Sind Jehovas Zeugen Opfer einer Psychosekte?

free_pressDer strenggläubige Zeuge Jehovas wird diese Frage empört zurückweisen. Er sieht sich nicht als Opfer einer Psychosekte, wo er sich doch freiwillig dazu entschlossen hat ein Zeuge zu werden. Er ist sich ganz sicher, diese Entscheidung völlig unabhängig und nach reiflicher Prüfung aller Fakten getroffen zu haben.

Einer bestimmten Religionsgruppe beizutreten, ist natürlich deine ureigene Entscheidung. Wie du jedoch gerade vonseiten deiner Brüder und Ältesten unter Druck geraten kannst, zeigt sich freilich erst später im Versammlungs-Alltag. Spätestens aber, wenn du beginnen solltest ihre Ansichten und Lehren kritisch zu prüfen und in Frage zu stellen, weil du dich Teilen der offiziellen Lehrmeinung nicht anschließen kannst, oder gar zu erwägen die Organisation zu verlassen, wirst du zumindest mit Unverständnis, Ablehnung oder gar Ausgrenzung rechnen müssen.

In unserer turbulenten Zeit boomen sektenartige Gemeinschaften wie nie zuvor. Ihre geradezu explosionsartige Zunahme, wie wir sie in den vergangenen etwa 150 Jahren beobachten können, deckt sich auffallend mit den Vorhersagen Jesu für die Endzeit.

Erfahrungsgemäß werden die Menschen, die in diesen Gruppen ihr Heil suchen, ganz gezielt manipuliert. Durch ständige subtile Methoden psychischer Zwänge werden die Gläubigen auf Spur gehalten. So wird sich bei den Zeugen nur wohlfühlen, wer sich weisungskonform verhält und beim WT-Studium brav seine Lektionen wiederkäut. Wer sich jedoch wissbegierig weiter in einen Stoff vertieft und bei Unklarheiten unbequeme Fragen stellt, macht sich rasch zum unbeliebten Außenseiter.

Hier also die edlen Beröer, die wegen ihres Studieneifers und der Überprüfung des Gehörten für ihre biblische Nachforschungsarbeit gelobt werden, da die Herrscher über den Glauben ihrer Schäfchen in neuzeitlichen Sekten mit christlichem Anstrich, wo solch vorbildliches Verhalten meist zu Missbilligung und Tadel führt.

Angst vor Isolation bei Ausschluss

Arbeit-Viele-Arbeitnehmer-in-Deutschland-beschweren-sich-ueber-die-zunehmende-ArbeitshetzeGanz so freiwillig, wie immer behauptet wird, ist die Zugehörigkeit zu den neuen religiösen Bewegungen und Psycho-Gruppen aber leider oft nicht, auch nicht bei Zeugen Jehovas.

Wenn du dir hier eine Auszeit nehmen, also weniger oder keinen Predigtdienst durchführen möchtest und den Versammlungsbesuch einschränkst, aus welchen Gründen auch immer, wirst du „liebevollen“ Druck erfahren. Du solltest dann möglichst rasch wieder in den Schoß der Gruppe zurückfinden und aktiv werden, bevor die Verantwortlichen ihre Zügel straffer ziehen. Älteste werden dir den biblischen Rat erteilen dich nicht zurückzuziehen, denn „wer sich absondert, trachtet nach einem Gelüst“. Mit Absonderung ist hier die Distanzierung zur WT-Organisation gemeint, die ja samt und sonders im Besitz der Wahrheit ist, woran jetzt doch bitte keiner zweifeln wird. Nach den wahren Beweggründen für deine Entscheidung dürfte indes kaum jemand fragen.

Kritische Äußerungen will man am liebsten gar nicht hören, die sind völlig fehl am Platze, stören nur die „Harmonie“. Was sollte denn da, bitteschön, zu bekritteln sein, wo bei uns doch alles so gut und so schön ist? Solltest du das anders sehen als der Sklave, dann kann es nur an deiner mangelnden geistigen Wertschätzung liegen, oder du betest zu wenig zu Jehova. Schlimmer noch, du bist womöglich schon dabei Jehova Gott zu verlassen, und die Folge wird sein, dass du deine Aussicht auf das ewige Leben verlierst. So oder ähnlich wird die Erklärung ausfallen. Die Angst, dann „draußen“ vom belebenden Schein des Neuen Lichts und der Gruppe völlig abgeschnitten zu sein, ist in der Tat ein gefürchteter Zuchtmeister, der viele von einem Ausstieg abhält. Denken wir bitte daran, dass sowohl in der Politik wie im religiösen Konzept dieser Gemeinschaften nichts dem Zufall überlassen bleibt – es muss für jeden denkbaren Störfall eine Lösung geben.

Häufig wollen Menschen ihr turbulentes Leben entschleunigen, um für die eigene Besinnung etwas mehr Zeit zu bekommen. Nicht selten wenden sie sich dann einer fundamentalistisch ausgerichteten, religiösen Leistungsgemeinschaft zu, wie etwa den Zeugen Jehovas. Die strenge Auflage, Tag für Tag seine Gedanken rein zu erhalten, peinlich genau über seine Handlungen und Äußerungen zu wachen und das geforderte Leistungspensum zu erfüllen, sorgt früher oder später für ein Gefühl latenter Überforderung und Niedergeschlagenheit. Und genau das ist erwünscht, denn im Gefühl des Versagens lassen sich die Gläubigen zu weiteren Leistungen anspornen, um dieses Defizit vor Gott und ihren Mitstreitern ausgleichen zu wollen. Sollten bei dir irgendwann Zweifel an der göttlichen Legitimation des Lehrgebäudes aufkommen, so wird einfach mehr Vertrauen in die Führung eingefordert oder zu einem vermehrten persönlichen Studium und Gebet ermuntert. Maßgebend ist hier, was die Führung für ihre Gruppe jeweils als „angemessen, richtig und gottgewollt“ definiert.

Durch wohldosierte subtile psychische Zwänge hält man sie unablässig auf Trab, damit sie „stets im Werk des Herrn“ beschäftigt bleiben. So kommen sie auf keine „dummen Gedanken“. Säumige Schafe riskieren Sanktionen, die sich zunächst auf „liebevolle Ermahnungen“ beschränken, jedoch bald den Charakter der Nötigung annehmen. Da wird man den Einzelnen nicht explizit zu einer ungeliebten Leistung zwingen, da es unwillige Spontanreaktionen zu vermeiden gilt, die nur das Ende des willfährigen Gehorsams provozieren könnten. Doch wer harmoniebedürftig ist, keine Aufregung erträgt und seinen Herzensfrieden bewahren will, wird sich schnell wieder unter die Vorgaben seiner Oberen fügen. Dem Leitungsgremium und seinem ganzen Hofstaat liegen die Ruhe und Homogenität ihrer Untergebenen immerhin doch sehr am Herzen. – Um etwa wütende Demonstranten zur Ordnung zu rufen, werden mitunter Wasserwerfer eingesetzt, bei den Zeugen genügen ein schlechtes Gewissen und die Angst davor, sich bei Gott, ihren Brüdern und den Aufsehern unbeliebt zu machen.

Beispielsweise wirst du nie explizit gezwungen werden, für ein bestimmtes Projekt einen gewissen Teil deines Einkommens zu spenden. Der moralische Druck und in dessen Gepäck das Gefühl des Unwohlseins, dem du bei Nichtgehorsam auf Dauer kaum wirst standhalten können, werden dich schon zum Einlenken bewegen. Man fürchtet sich davor, anders zu sein und als Fremdkörper wahrgenommen zu werden – und die Leitung weiß das.

Spätestens, wenn du dich bei einer Abstimmung der Stimme enthältst, werden das deine Glaubensbrüder mit Argusaugen registrieren und es dir missbilligend als Mangel an Wertschätzung ankreiden. Wegen seiner Wirksamkeit werden die Verantwortlichen diesen subkutan wirkenden psychologischen Druck stets gerne als bewährtes Lenkungsinstrument einsetzen, und du wirst ihren Willen gehorsam ausführen, einen Willen, der sich keinesfalls mit dem Willen unseres himmlischen Vaters decken muss. Auf diese Weise werden die Brüder auch gegen anfängliche Widerstände schleichend aber mit sanfter Gewalt in die erwünschte „neue fügsame Persönlichkeit“ umgewandelt, in der sie ihre eigenen Verwandten oft nach kurzer Zugehörigkeit zur Gruppe kaum noch wiedererkennen.

 Ein Beispiel verdeckter Manipulation

Über längere Zeiträume angewandte Manipulationstechniken verändern mit der Zeit das Denkmuster der Zielgruppe. Ohne es selbst wirklich wahrzunehmen, wird sie sich dann die gewünschten Denkschemata und Handlungsmuster zu Eigen machen, die ihrerseits den anderen wieder als Vorbildfunktion dienen. Hin und wieder ein anspornendes Lob von der Bühne herab, und die freudige Unterordnung wird die erwünschte Folge sein.

Bedingt durch eine jahrelange Konditionierung nehmen die Zeugen selbst grob gestrickte Lenkungseinflüsse der LK praktisch nicht mehr wahr. Hierzu ein Paradebeispiel aus dem Wachtturm-Studienartikel vom 15. 9. 2014 mit dem Titel An die Vollzeitdiener denken“:  Zum Absatz 20 wird die Frage gestellt: Wie können wir uns um Vollzeitdiener und ihre Eltern kümmern?“ Merke: Die leitende Körperschaft hat offenbar ein Anliegen!

 Hierzu die Antwort im Abschnitt 20: „Eltern, die Zeugen Jehovas sind, hegen wahrscheinlich den Herzenswunsch, dass die Kinder ihre Dienstzuteilung beibehalten. (3. Joh. 4)

Merke: Der Sklave will seine preiswerten Arbeiter nicht so einfach entlassen.

Natürlich tun Vollzeitdiener alles ihnen Mögliche für ihre Eltern, wenn diese Hilfe brauchen, und besuchen sie so oft es geht, um ihnen zu helfen. Brüder, die in der Nähe der Eltern wohnen, können den Vollzeitdienern anbieten, den Eltern zu helfen, wenn diese Unterstützung brauchen. Vergessen wir nicht: Vollzeitdiener haben wichtige verantwortungsvolle Aufgaben im wichtigsten Werk der Menschheitsgeschichte (Mat. 28:19, 20). Könnten wir oder unsere Versammlung die hilfsbedürftigen Eltern von Vollzeitdienern unterstützen?  Merke: Wenn Kinder ihre Eltern unterstützen, ist das ja schön und gut, wir möchten sie aber weiter für Gottes Lohn für uns arbeiten lassen.

Entsteht hier nicht sofort der innere Zwang, den von außen herangetragenen Herzenswunsch der Gesellschaft zu dem eigenen zu machen und ohne Murren zu akzeptieren? Die geschickten Formulierungen kommen zunächst im Geist der Nächstenliebe daher und dürften damit auf breite Zustimmung stoßen, die Herzen der Brüder öffnen sich. Jeder Angesprochene wird aber bereits nach dem ersten Halbsatz der Antwort im Abschnitt 20 sein Gewissen zu sich sprechen hören, das ihn wie folgt in die Pflicht nehmen dürfte:  „Wenn du ein wirklicher Diener Jehovas bist, dann wird es dein ,Herzenswunsch‘ sein alles dafür zu tun, dass deine im Vollzeitdienst für die Organisation Jehovas tätigen Kinder die Aufgaben in ihren Zuteilungen weiterhin zum Lobpreis Jehovas wahrnehmen können. Unverhältnismäßig wäre es doch, wenn sie wegen deiner paar Wehwehchen diesen wichtigen und wertvollen Dienst aufgeben müssten. Überlege doch zusammen mit deinen Brüdern, wie ihr diese Pflege nicht selbst in die Hand nehmen könntet, um eure Kinder weiterhin ungestört ihren Dienst verrichten zu lassen. Dadurch wird ganz bestimmt Jehovas Herz erfreut.“

021009_1717_0010_oslsSo funktioniert Manipulation, und wer ihre Mechanismen nicht kennt, wird niemals NEIN sagen können und ist ihrem Einfluss einfach wehrlos ausgeliefert. Wer es dennoch wagen sollte, sich über diese Art subtiler Beeinflussung negativ zu äußern oder gar grundsätzlich an gewissen Lehren des Wachtturm oder Anweisungen Kritik zu üben, läuft Gefahr getadelt, seiner „Vorrechte“ enthoben und schließlich exkommuniziert zu werden. Diese äußerste Maßnahme zusammen mit dem vermeintlichen Missfallen Jehovas ist höchst gefürchtet und hält die Brüder weiter fest im Griff der LK. Wohl fühlen kann sich eben nur, wer in „der Mitte“ bleibt.

Das Prinzip „teile und herrsche“

Seit Menschengedenken wird dieses Prinzip auf den Gebieten der Politik und der Religion mit Erfolg angewandt, vielleicht gerade deswegen, weil es die Betroffenen gar nicht durchschauen. Man teile die Menschheit in möglichst viele Gruppen mit den speziell auf sie zugeschnittenen Regeln, Ideologien oder Dogmen auf. Man sorge dafür, dass sich diese Gruppen möglichst unversöhnlich und misstrauisch gegenüberstehen und miteinander keinerlei Gemeinsamkeiten teilen. So kann sie der Herrscher der Welt am besten kontrollieren und sie für seine Zwecke vereinnahmen, ja sie sogar glauben machen, sie dienten in Wirklichkeit Gott oder zumindest der „guten Sache“.

Christus nahm darauf Bezug, wenn er in Johannes 16:2 nach der NWÜ sagt: „Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen.“ – Tatsächlich macht diese Verblendung selbst vor Mord nicht halt. Allein die in unserer Zeit sprunghaft angestiegenen christlich gefärbten Sekten mit ihren „falschen Christussen“ zeichnen sich denn auch allesamt durch manipulative Irreführung aus, und ökumenische Bemühungen können hier nur einen trügerischen Frieden vorgaukeln.

Keine Gemeinschaft mit Andersdenkenden

Diesem Prinzip „teile und herrsche“ unterliegen zusammen mit den Zeugen Jehovas sämtliche Sekten, die darauf eingeschworen sind, sich gegen die Welt hermetisch abzuriegeln. Das gilt in gleicher Weise auch im privaten Freundes- oder Kollegenkreis. Selbst sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung werden in solch geschlossenen Gesellschaften unter der Decke gehalten und nicht einmal der Polizei angezeigt. Man will sich vor der Öffentlichkeit selbst um den Preis traumatisierter Opfer unbedingt weiterhin als makelloser Tugendhort präsentieren. Nichts darf nach außen dringen, hat hier erste Priorität. Die Täter können so ziemlich sicher sein, dass ihnen aus ihrer eigenen Gruppe keine Überführung und damit auch keine Bestrafung droht. Innerhalb solcher Gemeinschaften ist es eben absolut verpönt, Interna nach außen gelangen zu lassen oder gar die Welt um Hilfe zu bitten. – Womöglich stützt man sich dabei auf den Text aus Ps. 50:20: „Du sitzt und redest gegen deinen eigenen Bruder, gegen den Sohn deiner Mutter gibst du einen Fehler preis.“

Barbara Anderson
Barbara Anderson

(Siehe den Insiderbericht von Barbar Anderson unter: https://www.bruderinfo-aktuell.org/index.php/tag/barbara-anderson/)

Wer das berauschende Gefühl verinnerlicht hat, „endlich die Wahrheit erkannt“ zu haben und beschließt, von nun an für die wichtigste Sache auf dieser Welt zu leben und ggf. auch zu sterben, lässt Aufklärungsversuche über die Hintergründe seiner Gruppe wie Wasser an sich abperlen, weil er denkt, Satan wolle ihn nur vom richtigen Weg abbringen. Man will es einfach nicht wissen, weil man instinktiv befürchtet, das lieb gewonnene strahlende Weltbild könne zerstört werden.

Das elitäre Hochgefühl einer weltweit einzigartigen Gruppe anzugehören, die nach eigener Überzeugung ausschließlich als einzige von Gott zu ewigem Leben bestimmt worden ist, lässt keinen ernüchternden Gedanken aufkommen. Bei einer kritischen Überprüfung des vermittelten Lehrstoffs könnte er sich nur allzu leicht einstellen. Unerkannte manipulierende Lehren, gepaart mit positiven Emotionen führen so in eine geistige Knechtschaft, in welche sich die Opfer zudem nur allzu freiwillig hineinbegeben haben. Diesen emotional hoch aufgeladenen Zustand will man auch bei ersten leisen Zweifeln unter keinen Umständen aufgeben, und man denkt bei sich, „wer wird schon sein Elternhaus verlassen, bloß weil die Mutter einmal die Suppe versalzen hat?“ Wer sich aber an zu viel Salz in der Speise des Sklaven auf Dauer nicht gewöhnen kann und will, läuft schnell Gefahr die schützenden Mauern seiner ursprünglichen Überzeugung verlassen zu müssen. Und diese Konsequenz dürfte bei den meisten für heftige Bauchschmerzen sorgen.

Ausgeschlossen zu werden oder die Gemeinschaft aus freien Stücken zu verlassen, wird mit der gnadenlosen Strafe der bedingungslosen sozialen Isolation und der Ächtung der Gruppe belegt. Die völlige Vereinsamung führt nicht selten zu ernsten Folgen für die psychische Gesundheit bis hin zum Suizid. Die Strafmaßnahmen bestehen damit in der Angst vor dem Alleinsein, gemieden zu werden und vor dem zürnenden Gott Jehova und letztlich seiner Todesstrafe in Harmagedon. Mit diesem ganzen Angstgepäck, das ihn lange Zeit bedrücken wird, muss der Betroffene irgendwie selbst fertig werden. Zeigt er aber „aufrichtige Reue“, dann darf er kniefällig wieder um Aufnahme bitten, und dasselbe Spiel beginnt wieder von vorne.

Werden die ersten Kontakte eines Interessierten mit der Gemeinschaft noch von freundlicher Anteilnahme und zugewandter Aufmerksamkeit begleitet, wendet sich das Blatt augenblicklich, sobald an den Lehrinhalten des Sklaven gezweifelt oder gar offen Kritik geübt wird. Der Fortbestand der ganzen Gruppe wäre folgerichtig gefährdet, wenn eine abweichende Ansicht um sich greifen würde. Und schon wieder wird man sich missbräuchlich auf die Bibel stützen und den Kritiker mit dem „Sauerteig der Schlechtigkeit“ gleichsetzen, den es „auszufegen“ gilt. Also trennt man sich lieber von einem Dissidenten, als das ganze System mit seinem Lehrgebäude in letzter Konsequenz selbst in Frage zu stellen.

Bemerkenswert daran ist nun, wie sich die wohlangepasste und in sich geschlossene Gruppe gegenüber einem Exkommunizierten verhält: Sie meidet ihn wie die Cholera, womit das WT-System vor der inneren Aushöhlung über die Angst vor Sanktionen von innen geschützt und die Abgrenzung nach außen gegen Dissidenten zementiert ist. So kann der Bestrafte bei seinen ehemaligen Brüdern weder Mitleid noch Verständnis für seine Beweggründe hervorrufen, was der Organisation zusätzliche Stabilität gibt. Im Volk hat absolute Ruhe und Disziplin zu herrschen, Widerrede oder Kritik würden nur die geschätzte „Einheit“ stören.

Die Manipulation der Herde

Ob es sich nun um staatliche Macht handelt oder die wirtschaftliche und finanzielle Macht von Banken und Konzernen oder die Macht der Presse oder die der Kirchen – in allen Fällen spielt die professionelle Propaganda eine führende Rolle. Die Brüder können sich vermutlich kaum vorstellen, dass diese wenigen Männer an der Spitze der WTG in der Lage sein sollten, das Leben von Millionen ihrer Untergebenen in der Welt zu manipulieren und auf die strikte Einhaltung ihrer Vorgaben zu kontrollieren. Vergegenwärtigen wir uns bitte, dass die beiden Weltkriege jeweils nur von etwa fünf maßgeblichen Staatenlenkern herbeigeführt wurden. Es wird auch keiner leugnen können, dass die Gesellschaft über jede geleistete Stunde und jede abgegebene Zeitschrift weltweit Rechenschaft fordert und die erbrachte Leistung überwacht. Sollte der Eifer nachlassen, zündet man einfach die große Kerze an, und “neues Licht“ lässt die Konturen des Endes des Systems der Dinge wieder klar hervortreten. Wer wird angesichts der Dringlichkeit der Zeit da noch ausscheren wollen? Nun kann man die Schafe ja nicht ständig mit dieser hochgespannten Endzeiterwartung in Alarmbereitschaft halten. Wie also lassen sich die Glieder einer Versammlung noch dazu bringen, sich strikt an die „sklavischen Vorgaben des Sklaven“ zu halten?

Am wirkungsvollsten erreicht man dies, indem man aus dem Anderssein ein Verbrechen macht. Wer also anders denkt, weil er anderer Meinung ist, eine andere „Wahrheit“ vertritt oder sein Leben nach anderen Regeln gestaltet, wird zum schwarzen Schaf der Gemeinde. Da die Herde bereits durch die jahrelange Indoktrinierung erfolgreich auf die neuen Normen abgerichtet ist, wird sie nun in ihrer heiligen Einfalt ausnahmslos jeden verdammen oder verlachen oder jedem zürnen, der nicht ihre Ansichten teilt. Auf diese Weise setzt man das schwarze Schaf unter den Druck der ganzen Gruppe und warnt so gleichzeitig all jene, die möglicherweise ebenfalls subversive Gedanken hegen oder die vorgegebene Richtung in Frage stellen. – Ein japanisches Sprichwort sagt: „Sei niemals der Nagel, der über die übrigen hinausragt, denn der erhält den ersten Hammerschlag“. – Und selbst ein „sanftes Wort zur rechten Zeit“ kann die Wirkung eines Genickschlags entwickeln.

Sollte dieser Lenkungsmechanismus die Konformität in der Gruppe nicht garantieren können, so greift sicher der Gemeinschaftsentzug als letzte Zuchtmaßnahme. Damit aber ein Ausgeschlossener die anderen, die noch drin sind, mit seinen umstürzlerischen Gedanken nicht anstecken kann, wird in letzter Konsequenz ein absolutes und unbedingtes Kontaktaktverbot verhängt. Auf diese Weise bleibt die Gruppe gegen Fremdeinflüsse hermetisch abgeschirmt, sodass sie weiterhin nur noch für die Stimme ihres Manipulierers hör- und aufnahmebereit ist.

Gerne verwechselt sich der Sklave selbst dann mit Christus, indem er die bekannten Worte des Apostels Petrus zitiert, die er an seinen Herrn richtete: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;…“ Unreflektiert setzen die meisten Zeugen bei diesem Text einfach den Sklaven an die Stelle von Christus ein und denken bei sich, sie dürften sich nicht von der LK abwenden, da nur sie ewiges Leben vermitteln könne.

Mit Fehlinterpretationen wie dieser wird das Vertrauen in die Führer und ihr System weiter stabilisiert und zugleich gegen Angriffe von außen immunisiert.

Wach- und Hütehunde zur Kontrolle der anderen

Die Furcht anders zu sein oder eine andere Meinung zu vertreten und so die „Normen“ in Frage zu stellen, ist im Grunde genommen die Angst vor der Meinung der anderen. Es ist die Angst, was wohl all die anderen Schafe um uns herum tun oder sagen könnten, kämen wir eines Tages auf die Idee, aus der Herde auszubrechen und die konditionierte Sichtweise in Zweifel zu ziehen. Diese Einstellung ist für eine erfolgreiche Kontrolle der Menge durch einige wenige Personen ganz wesentlich, denn aus ihr folgt die Selbstzensur der Herde.

Jedes Schaf wird so gleichzeitig zum Wach- und Hütehund aller anderen. Diese Situation gleicht der eines Gefangenen, der von seinen Zellengenossen an der Flucht gehindert wird. Wir denken womöglich, dass die verrückt sein müssen, wenn sie sich gegen ihn stellen. Doch die Menschen tun tagtäglich genau das, indem sie sich blind den vorgegebenen „Normen“ unterordnen und dies auch von allen anderen verlangen.

Man könnte das auch als psychologischen Faschismus bezeichnen – eine Situation, in der jeder zum Spion der Gedankenpolizei wird, die so zu allen Bereichen unseres Lebens Zugang erhält. Bei den meisten sitzt die Konditionierung so tief, dass sie nicht einmal ahnen, wie sie als unbezahlte Gedankenkontrolleure missbraucht werden.

„Das ist nur zum Besten der Brüder, schließlich muss die Versammlung rein- und die Einheit aufrechterhalten werden“. In Wirklichkeit hat man Ihnen lediglich eingeimpft zu glauben, Gott nur auf diese Weise wohlgefällig sein, nur so Harmagedon überleben und in das lang ersehnte neue System gelangen zu können. Der Sklave hat natürlich mit dem Fortbestand seines Systems nur sein eigenes Bestes im Sinn, wenn er die Zügel seiner Manipulation nicht aus der Hand gibt.

Dreist und ungeniert drängt er gleichsam Christus beiseite, um als Thronräuber dessen Position einzunehmen. Die neuen Hierarchie-Ebenen sind dann:

Frau – Mann – der Sklave – der Christus – welcher Gott? 1) und nicht mehr

Frau – Mann – der Christus – Gott JHWH, wie von IHM selbst festgelegt.

Für diesen unhaltbar konstruierten Fall müssten Seine Worte dann so lauten: „Niemand kommt zum Vater, außer durch den Sklaven und mich!“ – „Rettung gibt es nur aus der Hand der irdischen, weibesgleichen Organisation Jehovas.“ Der Hauptvermittler des Lebens, Jesus Christus, bleibt hier völlig unerwähnt und verblasst zu einer vernachlässigbaren Nebensache. Solche Denkweisen prägen sich tief ein, was ja einzig im Interesse des großen Antagonisten sein kann.

1)   Erst um etwa 1500 hatte ein Augustinermönch die Vokale e, o und a aus Eloha in die vier Konsonanten JHWH eingefügt und gab Gott damit den neuen, bis dato unbekannten Namen „Jehova“.

Zusammenfassung

Religionen werden unter der Leitung höherer Mächte von Menschen gemacht und arbeiten in der einen oder anderen abgewandelten Form nach den hier aufgezeigten Prinzipien. Die Manipulatoren bleiben mit ihren Absichten im Hintergrund verborgen. Sie müssen lediglich die entsprechenden „Normen“ festlegen, im richtigen Moment die richtigen Fäden ziehen, und schon tanzen ihre menschlichen Puppen nach ihrem Plan.

In allen diesen Fällen werden die manipulierten Menschen in der einen oder anderen Weise von ihren Anführern, die sich gerne als Herren aufspielen, gefangen gehalten. Jesus nahm mit den bekannten Worten aus Lukas 22:25 darauf Bezug, als er sagte: „Die Könige der Nationen spielen sich als Herren über sie auf und die, die Gewalt über sie haben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber sollt nicht so sein…“

Entscheidend ist aber, wer nur uns davon befreien kann. „…wenn euch der Sohn frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ Johannes 8:36

Als ein Zeuge Jehovas wirst du jetzt vermutlich sagen, dass dir das alles bekannt ist und du hier keinen Konflikt erkennen kannst zu deiner Überzeugung bereits „in der Wahrheit“          zu sein. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Situation nach Johannes 8 ab Vers 31, in welcher Jesus zu den Juden sprach, die an ihn geglaubt hatten:

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“

Bei genauer Betrachtung der Fakten bleibt festzuhalten, dass alle heute bekannten Gruppen beteuern, für sich alleine die Wahrheit gepachtet zu haben. Dabei merken sie gar nicht, wie sie eben nicht von Christus und seinem Wort geleitet werden, sondern von ihren Vorstehern, die zwar in seinem Namen agieren, aber eine modifizierte Botschaft weitergeben, um die getäuschte Zielgruppe auf eine falsche Fährte zu locken und damit den Willen eines anderen Herrn erfüllen.

Ob sich dabei nun ein Stammapostel, der Papst oder ein selbsternannter Sklave zwischen Christus und die Menschen stellt, um ihnen eine veränderte Botschaft zu vermitteln, bleibt sich letztlich gleich: in keinem Fall handelt es sich um die reine unveränderte göttliche Wahrheit, die zu ewigem Leben führt und in jedem Fall werden professionelle Psychotechniken der Manipulation angewandt, die weder Jesus Christus noch sein Vater nötig haben, um die Menschen zu sich zu ziehen.

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Dieser Artikel ist sehr gut, man sollte wirklich einmal ernst darüber nachsinnen.
Das Beispiel vom Vollzeitdienst ist etwas wo ein Diener sehr aufpassen muss. Der Druck zu predigen wird so hoch das man noch ein schlechtes Gewissen bekommt wenn man mit den Eltern Gemeinschaft pflegen will.

Die Bibel sagt, wer für die eigenen Hausgenossen nicht sorgt …….

Ist es nicht traurig, das Eltern oder Kinder auf die Angehörigen verzichten sollen?

LG
Bird

An den Schreiber, dem Artikel ist nichts hinzuzufügen, genauso sehe ich es und erlebe es ständig mit meinen Brüdern und auch mit meiner Frau. Es ist wirklich sehr traurig das es die meißten nicht merke ja auch leider nicht merken können und dürfen. der beste Absatz war für mich der, Zitat: Religionen werden unter der Leitung höherer Mächte von Menschen gemacht und arbeiten in der einen oder anderen abgewandelten Form nach den hier aufgezeigten Prinzipien. Die Manipulatoren bleiben mit ihren Absichten im Hintergrund verborgen. Sie müssen lediglich die entsprechenden „Normen“ festlegen, im richtigen Moment die richtigen Fäden ziehen, und schon… Weiterlesen »

Sehr gut – vielen Dank, besonders hat mir der letzte Absatz gefallen.
Es ist immer die gleiche Masche.
“Wir haben die Wahrheit”, damit fängt die Lüge an !

Zu PSYCHOSEKTEN – Viele Ähnlichkeiten bei den ZJ? …entnommen aus: https://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/psycho-sekte-scientology-am-ende-,7169128,26567024.html Hell erleuchtet steht sie da, die sechsstöckige Scientology-Repräsentanz in Charlottenburg. Sieben Jahre nach ihrer Eröffnung scheint es jetzt hinter der Fassade zu bröckeln. Das ganze Unternehmen sei in einer „finanziell extrem angeschlagenen Situation“, packt eine Ex-Mitarbeiterin aus, die unerkannt bleiben will. Ist die Psychokirche am Ende? Einer, der sich auskennt, ist Experte Stefan Barthel. Beim Senat arbeitet der in der Leitstelle für Sektenfragen. Er sagt: „Scientology ist in Berlin gescheitert. Die Hälfte der Mitarbeiter ist aus der Sekte ausgestiegen. Heute haben sie nur noch 60 bis 70 Leute.“ Die… Weiterlesen »

Dem Artikel ist nichts hinzuzufügen! Eins wird uns immer klarer, das “Geschäft mit der Angst” funktioniert erstklassig.
LG
LuRa

Hallo an alle Bruderinfoanhänger, wir hatten gestern einen Wachtturmartikel ( 15.11.2014, 3 Studienartikel) den ich euch doch nur empfehlen kann zu lesen. Wir alle müssen dem neuzeitlichem Volk Gottes angehören und der irdischen Führung folgen um errettet zu werden, das zeigt die Bibel deutlich und der Artikel hat dies für meine Begriffe deutlich gemacht. Ganz besonders der nächste Artikel wird dies verdeutlichen. Zitat am Schluss des Artikels: Wie Jehova durch seinen Propheten Jeremia vorausgesagt hatte, konnten nur diejenigen Teil der neuen Nation oder des geistigen Israel werden, die zum „neuen Bund“ gehörten. Über diese geistigen Israeliten hatte Jehova prophezeit: „Ich… Weiterlesen »

Ich habe viel gelesen über dem, wie Jehovas Zeugen leben und konnte nicht nachvollziehen, wie Sklave seine Herde so gut zusammenhalten kann. Ich könnte nicht begreifen warum die Mitglieder fest überzeugt sind, dass Aussenwelt so gefährlich für die ist und warum wollen die dass Jehova es vernichtet! Dabei verwendet der Sklave einen Psychotrick, der sehr gemein und wirkungsvoll ist. Das ist sehr einfach und das ist sogennantes “rebellisches Kind”. Ein Jehovaszeugen Kind wird geopfert und zerstört um allen anderen Angst einzusetzen! Wenn ein Kind mit allen denen Verboten nicht klar kommt, und die nichts dagegen tun können, wird es mit… Weiterlesen »

Meiner Meinung nach ist eine Sekte dann eine Psychosekte, wenn sie überdurchschnittlich häufig mit psychologischen Tricks arbeiten muss, um ihren Machtanspruch über das Individuum zu erhalten oder auszubauen. Dieser Umstand ist aus meiner Sicht absolut gegeben. Ein klassisches Beispiel: wir Zeugen nennen unsere Religion “Wahrheit”. In der Anwendung dessen sind Weltmenschen nicht in dieser “Wahrheit”, oder wenn sich Zeugen miteinander unterhalten, kommt ja auch oft die Frage, wie lang man in der “Wahrheit” wäre. Wenn man nun erfährt, dass die “Wahrheit” eine Lüge ist, entsteht automatisch ein Paradoxon. Wahrheit kann nicht Lüge sein, Licht ist nicht Finsternis, Dunkelbirnen werden nicht… Weiterlesen »

Woraus besteht eigentlich Bismut? Das ist einfach: es ist ein Element, ein eigenes Material. Woraus besteht Wasser? Wasserstoff und Sauerstoff. Woraus bestehen die Zeugen Seehofers? CSU Anhänger und Wähler… Woraus besteht Schokalade? Da wird’s kniffliger, denn es sind sehr viele Zutaten: Zucker, Michpulver, Kakaopulver, Pflanzenfett, Kakaobutter, Emulgatoren und Aromen, die wiederum allesamt aus vielen Elementen und Verbindungen bestehen. Woraus bestehen Zeugen Jehovas? Das ist die schwierigste Frage! Hier ein Versuch, das Grundrezept herauszuarbeiten: Zutaten: Evangelische Bibeltradition a) im Kanon (Apokryphenverdammung) und b) in der Namensnennung der biblischen Personen und c) in den Grundzügen der Meinung über die Funktion der Abendmahlssymbole… Weiterlesen »

Psychoterror ist das, was da abgeht, sorry, ich muss es einfach ganz klar so nennen.
Traurig aber wahr, schlimm, das erst nach 58 JAHREN die Schuppen von den Augen fallen….

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