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Petrus111

(@petrus111)

Liebe Freunde,

ich bewege mich seit ca. 5 Jahren auf diesem Forum - viele kennen meine Geschichte aus meinen Kommentaren; ich fasse sie hier kurz zusammen:

Als JZ erzogen und aufgewachsen, bin ich mit 17 Jahren von zu Hause ausgezogen, habe mich jedoch an meinem neuen Wohnort wiederum den JZ zugewandt. Ich wurde dort gut aufgenommen und gut behandelt; man kümmerte sich liebevoll um mich und meine Bedürfnisse. Das gab für mich den Ausschlag, in der Gemeinschaft zu bleiben; mit 19 Jahren ließ ich mich taufen. Ich heiratete jung; die Ehe hält bis heute - 35 Jahren. Ich war 10 Jahre lang mäßig aktiv; 20 Jahre nur noch Versammlungsbesucher; jedoch hielt ich Aufgaben in der PD-schule. Aufgrund eines erkennbar freien Geistes erhielt ich in diesen Jahren öfter mal längere Zeit keine Aufgaben - dann wieder doch - ohne das man jedoch mit mir darüber sprach.

Ich habe beruflich mit der Pflege des Ehrenamtes zu tun und war über die Jahre in mehreren Vereinen in leitender Funktion tätig. Hierauf angesprochen - das sei "Unterstützung der Welt", erklärte ich, dass alle Informationen, Ziele und Aktivitäten im Internet zu finden seien; ich diese in meinem beruflichen Kontext ausübe und man mir darlegen möge, welche Aktivitäten der Vereine schriftwidrig seien.

Es vergingen wiederum 2 Jahre. Dann erklärte man mir, das meine Aktivitäten die Neutralität verletzten und ich zu erkennen gegeben hätte, kein JZ mehr sein zu wollen.

Die Sache wurde nach Selters abgegeben; 2 von 3 Aktivitäten wurden dort als unproblematisch deklariert, eine als neutralitätsverletzend. Bei dieser Aktivität handelte es sich um die Leitung eines Präventionsforums gegen Rechtsextremismus - also Schutz der deutschen Verfassung; Vermeidung von rechtsextremem Gedankengut, welches letztlich zu strafbaren Handlungen führen kann, die extremistisch motiviert sind.

Mir wurde Gelegenheit gegeben, aus dem Forum auszusteigen - dies lehnte ich ab, wonach letztlich - nach einem Jahr - mein Ausschluss bekanntgegeben wurde (... ist kein JZ mehr).

Seitdem habe ich - natürlich - keinen Kontakt mehr zu meiner Familie und alle meine früheren Freunde bei JZ - bis auf genau einen - ächten mich. Das ist nun 5 Jahre her.

Ich habe in den 30 Jahren meines mehr oder weniger aktiven JZ-daseins vieles bei JZ nicht geglaubt, hielt aber die Ethik und Moral sowie den inneren Zusammenhalt der Gruppe, den ich vielfach als positiv erlebt habe, für gut und wollte daher nicht aussteigen. Ich hatte mich dort - immer schlechter, aber immerhin - arrangiert und ganz gut eingerichtet.

Heute bin ich über mein Ausscheiden bei JZ sehr froh. Es ist aber schwierig, neue Freundschaften zu finden.

BI-A hat mir in der ersten Phase von Wut, Trauer, Verlustschmerz sehr geholfen; ich habe vieles besser verstanden und durchblickt - und nachdem mir dies sehr genützt hat, habe ich begonnen, hier zu kommentieren und habe - unter anderem Nick - name, manchmal Artikel geschrieben.

Ich bin weiterhin ein gläubiger Mensch; ich glaube an die Liebe und Gnade Gottes. Heute würde ich mich als freien Christen bezeichnen. Ich sehe die Rolle Jesu heute deutlich anders als dies JZ sehen. Das hilft mir für mein tägliches Leben. Die Kraft, die ich heute haben darf, nutze ich gern, um anderen eine helfende Hand zu reichen. Das macht für mich einen wesentlichen Teil des Christseins aus.

beste Grüße

Petrus111

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 19. Oktober 2020 14:40
José, Omma und RoKo gefällt das
RoKo
 RoKo
(@roko)

Danke Petrus111 für Deine Zusammenfassung zu Deiner selbst.

Die Begründung der organisatorischen Befindlichkeiten aus der Sicht der ZJ kann man hier nachlesen, haben Oliver und Sebastian gut herausgearbeitet: https://www.jwinfo.de/warum-sind-jehovas-zeugen-politisch-neutral/

Ich lese das so, bitte verbessere mich: Der Verein ist tätig in der Aufklärung politischer Ziele extremistischer Gruppen, hier Rechtsextremismus. Der Verein warnt somit vor extremen Gedanken, die, mit findigen Worten in manche Köpfe injiziert werden und die wirklichen Ziele vertuschen sollen um Stimmung zu machen, oder anders ausgedrückt, die tatsächlichen Ziele geschickt herunterspielen (jene findigen Worte mit extremen Gedankengut kommen regelmäßig auch bei den ZJ zur Anwendung, also muss man auch vor ihnen warnen, was wir machen). Der besagte Verein bekämpft jedoch keinen Rechtsextremismus. Denn dies tut meines Wissens bei bestätigtem Verdacht die rechtsstaatliche Gewalt, kein Verein. Das wäre den Befugnissen nach Vereinsrecht auch ein wenig überstrapaziert. Sondern, der Verein arbeitet für ein freundliches Miteinander einer friedlichen Koexistenz.

Nun kann man gesellschaftlich für viele Dinge sein, oder dagegen sein. Zeugen Jehovas sind in vielen Dingen auch gegen etwas. Z.B. Trunkenheit, Ehebruch, Selbstmord. Sie tun sogar etwas aktiv dagegen! Nur bei Missbrauch von Kindern tun sie sich schwer.

Es ist also bei genauer Überlegung ein Unterschied, ob man lediglich gegen oder für etwas ist und in der Aufklärung darüber engagiert, oder aktiv in der Bekämpfung unterwegs ist.

Zeugen Jehovas starteten jedoch selbst an das russische Staatoberhaupt Putin eine Briefaktion, in welcher die Org die Verkündiger aktiv aufrief, sich gegen die politische Entscheidung einzusetzen und zusammen dem Verbot der Religionsgemeinschaft dortiger Brüder und Schwestern entgegenzustehen. Was ist das bitte für politisches Engagement? 
Man muss jedoch wissen, nicht die Verbreitung der Heiligen Schrift und der Guten Botschaft wurde vom russischen Staat untersagt, sondern die Verbreitung fundamentalistischen Gedankenguts und extremen Auslegungen wie es ZJ handhaben, dies wurde verboten! Es gab mal eine Übersicht, welche Bücher und Hefte der Druckerei of Pennsylvania genau dem Verbot zugeweisen wurden und welche nicht. Ich habe in Erinnerung, ca. 80% der Literatur wurde untersagt, eben nur jene, die extreme Ansichten beinhalten und lehren.
Dies führte zu folgender Schlagzeile:

https://www.jw.org/de/nachrichten/rechtlich/nach-regionen/russland/russland-erklaert-bibel-extremistisch/

Russland erklärt die Bibel für „extremistisch“

Am 17. August 2017 erklärte das Stadtgericht Wyborg die russische Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift für „extremistisch“ — eine Bibel, die von Jehovas Zeugen in zahlreichen Sprachen herausgegeben wird *. Mit dieser Entscheidung wird zum ersten Mal die Bibel in einem Land verboten, in dem sich die meisten Staatsbürger als christlich bezeichnen.

Nicht -die Bibel- wurde verboten wie vorgetragen, lediglich die Übersetzung der ZJ! Es wäre ein einfaches gewesen, die NWÜ in kyrillisch durch einen neuen Bibeldruck zu ersetzen, die nicht die Überschrift "Neue Weltübersetzung" trägt. Wollte die Org nicht, weil sie sehr stolz auf ihre Übersetzung ist. Nur die und sonst keine...

Ebenso wollte Russland dem grenzüberschreitende Kapitalabfluss von Spendengeldern eindämmen. Welchen Reichtum manche Russen erlangt haben sollte man einmal in die Überlegung einbeziehen. Viele Brüder leben weiter in bitterer Armut. Doch diese klaffenden Unterschiede der sozialen Stärke scheint die Org nie sonderlich anzuheben, wichtig ist immer nur, dass deren Kasse für das weltweite Werk stimmt, das aber nur nebenbei.

Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Reich[o. meine Königsherrschaft] ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.

Aha!!! Seiner Diener hätten für ihn gekämpft! Was bitte macht die WTG mit Russland? Ist das nicht kämpfen?

Ich interpretiere die wirren Lehren der WTG als sehr konfus und ohne jegliche Linie. Des öfteren werden biblische Textstellen aus dem Zusammenhang und Kontext gerissen, um eine Lehrauslegung zu begründen, aber tatsächliche gut lesbare unmissverständliche Stellen in der Bibel übergeht die WTG lapidar, das diene ja dem Königreich... 

Auch wenn es dem Königreich dienen könnte, Jesus Christus sagte o.g. Worte. Vergl. Mat26,47-53

Wie schwammig die Auslegung in anderen Dingen ist, wird in einer Leserfrage deutlich:

https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2005808

Wenn er weiterhin eine Waffe trägt, nachdem er freundlich anhand der Bibel darauf angesprochen worden ist, würde ihn die Versammlung daher nicht als „untadelig“ betrachten (1. Timotheus 3:2;Titus 1:5, 6). Daher eignet sich ein solcher Mann oder eine solche Frau nicht für besondere Vorrechte in der Versammlung.

Diese Person wird nicht als untadelig betrachtet. Die Person eignet sich nicht für besondere Vorrechte, z.B. Mikrofondienst oder Dienstämter. Gut, da kann ich durchaus mitgehen. Ausgeschlossen wird die Person mit dieser Handlung jedoch nicht! Gilt lediglich als nicht vorbildlich.

Warum aber im direkten Vergleich ein Engagement in einer Vereinsarbeit einem todeswürdiges Vergehen gleich kommt, das von ZJ mit dem ewigen Tod geahndet und diesem Bruder die Gemeinschaft entzogen wird und er dann Ächtung der eigenen Familie erfährt, das erschließt sich mir nicht wirklich.

 

Wie irre manche interne Regelung ist, las ich neulich im Ältestenlehrbuch.

Kap 12, Beurteilen, ob ein Rechtskomitee gebildet werden muss
(4) Konsum von Tabak, Marihuana, illegalen oder suchterzeugenden
Drogen und Medikamentenmissbrauch:
Älteste benötigen gutes Urteilsvermögen, um die Um-
stände und das Ausmaß eines Fehlverhaltens abzuwägen
und zu entscheiden, ob ein Rechtskomitee eingesetzt
werden muss. Zum Beispiel konnte ein Anbeter Jehovas
ein oder zwei Mal eine suchterzeugende Droge genommen,
ein suchterzeugendes Medikament missbräuchlich
verwendet oder Zigaretten geraucht haben. Dies wurde
jeweils nicht weithin bekannt. Dann mag der Rat von
einem oder zwei Ältesten genügen, die dann ihren Koordinator
informieren. Ist aber der Drogenmissbrauch –
einschließlich Betelnuss, Marihuana und Tabak – zur
Gewohnheit geworden, muss ein Rechtskomitee tätig
werden (2. Kor. 7:1; w06 15. 7. S. 30, 31; lvs S. 110-117).
Genehmigt und/oder verschreibt ein Arzt Marihuana zur
Behandlung einer gesundheitlichen Störung, mag sich ein
Anbeter Jehovas fur diese Behandlung entscheiden.
Kommt es deshalb zu Unruhe in der Versammlung, müs-
sen die Ältesten entscheiden, ob die Person noch als
vorbildlich anzusehen ist. Es wird aber kein Rechtskomitee
tätig. Ein Rechtskomitee befasst sich auch nicht mit
der zweckentsprechenden Einnahme suchterzeugender
Medikamente unter ärztlicher Aufsicht, zum Beispiel in
der Schmerztherapie. Bei Fragen wenden sich die Ältesten
an die Dienstabteilung.

Also, untersagt ist eine Einnahme *berauschender Substanzen* hier zur Schmerzstillung auf ärztliche Verordnung nicht. Aber, erzeugt dieser Sachverhalt Unruhe in der Versammlung (oder oft genannt, fühlt sich die Versammlung *gestört*, was in Wirklichkeit häufig lediglich eine einzige aber einflussreiche Persönlichkeit der Versammlung ist und nicht 'die Versammlung', also die Mehrheit), zählt der Patient, er ist ja Patient, besser Schmerzpatient, nicht mehr als vorbildlicher Verkündiger. Ist das nicht krass?

LG RoKo

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 19. Oktober 2020 23:04
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