Die Ächtungspolitik der Zeugen Jehovas zerstört Familien

Eine Studie mit Hintergrund zu den Folgen der Ausschlusspraxis: Von “infoSekta” CH

Ächtung.001Eine großangelegte Umfrage von jwalumni zeigt: „Die Ächtungs-Politik der Jehovas Zeugen zerstört Familien oder führt zu schwerer familiärer Zerrüttung.“ https://jwalumni.org/…/jehovahs-witnesses-shunning-family-s…/

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse in Deutsch.

Im Mai führte jwalumni.org eine Online-Befragung von 1055 ehemaligen Mitgliedern der Zeugen Jehovas sowie Mitgliedern der Zeugen Jehovas aus Großbritannien, Australien, den USA, Kanada und Deutschland durch.

Mit einem Online-Fragebogen wurde nach den Folgen der Politik des „Shunning“ (hier mit „Ächtung“, „Meidung“ oder „Umgangsverbot“ übersetzt) für die Betroffenen gefragt. Es wurden die Gründe für das Meiden von Angehörigen erfragt sowie die Art des Kontakts im Falle der Meidung. Die teilnehmenden Zeugen Jehovas sollten angeben, ob sie sich hinsichtlich des geforderten Kontaktverbots eine Änderung der Doktrin wünschten.

„Gemeinschaftsentzug“ oder „Ächtung“

Ächtung ist eine extreme Form von Exkommunikation, auch „Gemeinschaftsentzug“ genannt. Sie betrifft Mitglieder der Wachtturm-Gesellschaft, die eine „Sünde“ im Sinne der Lehre der Zeugen Jehovas begangen haben, worunter z.B. vorehelicher Sex aber auch das Hinterfragen der Lehre zählen – so wie der Austritt aus der Organisation. Der Autor verweist auf einen jwalumni-Artikel, in dem er sämtliche Ausschlussgründe aus dem sog. „Ältesten-Buch“ auflistet (das eigentlich nur den Ältesten der Versammlung vorbehalten ist, das man aber im Internet findet): https://jwalumni.org/…/27/list-sins-shunning-jehovah-witness/

Gemeinschaftsentzug bedeutet, dass Mitglieder der Gemeinschaft, auch engste Familienmitglieder und Freunde, jeden Kontakt zur ausgeschlossenen Person abbrechen müssen. Die Wachtturm-Gesellschaft propagiert und fordert diesen Gemeinschaftsentzug, z.B. in der Wachtturm-Studienausgabe vom April 2015

Link zum Video eines Erfahrungsberichts, USA 2015: https://youtu.be/dkOyO9PzG3I

Dort heißt es u.a.: „Familienmitglieder können ihre Liebe zur Versammlung und zum Missetäter zeigen, wenn sie den Gemeinschaftsentzug respektieren. Alle in der Versammlung können grundsatztreue Liebe zum Ausdruck bringen, indem sie sich weder mit dem Ausgeschlossenen unterhalten noch mit ihm Umgang haben (1. Kor. 5:11; 2. Joh. 10, 11). Dadurch unterstützen sie die Zuchtmaßnahme, die eigentlich von Jehova kommt.“

https://www.jw.org/de/publikationen/zeitschriften/w20150415/gemeinschaftsentzug-ausdruck-von-liebe/

Misha Anouk.001Misha Anouk weist auch auf ein in Aussteigerkreisen stark besprochenes Video vom Auftritt eines Elternpaares an einem Kreiskongress hin. Sie beschreiben, wie sie zu einem ihrer Kinder, das ausgeschlossen wurde, jeden Kontakt abgebrochen haben, damit das Kind wieder zurückkehrt. In dem Video wird der Aspekt der emotionalen Erpressung, auf den der Autor besonders hinweist, deutlich. Das Video findet sich mit deutschen Untertiteln und einem Kommentar von infoSekta hier: https://www.facebook.com/infosekta/posts/1679111818987460:0
Der Autor erwähnt auch ein Youtube-Video, das weit über Aussteiger- und Aktivistenkreise hinaus Beachtung fand (s. https://jwalumni.org/2015/05/23/jehovahs-witnesses-youtube/):
Es zeigt eine Highschool-Schülerin, die im Rahmen eines Vortrags in der Schule von ihren persönlichen Erfahrungen mit Ausschluss bei den Zeugen Jehovas berichtet. Zur Illustration der Folgen der Ausschluss- und Ächtungspolitik beschreibt sie verschiedene Beispiele von Bekannten, die so ihre Familie verloren haben. Während sie spricht, ringt sie sichtlich um Fassung.

Zu den Ergebnissen der Studie

Werden Sie von Familienmitgliedern, die Zeugen Jehovas sind, gemieden?
76%, d.h. mehr als Dreiviertel der befragten ausgeschlossenen Personen, antworteten mit „ja“, 24%, d.h. knapp ein Viertel mit „nein“.

Wie hat sich die „Politik der Ächtung“ der Zeugen Jehovas auf die Familie ausgewirkt?
Auf die Frage nach den Folgen der Politik der Ächtung antworteten fast zwei Drittel der Befragten (65%), dass diese ihre Familie zerstört oder zu schwerer Zerrüttung der Familie geführt habe.
Ein Drittel der Befragten (33%), gab an, dass die Politik der Ächtung die Beziehung zur Familie beeinträchtigt und kompliziert habe.

Nur 2% der Befragten antworteten, dass die Politik der Ächtung keine Auswirkungen auf die familiären Beziehungen hatte.

Art des Kontakts mit der Zeugen Jehovas-Familie, welche die ausgeschlossene Person ächtet.

Die 76% der Befragten, die von ihren Zeugen Jehovas-Familien gemieden werden, machten folgende Angaben zur Art des Kontaktes zur meidenden Familie.

53% der Betroffenen gab an, „gar keinen Kontakt“ zur Familie zu haben.

22% der Befragten hat „hin und wieder Kontakt“ mit der Familie.

17% der Befragten hat nur Kontakt mit der Familie, „wenn sie etwas brauchen“.

5% hat „regelmässigen aber seltenen Kontakt“

Wie rechtfertigen die Familienangehörigen die Gründe für den Kontaktabbruch?
Mehr als Dreiviertel (76%) der Befragten gab an, von ihren Angehörigen geächtet zu werden, d.h. diese pflegen keinen oder nur noch minimalen Kontakt zu ihnen. Wie rechtfertigen Familien bzw. Familienmitglieder diesen Kontaktabbruch?

90% der Angehörigen führen den Umstand, dass die Befragten keine Zeugen Jehovas mehr sind, als Grund für den eingestellten Kontakt an.

72% der Familien Ausgeschlossener halten sich an das Umgangsverbot, weil sie dazu von der Leitenden Körperschaft in der Literatur der Zeugen Jehovas aufgefordert wurden.

59% der Angehörigen äußerten, dass sie sich vom Kontaktabbruch erhofften, die ausgeschlossenen Familienmitglieder würden sich wieder den Zeugen Jehovas anschließen.

32% der Angehörigen sagten gegenüber der ausgeschlossenen Person, dass sie den Kontakt eingestellt haben, weil sie sie lieben.

Frage an Zeugen Jehovas: Befürwortung einer Änderung der aktuellen Ausschluss-Politik?

Die Zeugen Jehovas, die an der Befragung teilnahmen, wurden gefragt, ob sie sich eine Änderung der Ausschluss-Politik wünschten: „Würden Sie eine Änderung der aktuellen Politik befürworten, die Umgang mit Ausgeschlossenen ohne jede Einschränkung ermöglichte?“

Auf diese Frage antworteten 50% der Befragten mit „ja“ und 50% mit „nein“.

Fazit des Autors

Misha Anouk schließt, dass Familie und frühere Freunde vieler Ausgeschlossener lieber die Ewigkeit OHNE diese verbringen als den Rest ihres Lebens MIT ihnen (weil dies die Aussicht auf das angebliche Paradies gefährden würde). Dennoch findet er es beachtlich und auch ein Grund zur Hoffnung, dass sich jede vierte Familie nicht an das Umgangsverbot hält.

 

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Es ist einfach schlimm das Menschen ihr gutes Verhältnis zu ihrer Familie wegschmeißen und auf so nen Haufen selbsternannter Geizhälse hört. Seit ich klar sage das es ne falsche Religion bzw Irrlehre ist an was sie glauben haben mich alle Freunde die ich teils seit der Geburt kenne bzw meine Familie verlassen. Was ich aber am schlimmsten finde ist das meine vier Söhne darunter leiden weil sie früher ein super Verhältnis zu den Großeltern und deren Freunde aus der Versammlung hatten. Mir kommt es so vor als hätten sie ihren Verstand und ihr Gewissen bei der Sekte abgeliefert. Wenn ich… Weiterlesen »

Hallo

Auf mich wirken alle 3 Personen wie Marionetten. Ihre Aussagen und die Art und Weise wie sie sprechen und sich bewegen ist surreal. Was in diesen Menschen, besonders der Schwester wirklich vorgeht kann man an ihren Gesichtern ablesen. Schlimm, dass erwachsene Menschen solchen geistigen Verirrungen hörig sind und so tun müssen als ob sie diese absurde lehre freudig unterstützen würden.
Wenn man sich dieses Ehepaar genau ansieht: Diese Frau ist doch keine eigenständig denkende Person. Man erkennt sofort, dass die Gedanken von ihr kommen. So sehen glückliche Zeugen aus?
Johann

Misha anouk bloggt mittlerweile unter einem anderen Namen… die Webseite wurde umgezogen.
Das müsste jetzt der Artikel sein: https://taze.co/2015/06/15/jehovahs-witnesses-shunning-family-survey/

Hallo, welche Heuchelei,wieso werfen die nicht die 7LK Typen raus,Leute die mindestens fünfmal in Australien nicht zu einer Gerichtsverhandlung in Bezug Tausendfache Sexualverbrechen an Minderjährigen und Beihilfe durch Vertuschung,wie ich gehört und gelesen haben nun in Australien per Haftbefehl gesucht werden.Und nicht nur in Australien,in mehreren Ländern sind zigtausende von diesen Sexualdelikten vertuscht worden ,ich denke um nach außen als heilige Organisation da zu stehen,zum kotzen die selbstgerechte Heuchelei,selbst Motoradclubs wie die Bandidos haben sich öffentlich gegen Kinderschändung gestellt und für die Opfer Geld gesammelt,worin ihr Verhalten nach meiner Meinung in diesem Punkt ehrenhafter ist als die der sieben Typen… Weiterlesen »

Das die WTG die Forderung ständig wiederholt, sich von Ausgeschlossenen fernzuhalten, zeigt mir wiederum, dass sich viele ZJ gar nicht daran halten bzw. bei Angehörigen etwas lockerer sind. Ich habe z.b zu zwei ZJ nach meinem Weggang noch Kontakt und zu meinen Eltern und einigen Verwandten ein normales Verhältnis. Klar die Eltern waren Anfangs enttäuscht, mittlerweile können sie recht normal mit umgehen und haben es soweit verarbeitet. Ich fand es schon immer seltsam, dass wenn man aus privaten Gründen freiwillig geht, geächtet / nicht mehr beachtet wird. Wenn ich heute in einem Tennisverein spiele, dort soziale Kontakte / Freunde habe… Weiterlesen »

@F&F Lieber freier Frankiboy, Dein Gedicht ist mal wieder klasse. Du bist für mich so eine Art Muse, denn das hat mich sogleich zu folgenden Zeilen animiert: Die Sklavenfürsten herrschen streng wohl über And’rer Menschen Leben doch seh’n sich selbst sie nicht so eng wenn sie in ihren Höhen schweben. Die große Drangsal ist schon hier denn unter Wachtturm’s harscher Knute ist Zeugenleben kein Pläsier auf das sich jedes Schaf schnell spute. Auf Harmagedon warten sie wohl heut’ und gestern wie auch morgen Doch kommen wird dies Ende nie und sich umsonst die Schäfchen sorgen. Den Sklavenbossen ist das schnurz… Weiterlesen »

Danke für die Frage, ob die Ächtungspolitik von Jehovas Zeugen Familien zerstört. Wichtig ist, nicht alle ZJ zerstören diese, sondern, wie Eure Überschrift zeigt, deren POLITIK. Natürlich zerstört diese Politik ganze Familien, nicht nur von Ausgeschlossenen, sondern auch von denjenigen, die sich von dieser ” Organisation” abgewandt haben . Auf der JW-Org.-Seite begrenzen sie diese Handlungsweise auf Familienmitglieder, die einen eigenen Haushalt haben. Mitglieder, die im Haushalt leben, dürfen lediglich keine “geistige” Gemeinschaft mehr haben im Sinne einer gemeinsamen Religionsausübung. Der Rest der Familienbande bleibt demnach erhalten. So wäre das ja in Ordnung. Aber Mitglieder ausserhalb des Haushaltes dürfen nicht… Weiterlesen »

Liebe Marusa ,es geht uns genau so, es ist einfach nur schlimm und man kann nichts machen. Ich hoffe dennoch und habe auch das Vertrauen zu Gott, dass er sie die „wirkliche” Wahrheit noch erkennen lässt.

Liebe Brüder, bin ja nun seit fast 3 Jahren aus der Sekte befreit, dank euerer Aufklärung und Hinterfragen dieser künstlichen Zwangslehre. Natürlich zerstört diese Religion Familien und Ehen. 3 Jahre nach meiner Hochzeit lernte ich die “Wahrheit” kennen. Mein Mann war Alkoholiker, aber diese ständige geistige Entfernung, wenig gemeinsames, 3 x die Woche am Abend allein, hat die Situation nicht entschärft. Predigtdienst und Studium, weniger Teilnahme an seinen Interessen, streichen aller Feierlichkeiten. Welche Ehe hält das ohne Schaden zu nehmen aus. Man beginnt dann die ach so perfekten Männer innerhalb der Versammlung mit ihren so sehr geliebten Frauen zu bewundern,… Weiterlesen »

Liebe Schwester? sledge hammer Habe Deinen Kommentar mehrere mal aufmerksam gelesen und bin erschüttert trotzdem ich schon wußte, wie Frauen in der Org. behandelt werden. So lang sie alles mit sich machen lassen, alle ihre tatsächlichen und vermeintlichen Pflichten erfüllen, schön die Klappe halten, nie eine eigene Meinung haben, dem Sklaven und ihren Ehemännern nach dem Mund reden u.s.w. u.s.w. u.s.w. mag alles gut gehen. Aber wehe sie mucken mal auf, dann ergeht es ihnen schlechter als den Männern. Kurz gesagt: sie haben mehr Pflichten als Männer aber weniger Rechte als letztere. Kann man in der WT-Theokratie, bessergesagt WT-Diktatur, überhaupt… Weiterlesen »

Hallo ihr lieben,

ich weiß gerade nicht ob es hier schon einen link zur Folgenden Sendung von Galileo gibt..

galileo.tv/videos/unsere-reporterin-bei-den-zeugen-jehovas/

die Mutter sagt, irgendwo bei 3min – wenn die 15j Tochter sich nicht für ZJ entscheiden würde, wäre sie zwar traurig aber Streit würde es deshalb keinen geben.. noch ist die Tochter ungetaufte Verkündigerin..

Die Reporterin hätte mal fragen sollen, was passieren würde – wenn die getaufte Tochter plötzlich offiziell austreten würde…

viele liebe grüße

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