„Jehova in der Versammlung preisen“

Gedanken zum Wt-Studienartikel Januar 2019 mit dem Thema „Jehova in der Versammlung preisen“

Für Jehovas Zeugen ist die Beteiligung an den Zusammenkünften durch das Geben von Kommentaren ein wichtiger Bestandteil ihres „Gottesdienstes“. Doch angesichts der Tatsache, dass in vielen Versammlungen ein zunehmender Schwund der „Lust am Kommentargeben” zu beobachten ist, sieht sich der „treue und verständige Sklave“ genötigt, mal wieder für „Speise zur rechten Zeit” zu sorgen. Oftmals steht der „Wachtturm-Studienleiter” ja ziemlich hilflos vor einer müden und passiven Gemeinde, die sich weigert, ihre Hände zum „Kommentargeben” zu erheben. Dieser Studienartikel soll diesem Problem nun entgegenwirken.

Handelt es sich hier um das Aufbauschen von Nichtigkeiten, indem man ein Problem schafft wo keins ist, um sodann die „Lösung” für dieses Problem anzubieten?

Um die Wichtigkeit des Kommentare geben auch biblisch zu untermauern, verweist der Artikel in typischer WTG-Manier auf Psalm 22:22,23: „Inmitten der Versammlung werde ich dich preisen“ und reduziert die Worte Davids auf das Kommentare geben in den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas.

Die Worte Davids haben natürlich nichts mit der heutigen, von einer menschlichen Organisation zur Förderung ihrer eigenen Interessen angeordneten, geistlosen Indoktrination zu tun. Konkret hat sich dieser Vers laut Heb 2:12 durch das Wirken Jesu Christi und die durch ihn bewirkte Erlösung erfüllt.

Dieser Artikel liefert mal wieder ein typisches Beispiel dafür, wie die WTG Unwichtigkeiten und Banalitäten, wie z.B. das Kommentargeben, aufbauscht um ein Problem zu schaffen und sodann triumphierend mit der Lösung dieses angebliches Problems aufwartet. Dabei macht sie, wie üblich, von einer wilden und verwegenen Mixtur biblischer Inhalte Gebrauch und stellt diese in einen Kontext, der aber absolut nichts mit den von ihr vorgebrachten Problemchen und deren Lösung zu tun hat.

Der Artikel entwickelt Strategien in puncto „Planung und Vorbereitung von Kommentaren”, als ob es sich hierbei um eine eminent wichtige Schicksalsfrage um Leben und Tod handeln würde. Gibt es für jene, die für solche Auslassungen verantwortlich zeichnen, wirklich nichts Wichtigeres als solche Lappalien, wie die „Beteiligung” am Frage-Antwortspiel im Rahmen ihrer Pflichtzusammenkünfte zu thematisieren?

Ursache, ungenügende Vorbereitung?

Als eine Ursache mangelnder Beteiligung am Kommentargeben hat man gemäß Abs. 14 ungenügende Vorbereitung erkannt. Und auch für dieses Problem hat die WTG schnell einen Bibeltext zur Hand um dem Problem „biblisch“ begegnen zu können. Spr. 21:5:

Überlegung und Fleiß bringen guten Gewinn, doch Hast und Eile nichts als Verlust.“ NeÜ

Nun wird selbst der ungeübte Bibelleser schnell erkennen, dass dieser Vers nichts mit dem Thema „Vorbereitung eines Kommentars“ zu tun hat, auch vom Grundsatz her nicht, was von der WTG allerdings gerne angeführt wird, wenn sie Bibelverse in einen schrägen Kontext stellt.

„Wer vorausplant und sich gut vorbereitet, fühlt sich beim Kommentargeben sicherer“,so tönt der Artikelschreiber. Ja, das mag schon richtig sein, doch wo soll die Zeit herkommen um auch all die übrigen Forderungen der WTG zu erfüllen? Zeit ist für die meisten Zeugen Jehovas wirklich ein Problem, aber nicht für die WTG. An Hand fragwürdiger Beispiele, angeblich „aus dem Leben gegriffen“, wird dieses Zeitproblem als lösbar hingestellt.

Gemäß Absatz 14 wird zwar eingeräumt, dass jeder einen anderen Zeitplan zu erfüllen hat. Dennoch, ob du Rentner bist oder voll berufstätig, für alle hat die WTG die passenden, „lebensnahen” Erfahrungen parat. Da wird eine Witwe erwähnt, die schon Anfang der Woche anfängt, sich auf das Wachtturm-Studium vorzubereiten, jeden Tag ein bisschen, denn sie hat ja Zeit. Und wer voll berufstätig ist, kann sich ja am Samstag Zeit nehmen, um sich auf den aktuellen Wachtturmartikel vorzubereiten.

Die WTG-Verantwortlichen scheinen davon auszugehen, dass Vollbeschäftigte am Wochenende nichts anderes zu tun haben, als ihren von der WTG auferlegten Aufgaben, wie Predigtdienst, Versammlungsbesuch, Vorbereitung u.s.w. nachzukommen. Und auch ein Ältester, der natürlich viel zu tun hat und noch obendrein Pionier ist, sagt angeblich:

„Für mich ist es am besten, in Etappen auf die ganze Woche verteilt zu studieren, statt alles auf einmal.“

Ja, da bleibt für die müden und unwilligen Kommentar-Verweigerer natürlich keine plausible Ausrede mehr übrig.

Von welchem Nutzen sollen überhaupt solche Regularien für die praktische Lebensbewältigung angesichts der wirklichen Lebensprobleme von Christen sein? Handelt es sich hierbei nicht vielmehr um das Aufbauschen von Nichtigkeiten, indem man ein Problem schafft wo keins ist, um sodann die „Lösung” für dieses Problem anzubieten?

Dieses von der WTG angeordnete Vorbereiten auf das Geben eines Kommentars dient offenkundig nur dem Zweck durch andauernde Wiederholung die Denkinhalte der WTG zu verinnerlichen. Anders ausgedrückt: Es soll dadurch eine regelrechte Gehirnwäsche vorgenommen werden. Es geht dabei also nicht um echten Gedankenaustausch, sondern um das stetige Wiederholen bereits vor-gedachter, portionierter Gedankenhäppchen, die möglichst widerspruchslos ins eigene Denken übernommen werden sollen.

Angst überwinden

Im Abs. 10 beschwört die WTG ihre Schäfchen mutig ihre „Angst zu überwinden” und den Finger zu heben um wenigstens „einen Kommentar“ zu geben. Doch ist Angst wirklich das Problem? Last uns auf das angesprochene Problem der Angst etwas näher eingehen.

Im Abs. 2 wird behauptet:

„Durch unsere Beteiligung in den Zusammenkünften können wir Jehova preisen (Diese Behauptung lassen wir erst einmal so stehen), doch es fällt einigen schwer, sie möchten sich zwar beteiligen, aber Angst hemmt sie.“

So, so, die Angst soll also ein Grund für das Dilemma sein. Auch hier ist meine Erfahrung eine andere. Es gibt sicherlich einige, die Angst haben den Finger zu heben um sich vor einer größeren Gruppe von Menschen zu äußern. Doch tatsächlich ist es gerade diese Personengruppe, die sich aus Angst, Jehova könnte beleidigt sein, weil sie keinen Kommentar abgeben, sich dennoch zumindest einen Kommentar abquälen und diesen atemlos und mit zittriger Stimme brav von einem Zettel, den sie zuvor beim Studienleiter eingereicht haben, ablesen. Sie wollen ja auch Jehova preisen.

Und so hat die WTG auch für diese Personen Ratschläge, wie sie ihre Angst überwinden können. Doch bevor sie ihre „praktischen Tipps“ preisgibt erhöht sie erst einmal den Druck indem sie die Gründe wiederholt, warum es so essentiell wichtig ist, wenigstens einen Kommentar zu geben. 

Jehova zu preisen ist eine Ehre 

Gemäß Abs. 3 soll es eine Ehre sein, Jehova zu preisen und dazu gehören nun einmal Kommentare. Sie sind „Opfer des Lobpreises“ und dieses Opfer kann niemand anders für uns darbringen, siehe Hebräer 13:15.

Aha, nach Ansicht der WTG hatte Paulus also das Kommentare geben im Sinn, als er von „Opfern der Lippen“ sprach. Aber Paulus spricht in Hebräer 13:15 auf keinen Fall vom Wiederkäuen geistiger WTG-Ergüsse als „Opfer des Lobpreises“! Der Kontext gemäß allen Bibelübersetzungen lässt sich wohl eher so zusammenfassen:

Wir wollen nicht aufhören, Gott im Namen von Jesus zu loben und ihm zu danken. Das sind unsere Opfer, mit denen wir uns zu Gott bekennen“.

Abgesehen davon handelt es sich bei dem von der WTG angeordneten „Kommentargeben” nicht wirklich um die von Herzen kommende Wiedergabe einer persönlichen Glaubensüberzeugung, sondern um das papageienhafte Wiederholen vorgegebenen Denkinhalte der WTG-Verlagsprodukte. Also, Hebräer 13:15 hat wirklich nichts mit dem herz- und seelenlosen Wiederkäuen geistiger WTG-Ergüsse zu tun.

Es wird zwar erwartet und gewünscht, dass das repetitive Wiederholen vorgegebener Denkinhalte „in eigenen Worten” geschieht. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, es handle sich um die persönliche Überzeugung des Kommentargebers und diese gebe auch die übereinstimmende Meinung aller Anwesenden wieder. Tatsächlich aber manipuliert man dadurch die ganze Gemeinde, denn wenn alle das Gleiche denken, dann muss das Gesagte ja auch richtig sein und wer will sich schon wirklich dem Denken der Mehrheit widersetzen? Gleichzeitig werden die wiedergebenden Gedanken durch die x-fachen Wiederholungen auch wirklich verinnerlicht, ja zur eigenen Überzeugung gemacht.

Weitere WTG-typische Überregulierungen

Kommentare in eigenen Worte, ja, – doch bitte dran denken, solche wertvollen „Kommentare” und Lobpreisungen Gottes, sollten nicht länger als 30 Sekunden dauern, fasse dich also kurz und nimm den anderen nicht zu viel kostbare Redezeit weg. Und bitte, halte dich immer eng an die vorgegebenen Antworten und widersprich ja nicht dem, was der „treue und verständige Sklave“ vermitteln möchte. Eigene Worte ja, aber bloß keine „eigenen Gedanken”!

Bibeltexte anführen, ja, aber bitte nur die im Absatz angeführten Stellen lesen und im Sinne des Absatzes kommentieren. Zusätzlich gesuchte und gefundene Bibeltexte sind nicht erwünscht. Sie könnten ja das, was der Artikel lehrt in Frage stellen. Deshalb auch die strikte Anweisung an den Wachtturm-Studium-Leiter ja nur die als solche gekennzeichneten LIES-TEXTE vorlesen zu lassen, und sonst nichts, auch keinen Vers davor oder danach.

In dieser WTG-typischen Überregulierung einen Grund dafür zu sehen, dass die Mehrheit der Zeugen kaum noch Lust verspürt sich an dieser Art der „Lobpreisung Gottes“ zu beteiligen, wird selbstverständlich nicht einmal angedacht. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Artikelschreiber der WTG die Schuld für die zunehmende Unlust am „Kommentargeben” ausschließlich bei ihren Schäfchen ausmachen.

Vor diesem Hintergrund ist auch die folgende Frage im Abs. 4: Verlangt Jehova von uns allen das gleiche Opfer, also die gleiche Art Kommentare?“ – überflüssig.

Liebe WTG, Jehova verlangt von einem Christen überhaupt keine Opfer, auch nicht das Wiederkäuen eurer geistigen Ergüsse, welche ihr als „Opfer des Lobpreises“ für Jehova bezeichnet. Das einzige Opfer für Christen besteht gemäß Hebräer 13:15 darin, „nicht aufzuhören, Gott im Namen von Jesus zu loben und ihm zu danken. Das sind unsere Opfer, mit denen wir uns zu Gott bekennen“.

Mit der Frage ob Jehova von allen die gleiche Art von Kommentaren verlangt, suggeriert man, dass die Qualität eines Kommentars sozusagen das Qualitätssiegel eines Opfers sei. Angeblich weiß Jehova die unterschiedlichen Fähigkeiten und Umstände des Einzelnen ein- und abzuschätzen und stellt damit eine Verbindung zu den individuellen Opfergaben der Israeliten her ‒ einfach absurd.

„Einige konnten ein Lamm oder eine Ziege opfern, andere waren zu arm dazu und konnten nur eine Taube opfern“.   

Übersetzt soll damit in etwa gesagt werden: „Wenn du zu einfältig sein solltest oder nicht die entsprechenden Fähigkeiten hast einen ‚tiefgründigen Kommentar‘ zu formulieren, macht nichts. Unser liebevoller Gott erwartet nicht, dass wir alle so wortgewandt sind wie Apollos oder die gleiche Überzeugungskraft haben wie Paulus. Jehova möchte nur, dass wir unser Bestes geben. Hauptsache, du gibst mindestens einen Kommentar …“

Nun da haben wir ja mal wieder Glück gehabt, dass Jehova so verständnisvoll ist! Tatsächlich scheint die „Organisation Jehovas“ auch glücklicher über die etwas Einfältigen und nicht ganz so Wortgewandten zu sein. Von diesen ist kaum zu befürchten, dass sie redegewandt und mit Überzeugungskraft die WTG-Exegese in Frage stellen.

Jehova schaut mit Wohlwollen auf die Zusammenkünfte

Gestützt auf Maleachi 3:16 wird im Abs. 8: behauptet, Jehova schaue mit Wohlwollen auf die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas und habe Freude an der Art, wie das Kommentargeben praktiziert werde. Zitat sinngemäß:

„Auf diese Weise machen wir Jehova Freude, da wir unseren Glauben zum Ausdruck bringen. Jehova hört uns zu und es bewegt ihn, wenn er sieht, wie wir uns bemühen, Kommentare zu geben. Er freut sich und segnet uns für unsere Anstrengungen, ihm zu gefallen.“

Die Mutmaßung, Gott lausche den im Rahmen von WTG-Gemeindetreffen abgegebenen, schablonenhaften Lautäußerungen, empfinde dabei „Freude” und sei davon bewegt, ist genauso realitätsfern wie die These jüdischer Rabbis, die behaupteten, Gott wiederhole die Gebete, die Er von ihren Lippen ablese.

Weder die als „Beleg” angeführten Bibelstellen, noch das angeführte Beispiel der armen Witwe haben auch nur ansatzweise etwas mit dem WTG-verordneten „Kommentargeben” zu tun. In Mal 3:16 geht es nicht um das kritiklose Wiedergeben von Denkinhalten anderer Menschen, festgezurrt im Rahmen einer vorgegebenen Frage-Antwort-Routine, die keinerlei Freiraum für spontanen oder geistvollen Gedankenaustausch lässt, sondern um „Unterredungen oder miteinander reden”, also um echte Kommunikation.

Im Abs. 12 führt man Nehemia und Jona als biblisches Vorbild für Mut an, Frage:

„Kannst du dir vorstellen, wie es Nehemia die Kehle zuschnürte, als der König ihn fragte, warum er so traurig aussah? Oder Jona, als Jehova ihm den Auftrag gab, den Bewohnern von Ninive eine Botschaft zu verkünden, bekam er solche Angst, dass er in die entgegengesetzte Richtung floh. Doch mit Jehovas Hilfe schaffte Jona es aber, seinen Auftrag auszuführen. Und mit Jehovas Hilfe wirst du es schaffen auch deine Angst vor einem Kommentar überwinden.“

Um ihre Direktive zum Kommentargeben zu stützen konstruiert die WTG auch hier falsche „biblische Parallelen”. Was diese sogenannten „biblischen Vorbilder” mit dem festgefahrenen „Kommentar-Ritus“ der WTG zu tun haben bleibt wieder einmal ihr Geheimnis.

Auch die im Abs. 13angeführten Mikromanagementregeln betreffs „korrekten Kommentargebens” haben nichts mit einem echten, auf Geist, Esprit und Spontanität beruhenden geistvollen Austausch von Erkenntnissen zu tun.– (Nur) Direkt auf die Frage antworten

– (nur) einen zusätzlichen Gedanken aus dem Absatzerwähnen. (Bitte keine eigenen Gedanken einbringen)
– Erkläre, wie man das Gelesene (im Sinne der WTG) anwenden kann.

– Bilder kommentieren
– Wiederholungsfragen beantworten”

Mit echtem Austausch von Erkenntnissen und Gedanken hat dieses überregulierte und in Beton gegossene Abhandeln von vorgegebenen Handlungsvorschriften der WTG nichts zu tun. Aber der Höhepunkt dieser absurden Ratschläge und der Überregulierung ist noch nicht erreicht. Es folgen weitere Ratschläge bei denen man sich fragen muss, was diese, sich verständnisvoll gebendenAnregungen mit spontanen und von Herzen kommenden „Opfern des Lobpreises“ zu tun haben könnten.

Da wird im Abs. 17 angeregt:

„Bereite dich auf mehrere Kommentare vor, weil man ja möglicher Weise nicht immer gleich drankommt, andere melden sich auch. Der Leiter muss sich unter Zeitdruck für einen entscheiden und kann nicht alle dran nehmen.“

Zur Not genüge es auch nur einen Bibeltext vorzulesen, das wäre doch auch eine Möglichkeit wenigstens etwas zu sagen, aber eine Antwort in eigenen Worten zu geben sei natürlich besser.

Oder, Zitat Abs. 19:

„Sag dem Leiter Bescheid, bei welchem Absatz du antworten möchtest. Das solltest du aber rechtzeitig vor Beginn der Zusammenkunft tun. Wenn die Frage gestellt wird, melde dich schnell und strecke deine Hand schön hoch, damit der Leiter sie gut sehen kann.“

Ich glaube hier sollte man aufhören weiter zu lesen. Es ist offensichtlich, dass es der WTG nicht um echten Austausch von glaubensstärkenden Erkenntnissen geht, sondern um die systematische Gleichschaltung des Denkens ihrer Gläubigen. Wer sich diesem System der Gleichschaltung verweigert und die Zusammenkünfte lautlos über sich ergehen lässt, passt nicht ins System. Er könnte ja seinen eigenen Gedanken nachgehen und zu individuellen Schlüssen kommen, das mag der „Sklave“ aber überhaupt nicht.

Diese Anweisungen haben mit dem urchristlichen Typus der Gemeindezusammenkünfte, wie sie uns in 1. Kor. 14:26-31 vermittelt werden, nichts zu tun. Neben der Tatsache, dass es ganz offenkundig kein strikt reglementiertes „Frage-Antwortspiel” an Hand eines Wachtturmartikels gab, wird deutlich, dass jeder „aus sich selbst heraus”, aus dem eigenem Fundus seiner Erkenntnis und aus seinem persönlichen Verhältnis zu Gott und Christus heraus, zur Gemeindebelehrung beitragen konnte und durfte.

Es gab natürlich keine strikt reglementierten Anweisungen, was und wie etwas in den Gemeinden besprochen werden sollte. Apg. 16:4 und Kol. 4:16 lassen erkennen, dass in den urchristlichen Gemeinden GELEGENTLICH von den in Jerusalem ansässigen Aposteln kommende und zu betrachtende Informationen besprochen wurden. Generell gab es jedoch keine ausschließlich von den Aposteln kommenden „Belehrungen”, die als „einzig erlaubter Stoff” zu „betrachten”, zu „studieren” und im WTG-„Frage-Antwort”-Modus wiederzukäuen waren, ohne dass dem Einzelnen auch nur die geringste Äußerung „eigener Gedanken” erlaubt gewesen wäre.

JEDEM Gemeindeglied war es erlaubt, sich aus seinem jeweiligen Blickwinkel heraus zu beteiligen, ohne dass es zu einem chaotischen Durcheinander oder gar zum „Abfall von der wahren Lehre” kam. Es darf angenommen werden, dass dies unter dem Wirken des Heiligen Geistes geschah, als Folge der „Frucht des Geistes”, die sich in jedem einzelnen Gläubigen manifestieren konnte.

Da sich die heutigen organisierten Zusammenkünfte unter der Leitung der WTG durch ein völliges Fehlen des heiligen Geistes auszeichnen, verwundert es nicht, dass auf solche menschlichen Maßnahmen der Überregulierung zurückgegriffen werden muss um einen „ordnungsgemäßen” Ablauf ihrer angeordneten Zusammenkünfte zu gewährleisten. Dass dadurch leider jeglicher geisterfüllte Gedankenaustausch auf der Strecke bleibt, wird billigend in Kauf genommen. Und dieser Umstand führt in weiterer Folge zum Verlust jeglicher Spontanität seitens der Versammlung.

Eingezwängt im WTG-genormten Regelkorsett fließbandproduzierter Wortspenden, haben anscheinend viele Zeugen Jehovas einfach jegliche Motivation verloren, sich am Wiederkäuen sich ständig wiederholender Phrasen und Worthülsen zu beteiligen.

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Lieber M.N. und lieber Bruder! DANKE für diese Abhandlung. Ich habe sie mit großem Interesse gelesen. Eure Ausführungen treffen den Nagel auf den Kopf. Ich bewundere die Ausdauer der Geschwister, die das über sich ergehen lassen. Vll. plant Ihr ja einen 2. Teil….. WT heute: “Besser und gezielter studieren” passt optimal dazu, finde ich. Nachdem man den Schäfchen zugestanden hat, dass aufgrund Müdigkeit studieren im Alltagsstress das letzte ist, was sie wollen, packt die WTG wieder die Keule aus. Vom Studieren der Bibel und UNSERER Veröffentlichungen hängt schließlich unser ewiges Leben ab….. Ja.. .wir sollten erst mal “über die Vorschau,… Weiterlesen »

Danke für Eure Gedanken. Dieser Studierwachtturm steht meinem Verstädnis nach dem Inhalt von 2.Kor 9,7 entgegen.
https://www.bibleserver.com/text/EU.HFA.SLT.GNB.NLB/2.Korinther9.7
Vielleicht kann Ali Baba hier etwas Licht beibringen, warum seit über 100 Jahren von der LK ausgehende verordnete Verstöße (wie hier im WT erkennbar) gegen den Inhalt der Heilige Schrift alternativlos sein soll.
LG RoKo

Immer wieder hört man Zeugen Jehovas hinter vorgehaltener Hand sagen: „Das, was man uns da jetzt 3 Tage lang auf dem Kongress vorgesetzt hat, hätte man uns auch in 10 Minuten vermitteln können.“ Viele Zeugen Jehovas empfinden ihre größeren, aber auch kleineren Zusammenkünfte als geist- und kraftlos. Sogar noch schlimmer: So mancher fühlt sich nach dem Besuch der Zusammenkunft ausgelaugt und ausgezehrt, statt ermuntert und aufgebaut. Welch ein Gegensatz zu den Gliedern der Urgemeinde: Sie waren eine wohlgenährte und gleichzeitig stets hungrige Herde. Wie ist das zu erklären? Sie wurden durch geisterfüllte, kraftvolle Predigten genährt. Sie fühlten sich gestärkt. Und… Weiterlesen »

Lieber M.N. und Bruder , Eigentlich bin ich eine ,, Plaudertasche ” im ,, normalen ” Leben , aber mir hat immer das Herz bis zum Hals geklopft , wenn ich in der Versammlung eine zurechtgelegte Antwort geben sollte . Das , was ich da von mir gab , kam nicht aus meinem Herzen. Es war der Druck , wenigstens eine Antwort zu geben , die aber mit dem vorgegebenen Text übereinstimmen mußte. So sehr ich mich auch vorbereitete , mit Wachtturmstudium , das in der Zeitnot , die ich bei vier Kindern hatte , oft nur unterstreichen war ,… Weiterlesen »

M.N.´s Handschrift in o.a. Artikel möchte ich wieder einmal als tröstliche Offenbarung bezeichnen. Tröstlich für Alle, die sich in den kleinlichen, widersinnigen, realitätsfremden und machtausübenden Anweisungen von irgendwelchen Schreiberlingen verlieren, die angeblich im “Namen Jehovas” das Leben ihrer Anhängerschaft zu regeln versuchen (nach Anweisungen zum Barttragen, Rocklänge bei Frauen, zum Studieren, zum Predigtdienst, zulässigen Stellungen beim Sex usw. nun die Regelungen fürs “Kommentargeben”). In der Anweisung, die “Hand schön hoch” zu heben, fehlt noch der Hinweis, welcher Arm dazu verwendet soll, wie weit er durchgestreckt werden muss, und ob die Hand alle Finger nach oben zeigen soll oder nur einen… Weiterlesen »

Ich bin erstaunt, dass die WTG die Kommentarverweigerer nicht durch 1. Petrus 1:12 ermuntert hat. Hier wird gesagt, dass Gottes Engel begehrtenten in die gute Botschaft hineinzuspähen. Seit meiner Kindheit bin ich mit der Lehre aufgewachsen, dass auch Engel die Zusammenkünfte besuchen, weil Jehova nun mal bei diesen Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas seine Geheimnisse offenbart. Es wurde nicht Engeln offenbart, sondern Menschen (der WTG) Nun sind aber alle ermuntert. Wer will sich schon die Gelegenheit entgehen lassen, durch seinen Kommentar einen Engel, der sonst nirgendwo die Erkenntnis findet zu belehren. Andereseits hätte man bei dieser Erklärng die Kopftuchpflicht der Schwestern… Weiterlesen »

Ja richtig, mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht!
Leider nicht die Last der WTG.
Eigentlich hätte man in dem Artikel den Vorschlag bringen sollen,
auf die Mittagspause zu verzichten ………….
Fazit, dann hat der Tag 25 Stunden!
Ist schon zynisch, weiß ich!
Aber macht weiter so!
LG Richard_22

Lieber Bruder! Lieber M.N.!

Vielen Dank für diesen exzellenten Artikel. Eine Frage an alle hier:
Wenn man die org und die wt-lehre mit der Morandi-Brücke vergleicht: Steht die Brücke noch? Ist der westliche Pylon schon eingestürzt? Oder sind wir sinnbildlich schon in der Zeit nach der Sprengung der erbärmlichen Brückenreste?

Mit herzlichen Grüßen
Peter

Ich war damals viel zu schüchtern, Kommentare abzugeben und hasste es, wenn man mich dazu gezwungen hat. Ich verspürte auch keine Freude, wenn ich den Text stotternd vorgelesen hatte. Eher eine Erleichterung, als es zu Ende war.

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