Verheißung ohne Erfüllung

„Ein Hungriger träumt davon, dass er sich satt isst, und wenn er aufwacht, knurrt ihm der Magen. Ein Durstiger träumt von Wasser, und wenn er aufwacht, hat er eine trockene Kehle und ist völlig erschöpft.“
Jesaja 29:8, Die Gute Nachricht

Es stimmt mich einfach traurig, dass das, was für mich und viele andere Zeugen Jehovas so verheißungsvoll begann, eine so große Enttäuschung wurde. Meine Erlebnisse als Zeuge Jehovas erinnern mich an das, was ein Mitglied des britischen Parlaments einmal äußerte:

„Wenn eine Idee als Organisation Gestalt angenommen hat, dann wird die Organisation die Idee langsam, aber sicher, zunichte machen.“

Das Hauptinteresse einer Organisation, besonders einer religiösen, wird über kurz oder lang darin bestehen, sich selbst als Organisation am Leben zu erhalten. Zu diesem Zweck wird sie jeden Abweichler von ihrem Glaubensbekenntnis als Ketzer zum Schweigen bringen. Was für mich anfangs als Bühne für eine neue und höhere Wahrheit begann, ist innerhalb von ein paar Jahren zum Gefängnis für den menschlichen Geist geworden.

Die Frucht des Glaubens

Der Glaube ist die eigentliche Grundlage für das Christsein. Auf ihm baut sich alles andere auf. Die Bibel lehrt uns, an Gott und an seinen Sohn zu glauben. Nirgendwo in der gesamten Bibel werden wir angewiesen, an Menschen oder menschliche Systeme zu glauben. Paulus sagt:

„Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus . . .  Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott.“
1. Kor. 3:11

Im Gegensatz hierzu musste ich erleben, wie durch die Wachtturm-Publikationen versucht wurde, etwas Anderes zum Gegenstand meines Glaubens zu machen, so dass er nicht mehr völlig und ungeteilt auf Gott und auf seinen Sohn gegründet wäre.

Schon in meinen jungen Jahren als Zeuge Jehovas war ich merkwürdig berührt, als ich die Wachtturm-Titelseite vom 1. Juni 1979 las: „Glaube an eine siegreiche Organisation“. Im Laufe der Zeit konnte ich feststellen, wie biblische Aussagen über Gott und Christus zuhauf auf die „sichtbare Organisation“ übertragen wurden. Und tatsächlich verstärkten sich die Aufforderungen der Organisation von Jahr zu Jahr, indem sie Loyalität gegenüber Gott mit „Loyalität gegenüber der sichtbaren Organisation“, Unterordnung unter Gottes Leitung mit „Unterordnung unter die Leitung der sichtbaren Organisation“ oder Vertrauen in Gottes Wort mit „Vertrauen in das Wort der sichtbaren Organisation“ gleichsetzte.

Inzwischen schreckt die Organisation auch nicht davor zurück, sich mit Christus in dessen Rolle als „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ auf eine Stufe zu stellen. Es ist ein Verbrechen aller Religionen, dass sie den Glauben anderer auf ein menschliches System lenken. Die Wachtturm-Organisation stellt unter den Religionssystemen sicher ein außergewöhnliches Beispiel dafür dar, sich eine Rolle anzueignen, die eigentlich nur Gott und Christus zusteht. Man darf dieses Verhalten mit Recht als anmaßend bezeichnen.

Je mehr der Glaube an Gott zu einem Glauben an Menschen wird, desto verheerender sind die Folgen. Das Vertrauen auf menschliche Systeme und ihre vermeintliche Stärke kann den Punkt erreichen, der in Jeremia 17:5-8 beschrieben wird, wo Jehova sagt:

„Fluch über jeden, der sich von [Jehova] abwendet und stattdessen auf die Hilfe vergänglicher Menschen vertraut! Er ist wie ein kümmerlicher Strauch in der Steppe, in steiniger Wüste, in ödem, unbewohnbarem Land. Er wird niemals Glück erleben. Doch Segen soll über jeden kommen, der allein auf [Jehova], den Herrn, sein Vertrauen setzt! Er ist wie ein Baum, der am Wasser steht und seine Wurzeln zum Bach hin ausstreckt. Er fürchtet nicht die glühende Hitze; sein Laub bleibt grün und frisch. Selbst wenn der Regen ausbleibt, leidet er keine Not. Nie hört er auf, Frucht zu tragen.“

Falsche Erwartungen geweckt

Die Wachtturmgesellschaft hat in der Vergangenheit und auch heute noch damit zu kämpfen, falsche Erwartungen, die sie geweckt hat, zu korrigieren oder neu zu interpretieren.

Wie im Wachtturm selbst zugegeben wurde, haben die hervorgerufenen Enttäuschungen „sich bei vielen in geistiger Hinsicht unheilvoll ausgewirkt.“ (Wachtturm, 15. April 1990, Seite 27)

Mit Blick auf das Jahr 1975 haben viele den Pionierdienst aufgenommen, dafür ihr Studium abgebrochen, ihre regelmäßige Berufstätigkeit eingeschränkt oder die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen abgelehnt und ihre Gesundheit und Altersvorsorge vernachlässigt. Als das Jahr vorüber war blieben Enttäuschung und Ernüchterung zurück. Die Frage drängt sich auf, haben diese Menschen ihre Opfer um der Wahrheit willen oder für Gott und aus Liebe zu den Menschen erbracht, wie es immer behauptet wird?

Nein, diese Opfer wurden erbracht, weil menschliche Führer einer Organisation falsche Erwartungen geweckt hatten. Die Verantwortung für das alles liegt bei denen, welche die falschen Hoffnungen geweckt und illusionäre Erwartungen angeheizt haben.

Sowohl Christus als auch der Apostel Paulus gaben den dringenden Rat, ruhig zu bleiben, sich nicht durch irdische Ereignisse und durch Vorhersagen erschrecken zu lassen.

„Dass niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart worden ist, der Sohn des Verderbens.“
2. Thess. 2:1, 2

Die Wachtturm-Schriften taten und tun auch heute noch genau das Gegenteil. Sie benutzen alle möglichen aktuellen Weltereignisse dazu, um beunruhigende Vorahnungen zu schüren. Jüngstes Beispiel, die neue Erklärung der WTG zur Identität des „Königs des Nordens“. Es ist nach wie vor das offenkundige Ziel der Organisation ein Gefühl der Dringlichkeit zu erzeugen. Damit erfüllen sie sprichwörtlich die Rolle von „Zuckerbrot und Peitsche.“ Einerseits lockt man mit der Aussicht „Harmagedon zu überleben um in eine neue Welt zu kommen und nie sterben zu müssen“, andererseits treibt man die Mitglieder immer weiter an, damit diese sich noch mehr an den Aktivitäten und Programmen der Organisation beteiligen um auf deren Ziele hinzuarbeiten.

Das Gefühl der „Dringlichkeit der Zeit“ beruht auf der Bedeutung, welche die Organisation den aktuellen Weltereignissen gibt. Und ihre neuesten Licht-Erkenntnisse sind nichts anderes als der Versuch, nicht erfüllte Vorhersagen in ein neues Licht zu stellen. Ich denke da für mich an die aktuelle Erklärung zur der Frage, wie lange denn eine Generation dauert, also die Generationsfrage. Die Erklärungen der WTG bezüglich der „überlappenden Generation“ waren für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und die mir letztendlich die Augen über die mangelnde Seriosität des Sklaven öffneten.

In allen Jahrhunderten nach Christus hat es immer wieder zahlreiche wechselvolle Zeiten gegeben, in denen es Kriege gab oder auch relativer Frieden herrschte. Die Wachtturm-Organisation hat das Rezept gefunden, wie sie beide Zustände dazu benutzen kann, das Gefühl zu erzeugen, Harmagedon stünde unmittelbar bevor. Wenn eine Zeit kommt, in der vermehrt Kriege, Gewalt und Unruhe herrschen, sagt sie, das sei ein Beweis dafür, dass die Zeit sehr nahe sei. Entwickeln sich später ganz entgegengesetzte Verhältnisse, die eher Frieden versprechen, benutzt sie auch das als Beweis dafür, dass „plötzliche Vernichtung“ bevorstehe, gestützt auf das Pauluswort aus 1. Thessalonicher 5:3, nämlich, dass man kurz vor Harmagedon „Frieden und Sicherheit!“ ausrufen werde.

Frieden und Sicherheit

Diese Wendung stammt aus 1. Thess. 5:3 und wird von der WTG als Harmagedon ankündigendes Ereignis gedeutet, obgleich der Begriff „wann immer/wenn” (griechisch ὅταν hótan) nicht auf einen konkreten, einmaligen Zeitpunkt in zukünftiger Geschichte hindeutet, also keine „Prophezeiung” darstellt, sondern sich auf etwas zu allen Zeiten, immer wieder Mögliches bzw. Wiederkehrendes bezieht. „Wann immer” bereits Menschen behauptet haben, Frieden erlangt zu haben, erwies sich dieser als ephemer, also als flüchtig oder hinfällig.

Als sich im Tauwetter der Glasnost-Politik (Politik der Offenheit) des Generalsekretärs Gorbatschow, eine Entschärfung der Lage auf dem Gebiet der nuklearen Rüstung abzeichnete, wurde dies von der WTG als ein Vorspiel für das bevorstehende Ende gedeutet, als ein unverkennbares Signal, dass die Weltvernichtung bevorsteht. Für mich zeigte sich damals schon die WTG immer mehr als eine Endzeitsekte, die mit der Botschaft Christi nichts, aber auch nicht das Geringste zu tun hat.

Man mag vielleicht denken, dass nach Jahrzehnten, in denen Erwartungen enttäuscht wurden, die Organisation endlich Demut zeigen würde. Stattdessen wird im Wachtturm gesagt:

„Die Watchtower Society wird in ihren Publikationen weiterhin zeitgemäße Warnungen für alle Leser veröffentlichen, um ihnen zu helfen, auf der Hut zu sein und sich nicht durch die künftige anmaßende Proklamation „Frieden und Sicherheit!“ vonseiten der Nationen des alten Systems der Dinge täuschen zu lassen.“ (Wachtturm, 1 .September 1987, Seite 23)

Dies sagt man trotz der Tatsache, dass alle „zeitgemäßen Warnungen“ sich in der Vergangenheit als halt- und sinnlos erwiesen haben. Man bedient sich ständig einer Sprache, die eine Mischung aus vertrauenerweckend klingenden Erklärungen und absichtlicher Unbestimmtheit und Verschwommenheit ist. Die Zeitschrift Erwachet! vom 8. September 1991 (Seite 10) enthält beispielsweise den folgenden Absatz:

„Jehovas Zeugen sind fest davon überzeugt, dass die Vereinten Nationen in allernächster Zukunft eine bedeutende Rolle bei den Weltereignissen spielen werden . . . Die Bibel zeichnet ein klares Bild davon, dass den Vereinten Nationen sehr bald Macht und Autorität gegeben werden wird. Die UNO wird dann sehr erstaunliche Dinge tun, die wahrscheinlich viele verblüffen werden.“

Die machtvolle Rhetorik der WTG wie z.B. „in allernächster Zukunft“, „sehr spannend“ und „erstaunliche Dinge, die wahrscheinlich viele verblüffen werden“, dient allein dazu, den Leser zu blenden und erkennen zu hindern, dass eigentlich nichts Stichhaltiges gesagt wird. Wenn man sich dem Bibeltext zuwendet, auf den sich diese Behauptungen angeblich gründet (Offenbarung 17:7-14), findet man nur die Beschreibung eines symbolischen wilden Tieres mit sieben Köpfen (die nach Aussage der Bibel sieben Könige darstellen) und zehn Hörnern (die für zehn andere Könige stehen) sowie eines achten Königs, der den sieben entstammt. Das „klare Bild“, welches die Bibel angeblich zeichnet, erweist sich als vollkommen abhängig von der Symbolik der jeweiligen Wachtturm-Auslegung.

Wie extrem sich solche drängenden Erwartungen auf das Denken auswirken können zeigt folgende Erfahrung. Nach einem Buchstudium in den 1970er Jahren rief ein Zeuge freudig erregt aus: „Meine Gebete sind erhört worden!“ Auf die Frage, was er damit meinte, antwortete er, Gott gebeten zu haben, alle seine Verwandten, die keine Zeugen seien, möchten doch sterben, ehe die „große Drangsal“ beginne. So kämen sie für eine Auferstehung in Frage, wohingegen sie in Harmagedon ohne Hoffnung auf eine Auferstehung für immer vernichtet würden. Er habe gerade erfahren, dass sein letzter noch lebender Verwandter, der kein Zeuge war, gestorben sei und damit eine Hoffnung zur Auferstehung habe.

Unglaublich! Jehovas Zeugen glauben, die Rettung des Einzelnen hänge vom Zeitplan Gottes ab. Kaum vorstellbar, dass jemand glaubt, wenn ein Mensch einen Tag oder auch nur eine Stunde vor dem Beginn der „großen Drangsal“ sterbe, bestehe für ihn die Hoffnung auf eine Auferstehung, wenn er aber einen Tag oder eine Stunde danach sterbe, werde er nicht auferweckt werden. Diese krankhaften Überlegungen sind eine Folge der Belehrung durch die Organisation, die sich mit Zeiten und Zeitperioden beschäftigt und mehr auf Zeichen und Signale achtet, als dazu beizutragen, dass sich in den Herzen ihrer Anhänger eine gesunde Wertschätzung für die Hoffnung der Heiligen Schrift entwickelt.

Das Bemühen um Wahrheit

Glaube und Hoffnung sind untrennbar mit Wahrheit verbunden. Ohne Wahrheit handelt es sich bei unserem Glauben bloß um Leichtgläubigkeit und Einbildung. Wer die biblische Hoffnung verwässert, bewirkt damit, dass die Wertschätzung für die Bedeutung der Wahrheit immer mehr abnimmt. Meiner Erfahrung gemäß ist das Bemühen der WTG um Wahrheit und tiefes Interesse am Menschen, dem Streben ihres eigenen Machterhalts untergeordnet. Nicht, dass man sich überhaupt nicht um Wahrheit bemüht oder kein Interesse an Menschen zeigt. Nein, man hat schon Interesse an den Menschen. Jedoch werden diese Menschen derart bedingungslos den tatsächlichen Interessen der Organisation untergeordnet, dass sie als Einzelne „entbehrlich“ werden.

Ich habe viele intelligente, einfühlsame und liebevolle Menschen unter den Zeugen Jehovas kennen gelernt. Ich weiß, dass viele von ihnen, darunter auch Älteste in verantwortlicher Stellung, schwerwiegende Irrtümer in den Lehren der Organisation und deren Anwendung erkennen. Und doch unterstützen diese Menschen die Organisation weiter als Gottes auserwähltes Werkzeug auf Erden. Ihr Denkvermögen wurde systematisch unterdrückt und abgestumpft. Auch einige Autoren, welche Artikel für die Wachturmliteratur verfassen, stehen unter Druck. Sie müssen ständig in dem Bewusstsein schreiben, dass diese Artikel sich mit der gerade „aktuellen Wahrheit“ decken müssen. Doch als Teil des Ganzen dienen ihre Artikel letztlich nur dem Zweck, das Bild von der Organisation in der Vorstellung der Leser besonders zu betonen, die Unterordnung unter ihre Gewalt zu fördern und damit die Menschen an das WTG-System zu binden.

Diese Männer halten mit Überzeugung Vorträge auf Kongressen, auch dann noch, wenn in den Redeplänen Aussagen und Begründungen enthalten sind, die sie selbst als falsch empfinden. Darunter leidet ihre persönliche Lauterkeit. Sie spielen eine Rolle und geben sich nicht so, wie sie wirklich sind; sie sind gegenüber sich selbst unaufrichtig. Ich persönlich habe irgendwann begonnen mich dagegen zu wehren und versucht, mir selbst und meinem Glauben treu zu bleiben. Aber auch das wurde immer schwieriger. Die Redepläne und Vorgaben der Organisation wurden stetig enger gezogen, so das für individuell ausgearbeitete Ansprachen kein Raum mehr blieb. Dies gehört zur Methodik aller totalitären Organisationen. Ich habe beschlossen keine Vorträge mehr zu halten um ehrlich mir selbst gegenüber bleiben zu können.Doch die Masse der Zeugen wird das Unterbinden jeglicher Individualität als angenehm und sogar wichtig bewerten. Es darf ja nicht sein, dass jemand in eine andere oder neue Richtung denkt. Wo kämen wir denn dann hin? Wo bliebe da die viel beschworene Einheit im Denken?

Untersuchungen des Verhaltens von Massen und ihrer Beeinflussung haben gezeigt, dass zu den wirkungsvollsten Mitteln der Manipulation, die gezielte Steuerung des Verhaltens und der Gruppenkonformität, sowie bedingungsloser Gehorsam gegenüber einer Autorität zählen, verbunden mit der Steuerung des Informationsflusses.

Wer sich an diesem durchstrukturierten Programm der Wachtturm-Organisation beteiligt, bekommt das Gefühl vermittelt, sein Glaube an Gott zeige sich vornehmlich darin, dieses Programm der WTG zu befolgen. Sein Verhalten und seine Sprache weisen jetzt ein bestimmtes Muster auf. Er reagiert überempfindlich gegenüber jeder Äußerung oder Bemerkung, welche als Kritik an der Organisation aufgefasst werden könnte. Auch sein Verhalten gegenüber früheren Freunden und Nachbarn ändert sich; sie sind nun als „Weltmenschen“ zu betrachtet und dementsprechend auch so zu behandeln.

Mit der Ungewissheit zurechtkommen

Menschen mögen keine Ungewissheit, sie haben sogar den Wunsch sich davon zu befreien. Sie wollen die Gewissheit haben: „Ich habe die Wahrheit“. Eine Organisation, die behauptet, sie habe die Antworten auf alle Fragen, ist äußerst anziehend. Menschen möchten aufgrund ihrer Passivität, Furcht und Trägheit, jeden Meter ihres Weges aufgezeigt bekommen. Doch der Weg zu geistiger Reife erfordert Mut, Initiative und Unabhängigkeit in Denken und Handeln! Ein Christ ist sozusagen sein ganzes Leben auf der Reise. Darin ist Abraham für alle Gläubigen ein Vorbild. Auch wir sind aufgefordert, eine ähnliche Reise zu unternehmen und im Glauben voranzugehen, auf Gottes Führung zu vertrauen, wo immer wir sie brauchen und uns nicht vor dem Druck der Ungewissheit zu fürchten.

Die ganze tretmühlenartige Geschäftigkeit der Organisation, der alljährliche Gleichtakt der Aktivitäten wie Gedächtnismahl-Einladungsaktion, Kongress-Einladungsaktion, Sondervortrag-Einladungsaktion, Königreichsnachrichten-Aktion, Ferngebiete, Dienstwoche u. s. w.,all diese „Aktionen“ halten mit ihrem „Aktionismus“ einen Zeugen so richtig in Bewegung. Doch am Ende ist er auf seinem Glaubensweg keinen einzigen Schritt weitergekommen, seine Glaubensreise ähnelt dem endlosen Rennen eines Hamsters im Laufrad und verläuft letztendlich ins Nichts …

Diese Einsicht für die Situation, in der man sich befindet, erhält man nur, wenn man wirklich beginnt sich zu bewegen und selbstständig vorwärts geht auf seinem Weg als Christ. Dann erkennt man vielleicht zum ersten Mal, wie einengend die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas tatsächlich ist und in welchem Maße das geistige Leben in der WTG durch Trägheit und Leere bestimmt wird.

 

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einer der besten Artikel die ich je gelesen habe.
du hast dieses kalt warm perfekt erklärt.
I

Lieber Bruder, ich bin froh, dass diese Gedanken und Empfindungen für mich endlich in richtige Worte gefasst werden können. Immer dieses dumpfe Gefühl, etwas stimmt ganz und gar nicht, in dieser Organisation…. Der angeführte WT vom 1.Juni 1979 ist in negativem Sinn der Hammer! Ich erinnere mich überhaut an so viel polemisches, schwülstiges Geschreibsel, das wir früher studiert haben…..als der Weisheit letzter Schluss. Damit sind wir dann mit dem Gedanken, was besseres zu sein zu den Leuten gegangen und haben ihnen im übertragenen Sinn den Fuß in die Tür gestellt, um sie zu bekehren. (Mein Schwiegervater tat dies sogar buchstäblich)… Weiterlesen »

Als Jugendlicher war ich nach Kriegsende in den 50ern J.Z. Einsteiger bis 1979, weil ich nach Lichtblicken suchte, die die Politik offensichtlich nicht bot. In den mittlerweile vergangenen 40 Jahren habe ich keine Kraft und Zeit mehr für Auseinandersetzungen mit J.Z. eingesetzt, sondern Jesus Rat befolgt: “wer die Hand an den Pflug legt, muss nach vorne schauen”. Also habe ich völlig unabhängig, selbständig gebetsvoll die Bibel erforscht um sie zu verstehen. Dabei suchte ich vor allem Lichtblicke, die Gott bietet. In den 40 Jahren blieb ich sicherlich nicht gottverlassen aber einsamer Einzelgänger gegenüber Mitmenschen und Gläubigen. Das verlangt nach ständiger… Weiterlesen »

Liebe Freunde, “Verheißung ohne Erfüllung”… JZ waren – seit ihrer Entstehung – eine fundamentalistische Endzeitsekte. C.T. Russel mag geglaubt haben, was er predigte – Rutherfort hat den Laden übernommen und daraus eine Firma gemacht. Seine Nachfolger sind in seine Fußstapfen getreten. Wenn ich die Geschichte der JZ richtig interpretiere, dann war die WTG zunächst nur Mittel zum Zweck, weil man die Verkündung durch Printmedien als theologisch wichtig und richtig ansah und dafür eine Druckerei-Firma gründete. Die “Kirche” existierte quasi neben oder als Teil dieser Druck-Firma. Heute gibt es die WTG als Druckfirma und die Kirche (jedenfalls in Deutschland) als KdöR.… Weiterlesen »

Ich wünsche Euch allen einen besinnlichen und schönen Karfreitag!
Ich sage heute einfach nur: Danke Jesus! Alles Liebe, Peter

Die optimale Lektüre bei meinem privaten Abendmahl. Danke.

Eine freiwillige “Hausaufgabe” für das lange “Ostern”-Wochenende: Zweifelsfrei: Der Artikel legt überzeugend dar, dass die JW.Org für ihre in gutgläubigen Menschen geweckten falschen Hoffnungen und in ihnen angeheizten illusionären Erwartungen verantwortlich gemacht werden muss. UND ZUSÄTLICH ist auch Folgendes zutreffend: Die JW.Org konnte dieses “Spielchen” mit uns nur deshalb spielen, weil WIR als einzelne mit ihr MITGESPIELT haben. Je früher ein Zeuge Jehovas oder ein Ex-ZJ das für sich realisiert und einsieht, desto besser für seinen Heilungsprozess: Deshalb hier die “Hausaufgabe”: Verabreden wir uns doch mal diese Tage nur mit uns selbst und mit der Wahrheit. Fragen wir uns ehrlich:… Weiterlesen »

Der Artikel gibt in sachlicher Art und Weise die Realität wieder. Besser kann man es nicht ausdrücken. Hoffentlich wachen noch viele auf.

Lieber Bruder. Mich berührte Deine Aussage im Abschnitt: Diese Männer halten mit Überzeugung Vorträge auf Kongressen, auch dann noch, wenn in den Redeplänen Aussagen und Begründungen enthalten sind, die sie selbst als falsch empfinden. Darunter leidet ihre persönliche Lauterkeit. Sie spielen eine Rolle und geben sich nicht so, wie sie wirklich sind; sie sind gegenüber sich selbst unaufrichtig. Ich persönlich habe irgendwann begonnen mich dagegen zu wehren und versucht, mir selbst und meinem Glauben treu zu bleiben. Aber auch das wurde immer schwieriger. Die Redepläne und Vorgaben der Organisation wurden stetig enger gezogen, so das für individuell ausgearbeitete Ansprachen kein… Weiterlesen »

Sehr gut geschrieben Artikel, sehr gut sichtbar gemacht. 22 Jahre habe ich mich mit Herz und Seele eingesetzt für Gott und Christus in diese Organisation. Nicht alles hat mir von Anfang an gefallen, aber habe mich lange gefügt bei diese Punkte wo ich nicht mit einig war. Aber nach und nach erfährt man das der Praxis und verhalten manchmal total in Widerspruch läuft mit Biblische Grundsätze, und das nicht nur hin und wieder mal, sondern strukturell. Irgendwann gehen der negative Erfahrungen den positive immer mehr überschatten und ist mein Bereitwilligkeit mich zu fügen abgenommen, bin ich nach und nach aufgewacht… Weiterlesen »

Sorry, ich komme jetzt ein wenig o.t. daher, wüsste aber nicht, wo ich sonst fragen kann.

Habe ich es richtig im Gedächtnis, dass die WTG nicht gleich nach dem 1914-Flop die Lehre, dass in diesem Jahr Jesus Christus unsichtbar wieder gekommen sei, vertreten hat?

Ich meine mich irgendwie zu erinnern, dass bis Ende der 1920er noch 1874 als das Jahr der Parusia verkauft wurde.

Hab ich das richtig in Erinnerung? Falls ja, hat jemand eine Quelle für mich? Mein Kopf verhält sich gerade leider wie ein Sieb, wenn ich abzurufen versuche WO ich das gelesen habe.

Keine Persönlichkeitsentwicklung ohne Schmerzen!

Liebe Aufwachende,

der “Prozess des Aufwachens” ist in der Tat sehr schmerzhaft, vor allem deshalb, weil unser UR-VERTRAUEN aufs Tiefste enttäuscht und missbraucht wurde. Wir haben uns tief innen geistig und geistlich geöffnet, um mit Heiligem Geist erfüllt zu werden. Das war unsere Erwartung und das wurde uns vollmundig versprochen. Stattdessen wurden wir mit organisatorischen Selbstzweck gefüttert und mit schlechtem Gewissen als Dauerbegleiter erfüllt.

Der schmerzhafte Prozess der Entwicklung des Aufwachens wird erstklassig als Cartoon verpackt, leider jedoch nur in Englisch:

https://www.youtube.com/watch?v=ICFTxrj1V94

Nach dem Schmerz kommt die Freiheit!!!

Liebe Grüße
O.W.S.

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