Habe mich nach einiger Zeit mal wieder mit einigen Studienartikeln des Wachtturms befasst, Fazit: Nichts Neues, immer die gleiche Rhetorik. Siehe Thema im Studienwachturm Artikel 16, April 2022: Freue dich über dein persönliches Bestes
Es geht mal wieder, wie immer, um das „Beste“ für Jehova. Und das Beste, was wir Jehova geben können, ist natürlich die Zeit, die wir im Sinne von Jehovas Organisation investieren. Jehova möchte ja, dass wir glücklich sind und Glück verspüren, und Glücksgefühle erlebt ein Zeuge fast ausschließlich, wenn er sich im Dienst für Jehova voll einsetzt.
Natürlich hat die WTG auch wieder einen Bibelvers parat, der diese Behauptung belegen soll. Frage en zu Galater 6:4: Welche zwei Faktoren tragen, gemäß Galater 6:4, zu unserer Freude bei? (b) Worum geht es im Artikel?
Zitat Abs. 2: „In Galater 6:4 erwähnt der Apostel Paulus zwei Faktoren, die zu unserer Freude beitragen. (Lies.)Erstens sollte es unser Ziel sein, Jehova unser Bestes zu geben. Dann haben wir allen Grund, glücklich zu sein (Mat. 22:36-38). Zweitens dürfen wir uns nicht mit anderen vergleichen. Wir sollten Jehova für alle Möglichkeiten dankbar sein, die uns aufgrund unserer Gesundheit, Schulung oder natürlichen Fähigkeiten offenstehen.
Schließlich verdanken wir das alles ihm. Es kann aber auch sein, dass andere auf einem bestimmten Gebiet mehr erreichen als wir. Dann sollten wir uns freuen, dass sie ihre Fähigkeiten zur Ehre Jehovas nutzen und nicht, um sich selbst in den Vordergrund zu rücken oder egoistische Ziele zu verfolgen. Statt mit ihnen zu konkurrieren, können wir von ihnen lernen.“
Das hört sich ja zunächst einmal lieb gemeint an: „ … sich nicht selbst in den Vordergrund rücken oder egoistische Ziele zu verfolgen und nicht mit andere konkurrieren.“ Kaum einer wird dem widersprechen wollen. Eine Frage kommt mir aber sofort in den Sinn: Wer fördert denn in Wirklichkeit das Konkurrenzdenken? Sind es nicht gerade Artikel wie diese: „Freu dich über dein persönliches Bestes“?
Ein Titel, der die Aufforderung beinhaltet, Jehova erwartet von dir, dass du ihm dein „persönliches Bestes“ gibst. Wer entscheidet in Wirklichkeit was dein persönliches Bestes ist? Steht ein Zeuge Jehovas nicht fortwährend unter Beobachtung, sowohl von den Ältesten als auch von sogenannten eifrigen Verkündigern, die ihn ermuntern wollen sein Bestes für Jehova zu überdenken?
Doch lasst uns zunächst den Bibelvers betrachten, den der Sklave hier verwendet. In Galater 6:4 lesen wir.
„Jeder soll sein eigenes Tun überprüfen, dann kann er sich über sich allein freuen, ohne sich mit jemand anders zu vergleichen. Denn jeder wird seine eigene Last tragen.“
Ein schöner Vers. Doch man beachte, dass in Galater 6:4 Paulus nichts davon sagt, dass unser erstes Ziel sein sollte, Jehova unser Bestes zu geben, noch spricht er von Möglichkeiten einer geistigen Schulung oder natürlichen Fähigkeiten für unseren Dienst, von denen unsere Freude abhängen könnte, wie es im Absatz zwei behauptet wird. Vielmehr ermahnt PAULUS, jeder solle sein Leben genau prüfen und sich über seine guten Taten freuen, ohne Überheblichkeit und Vergleich mit dem, was andere tun oder nicht tun. Der Artikel aber schafft es, diese von Paulus erwähnten „guten Taten“ ausschließlich auf den „Predigtdienst“ zu reduzieren.
Es geht nicht, wie es im Abs. 3 gesagt wird, um unseren Umgang mit Entmutigung, weil wir uns, aufgrund unserer Grenzen, entmutigt fühlen und nicht mehr so viel im Dienst leisten können. Wie schon gesagt, das hört sich zunächst erst einmal lieb und verständnisvoll an, doch schon der folgende Satz offenbart, dass das Gegenteil gemeint ist, Zitat Abs. 3:
„Wir werden außerdem sehen, wie wir unsere Talente am besten einsetzen und was wir von anderen lernen können“.
Auf andere schauen, um zu sehen, was wir von ihnen lernen können, bedeutet, sich andere als Vorbild zu nehmen; uns mit ihnen zu vergleichen. Und so geht es doch wieder nur darum, wie wir Jehova in jedem Lebensabschnitt und jeder Situation, in der wir uns befinden, unser Bestes geben können, denn Jehova freut sich, wenn wir ihm unser Bestes geben auch wenn UNS GRENZEN GESETZT SIND. (Siehe Absatz 4-6)
Vordergründig geht es darum, gegen Entmutigung anzugehen. Doch warum sollte ein Christ entmutigt sein, wenn er aufgrund gesundheitlicher oder anderer Umstände nicht mehr das leisten kann als er noch Jung war? Wird mit dieser Frage den Betroffenen nicht gerade ein Gefühl der Entmutigung eingeredet? Durch solche Artikel werden Jehovas Zeugen immer in eine Situation gedrängt, sich für irgendwelche Leistungsschwächen entschuldigen zu müssen. Ja, wenn ich nicht so krank wäre, dann wäre ich Pionier oder Hilfspionier oder Ältester u.s.w.
Kein Wunder, dass besonders viele weibliche Zeugen mit psychosomatischen Krankheiten zu kämpfen haben. Krankheit scheint für viele Frauen, besonders Ehefrauen von Ältesten und Kreisaufsehern, der einzige Ausweg zu sein, dem Leistungsdruck zu entgehen.
Angeblich, so der Artikel, hätten einige Zeugen Probleme damit, mit den Grenzen zurechtzukommen, die ihnen das Alter oder eine schlechter werdende Gesundheit setzen. Auch hier sollte man sich fragen, wenn dem so ist, warum? Ein Beispiel soll zeigen, warum das so sein könnte, Zitat Abs. 4:
„So ging es auch Carol. Früher konnte sie in einem Gebiet mithelfen, wo mehr Verkündiger gebraucht wurden. Damals hatte sie 35 Bibelstudien und eine ganze Reihe ihrer Bibelschüler haben sich taufen lassen. Ihr Dienst war wirklich produktiv. Doch dann wurde sie sehr krank und konnte kaum mehr das Haus verlassen. „Vom Kopf her weiß ich, dass ich wegen meiner körperlichen Grenzen nicht das Gleiche schaffen kann wie andere“, sagt Carol, „aber mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht so treu bin wie sie. Es ist ein ständiger Kampf zwischen Wunsch und Wirklichkeit, und das ist so schwer zu ertragen.“ Carol möchte Jehova ihr Bestes geben und das ist wirklich zu loben. Unser mitfühlender Gott muss sich sehr über sie freuen!“
Auch dieser Absatz möchte Vordergründig Verständnis für Personen vermitteln, die wegen nachlassender Kräfte entmutigt sein könnten, enthält aber unterschwellig Formulierungen, die genau das Gegenteil bewirken sollen: ein schlechtes Gewissen, besonders bei denjenigen, die noch nicht in dem Alter sind.
Das angeführte Beispiel, wahrscheinlich konstruiert, spricht von einer äußerst eifrigen Schwester. Damals, als sie noch jung war, habe sie 35 Bibelstudien gehabt und eine ganze Reihe ihrer Bibelschüler habe sich taufen lassen. Ihr Dienst war wirklich produktiv. Doch dann wurde sie sehr krank und konnte kaum mehr das Haus verlassen.
Vom Kopf her war ihr angeblich klar, dass sie wegen körperlicher Grenzen nicht das Gleiche schaffen kann, wie andere, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht so treu sei wie andere. In ihrem Bemühen, Jehova das Bestes geben zu wollen, müssen Jehovas Zeugen einen ständigen Kampf führen, zwischen ihrem Wollen und der Wirklichkeit, und das ist für viele schwer zu ertragen. Aber dieses Wollen, so der Tenor des Absatzes, „ist wirklich zu loben, denn unser mitfühlender Gott muss sich sehr darüber freuen.“
Ok, schön, dass die Leitende Körperschaft genau weiß, worüber sich Gott freuen muss.
Ich habe in meinen 40 Jahren als Zeuge Jehovas keinen Verkündiger kennengelernt, der 35 Bibelstudien hatte und enttäuscht war, wenn er aufgrund seines Alters nicht mehr so viel machen konnte. Aber mit solchen überzogenen Beispielen vermittelt man, was man Jehova als sein Bestes geben sollte.
Mit einer ähnlichen Suggestivfrage beginnt auch der Abs. 5. Zitat:
„Fühlst du dich manchmal wegen deiner Grenzen entmutigt? Dann frag dich doch einmal: „Was erwartet Jehova denn eigentlich von mir?“ Er erwartet, dass du ihm dein Bestes gibst – wie viel auch immer das gerade ist“.
Ich bin überzeugt: Auch der „Sklave“ weiß, das 90% der Verkündiger sich kaum diese Frage stellen werden. Insofern ist diese Aufforderung an 90% der Verkündiger gerichtet „verpackt in einem liebevollen Rat“ – „Dann frag dich: Was erwartet Jehova denn eigentlich von mir?“
Jehova erwartet nur dein Bestes – wie viel auch immer das gerade ist“.
Auch das hört sich verständnisvoll an, so als ob du entscheiden könntest, was das Beste ist. Nein, das entscheiden andere für dich, die dich beurteilen und dich als schwachen oder starken Verkündiger einteilen. Die folgende fiktive Situation verdeutlicht das wunderbar, Zitat:
„Stell dir vor, eine über 80-jährige Schwester ist entmutigt, weil sie nicht mehr so viel tun kann wie in ihren 40ern. Sie denkt, dass Jehova nicht mit ihr zufrieden ist, obwohl sie ihm ihr Bestes gibt. Aber stimmt das?“
Eine 80jährige hat also die Befürchtung, Jehova sei mit ihr nicht mehr zufrieden? Da frage ich mich schon, welch ein verdrehtes Gottesbild diese arme Frau ihr Leben lang vermittelt bekam. Hier wird unterschwellig ein Gott vermittelt, der nur auf deine Leistung blickt. Und die folgende Erklärung rückt Gott auch nicht in ein besseres Licht, Zitat:
„Wenn die Schwester Jehova in ihren 40ern ihr Bestes gegeben hat und das mit über 80 immer noch tut, hat sie nie aufgehört, ihr Bestes zu geben. Falls dir dein Gefühl sagt, du würdest nicht genug für Jehova tun, dann denk daran, dass es bei Jehova liegt, das zu beurteilen.“
Nur wer von Jugend an Jehova sein Bestes gegeben hat, kann demnach im Alter sicher sein, dass er mit dem Wenigen, was er im Alter leistet, doch noch Gottes Wohlgefallen hat. Und auch der nächste Satz entspricht nicht dem, was ich als ehemaliger Ältester in der Versammlung der Zeugen erlebt habe. Nicht Gott beurteilt, was dein Bestes ist, sondern wie schon gesagt, die Ältestenschaft.
Der gesamte Artikel ist, mal wieder, darauf ausgerichtet, den Einzelnen unter Druck zu setzen, auch wenn er den Eindruck von Verständnis und Ausgewogenheit vortäuscht. Die Erfahrung einer Schwester (namens Maria) verdeutlicht treffend diese Taktik. Sie hat eine Krankheit, die ihre Möglichkeiten im Dienst einschränkt. Sie war deprimiert und fühlte sich nutzlos.
Wie kommt diese Maria auf den Gedanken, dass ihr Leben nutzlos ist?
Hat sie keine Familie, keine Kinder, keinen Beruf der sie ausfüllt, kein Hobby, mit dem sie sich und Anderen Freude bereiten kann? Alle diese menschlichen und von Gott gewollten Quellen der Freude sind einer Tätigkeit untergeordnet, dem Predigtdienst. Wer sich nicht voll für den Predigtdienst einsetzt, kann sich ja nur wertlos fühlen.
Und um dieses Gefühl der Wertlosigkeit in diesen Corona-Zeiten zu verdrängen, hat der Sklave eine tolle Möglichkeit genehmigt. Maria erinnerte sich an eine bettlägerige Schwester. Sie wollte für sie da sein, ein lobenswertes Vorhaben. Doch was tat sie? Sie verabredete sich mit ihr für den Predigtdienst am Telefon und zum Briefeschreiben. Dies machte sie jedes Mal glücklich und zufrieden, weil sie einer Glaubensschwester helfen konnte. Geht es noch banaler? Wohl kaum.
Doch sollte ein Verkündiger nun denken, mit Briefeschreiben gäbe er Gott sein Bestes, wenn er doch mehr tun könnte, dieser wird, bezugnehmend auf den Apostel Petrus, ermahnt: „Halte dich nicht zurück deine Fähigkeiten voll einzusetzen, … Sonst geben wir Jehova nicht unser persönliches Bestes. (1. Pet. 4:10)“
Zitat Abs. 9: „Wenn wir unsere Kraft und Fähigkeiten nutzen, um Gottes Willen auszuführen, werden wir Grund haben, uns zu freuen – nicht weil wir andere übertreffen oder ihnen überlegen sind, sondern weil wir unsere Talente zur Ehre Jehovas einsetzen“.
Auch hier kann man sagen: Nicht mit seinen Talenten zu prahlen, ist ein durchaus vernünftiger Rat. Christen haben es nicht nötig, sich miteinander zu vergleichen. Es könnte leicht passieren, dass man hochmütig seine eigenen Stärken mit den Schwächen des Anderen vergleicht und beobachtet und beurteilt, was der Eine oder Andere macht oder nicht macht, etwas was unter Zeugen Jehovas gang und gäbe ist. Also für sich gesehen ein guter Rat, der aber schon im nächsten Absatz mit der Aufforderung, „lerne von Anderen“ entkräftet wird, Zitat Abs. 14:
„Auch unsere Glaubensbrüder heute, ob alt oder jung, können echte Vorbilder für uns sein. Fällt dir jemand in deiner Versammlung ein, der treu weitermacht, obwohl er mit großen Schwierigkeiten konfrontiert ist – vielleicht Gruppenzwang, Widerstand in der Familie oder einer schlechten Gesundheit? Beobachtest du bei ihm Eigenschaften, die du selbst gern weiter ausprägen würdest? Über sein Beispiel nachzudenken kann dir konkrete Anregungen geben, wie du mit deinen eigenen Problemen besser fertigwirst. Was für ein Geschenk es ist, solche Glaubensvorbilder in unseren Reihen zu haben! (Heb. 13:7; Jak. 1:2,
Zusammenfassend wird im letzten Absatz. jeder noch einmal ermahnt: „Nimm dir fest vor, dich nicht mit anderen zu vergleichen, orientiere dich an Glaubensmenschen, von damals und heute. Gib weiter dein Bestes. Wenn du ihm dein Bestes gibst, macht ihn das sehr glücklich.“
Wie gesagt, nichts Neues, immer dienliche Rhetorik.
Also, die Wachtturm-Artikel un -Besprechung dazu geben wir letzte Zeit eigentlich wenig bis garnichts, so daß ich die Übertragungen von der Zentrale her, wobei verschiedene Versammlungen wechselweise “das Vorrecht” haben da mitzuwirken den öffentlichen Vortrag anhöre und das Wachtturm-“Studium” nur ao anreisse. Meine Zeit ist mir zu kostbar, da gehe ich lieber eine halbe Stunde an frischer Luft spazieren, da habe ich mehr davon. Insofern gut, daß BI wieder WT-beleuchtet, dann weiß ich wenigstens “wo die Glocke hängt”….. 🙂 Das ist alles so falsch und heuchlerisch. “…nicht mit andern vergleichen…” Und ich habe es “am eigenen Leibe erfahren” , wie… Weiterlesen »
Hallo, ich habe mal eine Frage zu diesem Pionier Ding. Mir gibt da etwas Rätsel auf. Manche überlegen sich ja ob sie Pionier werden sollen. Haben aber Angst daß sie das Stundenziel nicht erreichen. Was passiert wenn man ed nicht erreicht? Warum überhaupt Pionier werden? Ich kann doch so viele Stunden machen wie ich kann. Wenn diese jetzt über den vom Pionierziel sind ist doch gut. Und wenn nicht, habe ich ja nichts zu befürchten. Ich habe mal irgendwo in einem JW.ORG Video gesehen daß man sich Schätze im Himmel anhäuft die nicht vergänglich sind (im Gegensatz etwa zu einem… Weiterlesen »
Lieber Bruder, liebe Leser, erstmal danke für die Betrachtung des “Studienartikels”. Auch wenn “im Prinzip” nichts Neues drinsteht, ist die immer noch zunehmend an den Haaren herbeigezogene Vergewaltigung von Bibelstellen durch das WT-Organ und deren irrwitzige Auslegung dennoch interessant. Einen beliebigen Satz aus der Schrift dermassen zu verbiegen, wer bewerkstelligt denn das inzwischen bei der WTG ? Wer schreibt diesen WZ noch ? Die Voraussagen dieser Gesellschaft haben sich ALLE überholt, die Gesellschaft hat sich eigentlich selbst überholt. Menschen meiner Generation haben dafür Leben und Gesundheit, Freunde und Familie, Hab und Gut geopfert. Dann lesen sie heute solche Ammenmärchen. Also… Weiterlesen »