„Was hindert mich getauft zu werden“?

Eine Rezension zu dem Studienartikel März 2019 „Was hindert mich getauft zu werden“?

Immer wieder erscheinen kurz vor Beginn der Kongressserien WT Studien-Artikel, in denen die WTG junge Zeugen motiviert sich „Jehova hinzugeben“, sprich, sich taufen zu lassen. Zu keiner anderen Zeit werden junge Menschen, ja sogar Kinder, so massiv dazu gedrängt. Hingabe an Jehova wurde von der WTG schon immer als ein göttliches Erfordernis gesehen. Zitat,Wachtturm 1957 1. Nov. S. 651:

„HINGABE an Jehova ist ein göttliches Erfordernis. Jesus gab das Beispiel für den Schritt der Hingabe an Gott, als er zu Johannes kam, um sich im Jordan taufen zu lassen. Er sagte: „Ich bin gekommen, um deinen [Gottes] Willen zu tun.“ — Heb. 10:9, NW

Alle, die ewiges Leben in Gottes neuer Welt erlangen möchten, müssen sich also Gott hingeben. Und noch mehr: sie müssen ihrem Hingabegelübde gemäß leben.“

Hier haben wir wieder ein Beispiel dafür, wie die WTG biblische Aussagen durch ihren Fleischwolf dreht, um sie für sich passend zu machen. Der Kontext zeigt klar, dass es sich hier um die Erfüllung einer Prophezeiung handelt, welche die Tieropfer, durch Christus, als endgültiges Opfer , überflüssig macht, wir lesen:  

„Denn das Blut von Stieren und Böcken kann uns unmöglich von unseren Sünden befreien.

Darum sprach Christus zu Gott, als er in die Welt kam: »Schlachtopfer und andere Gaben wolltest du nicht. Aber du hast mir einen Leib gegeben; er soll das Opfer sein. 

 Deshalb habe ich gesagt: ›Ich komme, um deinen Willen, mein Gott, zu erfüllen. So heißt es von mir bereits in der Heiligen Schrift.‹«So hebt Christus die alte Ordnung auf und setzt eine neue in Kraft.“

Der Wille Gottes war es, dass Jesus Christus seinen Leib als ein Opfer anstelle der Tieropfer bereitstellte. Kein seriöser Bibellehrer interpretiert diese Worte Jesu als ein allgemeines, für alle Nachfolger Christi verbindliches Hingabegelübde an Gott. Doch auch dieser WT-Artikel macht von Anfang an deutlich, dass die Wassertaufe als unabdingbares Hingabegelübde an Gott zu sehen ist.

In der Tat: Jesus sagte in Matthäus 28:19: „Geht also hin und macht aus allen Völkern Jünger und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Die heiligen Schriften unterstützen jedoch nicht den Gedanken, dass man sich durch die Taufe einer vom „Geist Gottes geleiteten Organisation“ hingibt. Warum beschränkt sich die Organisation der Zeugen Jehovas nicht auf die einfache Taufformel, wie sie von Christus formuliert und von christlichen Missionaren all die Jahrhunderte hindurch gebraucht wurde? Warum sieht sie sich genötigt oder berechtigt diese einfache Taufformel umzudeuten?

Mit der Taufe treten Menschen durch Jesus Christus in eine persönliche direkte Verbindung mit Gott, eine Verbindung, in die sich die WTG durch ihre modifizierten Tauffragen drängt. Die geforderte „Hingabe an Jehova“ und die Akzeptanz mit einer Organisation verbunden zu sein, ist keine biblische Anforderung. Es handelt sich hier um eine eigenzweckdienliche Forderung der Wachtturmorganisation.

Von daher sind die Überlegungen, wie sie im Abs. 3 angesprochen werden, gegenstandslos.

Zitat Abs. 3: „Überleg einmal, wie viel Schönes es mit sich bringt, Jehova zu dienen. … wir gehören (durch die Taufe) zu Jehovas Familie von Dienern (Organisation), die seine Anerkennung hat.

Trotzdem können sich einige, die Jehova kennengelernt haben, nicht dazu durchringen, dasselbe zu tun wie der Hofbeamte. Was hält manche von der Taufe ab? Und was können sie tun?“

Ja, was hält manche von der Taufe ab? Das ist die Frage.

Zunächst ist festzustellen, dass sich der hier erwähnte Hofbeamte nicht einer „vom Geist geleiteten Organisation Gottes“ hingab. Lesen wir Apostelgeschichte 8:35:

„ … Philippus aber tat seinen Mund auf und predigte ihm das Evangelium von Jesu. (Nicht das Evangelium von Jehovas Organisation)

Und der Kämmerer sprach: Siehe, da ist Wasser; was hindert mich getauft zu werden?“

Sagte Philippus ihm: „ Jetzt musst du noch zwei Fragen beantworten.“? Nein. Philippus fragte lediglich:

„Glaubst du von ganzem Herzen, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist? Der Hofbeamte antwortete und sprach: „Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist …“

Wir erkennen: Die Taufe hat nichts mit einem Versprechen an Gott zu tun. Es geht nicht um ein Hingabegelübde für einen Dienst an Gott. Wobei der Dienst für Gott, im Sinne der WTG, als Dienst für Gottes Organisation zu sehen ist. Die Taufe, als Symbol meines Glaubens an Gottes Sohn, ist der Weg zum Vater, nicht unser Dienst für Gott. Doch was hält viele junge Zeugen Jehovas von der Taufe ab?

Die Autoren dieses Wachtturm-Artikels sehen unter anderem mangelndes Selbstvertrauen als Grund.

Zitat Abs. 4: „Averys Eltern sind Zeugen Jehovas. Sein Vater ist als fürsorglicher Familienvater und guter Ältester bekannt. Doch Avery zögerte, sich taufen zu lassen. Warum? „Ich dachte, ich würde nie so gut sein wie mein Vater“, sagt er.

Avery traute sich auch nicht zu, der Verantwortung nachzukommen, die man ihm vielleicht geben würde. „Ich hatte Angst, dass man mich auffordert, vor anderen zu beten, Vorträge zu halten oder eine Gruppe im Predigtdienst anzuleiten.“Hoppla, das gute theokratische Beispiel des Vaters ist der Grund dafür, dass Avery sich nicht taufen lassen will?

Haben wir es hier mit einem Eingeständnis der WTG zu tun, dass ihre Anforderungen auf junge Menschen eher hemmend oder gar abstoßend wirken, wenn es um die Frage der Taufe geht? Tatsächlich sind die Erwartungen der WTG ein Grund, warum viele es mit der Taufe nicht so eilig haben, zum Glück kann man da nur sagen. Instinktiv bemerken viele Jugendliche, dass es der WTG nicht um eine Taufe im biblischen Sinn geht, sondern um eine Hingabe und Verpflichtung an eine Organisation, um deren Anforderungen zu erfüllen. 

Eine weitere Erfahrung,

Zitat Abs. 5: „Hannah (18) hatte ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Sie wurde von Eltern erzogen, die Jehova dienen. Trotzdem hatte sie Zweifel, ob sie Jehovas Maßstäben entsprechen kann. Warum? Sie hatte keine gute Meinung von sich selbst und fühlte sich so schlecht, dass sie sich absichtlich verletzte. „Ich dachte, Jehova würde mich so nie akzeptieren.“

Auch hier wieder das Gleiche, nämlich Zweifel, Angst und mangelndes Selbstwertgefühl: „Ich hatte Zweifel, ob ich Jehovas Maßstäben entsprechen kann“. Diese Erfahrungen sind nicht aus der Luft gegriffen. Ich weiß von vielen Jugendlichen in der Organisation, die sich schlecht fühlen, die ihr Selbstwertgefühl verloren haben und von der Frage gequält wurden, „ob sie Jehovas Maßstäben entsprechen“. Warum ist das so? 

Selbstbewusstsein in der Organisation Jehovas?

Selbstbewusstsein wird den jungen Menschen in der „Organisation Jehovas“ systematisch aberzogen. Lieber jugendlicher Zeuge: Lerne den Begriff „Selbstbewusstsein“ zu lieben. Er bedeutet nämlich: Ich bin mir selbst meines SEINS BEWUSST. Es drückt aus, dass dir klar ist, wer du bist – und dass du ganz genau weißt: Das bin ich und das kann ich und das möchte ich.

In den Zusammenkünften werden den Jugendlichen pausenlos Vorbilder aus der vorchristlichen Zeit des Alten Testaments, aber auch aus der Gegenwart präsentiert. Ihnen wird alles und jeder zum Vergleich angeboten – die Folge davon ist, dass sie sich minderwertig, schwach und verunsichert fühlen.

Sich seiner selbst bewusst zu sein – zu wissen, wer man ist und wer man NICHT ist – hat weitaus größere Auswirkungen auf dein Leben, als du es dir vorstellen kannst. Selbstbewusstsein ist die absolute Grundlage für ein erfülltes, glückliches und erfolgreiches Leben.

Wie dein Selbstbewusstsein durch die Organisation systematisch zerstört wird 

Hier einige Dinge, die du vermeiden solltest:

Vermeide es, darüber nachzudenken, was alles bei dir NICHT so läuft, wie es von anderen erwartet wird.

Doch die WTG erinnert dich ständig daran, was und wo du dich „verbessern“ kannst, welche Ziele du anstreben solltest und wo du dem Maßstab Jehovas nicht entsprichst.

Zitat Abs. 18: „Nach der Taufe geht es darum, jeden Tag nach den Maßstäben Jehovas zu leben und nicht so, wie wir wollen. Das ist gar nicht so leicht, doch Millionen Diener Jehovas tun es. Und du kannst es auch, wenn du Gottes Wort, die Bibel, immer besser verstehen lernst.

Hör bei Entscheidungen auf den Rat, den Jehova dir durch sein Wort und seine Organisation gibt (Jes. 30:21). So wird alles, was du tust, gelingen“.

Im Klartext, strenge dich an, um jeden Tag den Maßstäben Jehovas zu entsprechen, auch wenn es nicht leicht ist, Millionen Diener Jehovas schaffen das auch, und du kannst es auch, wenn du dich von Gottes Wort  und seiner Organisation leiten lässt.

Die christliche Taufe wird von der WTG als willkommenes Druckmittel gebraucht, um Menschen für ihre Ziele gefügig zu machen. Schon vor der Taufe erwartet die Organisation eine Art öffentliche Selbstverpflichtungserklärung, hinsichtlich einer lebenslangen Selbstüberantwortung an die „geistgeleitete“ Organisation Jehovas.

Zitat: Amtsblatt Jehovas Zeugen: § 14 Mitgliedschaft.

(1) Wer rechtmäßig als Zeuge Jehovas getauft wurde und mit einer Versammlung im Wirkungsbereich der Religionsgemeinschaft verbunden ist, ist Mitglied der Religionsgemeinschaft.
(2) Wem von der Ältestenschaft einer Versammlung der Status als ungetaufter Verkündiger zuerkannt wurde, ist berechtigt, an der Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas teilzunehmen. Der Status als ungetaufter Verkündiger ist in der Regel Voraussetzung für die Zulassung zur Taufe. Die Ältestenschaft der zuständigen Versammlung kann diesen Status aberkennen, wenn die Einstellung oder der Lebenswandel des Betreffenden nicht mehr mit den Glaubenslehren und der Glaubenspraxis der Zeugen Jehovas übereinstimmt. Dem Betroffenen wird Gelegenheit zur Stellungnahme gewährt. Der besondere Status als ungetaufter Verkündiger soll es dem Betroffenen ermöglichen, sich unter voller Anteilnahme am Versammlungsleben zu erproben und zu prüfen, ob er sich als ein christlicher Zeuge Jehovas taufen zu lassen wünscht.
(3) Als Zeuge Jehovas kann rechtmäßig getauft werden, wer auf seinen Wunsch von der Ältestenschaft der Versammlung zur Taufe zugelassen wurde.

https://www.jehovaszeugen.de/uploads/media/Statut.pdf

Die christliche Taufe wird auf der Grundlage von Ps. 116:12-14 in ein sogenanntes Hingabegelübde umfunktioniert, mit der Behauptung, dadurch “bezahle” man ein gegenüber Gott abgelegtes “Gelübde” oder “Versprechen” und beweise “Dankbarkeit für Gottes Wohltaten”.

Der Fehler dieser Auslegung besteht nicht nur darin, dass sich hier die WTG mit ihren eigenzweckdienlichen Vorgaben auf die Stufe Gottes stellt, sondern vor allem darin, dass sie den Eindruck erweckt, man könne sich die Rettung durch Leistung und Dankbarkeit verdienen. Zitat, auszugsweise: w57 1. 11. S. 651:

„Was wird von uns verlangt, wenn wir unserem Hingabegelübde gemäß leben sollen? „Ausschließliche Ergebenheit“.  Ausschließliche Ergebenheit wird von Jehovas Dienern heute in vierfacher Hinsicht zum Ausdruck gebracht.

Erstens müssen wir fortfahren, genaue Erkenntnis in uns aufzunehmen. Biblische Erkenntnis verleiht uns Kraft, und sie lehrt uns auch, wie wir unserem Hingabegelübde gemäß leben sollen. … 

Wir müssen mit anderen Gott hingegebenen Personen zusammenkommen, wie es in Hebräer 10:23-25 geboten wird. …

Wir müssen die Glieder unseres Leibes abtöten, hinsichtlich Hurerei, sexueller Gelüste, u.s.w. und stattdessen die Früchte des Geistes hervorbringen, … und was das Wichtigste ist, um unserem Hingabegelübde gemäß zu leben:

Wir müssen die gute Botschaft von Jehovas aufgerichtetem Königreich predigen, und müssen die Bösen vor Jehovas bevorstehendem Zorn warnen.

Um all dies auf eine höchst wirksame und Jehova wohlgefällige Weise zu tun, müssen wir das Werkzeug, die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, anerkennen und mit diesem zusammenarbeiten. Das schließt ein, öffentlich und von Haus zu Haus und auch gelegentlich zu predigen.

Wir müssen, müssen, müssen

 – wir müssen nur eins, wie es uns das Beispiel aus der Apg. 8, bzgl. der Taufe des Hofbeamten, zeigt: „ … der Hofbeamte antwortete und sprach: „Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist“.“  Wir müssen an Jesus Christus, als Sohn Gottes glauben. Mehr müssen wir nicht, alles weitere tun wir, weil wir glauben.

Die ständige Erinnerung, alle „göttlichen Forderungen“ zu erfüllen, welche mit dem angeblichen Hingabegelübde verbunden sind, kann nur zu Enttäuschungen führen. Die Taufe ist nicht für Menschen gedacht, die meinen die „Forderungen Gottes“ erfüllen zu können, im Gegenteil, sie ist für Menschen gedacht, die zweifeln und einsehen, dass sie diese nicht erfüllen können, auch wenn sie möchten.

Gott nimmt uns so, wie wir sind. Mit all unseren Schwachheiten können wir, auf der Grundlage des Opfers Jesu, vor ihm erscheinen. Er stärkt unser Selbstwertgefühl, und es gibt nichts, was uns hindern könnte, getauft zu werden, außer unser eigener Wille.

Nicht der Rat der Organisation Jehovas rettet uns, sondern die Gnade Gottes und das Opfer Jesu, welches du im Vertrauen annehmen kannst. Nur so wird alles, was du tust, gelingen. Alles andere muss als krass blasphemische Selbstüberhebung der Organisation zurückgewiesen werden.

Ein weiterer Faktor, der zur Zerstörung deines Selbstbewusstseins beiträgt. 

Umgebe dich nicht mit Menschen, die dich nicht um deiner selbst willen schätzen und respektieren, sondern immer wieder und an dir zweifeln.

Und genau das ist der Fall, wenn du der Aufforderung der WTG nachkommst und nur mit Menschen Umgang hast, welche dir die WTG als “guten Umgang“ oder als „gute Freunde“ empfiehlt. Zitat Abs. 6:

„Vanessa (22) sagt: „Ich hatte eine sehr gute Freundin, die ich schon fast zehn Jahre kannte.“ Die Freundin interessierte sich allerdings nicht für Vanessas Glauben und unterstützte sie nicht in ihrem Entschluss, sich taufen zu lassen. Das tat Vanessa weh. Sie sagt: „Mir fällt es schwer, Freundschaften zu schließen, und ich hatte Angst, dass ich nie mehr eine gute Freundin finden würde, wenn ich mit ihr Schluss mache.“

Die Freundin unterstütze sie also nicht in ihrem Entschluss, sich taufen zu lassen. Im Klartext soll das heißen: Eine Freundin, die dich nicht zur Taufe, im Namen der Organisation, unterstützt, was immer damit auch gemeint sein soll, ist keine echte Freundin. Die Frage ist aber: Warum solltest du dich mit Menschen umgeben, in deren Gegenwart du dich immer wieder klein und unsicher fühlst, wenn du nicht ihren Vorstellungen entsprichst?

Die Organisationsstrukturen der WTG verbaut jungen Menschen gezielt jede Möglichkeit, echte Freunde näher kennenzulernen, Menschen die dich um deiner selbst schätzen und nicht nur, weil du der gleichen Religionsorganisation angehörst. Gute Menschen gibt es auch in der „Welt“, auch wenn die WTG dir etwas anderes weismacht. Ausschlaggebend für dich sollte sein, was für ein Mensch dein Freund ist, ein Gerechter oder ein Guter. Paulus betonte: Christus ist nicht für gerechte Menschen gestorben, sondern für gute Menschen. Römer 5:7

Noch zerstörerischer für dein Selbstwertgefühl mag sein, wenn deine engste Verwandtschaft, dein Vater, deine Mutter oder dein Ehemann dir durch ständige Forderungen zu verstehen geben, dass du ungenügend bist, dass es wegen dir schlechte Stimmung in der Familie gibt. Denke an das eingangs angeführte Beispiel aus Abs. 4: Der Vater eines Zeugen Jehovas, ein fürsorglicher Familienvater und guter Ältester bewirkten Selbstzweifel. „Ich dachte, ich würde nie so gut sein wie mein Vater“.

Hallo, was für eine ehrliche Aussage! Ein Vater, ein vorbildlicher Zeuge Jehovas und guter Ältester, bewirkt bei seinem Sohn Selbstzweifel? Ja, das ist tatsächlich Alltag in vorbildlichen Zeugen Jehovas-Familien. Hier wird dein Selbstwertgefühl negativ beeinflusst, denn das sorgt für Versagensängste.

Auch die Aussage im Abs. 7 ist Alltag bei Jehovas Zeugen. Makayla hatte schon in ihren Kinderjahren Versagensängste. Im Alter von fünf Jahren musste sie erleben, wie man ihrem Bruder die Gemeinschaft entzog, ein Trauma für ein fünfJähriges Kind. Später merkte sie, was das Verhalten ihres Bruders bei ihren Eltern anrichtete. Sie sagt:

„Ich hatte Angst, weil ich dachte: Wenn ich mich taufen lasse und dann einen großen Fehler mache und ausgeschlossen werde, macht das meine Eltern noch trauriger.“

Was für eine raffinierte/teuflische Formulierung hier gebraucht wird. Die unterschwelligen Botschaften zielen darauf ab, Versagensängste und Schuldgefühle zu schüren. Die Taufe, ein Symbol der Befreiung von Ängsten und Selbstzweifeln, wird von der WTG auf abscheuliche Weise ins Gegenteil verdreht, zu einem Akt, der schon bei Kindern Ängste und Schuldgefühle erzeugt. „Wenn ich mein Hingabegelübde nicht erfülle wie mein Bruder, dann mach ich meine Eltern sehr traurig“.

Es gibt kaum Schlimmeres, als Kinder schon solchen Konflikten auszusetzen. Die Tatsache, dass es die WTG als notwendig erachtet, zwei Erfahrungen über mangelndes Vertrauen, in Verbindung mit der Taufe, zu beschreiben, offenbart, dass mangelndes Vertrauen, Ängste und Schuldgefühle besonders unter jungen Zeugen ein allgemeines Problem darstellen.

Indirekt bestätigt dieser Artikel die allgemeine Erfahrung, dass diese Ängste, Selbstzweifel und Schuldgefühle auf die negative Belehrung zurückzuführen sind. Woche für Woche werden sie dahingehend konditioniert, sich als Sünder zu betrachten, die nichts wert sind. Nur wer Jehova stets das Beste gibt, wird „ewiges Leben“ erlangen.

Es geht um Pionierdienst, unter Aufgabe jeglicher persönlichen Wünsche und Ziele, um den Verzicht auf eine passende Ausbildung, die einem ermöglichen würde, eine angenehme Arbeit zu haben und eine berufliche Laufbahn einzuschlagen, die erfüllend ist und der eigenen Begabung und Neigung entspricht.

Es geht um Freundschaften, die nur unterhalb der WTG-Glocke stattfinden dürfen und darum, dass Vater, Mutter oder Geschwister nur vollwertige Familienmitglieder sind, wenn sie vorbildliche Diener Jehovas, im Sinne seiner Organisation sind und bleiben.

Und so nutzt dieser Artikel weiter jede Gelegenheit, um die Entmutigung, Selbstzweifel und Ängste subtil zu verstärken. Doch wo Gottes Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz. Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Angst hat man, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch „vor dem Gericht“ fürchtet, bei dem ist die Liebe Gottes noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen. 1. Johannes 4:18 NGU2011 

Angst und Liebe sind die größten Gegensätze. Die Kernbotschaft der Bibel ist die Liebe Gottes, welche in die Welt gekommen ist, um die Angst zu überwinden, um uns neue Kraft und neues Leben zu schenken! Doch der Artikel dagegen spricht von zwei Arten der Angst, eine gute Angst und eine schlechte Angst. Zitat Abs. 12:

„Die richtige Art von Angst 

Zitat Abs. 12: Angst oder Furcht kann gut für uns sein. Zum Beispiel die Angst davor, Jehova zu enttäuschen (Ps. 111:10). Hätten Adam und Eva diese Angst gehabt, hätten sie sich nicht gegen Jehova gestellt.“

Dieser Absatz ist ein Musterbeispiel für den geistig verwirrten Zustand der WTG, wenn sie schlussfolgert: „Angst oder Furcht kann gut für uns sein, sie bewahrt uns davor, Jehova zu enttäuschen.“

Hallo? Sollten wir Gott und sein Gesetz aus Angst vor Strafe lieben? Was ist das für eine kranke Theologie? Deshalb ist Gott uns Menschen in Jesus begegnet. Er hat die Angst mit seiner Liebe überwunden!

Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz. Angst vor Strafe hat nichts mit Liebe zu tun. Wer sich vor dem Gericht fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen. 1. Johannes 4:18 NGU2011

Dieser Artikel offenbart hervorragend, wie es die JW.ORG Schreiber mit ihren Schriften zustande bringen, klare biblische Aussagen und Anweisungen auf den Kopf zu stellen und wie sie es schaffen, mit ihrer beanspruchten und eingeforderten Deutungshoheit ihre “Schäfchen” geistig niederzuknüppeln – im Namen der “Liebe”. 

Die raffinierte Ausnutzung der Jugend, ihres Idealismus und ihrer Unerfahrenheit und ihre spätere brutale “Entsorgung” im Alter nennt man “Politik der verbrannten Erde”. Zurück bleiben beraubte Menschen.

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Herzlichen Dank für diese Betrachtung. Natürlich, mit der großen Angst, ungetauft in Harmagedon umzukommen, und mit dem entsprechenden Zeitdruck, bekommt man noch den einen oder anderen dazu, sich taufen zu lassen. Und wenn dieser Artikel ungebremst auf junge Menschen, die in der Versammlung groß geworden sind, wirkt, hat er im Sinne der Organisation auch Erfolg. Die Taufbesprechungen werden dann schnell noch rechtzeitig organisiert, und die Organisation der Taufe eingetaktet. Manch einer ist begeistert von dem Gedanken, oooh, ein internationaler Kongress, oder… lieber im Stadion, statt in der Kongresshalle. Alles Äußerlichkeiten. Was fällt mir dazu ein… Proselyt BILDUNGSSPRACHLICH ABWERTEND [mit aufdringlichen… Weiterlesen »

Lieber Autor Erni,
eine sehr treffende Abhandlung. Diese Erzeugung von Ängsten bei Kindern und Jugendlichen und die Zerstörung des Selbstwertgefühls ist eine sehr perfide Vorgehensweise. Ich darf noch um ein Detail ergänzen: Ich hatte neben den beschriebenen Ängsten grosse Angst davor, einmal selbst mit Menschen so umgehen zu müssen, wie unser “vorsitzführender Aufseher” und sein Kommitee das taten. Nur die Abwendung von dieser Organisation hat mich davor bewahrt, wenngleich Kindheit und Jugend da bereits im “WT-Eimer” waren.
Frdl. Gruss Horst

Danke Enri, ein sehr guter Artikel, “…Dieser Absatz ist ein Musterbeispiel für den geistig verwirrten Zustand der Wachturm.org, wenn sie schlussfolgert: “Angst oder Furcht kann gut für uns sein, sie bewahrt uns davor Jehova zu enttäuschen” Das ist typisch mal wieder Wachtturm-org. Raffinierte Ausnutzung der Brüderschaft durch Produktion von ständiger Angst, damit die Indoktrination perfekt verläuft. Die Wachturm-org. kam um die Menschen durch die Angst, Furcht und Indoktrination zu versklaven und zu berauben!! Im Gegensatz dazu Jesus Christus kam um die alle zu befreien, die aus Todesfurcht ihr Leben lang der SKLAVEREI unterworfen waren (Hebräer 2: 15-16). Es ist nun… Weiterlesen »

Lieber Erni.
Ein gelungener Artikel, bis auf eine Kleinigkeit.

“Ausschlaggebend für dich sollte sein, was für ein Mensch dein Freund ist, ein Gerechter oder ein Guter. Paulus betonte: Christus ist nicht für gerechte Menschen gestorben, sondern für gute Menschen. Römer 5:7”

Lieg ich falsch, wenn ich Röm 5 etwas anders verstehe?
Es wird sich kaum jemand finden, der für die Gerechten sein Leben lässt, eher noch für eine gute “Sache”.
Aber Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren.
Vanessa müsste sich fragen: ” Ist meine Freundin eine Sünderin? Dann ist Christus für sie gestorben.”
Friede pit

Die Taufe ist gewiss kein Fehler und eine Aufforderung des Herrn selbst. Aber:”………die ihn aber aufnahmen (da ging es um Jesus), diesen gab er das Recht Kinder Gottes zu sein……” mag nicht 100prozentig der Wortlaut sein. Aber das ist wirklich eine Aufforderung, die entscheidenden Einfluss hat. So lese ich es jedenfalls. Moege Gerd mich ausbremsen wenn etwas nicht stimmt. Nur, wie macht man es jemanden klar, der schon jahrelang denkt der Wachtturm verkuendet die Wahrheit in besserer Weise?
Tommy

Daran sieht man mal wieder, dass man wirklich JEDE Behauptung, die die JW.Org aufstellt und auch wirklich JEDE Lehre, die sie vertritt, gründlich auf ihren BIBLISCHEN Wahrheitsgehalt hin überprüfen muss. Was ist richtig, was ist falsch?
Gruß
Christusbekenner

Bitte darüber berichten! In der USA geht gerade die Post ab. „According to court documents filed on behalf of Nicholson’s daughters, the Governing Body of Jehovah’s Witnesses harbored a known child molester from 1974 to 2010. Attorneys for Hagan and Bird state: “Additionally, upon information and belief, a known child molester was appointed to the Governing Body in 1974, and he controlled Watchtower Defendants’ database of molesters, policies toward their judicial cases, and non-reporting to authorities until his death in 2010” The Governing Body member referred to is Theodore “Ted” Jaracz. It is unclear whether the law firm of Bochetto… Weiterlesen »

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