Jehova braucht keine Haus zu Haus-Notizen

Eine neue Predigtdienstmethode – ohne Notizen? 

Link zum Video: https://youtu.be/0WXozisea6Q

Zeugen Jehovas sind weit und breit dafür bekannt, dass sie von Haus zu Haus gehen und ‒vordergründig ‒versuchen mit ihren Mitmenschen über die Bibel zu sprechen. Intern jedoch haben sie die Zielvorgabe, Menschen, die sich für die Bibel interessieren zur „Organisation Gottes“ zu führen. Um dieses Ziel effektiv zu erreichen wurden Jehovas Zeugen jahrzehntelang, in regelmäßigen Abständen intensiv aufgefordert, sich gründlich Notizen über die angetroffenen Personen zu machen, z. B. über ihre Erreichbarkeit, über ihre religiöse Überzeugung oder ihre Familienverhältnisse. Die Notizen dienten als Grundlage und Gedächtnisstütze für die gezielte Vorbereitung auf spätere, weiterführende Besuche. Sie wurden oftmals heimlich und versteckt, also für den Betroffenen nicht sichtbar und ohne dessen Einwilligung gemacht. Und nun das:

„Wir machen ab sofort keine Notizen mehr“ so Thomas Fiala, Mitglied vom Deutschen Zweigkomitee.

Dieser Paukenschlag wurde als „revolutionäre Neuerung” in allen Versammlungen Deutschlands und europaweit durch einen Brief der leitenden Körperschaft bekannt gemacht. In seiner Ansprache gibt Thomas Fiala dann auch zu das jetzt eine ganze Reihe von Fragen endstehen, was diese neue „Methode des Predigtdienstes“ im Einzelnen zu bedeuten hat?

Wie versucht man nun diese 180-Grad-Wende theologisch zu erklären?

Ja, hier tauchen tatsächlich viele Fragen auf. Doch die wichtigste Frage, nämlich „Warum kommt die leitende Körperschaft gerade jetzt zu so einer ‚revolutionären Entscheidung‘, die alles bisher Praktizierte auf den Kopf stellt?“, wird hier nicht angesprochen.

Es wird so getan, als habe Jehova seinem Sklaven über Nacht diese befremdliche neue Anweisung vermittelt. Tatsächlich aber sieht sich die Wachtturm-Organisation lediglich von staatlicher Seite in die Pflicht genommen, das neue Datenschutzgesetz der Europäischen Union in die Tat umzusetzen.

Auch die sogenannten „Predigtdienst-Notizen“ der Jehovas Zeugen müssen natürlich mit den rechtlichen Vorschriften über den Schutz personenbezogener Daten im Einklang stehen. Dies hat der Europäische Gerichtshofs (EuGH) in einem Fall aus Finnland entschieden, bei dem die finnische Datenschutzbehörde der Religionsgemeinschaft die Erhebung und Verarbeitung der Daten untersagt hatte.

Der bisherige Standpunkt der WTG

Die bisherige Argumentation der Wachtturm-Organisation, es handle sich bei den Notizen doch lediglich um persönliche, private Notizen der einzelnen Verkündiger, für die die Religionsgemeinschaft datenschutzrechtlich nicht verantwortlich gemacht werden könne, wurde nicht anerkannt.

Die Luxemburger Richter entschieden nun, dass es für das Verkündigungswerk der Zeugen Jehovas keine datenschutzrechtliche Ausnahme geben könne. Die Datenschutzrichtlinien seien auch auf die handschriftlichen Notizen der Verkündiger anwendbar. Diese können laut EuGH unter den Begriff „Datei“ fallen. Es genüge, wenn die Daten später leicht wieder auffindbar seien, ein spezielle Verzeichnis oder die Einsortierung in ein Ordnungssystem sei dafür nicht erforderlich.

Schließlich könne auch die Organisation der Religionsgemeinschaft selbst als Verantwortliche im Sinne der Richtlinie angesehen werden, da die Wachtturm-Organisation ihre Mitglieder ja dazu ermuntere, im Rahmen der Verkündigung Daten zu sammeln und zu verarbeiten.

Diese Hintergründe muss man kennen um zu verstehen, warum die folgenden Argumente der Wachtturmgesellschaft scheinheilig und unehrlich sind. Die Argumente, welche Thomas Fiala, Mitglied des deutschen Zweigkomitees, in einer Ansprache zum Besten, oder sollte man sagen Schlechtesten gibt, sind so ungeheuerlich, absurd und scheinheilig, dass man nicht umhinkommt, sie mit einer Portion Sarkasmus zu kommentieren.

„Die leitende Körperschaft wird diese schmerzhafte Umstellung eine Zeit beobachten, um zu sehen, zu welchen Methoden der Geist Gottes seinem Sklaven rät“

so Thomas Fiala in seiner Ansprache an seine überraschten Zuhörer.

Auf Grund dieses Urteils des EuGH will die leitende Körperschaft nun also eine Zeitlang beobachten wie der Geist in Zukunft wirkt und zu welchen Methoden der Geist Gottes seinem Sklaven rät. Wurde der Sklave all die Jahrzehnte etwa nicht durch den Geist geleitet?

In der Vergangenheit galten Personen die im Notizenführen nachlässig waren oder gar die angeführte biblische Grundlage in Frage stellten, als unreife Verkündiger angesehen, die ihren Predigtdienstauftrag nicht ernst nahmen und sogar Blutschuld auf sich luden. Doch nun sieht man sich genötigt die Argumente dieser „schwachen Verkündiger“ den Versammlungen in Europa als neues Licht, als eine neue „Predigtdienstmethode“ zu verkaufen?

Anstatt einfach zu sagen: „Liebe Brüder, wenn wir weiter Notizen über Personen machen, ohne sie zu fragen und diese Notizen verwalten und weitergeben, verstoßen wir gegen die Datenschutzrichtlinen der EU“, verkauft man das Befolgen des Gerichtsentscheids des Europäischen Gerichtshof als „revolutionäre Neuerung“ als „neue Methode des Predigtdienstes“. Dabei scheut man sich auch nicht, biblische Aussagen eigenzweckdienlich zu verdrehen. Nach Belieben werden die bisherigen Anweisungen ins Gegenteil verkehrt, obwohl auch diese in der Vergangenheit stets als „biblisch begründet“ bezeichnet wurden.

„Wir verwenden jetzt einfach eine andere Methode“, 

tönt es nun aus Selters oder besser aus Warwick.

Religiöse Verbrämung einer behördlichen Auflage

Betreffs des nun herrschenden „Notizenverbots“ durch den Europäischen Gerichtshof wartet die Wachtturm-Organisation in bekannter Nabelschaumanier flugs mit neuen „theologischen Erklärungen“ betreffs der WAHREN Bedeutung dieser Neuentwicklung auf und präsentiert ihrer Anhängerschaft altbekannten Weisheiten, als habe die WTG eine private Direkt-Standleitung zum Allmächtigen. Hier einige weitere Kostproben. Fiala wirft die Frage auf:

„Kann die Datenschutzverordnung das Predigtwerk verhindern“? … Nein! … „Braucht Jehova Notizen? … Nein“!

Toll, kann man da nur sagen und dem Sklaven zu dieser späten Erkenntnis gratulieren. Man tut nun so, als ob man diese Haus-zu-Haus-Notizen eigentlich nicht nötig habe. Ein einfacher Verkündiger, der diese Ansicht in der Vergangenheit offen vertreten hätte, wäre wohl als Abtrünniger ausgeschlossen worden. Musste erst der Europäische Gerichtshof dem Sklaven auf die Sprünge helfen, damit dieser zu der überwältigenden Erkenntnis kommt, Notizen sind eigentlich doch nicht erforderlich?

Eine weitere Feststellung Fialas:

„Wer ist verantwortlich für das Predigtwerk? … Jehova und Jesus …Jehova weiß, wo seine Schafe sind und ist nicht auf Notizen angewiesen.

Auch das ist natürlich richtig. Aber das ist nicht erst richtig, seit die EU ihre neue Datenschutzverordnung erlassen hat. Der Schöpfer ist überhaupt auf nichts von uns angewiesen, auch nicht auf das, was die Organisation meint, in seinem Namen organisieren zu müssen. Und auch dem folgenden Satz kann man zustimmen:

„Jehova hat ganz andere und bessere Methoden und Möglichkeiten … die Engel helfen Jehova, er hat mehr Engel als Verkündiger“ …

180-Grad-Kehrtwende

Diese überwältigende Erkenntnis sollte eigentlich nicht neu sein. Doch man erinnere sich: Bis genau VOR dieser neuen Situation galten exakt gegenteilige Anweisungen und auch diese hat die WTG natürlich biblisch zu begründen gewusst. Da war sogar von Blutschuld die Rede, wenn ein Verkündiger zu seiner Notizentätigkeit lässig und halbherzig eingestellt war. Ohne Notizen war keine gründliche Gebietsbearbeitung möglich. Notizen wurden, wenn auch unauffällig, mehr oder weniger umfangreich gemacht und weitergegeben.

Und nun? Nun hat also auch der Sklave erkannt, dass Jehova andere Möglichkeiten hat und präsentiert die „neue, notizenlose Predigtmethode“, als hätte man das Rad neu erfunden. Von nun an halten wir es demnach so, dass wir „notizfrei“ losziehen, klingeln und alles weitere dem Himmel überlassen?

„Auch ohne Notizen wird uns der Himmel zu den Menschen führen“ …

Aha, wie soll man denn das jetzt verstehen? Will man nun sagen: „Egal wie sehr ihr euch in der Vergangenheit in Verbindung mit den Notizen bemüht habt, das war eigentlich alles sinnlos? Der Himmel wird uns sowieso zu den richtigen Menschen führen, ob mit oder ohne Notizen?“ Da kann man kann sich nur verwundert fragen: „Was kümmert den Sklaven sein Geschwätz von gestern?”

Peinlicher Versuch einer biblischen Begründung

In der Vergangenheit gab es in regelmäßigen Abständen „Riesenansprachen“ samt „praxisnaher“ Demonstrationen darüber, wie exakt, genau und gründlich man doch beim „Notizen machen“ sein sollte, weil unser Seelenheil und das all der Menschen in unserem Gebiet davon abhängt. Hatten Jehova und die Engel damals etwa noch nicht diese „anderen Möglichkeiten und Methoden“, die sie heute haben? Mit Jehovas „neuem Licht“ und „seinem himmlischen Wagen“ Schritt zu halten ist oft wirklich ganz schön anstrengend. Aber keine Sorge, für jede noch so widersprüchliche Neuerung findet der Sklave immer wieder eine „begeisternde“ biblische Begründung, je nach Sachlage, Notwendigkeit und Umstand. Diesmal muss Psalm 14:2 herhalten zur hanebüchenen Scheinargumentation:

Jahwe blickt vom Himmel auf die Menschen herab, / will sehen, ob einer dort verständig ist, / nur einer, der Gott wirklich sucht. Psalm 14:2 neÜ

Die WTG behauptet, Jehova suche gemäß Psalm 14:2 nach Menschen, um sie in seine Organisation zu führen. Das Dumme daran ist nur, dass davon in Psalm 14:2 überhaupt nicht die Rede ist. Es geht nicht im Geringsten um das Einsammeln von guten Menschen, die es Wert sind weiter betreut zu werden um dann in die Organisation Jehovas geführt zu werden. In üblicher WTG-Manier werden nämlich die Verse davor und der folgende Vers 3 außeracht gelassen. 

„Dummköpfe denken: ‚Es gibt keinen Gott‘. Sie richten Unheil an und tun abscheuliche Dinge. Keinen gibt es, der Gutes tut. 

 Jahwe blickt vom Himmel auf die Menschen herab, will sehen, ob einer dort verständig ist, wenigstens nur einen, der Gott wirklich sucht. Doch keiner tut Gutes, nicht einer davon.“

Der Kontext zeigt, dass Jehova vergeblich nach Menschen Ausschau hält, die ihn suchen, die er als gut und gerecht einstufen könnte. Kurzum, in diesem Psalm geht es um den allgemeinen Unglauben und die Bosheit des Menschen.  Der Schöpfer stellt also fest, dass es unter der Menschheit keinen gibt, der es verdient, als gut bezeichnet zu werden. Genauso hat auch der Apostel Paulus Psalm 14, Vers 2 verstanden. In Römer 3, Vers 9 zitierte er ihn in folgendem Zusammenhang:

„Was sagen wir denn nun? Haben wir einen Vorzug? Gar keinen. Denn wir haben soeben bewiesen, dass Alle, Menschen unter der Sünde sind, wie geschrieben steht: ‚Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.‘“ (Psalm 14 Vers 1-3)

Auch die Verbindung, die Fiala zu Lydia, der ersten Christin auf europäischem Boden herstellt, wirft in Verbindung mit dem Thema „Haus zu Haus-Notizen“ mehr Fragen auf, als beantwortet werden.

Mit dem Beispiel aus dem 1. Jahrhundert, will Fiala belegen das Jehova den Paulus zu Lydia einer Gottesfürchtigen Frau geführt hat, ganz ohne Notizen. Der Geist Gottes alleine sei dafür verantwortlich gewesen.

Richtig, Jehova führte Paulus zu einer gottesfürchtigen Frau, der er das Herz auftat, sodass diese an Christus als ihren Herrn zu glauben begann. Daraufhin bat sie Paulus, er möge sie und ihr Haus im Namen Christi taufen.

Doch diese Begebenheit aus dem ersten Jahrhundert kann man eher als Beleg dafür ansehen, das Gott auch heute Menschen zu Christus, nicht zu einer Organisation, führt. Insofern hat die WTG tatsächlich recht, wenn sie ihr Notizensystem der Vergangenheit als sinnlos erkennt.

Dennoch, die Ansprache beweist, dass die WTG oder der „treue und verständige Sklave“, in Wirklichkeit keinerlei inspirierte Informationen über das Thema „Notizenmachen“ hat. Über „Notizen machen“ steht nichts, wie der Redner vom Steinfels so treffend belegt, in der Bibel. Aber eines stimmt:

So gehen die Engel auch heute noch vor“!

Richtig, liebe Wachtturm-Organisation, noch einmal: Jesus und seine Engel führen die Menschen zum Vater. Doch diese Erkenntnis möchte die WTG natürlich nicht überbetonen, sie ist absolut nicht in ihrem Interesse. Deshalb folgt auch gleich die ernste Ermahnung im Predigtdienst auf keinen Fall nachzulassen:

„Das bedeutet nicht, dass wir jetzt im Predigtdienst nachlassen, nur weil wir denken könnten, die Engel machen das schon für uns. In dem Brief der leitenden Körperschaft wird ermuntern mit noch größerer Intensität Bibelstudien einzurichten“.

 „Ja, ihr Lieben lasst jetzt nur nicht nach, indem ihr etwa denkt, die Engel werden es schon richten. Nein, mit noch größerer Intensität und noch mehr Eifer werden wir jetzt auf Bibelstudien hinarbeiten …“ Alles wie gehabt.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Vertrauen des Sklaven zu den Möglichkeiten und Fähigkeiten der Engel und von Jesus Christus nicht so richtig groß ist. Irgendwie hat die Organisation Angst im Werk Gottes überflüssig zu sein, was sie ja in Verbindung mit dem, was Gott getan haben möchte, auch tatsächlich ist.

Also halten wir fest: Die Engel sollen dafür verantwortlich sein, dass Menschen in die Organisation Jehovas strömen. Doch angesichts des Rückgangs der Mehrung in Europa scheinen diese Engel die Angelegenheit wohl nicht ganz so ernst zu nehmen.

Oder gibt es in Europa keine Menschen mehr, die Gott suchen? Die ausbleibende Mehrung könnte aber auch ein Indiz dafür sein, dass die Engel eher daran arbeiten, Menschen von dieser angeblichen „Organisation Gottes“ fernzuhalten?

Wie dem auch sei, Fiala versucht verzweifelt der neuen Methode des „Haus-zu-Haus-Dienstes ohne Notizen“ auch etwas Positives abgewinnen zu können. Vielleicht führt ja die neue, sensationelle „notizenlose“ Predigtmethode zu atemberaubender Mehrung? Und dann versteigt sich Fiala in eine gewagte Vermutung wenn er philosophiert:

„Wir können uns ohne Notizen machen jetzt besser auf die Menschen konzentrieren, die es wirklich verdienen“. Wir werden ab jetzt nicht mehr „jedem noch so kleinen vorgefundenen Interesse nachgehen“ müssen, sondern uns auf die einprägsamen Gespräche konzentrieren und dort versuchen HBs einzurichten.

Na toll, wie soll man das nun verstehen? In der Vergangenheit war es eine heilige Pflicht jedem noch so geringen Interesse nachzugehen und nun nicht mehr? Hat uns das Notieren also im Grunde genommen sogar daran gehindert unseren Auftrag gründlich zu erfüllen?

Vielleicht will Jehova ja nicht mehr, dass wir Zeit mit stundenlangen Kreuz- und Querfahrten im Gebiet und erfolglosen Rückbesuchs-Versuchen vergeuden, eine verbreitete und beliebte Praxis der Verkündiger um Zeit zu schinden. Ja, die ganze Ansprache wirft mehr Fragen auf als sie Antworten liefert. „Vielleicht, eventuell, wahrscheinlich“, alles gründet sich auf Wunschvorstellungen, Mutmaßungen, Hypothese, Theorien … „Es könnte sein, es scheint vernünftig …“ u.s.w. Der Himmel wird uns zu den guten Menschen führen, der Geist wird uns zu den GUTEN Rückbesuchen führen …”

„Jehova braucht keine Notizen, deshalb werden wir uns nun noch mehr auf den Himmel verlassen …

Mal wieder eine Märchenstunde vom Steinfels kann man da nur feststellen. „Wir müssen uns eben noch stärker auf Jehova verlassen und die Engel werden vor der großen Drangsal Überstunden machen müssen, weil wir keine Notizen mehr machen dürfen. Wow, jetzt stehen nicht nur die „irdische Verkündiger“ im Dienst der Wachtturm-Organisation, sondern auch die Seraphim und Cherubim … der WTG-Größenwahn scheint wahrlich grenzenlos zu sein.

„Auch wenn wir diese neuen Anweisungen noch nicht völlig verstehen und wir viele Fragen haben, wir werden sie dennoch mit Begeisterung umsetzen“.

Ja, diese neue „Predigtdienst-Methode“ wirft tatsächliche viele Fragen auf. Zum Beispiel:

Was, wenn diese DSGVO nicht in Kraft getreten wäre? Hätte dann der „himmlische Wagen“ dennoch diese 180-Grad-Kehrtwende vollzogen, was das „Notizenmachen“ anbelangt?

Hat Jehova diese DSGVO bewirkt um die WTG in Europa zu einer Richtlinienänderung zu veranlassen?

Was, wenn morgen die DSGVO abgemildert oder gar aufgehoben wird – würde es dann beim derzeitigen Verständnis bleiben oder würde man wieder zur „hohen Kunst des Notizenmachens“ zurückkehren?

Gelten diese aktuellen Anweisungen bezüglich dieser „neue Methode“ nur für die Zeugen Jehovas in der EU? Müssen sich nur die Verkündiger in Europa, wo diese Datenschutzverordnung gilt, jetzt vermehrt auf Jehova und die Engel verlassen? Sind alle andere Zeugen Jehovas weltweit weiterhin auf ihre ausführlichen und möglichst exakten Notizen angewiesen? Wie sieht es da mit der vielbeschworenen „internationalen Einheit“ unter ZJ aus?

Es bleibt abzuwarten, ob die WTG demnächst ihre für die EU gültige „Notiz-Theologie“ auch für den Rest der Welt geltend macht.

Doch von solchen Fragen und Überlegungen lassen sich begeisterte Zeugen nicht weiter irritieren. Erwartungsgemäß herrscht „großes Schweigen im Wald“, wenn man ihnen solche Fragen stellt. Wahrscheinlich werden sich die Meisten eher ärgern, wenn man sie mit diesen Fragen konfrontiert. Denken und Fragen ist ja grundsätzlich verpönt. Bei der Masse der Zeugen Jehovas gilt nicht: „Wer nicht fragt bleibt dumm”, sondern: „Wer fragt ist böse und auf den Weg der Abtrünnigkeit”.

Es ist also so wie immer: Die WTG sagt „Hü“ ‒alle Zeugen Jehovas klatschen begeistert. Und wenn der Wind sich dreht sagt die Wachtturmorganisation „Hott“ – und alle Zeugen Jehovas stimmen euphorisch zu. Die WTG dreht sich nach links ‒„Super, ach wie toll!“ Die WTG springt hoch ‒alle schlagen Purzelbäume vor Begeisterung. Es ist wie in Nordkorea und Co: Claqueure, bezahlte Klatscher ‒„Die Partei hat immer recht!“

Und so wird auch nun wieder treu und brav applaudiert ob des neuen Lichts und der neuen, segensreichen, notizfreien Predigtdienst-Anweisungen, Nordkorea lässt grüßen … 

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Lieber Autor, liebe Schwesern und Brüder,
bei uns in der Versammlung wurde dies letzte Woche unter “Aktuelles” auch in etwa so formuliert.
Fiala allerdings toppt ja alles.

Auf einmal soll man sich auf die Engel verlassen. Ich erinnere mich an viele viele Stunden die ich mit aufschreiben verbracht habe. Bei Kälte mit blau gefrorenen Fingern, bei Regen…
Und wie beschrieben immer mit dem Hintergrund jedem noch so kleinen Interesse nachzugehen. Und natürlich alle in einer Wohnung zu erreichen. Bin mal gespannt wie nun die Gebietsbearbeitung definiert wird 🙂
Herzlichen Dank und viele Grüße Anna

“…ob die WTG demnächst ihre für die EU gültige „Notiz-Theologie“ auch für den Rest der Welt geltend macht.” Genau diese Tatsache, dass anderswo weiterhin nach der “guten alten” Notizenmethode gearbeitet wird (und es gibt ja eine WTG-“Empfehlung”, gemäß welcher echt liebe Verkündiger sogar mit 2 Sets von Notizen arbeiten) zeigt doch mehr als deutlich, dass von einem “Geistgeleitetsein”, was die derzeitige EU-Situation anbelangt, keinerlei Rede sein kann. “Hältst du mit dem immer schneller fahrenden ‘himmlischen Wagen’ Jehovas Schritt?” Ja, sehr nichtverehrte WTG: Nach welcher “himmlischen Straßenverkehrsordnung” fährt denn dieses Himmelsgefährt denn nun? Nach europäischer, oder außereuropäischer Verkehrsgesetzeslage??? Welcher Teil der… Weiterlesen »

Danke Lup. Gut zusammengefasst. Ich habe weitere Fragen. Warum hält sich die WTG nicht wie sie vorgibt an die Gesetze Cäsars? Warum wurde nicht mit Einführung der DSGVO 2018 auf Notizen verzichtet? Warum erst durch Urteile in der EU, dass die WTG mit den Anweisungen zum Pflegen von Notizen an die Verkündiger im Dienst gegen geltendes Recht verstößt? Warum verstößt eine Gotttreue Organisation überhaupt und muss durch Gerichte zurechtgewiesen werden? Aus eigenen Erfahrungen mit anderen ehemaligen Predigtdienstpartnern weiß ich, wie Lup richtig herausstellte, das Notizen bei vielen Verkündigern sehr gewissenhaft geführt wurden. Ich war da immer sehr schluderisch. Ein Wegfall… Weiterlesen »

Frage an alle: Gibts jetzt also auch keine “Gebietskarten” mehr? Wie soll der Kreisaufseher dann kontrollieren, wie oft was durchgearbeitet wurde? Dürfen sich Verkündiger auch keine Notizen ins Smartphone machen? Oder werden sie ihre privaten Visitenkarten an den Türen anbieten, dass die Leute sich bei ihnen privat melden sollen?

Wahnsinn! Ich muss mich wirklich bemühen ruhig zu bleiben.
Glaubt er das eigentlich selbst, was er da sagt? Das frage ich mich ernsthaft.

Die aufgeführten Bibeltext so zu vergewaltigen, dafür dann noch Applaus zu bekommen.
Ich wäre gerade nicht in der Lage mit einem ZJ darüber zu diskutieren, ohne ihn mal kräftig schütteln zu wollen.

Das alles ist so plump. Und die Art der Rede, als ob er zu unmündigen Kindern spricht. Wie konnte ich das all die Jahre nicht sehen. Man man man..ich muss mich beruhigen und dankbar sein, dass mir die Augen geöffnet wurden.

Das Ganze erinnert mich an die “Men in Black”-Filme wo den Leuten die die Ausserirdischen gesehen haben ihre Erinnerung mit dem Neuralizer weggeblitzt wird. Plötzlich will niemand mehr wissen was noch vor ein paar Wochen galt. War da was?

Ihr Lieben, ich habe mir jetzt den Spaß gegönnt, einige der bisherigen (und für außerhalb der EU wirkende ZJ immer noch geltende), penibel genauen WTG-Anweisungen betreffs “Predigtdienstnotizen” zu Gemüte zu führen, und möchte Euch diese angesichts der Abstrusität der derzeitigen Situation nicht vorenthalten (natürlich kann sich auch jeder selbst diese zusammensuchen): Index 1986-2018: Gebrauch von: km 8/91 8; w89 15. 11. 13; km 7/89 4; km 8/88 1 Interessierte: km 4/00 8; km 3/97 4; km 5/97 8; km 7/89 4 Personen, die nicht zu Hause sind: km 4/07 8; km 5/95 7; km 7/89 4; km 8/88 1 zwei Zettel… Weiterlesen »

Hallo zusammen,
ich habe vorhin zwei Zeuginnen angesprochen, die fleißig vor einer Tür geschrieben haben, ob sie nicht wüssten, dass das jetzt verboten sei. Sie waren erschrocken und sagten dann, sie wollten nur eine kurze Notiz für den Wohnungsinhaber schreiben und in den Briefkasten stecken und keine Notizen über ihn. R.K.

Im Kapitalismus ist man frei, man kann alles machen, aber niemand sorgt für dich. Jeder läuft als Ego für sich selbst. Im Kommunismus ist für alles gesorgt, aber dafür gibt es keine Freiheit. Du musst machen, was die Partei sagt.
Der Wachtturm verbindet beide Systeme auf wunderbare Weise: Du musst dir alles vorschreiben lassen, trotzdem sorgt niemand für Dich. Wenn’s dir schlecht geht, gehst du vor die Hunde und die Org sucht sich neue Schafe.

Hallo erst mal ein großes Lob an die Betreiber der Webseite ich habe eine Frage zu jwconf.org Verstößt das eingeben von Mithörern nicht auch gegen die Datenschutz Verordnung Ich musste mit entsetzen feststellen das in der Versammlung der Name meines Vaters und die bei ihm anwesenden Personen in Zahlen genannt wurden Da ich nach einem 4 monatigen Kampf mit einen Ältesten der auch der Leibliche Bruder von meinem Vater ist die Betreuung von Amtsgericht für meinen Vater bekommen habe bin ich nicht mit einverstanden das der Name meines Vaters und die bei ihm anwesenden Personen in der Versammlung Öffentlich genannt… Weiterlesen »

Hallo im Wesentlichen geht es bei der DSGVO darum, dass man keine Datensammlungen führen darf, die Rückschlüsse auf natürliche Persönlichkeitsinformationen oder -Profile erlauben. Das bedeutet, dass jegliche Art von solchen Daten nur im Einverständnis der betr. Person gesammelt werden darf. Konkret können für Rückbesuche die Wohnungsinhaber befragt werden, ob sie ihre Tel.-Nr. oder ihre Adresse für weitere Gespräche bereit sind, auszutauschen. Diese Praxis gilt für alle Organisationen, egal welcher Art sie sind… wird für ausländische Callcenter, die zB anrufen zwecks Wechsel zu anderen Telecomanbieter, eng … die meisten Daten (Tel.-Nr.) sind aus Optik heutiger Rechtssprechung, nicht in einem legalem Status,… Weiterlesen »

Ihr Lieben, unlängst hatten wir am Beispiel des DSGVO-bedingten “Haus-zu-Haus-Notizenverbots” nachgewiesen, wie WTG-Entscheidungen nicht das Produkt des Wirkens von Gottes Heiligem Geist sind, sondern ganz banale, rein menschlich/kirchenadministrative Edikte darstellen, die auf schnöd/profanen äußeren Zwängen beruhen – im konkreten Fall wurde eine WTG-Direktive de facto vom EuGH bewirkt, der ergo in die WTG hineinregiert, was jedoch von “treuen Zeugen” WTG-wunschgemäß als “göttliches Wirken” verstanden wird. Hier hat also ein menschliches Gericht entschieden, was ZJ in ihrem Rekrutierungsaktivismus zu tun und zu lassen haben. Gott – oder ein fiktiver “Himmlischer Wagen, der immer schneller fährt und laufend seine Richtung ändert und… Weiterlesen »

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