„Herr, zu wem sollen wir gehen?“

Wohin 001„Herr, zu wem sollen wir gehen?“

Quelle: JWStruggle (Übersetzt von U.Sch.)

 

Es mag für manche unmöglich erscheinen, sich ein Leben außerhalb der Organisation vorzustellen

„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist“ – Johannes 6:68, 69

So antwortete Petrus, als Jesus ihn (und die anderen Jünger) fragte, ob er ihn ebenfalls verlassen würde, wie die anderen, die seine Lehren haltlos fanden.
Von Zeit zu Zeit wird diese Schriftstelle in den Veröffentlichungen der Gesellschaft verwendet, um die scheinbar hoffnungslosen Konsequenzen für all jene zu untermauern, die sich dazu entscheiden, der Organisation den Rücken zu kehren. Nehmt als Beispiel die folgende Erfahrung, die im Wachtturm vom 15. Februar 2006, auf Seite 30, Absatz 21 zitiert wurde:

„Eine Veränderung zu akzeptieren und sich darauf einzustellen, kann anfangs recht schwierig sein“, räumt ein langjähriger Ältester ein. Was hat ihm geholfen, die vielen Verbesserungen anzunehmen, die er in 48 Jahren als Königreichsverkündiger miterlebt hat? Er sagt: „Entscheidend ist die richtige Einstellung. Eine Verbesserung abzulehnen, läuft darauf hinaus, hinter der voranschreitenden Organisation zurückzubleiben. Wenn es mir schwer fällt, eine Veränderung zu akzeptieren, denke ich über das nach, was Petrus einmal zu Jesus gesagt hat: ‚Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.‘ Dann frage ich mich: ‚Wohin soll ich gehen? Etwa in die Dunkelheit der Welt?‘ Das hilft mir, mich fest an Gottes Organisation zu halten“ (Johannes 6:68).“

Die Botschaft ist simpel: Wenn organisatorische und die Lehrmeinung betreffende Anpassungen eingeführt werden, soll man diese entschlossen und ohne Frage akzeptieren, da es letzten Endes keinen Platz gibt, zu dem man gehen könnte, außerhalb der Grenzen der Organisation. Tatsächlich wird jeder, der die Gesellschaft oder die leitende Körperschaft anzweifelt, als jemand dargestellt, der genauso illoyal und unbeständig ist, wie die Menschen, die Jesus verlassen haben. Diese waren schockiert, als er sie aufforderte, im übertragenen Sinn sein Blut zu trinken und sein Fleisch zu essen. – Johannes 6:52-56

Vielleicht habt ihr darüber nachgedacht, nachdem ihr erfolgreich die vielen Beweise entdeckt habt, dass die Wachtturm- Gesellschaft eigentlich NICHT die von Gottes Geist geleitete Organisation ist. Ihr könntet denken, dass die gleichen Worte, die Petrus gesprochen hat, auch auf euch und euer Verhältnis zur Wachtturmgesellschaft zutreffen. Wenn das der Fall ist, seid bitte versichert, dass ihr NICHT in einer vergleichbaren Situation seid, und dass die Worte des Petrus (und tatsächlich auch die Frage, die durch Jesus gestellt wurde) in keiner Weise eurem Dilemma entsprechen.

„Du hast Worte ewigen Lebens“

Als Petrus die obigen Worte gesprochen hatte, dachte er keinesfalls darüber nach, ob er irgendeine Organisation verlassen sollte. Petrus hat Jesu Worte gehört und kam zu der Schlussfolgerung, dass er der vorhergesagte Messias war – der „Heilige Gottes“. Das letzte, das er tun wollte, war sich als Nachfolger von Gottes Auserwählten loszusagen, nur, weil er eher kryptisch (rätselhaft, unverständlich) über einen Sachverhalt gesprochen hatte, den nur wenige zu dieser Zeit begreifen konnten.

Seit Christi Himmelfahrt ist es natürlich unmöglich, physisch mit Jesus zu gehen, da wir normale Sterbliche sind. Jedoch können wir alle individuell weiterhin versuchen, unser Leben nach den christlichen Prinzipien auszurichten, ohne uns einer menschlichen Organisation zugehörig zu fühlen – speziell einer, die die Worte Christi so verdreht, dass sie ihren eigenen Bedürfnissen angepasst sind, und damit ihr eigenes Vermächtnis aufrechterhält.

Wenn ihr erfolgreich die überwältigenden Beweise darüber enthüllt habt, dass Gott die Wachtturmgesellschaft NICHT anleitet, dann bedeutet das nicht notwendigerweise, dass ihr Christus verlassen habt – noch bedeutet es, dass ihr das solltet. Dadurch kann doch eure Verbindung mit Christus nur gestärkt werden, indem ihr eine direkte und persönliche Beziehung zu ihm aufbaut. Ihr verlasst euch weder auf die Gesellschaft noch auf eine andere menschliche Organisation, die nur als Vermittlungsstelle einer zweistufigen Version des Christentums dient.

„Zu wem sollen wir gehen?“

Wohin.001Trotz allem sind diejenigen, die die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Organisation zu    verlassen, besorgt bei dem Gedanken, von der familiären Umgebung des Königreichssaals einfach wegzulaufen, und erst recht von ihren früheren Mitstreitern. Es ist vollkommen verständlich, besorgt zu sein über den vorübergehenden Zeitabschnitt zwischen dem unvermeidlichen Ausschluss und der Trennung von früheren Gefährten (wie ich für mich selbst erkennen musste, wird man bis zu einem gewissen Grad immer ausgeschlossen, selbst wenn man „inaktiv“ bleibt) und der Herausforderung, neue Freunde zu finden, die einen dafür schätzen, wer man ist, statt woran man glaubt. Mit diesen Aussichten im Blick   könnten sich manche fragen: „Wohin werde ich gehen?“ oder „Mit wem werde ich befreundet sein?“.

Der verstorbene Ray Franz, ein früheres Mitglied der leitenden Körperschaft, erkannte dies ziemlich genau, als er sagte (über das Verlassen der Organisation): „Ich spüre kein Verlangen, irgendwohin zu “gehen”, denn ich weiß, wer “Worte ewigen Lebens” hat. Ich bin dankbar für die stärkende Gemeinschaft mit allen, die mit mir persönlich oder brieflich in Kontakt stehen, und hoffe, auch weiterhin Menschen kennenzulernen, denen die Wahrheit wichtig ist, und zwar nicht bloß vom Aspekt der Lehre her, sondern als eine Lebensweise.“ (Der Gewissenskonflikt)

Ich persönlich kann diese Worte nur wiederholen. In der relativ kurzen Zeit, seit ich meine eigene Entscheidung getroffen habe, „inaktiv“ zu werden und mich selbst von der Organisation zu distanzieren, habe ich nicht nur Freunde unter Gleichgesinnten getroffen, ich habe ebenso Familienmitglieder wieder erhalten, die ich zuvor gleichgültig abgewiesen habe, weil sie selbst viele Jahre zuvor abgedriftet waren. Die Gesellschaft hätte gern, dass wir glauben, dass jeder jenseits der Grenzen der Organisation ein bösartiger und rabiater Weltmensch ist, besessen davon, eigene egoistische Ziele zu verfolgen. Die Realität könnte nicht weiter von „der Wahrheit“ entfernt sein. Nur, wenn man anfängt sich umzuschauen, stellt man fest, dass es um einen herum nette, aufrichtige Menschen in jedem Lebensabschnitt gibt, und viele von ihnen würden einen guten Freund abgeben. Sicher, es gibt immer die verdorbenen Äpfel (und in der Tat gibt es sie auch INNERHALB der Organisation), aber ihr werdet sicherlich überrascht sein, wie viele ehrliche, aufrichtige Menschen dort draußen sind, wenn ihr euch die Zeit nehmt, sie zu suchen.

Es ist nie leicht, Veränderungen anzunehmen. In vielerlei Hinsicht geht es gegen unsere Natur. Wir Menschen benötigen Familie und Geborgenheit. Drastische Veränderungen hat niemand von uns wirklich gerne. Veränderungen sind jedoch möglich. Egal wohin ihr geht, oder mit wem ihr zukünftig Freundschaften schließt, ihr werdet Christus immer als Freund bei euch tragen. Die Vorteile, ihn als persönlichen Mittler zu haben, überwiegen bei weitem die oberflächlichen und bedingten Beziehungen, die ihr in der Organisation erfahren habt. Ebenso werdet ihr überrascht sein, wieviel Menschen es dort draußen gibt, die euch lieben und akzeptieren, wie ihr seid, und nicht darauf achten, wie viele Stunden ihr jeden Monat schiebt.

Wenn ihr weitere Hilfe benötigt, neue Freundschaften zu schließen, braucht ihr nur einen von uns hier auf Bruderinfo zu kontaktieren, und wir werden gerne in jeder Weise helfen, soweit wir können.

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Guten Abend,

diese Zusammenfassung hat mir sehr gut gefallen. Wir sind jetzt eineinhalb Jahre weg und können bestätigen, das draußen eine Menge Menschen sind, die wirklich gute Freunde abgeben.
Auch kann man mit vielen über Glauben reden, nachdem sie wissen, das wir keine ZJ mehr sind, geht alles
einfacher.
Außerdem ist der Glaube seither intensiver und inniger geworden! Wir können nur jeden bestärken aufzustehen und für Christus einzustehen.

Segensgrüsse an alle
Die Birds

Danke !
Danke für die vielen tröstenden Gedanken in Eurem Artikel. Ich wundere mich über mich selbst, wie ich jahrzehntelang die “vielen Verbesserungen” von denen der zitierte Wachtturm spricht nur mittragen konnte. In Wirklichkeit handelte es sich bei den vielen Verbesserungen oft nur um knallhartes Management, um Profitsteigerung, um zunehmende Entmenschlichung und Verteufelung von Andersdenkenden. Frauen innerhalb dieser Organisation können ein Lied davon singen. Nochmals Danke für die aufgezeigte Alternative.
O.W.Schade

Guter Aufruf
Tommy

Ich kann das nur bestätigen.Wir hatten 30 Jahre lang sehr gute Freunde.Dann sind wir Zeugen geworden und haben uns komplett von unserem alten Bekanntenkreis zurückgezogen.Vor einem Jahr ist unsere komplette Familie ausgetreten und sofort waren unsere “alten” Freunde wieder zur Stelle.Haben uns aufgefangen und uns unterstützt.Ohne wenn und aber.
Solche Freunde haben wir bei den Zeugen nie gefunden.Jeder Zeuge der sich “Unser Freund” nannte,hat uns gleichzeitig auch ausspioniert.Und nach unserem Weggang,hat ,man uns einfach fallen lassen.
Aber,wir sind nicht alleine und es geht uns unendlich gut.

Hallo&Danke, für diesen und die vielen anderen Artikel. Danke für eure Mühe, Trost und Ermunterung zu geben. Dieser Artikel drückt sicher viele der bestehenden Ängste aus, mit denen auch ich kämpfe. Mit der Entscheidung, sich zu Vater und Sohn zu bekennen, zersplittert eine komplette Biografie. Hier erkennt man die perfide, bösartige Verdrehung der Bibel. Wir betonen die Liebe, überall wo es nur möglich ist. Doch “dienen” wir aus Liebe, halten wir die bibelfremden Regeln der WTG aus Liebe ein? Sicher nicht, jeder kennt die Angst seine Meinung zu äußern, geschweige denn eine der Anweisungen als biblische falsch zu erklären. Sehen… Weiterlesen »

JESUITEN: “Wir sind Ordensleute aus Leidenschaft für Gott und die Menschen” Ein Jesuit, der perfekt an seine Umwelt angepasst ist, der unendlich viel leistet, vergisst dennoch niemals seine wahre Berufung: Menschen zurückzuführen in den Schoß der Mutterkirche, in die Katholische Kirche! Meinen Respekt vor so viel Disziplin und selbstlosen Gehorsam. https://berufung.jesuiten.org/ (Klare Zielsetzung: Papstgehorsam) ZEUGEN JEHOVAS: “Predigen aus Leidenschaft und Gehorsam” Ein Zeuge Jehovas, der perfekt an seine Organisation angepasst ist, der unendlich viel leistet und dennoch seine wahre Berufung verkennt: Er soll die Menschen, die er belehrt, in den Mutterschoß der Organisation führen und sie dem bedingungslosen Gehorsam gegenüber… Weiterlesen »

Hallo Ihr Lieben,

möchte auf zwei wirklich schöne „Lobpreis-Lieder“ hinweisen.
Hört, schaut sie euch doch bitte mal an.

https://www.youtube.com/watch?v=b4cBRjvz53A

https://www.youtube.com/watch?v=4D3BdWEfV20

LG vom erwachten Sünder

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