Kommentar zum Jakobusbrief

Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen geratet, 3 da ihr ja wißt, daß die geprüfte Echtheit eures Glaubens Ausharren bewirkt. 4 Doch laßt das Ausharren sein Werk vollständig haben, damit ihr vollständig und in jeder Hinsicht gesund seid und es euch an nichts fehlt.” Jakobus 1:2-4

Jakobus spricht in seinem Brief ein wichtiges Thema an: Wie sollte man als Christ Prüfungen begegnen? Wozu dienen sie? Sind sie uns nützlich? Dass Jakobus sagt, man solle es “für reine Freude” halten, zeigt uns zwar, dass wir einer Prüfung grundsätzlich nicht mit einem Gefühl des Selbstmitleids oder einer tiefen, übermächtigen Traurigkeit gegenüber treten sollten.

Aber was ist, wenn Prüfungen als zu groß für uns erscheinen?
Wir freuen uns heute eigentlich eher, wenn wir eine Prüfung BESTANDEN haben. Aber von reiner Freude zu sprechen, wenn wir in eine Prüfung GERATEN, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir als Menschen den genauen Ausgang einer Prüfung im Vorfeld nicht immer abschätzen können, scheint im ersten Moment ziemlich weit hergeholt zu sein. Aber natürlich hilft uns Gottes Wort, diesen Gedanken richtig einzuordnen.
In der Neuen Evangelistischen Übersetzung werden die Worte Jesu zu diesem Thema aus Math. 5:10-12 folgendermaßen wiedergegeben

“Wie glücklich sind die, die man verfolgt, weil sie Gottes Willen tun. Ihnen gehört das Reich, das der Himmel regiert. Wie beneidenswert glücklich seid ihr, wenn sie euch beschimpfen, verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört.”

Wie beneidenswert glücklich! Mit diesem Grundgefühl im Vorfeld schon an Prüfungen heranzugehen, sie mit dieser Grundstimmung zu erwarten, kann uns ein Schutz sein. Denn wenn Jakobus davon spricht, dass man in Prüfungen hineingeraten würde, deutet dies darauf hin, dass es Dinge sein können, die uns ganz plötzlich und unvorbereitet treffen. Etwas, womit wir nicht gerechnet haben. Das Wort das in der NWÜ mit “in Prüfung geraten” wiedergegeben wird, wird auch in Lukas 10:30 gebraucht und wird dort in Verbindung mit dem Fallen unter Räubern gebraucht.

Luk. 10:30 Jesus nahm die Frage auf und erzählte die folgende Geschichte: “Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinunter. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie nahmen ihm alles weg, schlugen ihn zusammen und ließen ihn halbtot liegen.”

Das deutet also auf eine plötzlich eintretende Situation hin. Das können allgemein übliche Prüfungen sein, wie sie heute alle Menschen ereilen können. Arbeitslosigkeit, Krankheiten, der Tod von Angehörigen oder Freunden usw. Und diese allgemein üblichen Prüfungen für sich können schon eine echte Herausforderung sein. Wenn aber dann noch Prüfungen hinzukommen, die mit unserer christlichen Lebensweise und vor allem unserem Glauben zu tun haben, können solche Dinge zu einer echten Lebensprüfung werden. Aber wie können wir verhindern, dass unser Glauben darunter leidet?
Paulus schrieb im 2. Timotheus Brief:

“Alle, die in Gemeinschaft mit Christus Jesus in Gottergebenheit leben wollen, [werden] auch verfolgt werden”. (2. Tim. 3:12).

Und Petrus erläutert es uns noch genauer: 1.Petr. 5:8-10 “8 Seid nüchtern und wachsam! Euer Todfeind, der Teufel, streicht wie ein brüllender Löwe herum und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann. 9 Dem müsst ihr im Glauben widerstehen! Dabei sollt ihr wissen, dass eure Geschwister in der ganzen Welt die gleichen Leiden durchmachen.”
Wir als Christen gehören laut Petrus zu einer weltweiten Bruderschaft. Aus diesem Grund spricht Jakobus seine Mitchristen mit Geschwister an. Wer sind denn unsere Brüder und Schwestern? Jesus sagte Matthäus 23:8:

“Ihr aber, laßt euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid.”

Durch die Anrede, “meine Brüder” spricht Jakobus hier also wie ein Bruder zu ihnen, der ihnen gleichgestellt ist und der anerkennt, dass es nur einen Lehrer gibt. Das passt zu dem Gedanken, den Paulus auch in seinem Brief an die Epheser erläuterte.

Eph. 4:4-6 “Ihr seid ja ein Leib; in euch lebt der eine Geist und ihr habt die eine Hoffnung bei eurer Berufung bekommen. 5 Ihr habt nur einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe. 6 Und über allen ist der eine Gott, der Vater von allen, der durch alle und in allen wirkt.”

Und zu wissen, dass man sich tatsächlich in Gemeinschaft mit solchen Brüdern und Schwestern befindet, dass es diese Menschen gibt, auch wenn wir selber in unserem Umfeld, unserer Versammlung oder grundsätzlich mit Angehörigen von christlichen Religionen schon ganz andere Erfahrungen gemacht haben mögen. Als wir vielleicht nicht das Gefühl hatten, dass es tatsächlich EIN Leib ist und vor allem EIN GEIST.

Aber Jehova und Jesus haben uns nicht alleine gelassen. So hilft uns dieser EINE Geist zurzeit gerade dabei, neue Möglichkeiten des “Versammelns” zu finden. Beachten wir dabei aber vor allem, dass es laut Matthäus18:20 auch was die Anzahl der Anwesenden betrifft, einen Hinweis für uns als Nachfolger Jesu gibt:

“Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.”

Wenn man sich vorstellt, dass Jesus tatsächlich anwesend wäre, also fleischlich, würde mit Sicherheit mehr erreicht werden, wenn man sich mit ihm unter vier oder sechs Augen unterhalten würde, anstatt zu versuchen, ihm, wenn er umringt von größeren Menschenansammlungen wäre, genau zuzuhören. Deshalb hat Jesus selbst die komplexere Themen immer erst in vertrauter Runde mit seinen engsten Nachfolgern besprochen und erklärt. So zum Beispiel auch das für uns wichtige Gleichnis aus Matthäus 13, wo es um Gleichnis vom Weizen und dem Unkraut geht. Warum sollte er also heute nicht in der Lage sein, in diesem kleinen Rahmen “mitten unter uns zu sein”?

Noch einmal: Zu so einer Bruderschaft zu gehören, deren Glieder sich verstreut auf der ganzen Erde befinden, ist doch tatsächlich ein Grund zur Freude für uns! Das kann uns sicher ein Trost und eine Hilfe sein, Prüfungen zu ertragen. So haben wir es auch als Trost empfunden, als wir festgestellt haben, dass wir nicht die einzigen Menschen sind, die sich aufrichtig darum bemühen, dem Christus zu folgen und ihn als den einzigen Weg zur Rettung anzuerkennen.

Viel wichtiger aber noch als das Wissen um diese Bruderschaft, ist das, was Jakobus als eigentlichen Grund zur Freude erwähnt: “da ihr ja wißt, daß die geprüfte Echtheit eures Glaubens Ausharren bewirkt.” Diese Echtheit unseres Glaubens wird geprüft! Jakobus meint hier also eine tief empfundene Freude, eine Freude, die uns dabei hilft, die Prüfungen als das zu sehen, was sie sind: Möglichkeiten im Glauben zu wachsen. Und dieser Gedanke ruft in uns doch tiefe Freude aus, oder?

Unser Glauben wird tatsächlich mit jeder Prüfung gestärkt. Er wird immer wieder aufs neue bewiesen und erprobt. Von Prüfung zu Prüfung werden wir neue Kraft erhalten, die dann “Ausharren bewirkt”. Und mit diesem Ausharren ist keine starre Erwartungshaltung gemeint, es soll damit nicht beschrieben werden, dass man alles mutlos oder gar resignierend über sich ergehen lässt. Sondern das Ausharren, das sich aus der “geprüften Echtheit” unseres Glaubens entwickelt hat, hat etwas mit Standhaftigkeit, mit einem loyalen Dienen unter widrigen Umständen zu tun. Dieser geprüfte und begründete Glauben führt uns auch dazu, das Ausharren “sein Werk vollständig haben” zu lassen, damit wir “vollständig und in allen Beziehungen gesund” sind, und es uns “an nichts fehle.” Erinnert uns das nicht an das, was über das Wort Gottes in 2.Tim. 3:16+17 gesagt wird?

“16 Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in [der] Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.”

Gottes Wort rüstet uns vollständig aus. Wir brauchen daher keine menschlichen Lehrer, die uns “ausrüsten” oder “tauglich” für ihre eigenen Zwecke machen wollen.
Was meinte Jakobus mit diesem Werk, das durch das Ausharren bezweckt wird? Hier möchte ich im Sinne von “prüft alles und behaltet das Gute” aus dem Kommentar zum Jakobus-Brief zitieren, der 1979 von der WTG herausgegeben wurde. S. 16

“Das “Werk”, das durch das Ausharren vollbracht wird, wird uns zu vollständigen oder ganzen Christen machen. Dadurch, daß wir treu ausharren, wird unser Glaube geläutert. Die Schwierigkeiten, die wir durchmachen, lehren uns vielleicht, im Umgang mit anderen vernünftiger, mitfühlender und barmherziger zu sein. Auch können Bereiche, in denen der Druck der Prüfung Schwächen offenbart, später gestärkt werden. Nachdem wir erfolgreich durch eine Prüfung gegangen sind, sind wir besser in der Lage, mit künftigen schlechten Verhältnissen fertig zu werden. Infolgedessen wird es uns nicht an Glauben oder an einer der anderen Eigenschaften fehlen, die wir als Christen haben sollten. Wir werden bessere Diener Gottes werden, indem wir zulassen, daß uns die Prüfung in gutem Sinne formt.” –Zitat Ende

Somit sehen wir in dieser Beschreibung, dass das Ausharren und das Wort Gottes Hand in Hand arbeiten müssen, denn sie bewirken das Gleiche, nämlich vollständige geistige Gesundheit. Deswegen ist es so wichtig, eine Prüfung nicht auf eine eigene Art zu unterbrechen, sondern stattdessen dadurch dem Geist Jehovas die Möglichkeit zu geben, in uns und an uns zu arbeiten, ihn die Frucht hervorbringen zu lassen, die in Galater 5:22+23 beschrieben wird.

“Andererseits ist die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, 23 Milde, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.”

Interessant ist bei der Beschreibung der Frucht, dass hier Eigenschaften oder Auswirkungen beschrieben werden, die sich oft unmittelbar auf unser Leben und unser Umfeld auswirken. Deshalb kann der Glaube, den der Geist als Frucht hervorbringt, kein allgemeiner Glaube sein, also die Tatsache, dass wir generell davon überzeugt sind, dass es einen Gott gibt und dass Jesus als sein Sohn auf der Erde gewirkt hat reicht nicht aus. Es ist ein fester Glauben an eine ganz persönliche Verheißung, der durch das zustande kommt, was der Apostel Paulus in Römer 8:14-17 schrieb:

“Denn alle, die durch Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. 15 Denn ihr habt nicht einen Geist der Sklaverei empfangen, der wiederum Furcht erweckt, sondern ihr habt einen Geist der Annahme an Sohnes Statt empfangen, durch welchen Geist wir ausrufen: “Abba, Vater!” 16 Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. 17 Wenn wir also Kinder sind, sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes, doch Miterben mit Christus, vorausgesetzt, daß wir mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.”

Das ist der eigentliche Grund zur Freude, den Jakobus beschrieben hat. Und deswegen sollten wir tatsächlich unseren Prüfungen mit einer freudigen Grundhaltung, entgegensehen. Denn, wie Jesus sagte, würden wir durch unser Ausharren “unsere Seele erwerben” (Luk.21:19)

Außerdem macht uns die Bibel noch diese Zusagen:

1.Kor. 10:13 “Bisher ist noch keine Versuchung über euch gekommen, die einen Menschen überfordert. Und Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass die Prüfung über eure Kraft geht. Er wird euch bei allen Versuchungen den Weg zeigen, auf dem ihr sie bestehen könnt.”

  1. Petr. 5:10 ” Aber nachdem ihr eine kleine Weile gelitten habt, wird der Gott aller unverdienten Güte, der euch zu seiner ewigen Herrlichkeit in Gemeinschaft mit Christus berufen hat, eure Schulung selbst beenden, er wird euch befestigen, er wird euch stärken.”

Hier wird die Art beschrieben, wie Jehova uns helfen kann, mit Prüfungen richtig umzugehen. Er zeigt uns während der Versuchung, während der Prüfung, den Weg, wie wir sie bestehen können. Wenn wir durch eine Prüfung befestigt wurden, und damit der Zweck der Schulung erfüllt ist, sind Jehova und Jesus jederzeit in der Lage und auch gewillt, diese Schulung zu beenden.
Das führt uns dazu, dass man durch solche Prüfungen auch in Zucht genommen werden kann. Der Apostel Paulus ging auf dieses Thema im Hebräer-Brief ein. In Kapitel 12, dem Vers 11 sagt er:

Hebr. 12:11 “Jede Bestrafung tut weh. Sie ist alles andere als eine Freude. Später jedoch trägt eine solche Erziehung reiche Frucht: Menschen, die durch diese Schule gegangen sind, führen ein friedfertiges und gerechtes Leben.”

Und wenn man diese Gedanken mit dem Text aus Jakobus verbindet, zeigt es uns auch etwas Grundsätzliches über Prüfungen, die uns begegnen mögen. Jehova und Jesus lassen Prüfungen auch deshalb zu, weil sie abschätzen können, was durch die jeweilige Prüfung bei uns bewirkt werden kann.
Aber wie wir in 1. Korinther 10:13 gelesen haben, setzen sie auch eine Grenze, nämlich dann, wenn es für den jeweiligen Menschen nicht mehr zu ertragen wäre.
Und vor allem zeigen uns Prüfungen, durch die wir in Zucht genommen werden, eines ganz deutlich:

Hebr. 12:6-8 “6 Denn wen der Herr liebt, den erzieht er streng und wen er als Sohn annimmt, dem gibt er auch Schläge.” 7 Was ihr ertragen müsst, dient also eurer Erziehung. Gott behandelt euch so wie ein Vater seine Söhne. Oder habt ihr je von einem Sohn gehört, der nie bestraft wurde? 8 Wenn Gott euch nicht mit strenger Hand erziehen würde, wie er das bei allen macht, dann hätte er euch nicht als Kinder anerkannt.”

So sehen wir also, warum Jakobus schrieb, dass wir es “für reine Freude erachten” können, wenn wir in Prüfungen geraten. Zum einen, weil wir die feste Gewissheit haben können, dass eine Prüfung niemals unser eigenes Vermögen übersteigen wird, und zum anderen weil die Zucht, die damit einhergeht, ein eindeutiges Zeichen ist, dass wir uns zu den Kindern Gottes zählen dürfen.

 

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