich, ich sage euch: Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird.“

Und auf ihre Frage: „Sag uns: Wann werden diese Dinge geschehen?“ antwortete er: „Wahrlich, ich sage euch, diese Generation wird auf keinen Fall vergehen bis alle diese Dinge geschehen.“

Eine eindeutige Antwort oder sprach Jesus plötzlich über andere Dinge? Sprach er etwa plötzlich von einer anderen Generation? Nein, der Kontext unterstützt völlig den Gedanken, dass er über die Erfüllung dessen spricht, was er gerade gesagt hatte: die Zerstörung Jerusalems und des Tempels und alle diese Dinge sollten über diese böse, ehebrecherische Generation der Juden kommen. Dies ist die einzige Erklärung, die ohne Widerspruch zusammenpasst, um die Diskrepanz, die wir zu Beginn erwähnten, aufzulösen, als er sagte: “Tatsächlich komme ich, wenn ihr es nicht erwartet” und er auf das Zeichen mit dem Feigenbaum verwies.

Für die Zerstörung Jerusalems gab er seinen Jüngern einen Zeitrahmen vor. Deshalb fragten sie ihn ja 40 Tage später, vor seiner Himmelfahrt: „Stellst du das Königreich Israel in dieser Zeit wieder her?“ Für sie war die Zerstörung des Tempels, die Zerstörung Jerusalems, die Wiederherstellung des Königreichs Israel und seine Gegenwart als König ein einziges Ereignis, es gehörte alles zusammen. Und erinnern wir uns, dass er ihnen sagte:

„Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat.“ Apostelgeschichte 1:6,7

Also: Gewisse Zeiten und Zeitabschnitte hat der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt, nicht alle, aber bestimmte. Und die, welche er in seine Rechtsgewalt gesetzt hat, sind tabu. Bedeutet: Selbst wenn Jesus über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis hatte, er hätte nicht die Freiheit gehabt, ihnen das zu sagen. Aber es gab Zeitabschnitte, über die sie Kenntnis haben mussten. Jerusalem sollte zerstört werden, deshalb mussten sie etwas unternehmen, sofortige Aktionen durchführen, sonst wären auch sie hinweggefegt worden. Also musste er sie warnen, ohne gleichzeitig Dinge preiszugeben, die sie nicht wissen durften. Deshalb sagte er nicht: „Oh ihr liegt ganz falsch, diese Frage beruht auf einer ganz falschen Annahme, seht ihr? Meine Gegenwart ist nicht mit all diesen Dingen verknüpft, über die ich gesprochen habe. Diese Zerstörung von Jerusalem hat nichts mit meiner Gegenwart zu tun, das ist etwas völlig anderes, mein Kommen liegt noch 2000 Jahre in der Zukunft.“

Nein, das konnte er ihnen so nicht sagen, denn er kannte den Zeitpunkt nicht, dies zu wissen, lag nicht in seiner Gewalt. Also gab er ihnen die Antwort auf ihre Frage, ließ aber Dinge aus, über die zu sprechen, ihm nicht erlaubt war. Bei dem Abschluss des Systems der Dinge, dachten sie an das Ende des jüdischen Systems der Dinge, was noch zu ihren Lebzeiten geschehen sollte, nicht an den Abschluss des Systems der Dinge, wie wir es von der WTG gelernt haben. Wir müssen ihre Denkweise berücksichtigen, nur dann bekommt alles einen Sinn und löst den Widerspruch auf. Nachdem er ihnen das Beispiel der Jahreszeiten erklärt hatte, sagte er im Vers 33:

„Ebenso erkennt auch ihr, wenn ihr alle diese Dinge seht, dass er nahe an den Türen ist.“ Beachte, er sagte „ER“ und nicht „ICH“.

Wir denken immer mit “er” sei Jesus gemeint, “er”, also Jesus, spräche hier von sich selbst in der dritten Person. Aber tat er das? Nun im gleichen Zusammenhang sagt er ihnen in Vers 15:

„Wenn ihr daher das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, von dem Daniel, der Prophet, geredet hat, an heiliger Stätte stehen seht, (der Leser wende Unterscheidungsvermögen an), dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen.“

Er bezieht sich auf Daniel, und was wir vom Vers 16 bis 22 lesen: Da geht es um die Zerstörung des Tempels und Jerusalems, und Jesus gibt konkrete Anweisungen: „Wenn ihr daher das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht an heiliger Stätte stehen seht dann flieht in die Berge. Wer auf dem Hausdach ist, steige nicht hinab, betet unablässig dass eure Flucht nicht zur Winterzeit erfolge“,  u.s.w.

Sie mussten fliehen oder sie würden umkommen. Und so geschah es. Im Jahr 66 u.Z. belagerte Cestius Gallus Jerusalem, und das war keine Überraschung mehr. Sie sahen die Blätter sprossen, denn es gab eine Rebellion in Judäa, die Juden hatten die römische Garnison rausgeworfen. Sie hatten die Römer vertrieben, sich selbst von der Herrschaft Roms befreit. Rom konnte das nicht auf sich sitzen lassen und schickte eine Armee. Aber aus irgendeinem Grund ging die Armee 66 u.Z. zurück nach Rom. Nun gibt es Spekulationen über den Grund, aber halten wir fest: Jesus sah dies voraus, die Tage (der Belagerung) wurden verkürzt, denn er sagte voraus, dass wegen der Auserwählten (vielleicht die ersten Christen, oder auch nur Jesu Jünger) diese Tage verkürzt würden. Das abscheuliche Ding an heiliger Stätte, von dem Daniel prophezeite, das römische Herr, stand vor der heiligen Stätte in Jerusalem. Die Blätter sprossen, doch das Heer der Römer zog sich 66 zurück. Die Christen erkannten: „Aha! Zeit, loszugehen.“ Und das taten sie, sie rannten davon.

Dreieinhalb Jahre später kam Titus zurück und zerstörte die Stadt. Er eroberte nicht nur, er zerstörte sie. Gehen wir zurück zu Daniel 9:26: „Und nach den zweiundsechzig Wochen wird [der] Messịas abgeschnitten werden mit nichts für sich selbst. Und …, das Volk eines Führers, wird die Stadt und die heilige Stätte zerstören. Und das Ende davon wird durch die Flut sein. Und bis zum Ende wird es Krieg geben; das, was beschlossen ist, sind Verwüstungen.“ 

Viele Übersetzungen erwecken den Eindruck „er“ beziehe sich auf das Kommen Jesus, z.B. die NeÜ: „Genauso ist es, wenn ihr seht, dass diese Dinge geschehen. Dann steht sein Kommen unmittelbar bevor“. Nun, die Schlussfolgerung, dass Jesus gemeint sei, der nahe an den Türen ist, ist zu hinterfragen. Man könnte auch denken, dass Jesus mit „Er“ den Sommer aus seiner Veranschaulichung im Sinn hatte. Doch mit den Worten: „Genauso ist es wenn … „ war seine Veranschaulichung schon beendet, so dass es unwahrscheinlich ist, dass er mit „er“ den Sommer im Sinn hatte.

Die „Konkordante Übersetzung des Neuen Testaments“ gibt Mat. 24:33 deshalb wie folgt wieder: “So auch ihr: wenn ihr dies alles seht, dann erkennt daran, dass ER nahe ist – an den Türen.” In dieser Übersetzung wird „ER“ auf eine Person bezogen, nicht auf eine Jahreszeit, den Sommer.

Also, wenn er sagt: „Ebenso erkennt auch ihr, wenn ihr alle diese Dinge seht, dass er nahe an den Türen ist“, dann spricht er nicht von sich, er spricht über den Führer eines Volkes, der sich als Titus herausstellte. Wenn sie die Zeichen sehen würden, würden sie wissen, dass er nahe ist, und er war nahe, er war nur dreieinhalb Jahre entfernt. Und da sie Unterscheidungsvermögen hatten wussten sie: Er spricht über die Zerstörung der Stadt, und diese Zerstörung würde wie eine Flut über sie kommen. Nun es gab natürlich keine buchstäbliche Flut, es handelt sich hier um eine Veranschaulichung.

Nun können wir verstehen, dass es keinen Widerspruch in den Aussagen Jesu gab. Er sagt ihnen: Der Zeitabschnitt der Zerstörung Jerusalems, diesen werdet ihr kommen sehen, wie ihr die Blätter an Bäumen sprießen seht. Und der Führer, der das ausführen wird, ist nahe an den Türen, wenn ihr das Zeichen seht. Aber dann fügt er hinzu, sinngemäß: “Was mich betrifft, meine Gegenwart, ich werde zu einer Zeit kommen, an der ihr es nicht denkt.” Also gibt es zwei, zwei Ereignisse. Sie hatten das nicht gleich verstanden, wie durch ihre Frage 40 Tage später: „Stellst du in dieser Zeit das Königreich Israels wieder her?“ klar wurde. Er antwortete: „Ich werde kommen, wenn ihr es nicht denkt“. Er konnte schlecht sagen: „Nein, ich werde in 2000 Jahren kommen, 1914 oder 1975, es wird noch 2000 Jahre oder länger dauern …“ Das konnte er nicht sagen ohne sich selbst zu widersprechen.

Sie würden und mussten verstehen, dass, wenn Jerusalem zerstört wäre, der Messias nicht erschienen ist, und das Königreich Gottes nicht begonnen hat. Sie würden verstehen müssen, dass die Herrschaft, das Kommen Christi in Königsmacht, ein zukünftiges Ereignis sein würde. Damit fällt die ganze Vorbild-Gegenbild Erklärung der WTG in sich zusammen, wie es, in den vergangenen Jahren, in den Veröffentlichungen der WTG, üblich war. Wir dürfen nicht nach Vor-und Gegenbildern suchen, wenn die Schrift sie nicht klar als solche bezeichnet.

Doch uns geht es ja hauptsächlich um dem Vers 34 und um die Frage, von welcher Generation Jesus sprach – von einer Kommenden oder von einer Gegenwärtigen? David Splane bewegt sich, bezüglich der neuen Erklärung zur Generation, auf sehr dünnem Eis, wenn er sagt: „ … im gleichen Kapitel spricht Jesus über die große Drangsal. Demnach sollte diese Generation nicht vergehen, welche die Ereignisse vor der „großen Drangsal“ erleben würde.”

Er argumentiert damit, dass Jesus von einer großen Drangsal sprach, die mit der Zerstörung Jerusalems und dem Ende des jüdischen Systems einhergeht und weil in der Offenbarung auch von einer großen Drangsal gesprochen wird, handle es sich um ein und dasselbe Ereignis. Aber die einzige Verbindung besteht darin, dass die gleichen Worte verwendet werden.

Doch in Offenbarung 7:14 lesen wir: „DIE große Drangsal“, dies macht sie speziell. Du kannst sagen: “Ein Mann kam” oder du kannst sagen: ” Der Mann kam”, damit meinst du zwei völlig verschiedene Dinge. In Matthäus sprich Jesus allgemein von einer großen Drangsal, die über die Juden kam, wohingegen in der Offenbarung von den Menschen gesprochen wird, die aus der großen Drangsal kommen: Off. 7:14: … „diese sind es, die aus der großen Drangsal kommen“. Doch Mat. 24:9,21: „ … dann wird man euch in Drangsal überantworten … dann wird eine derart große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist“, ist kein Paralleltext zu Offenbarung 7.

Wir können nicht sagen: Das ist ein Vor- oder Gegenbild zu Matthäus, denn wir wissen, dass es das nicht ist, auch wenn er dieselben Begriffe verwendet. Also kann man keine Vorbild-Gegenbild Beziehung herstellen. Matthäus 24:21 ist ein Text, der gerne mit der heutigen vermeintlichen Endzeit in Verbindung gebracht wird, da Jesus von einer Drangsal sprach, wie sie die Menschheit noch nie erlebt habe. Beachte aber, dass Jesus von einer Drangsal sprach, die sie, die Juden … bis jetzt … noch nicht erlebt hatten. Er sprach, im Kontext gesehen, von einer Drangsal, die im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems steht. “Ja aber”, werden Jehovas Zeugen jetzt einwenden, “Jesus sprach über Kriege und Kriegsberichte, Erdbeben Hungersnöte u.s.w. als Teil eines kombinierten Zeichens.”

Warum sprechen Jehovas Zeugen von einem „kombinierten” Zeichen? Die Jünger fragten nach einem Zeichen bezüglich seiner Wiederkunft, bzw. seiner Anwesenheit, Matthäus 24:3. Nachdem er die unmittelbaren Ereignisse bezüglich der Zerstörung Jerusalems aufgezählt hatte, sagte er: „Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes im Himmel erscheinen, … und sie werden den Menschensohn mit Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ Im Wesentlichen sagt er: „Ihr werdet mich sehen, wenn ihr mich seht“, weil er zu einer Zeit kommt, “wenn sie es nicht denken“. Also können wir kein Zeichen haben, denn ein Zeichen würde uns sagen, wann er kommen würde. Und das würde dem widersprechen, was wir in Matthäus 24:44 lesen. Doch die WTG führt, anhand von Matthäus 24:4-12, einen Strauß von Ereignissen an, den sie als Teil eines „kombinierten Zeichens“ sehen, was aber dem widerspräche, was Jesus, gemäß Matthäus 24:44 sagt.

Du siehst, es ist eine eisegetische Anwendung, die Jehovas Zeugen nutzen, um ihr Verständnis von 1914 zu stützen.

 

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Eric Wilson ist einfach ein begnadeter Schatzgräber nach Wahrheit. Die angewandte Logik und die Art der Erklärungen sind genial. Er hat wirklich überragende Kenntnis der Schriften und deren Sprache, liest nichts hinein, sondern holt den eigentlichen Sinn heraus. Und er macht das in einer unaufdringlichen Form. Nicht wegen Gehorsams- und Einheitszwang etwas annehmen, sondern weil es bestechend logisch ist. Und so lösen sich vermeintliche Widersprüche auf. Er stellt selbst die Fragen, die gestellt werden müssen, die aber die WTG vorsichtshalber weglässt, um sie nicht beantworten zu müssen. Um Wahrheit zu finden, muss jede Frage erlaubt sein. Das ist ja das… Weiterlesen »

Es gibt ausführlichere Abhandlungen über dieses Thema als diese hier von Eric.
So z.B. “Das Zeichen der letzten Tage – Wann?” von Carl O. Jonsson
https://www.fairmondo.de/articles/das-zeichen-der-letzten-tage-wann

Aber diese Abhandlung ist kurz und zugleich höchst logisch.
Man müsste sie sich sich ausdrucken (und in Reichweite halten), und sich mit der Bibel an der Hand damit beschäftigen, bis man sich den zugrunde liegenden Gedanken ganz einverleibt hat.
Warum? Damit man nicht mehr auf ZJ und andere hereinfällt, die nach Vorzeichen bzw. von einer Art Drehbuch Ausschau halten.

All dies geht Hand in Hand mit der Frage: Wie verstanden die ersten Christen den Begriff “Letzte Tage/Zeit des Endes”? Heute wird ja von allen fundamentalistischen Endzeitreligionen (nicht nur von der WTG) pausenlos heruntergebetet “WIR leben HEUTE, JETZT in den ‘Letzten Tagen’ – all die Kriege und Erdbeben und Seuchen … sind die ‘Zeichen’, die das beweisen…”. Der Einfachheit halber zitiere ich direkt aus dem Glossar, Eintrag “Letzte Tage”: Die Wendung “(Die) Letzte(n) Tage” (αἱ ἐσχάται ἡμέραι hai eschátai hêmérai) in prophetischem Sinne taucht auf in Apg 2,17; 2Tim 3,1 sowie 2Pet 3,3 (Judas 18 hat “Letzte Zeit”, ἐσχάτος χρόνος… Weiterlesen »

Ich konnte immer die Videos in englisch von Bruder Wilson nicht so gut verstehen, aber jetzt gibt es die Übersetzungen endlich auf You Tube unter beroer Studien. Ich habe sie alle angesehen und bin begeistert wie Bruder Wilson alles gut recherchiert hat und es super verständlich erklären kann. Hoffentlich kommen noch ganz viele neue Videos. Mein Mann und ich sind vor einem Jahr nach fast 30 jähriger ZJ Zugehörigkeit auf eigenen Wunsch ausgetreten. Wir fingen an, vieles anzuzweifeln und im Internet Antworten zu finden. Dabei stießen wir auch auf Bruderinfo. Das hat uns sehr geholfen, Entscheidungen zu treffen. Jetzt sind… Weiterlesen »

Liebe Freunde, danke für den Artikel. Es ist relativ einfach: JZ sind eine fundamentalistische Endzeitsekte, die seit ihrer Entstehung das buchstäbliche Ende dieser Welt durch das direkte Eingreifen Gottes lehrt. 1975 war wirklich ein großes Ding – dann (und schon vorher) die “Generation” und nun die überlappende Generation. Ist einfach theologischer Unsinn. Glaubt auch sonst keiner. Das Problem bei JZ ist: sie sehen sich selbst als Element und Erfüllung der Prophezeiung Jesu – es müsse die Botschaft in den “letzten Tagen” gepredigt werden und sie seien ja die Einzigen, die das wahre Christentum verbreiten und der Wachtturm werde in xx… Weiterlesen »

Eric analysiert vieles in seinen Videos sehr gut. Auch dieses Video ist interessant. Dennoch können wir nicht alles 1:1 abnicken. Er hat sich leider nicht ganz konsequent an sein eigenes Prinzip der Exigese gehalten, sich genau am Text vorzutasten — Schritt für Schritt. In diesem Video überspringt er etliche Verse. Das birgt aber die Gefahr, Dinge miteinander zu verknüpfen, die zeitlich bereits weit entfernt voneinander liegen könnten und keinen Bezug mehr haben. Beispielsweise schlussfolgert er: Der “er” in Matth. 24:33 sei nicht Jesus Christus, sondern “der abscheuliche Verwüster” aus Vers 15. Dabei werden in den Versen 23 bis 31 etliche… Weiterlesen »

An Bruderinfo
ALLE ACHTUNG…nach 10 Sekunden gelöscht.
Moment mal, warum darf Christusbekenner nicht antworten????

Ihr Lieben, einer meiner größten Aha-Erlebnisse war das Erkennen dessen, wie Mat 24,29-31 und Offb 1,7 zusammenhängen: Mat 24,29-31: Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Offb 1,7: Siehe, er kommt mit den Wolken,… Weiterlesen »

Ich verstehe nicht wieso wir Christen unbedingt wissen müssen wann das Ende kommt.
Wir haben uns für Jesus entschieden und für das ewige Leben im Himmel. Wieso wird darauf gepocht das Ende vorauszusagen?

Jeder Tag kann unser letzter Tag sein hier auf der Erde (Unfall,Krankheit usw.) und dann sind wir bei Jesus.
Anstatt zu versuchen herauszufinden wann das Ende kommt, sollten wir Jesus unser Leben überlassen und uns von ihm leiten lassen.
In der Bibel steht das die Menschen keine Berechnungen über das Ende machen sollen.
Gott weiß genau was und wann er etwas tut.

Ich liebe die Bibel. Und geniesse die Kommentare hier sehr, die tiefen Gedanken und Forschungen. Aber immer wenn Streitereien um Worte und Exegese auftauchen, insbesondere um die griechischen Schriften, dann denke ich doch daran, dass die Evangelien lange nach Jesu Leben geschrieben wurden. Der älteste Papyrie, P52, ist etwa aus dem Jahr 150 nach Chr. Es ist nur ein Fetzen des Johannesbriefs. Jesus und seine Jünger sprachen Aramäisch, Jesus und einige Jünger konnten Hebräisch lesen, zumindest die Tora rezitieren, wie es bei Muslimen heute mit dem Quran auch ist. Wer den Unterschied zwischen einer semitischen Sprache und Griechisch kennt wird… Weiterlesen »

Eric Wilson ist echt gut im Erklären und Offenlegen. Er gebraucht seinen gesunden Menschenverstand. Das von unserem Herrn Jesus damals benutzte Wort “Generation” darf auch mit “Geschlecht” wieder gegeben werden. Jesus sprach in erster Linie zu seinen jüdischen Zeitgenossen, zum damaligen jüdischen “Geschlecht”. Dieses würde bis in die Zeit hinein nicht vergehen, bevor er als König der Könige und Herr der Herren, als Richter dieser Welt, wiederkommen würde. Und trotz der Tatsache, die wir in Römer 11:1 lesen “Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Auf keinen Fall!”, ist es leider in vielen religiösen Köpfen (auch bei JZ)… Weiterlesen »

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