Liebe und Freundschaft die abhängig macht

Der soziale Status innerhalb der „Bruderschaft von Jehovas Zeugen“ –

So etwas wie Freundschaft wird unter Jehovas Zeugen in der Regel nur innerhalb der Gruppierung gepflegt. Schaut man sich die Videos der WTG auf JW Broadcasting an, so gewinnt man den Eindruck, dass sich die Brüder alle unheimlich lieb haben. Überaus herzliche Begrüßungen und Umarmungen von Menschen die sich offensichtlich freuen den Gegenüber in der Versammlung begrüßen zu können und sich anerkennend und freudig gegenseitig auf die Schulter klopfen. Einfach schön so etwas zu sehen und zu erleben, heile Welt in den Versammlungen.

Doch diese heile Welt fällt sehr schnell in sich zusammen, solltest du den treuen und verständigen Sklaven oder auch nur einige seiner Lehren und Richtlinien in Frage stellen. Du wirst feststellen das wirkliche Freundschaften davon abhängig sind, wie du zu der Organisation stehst.

Dieser Rahmen gibt den „sozialen Status“ eines ZJ vor, denn wie jeder in dieser Gemeinschaft sehr schnell erkennt, ein ZJ ist nicht gleich ein ZJ – es gibt die „Eifrigen“ und den „schlechten Umgang“.

Und sollte ein „Eifriger“ zu dir als nicht so Eifrigen dennoch Kontakt aufnehmen um so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, dann in der Regel nur um dich zu schulen, oder “zurechtzubringen”. Die Verabredung zum „Predigtdienst“ ist einer der üblichen Wege, um diese Art von „Freundschaft“ aufzubauen.

Dieser „Status“ macht sich durch die gegenseitige Selbstachtung und Selbstbestätigung, sowie durch Zuspruch innerhalb der Gruppierung bemerkbar, wobei man auch von dieser in Abhängigkeit geraten kann, was dem Grundbedürfnis nach der sozialen Komponente „Liebe“ angeht.

Vor allem, wenn man sich nur mit ZJ im privaten Rahmen trifft und austauscht, was ja die Regel ist, reduziert man sein Grundbedürfnis nach Anerkennung, Liebe und Freundschaft auf das, was die Wachtturmorganisation vorgibt und zulässt. Diese Reduzierung dieser Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Liebe und Freundschaft auf die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas ist von deren Führung gewollt.

Zitat aus dem WT vom 15.06.2009, S. 28.: 

„Außerdem stehen uns in der weltweiten Bruderschaft Väter, Mütter, Brüder und Schwestern zur Seite, deren Liebe unser Leben verschönert… In jeder Versammlung gibt es Brüder und Schwestern, die sich nach Zuneigung sehnen und Freunde brauchen. Es kann ihnen sehr viel geben, wenn sie unser liebevolles Interesse spüren, und unser Bedürfnis nach Liebe wird auch gestillt.“ –

Natürlich, in jeder Versammlung gibt es Menschen die sich nach Zuneigung sehnen und Freunde brauchen. Doch dass es auch möglich ist außerhalb der Gemeinschaft echte Freunde zu gewinnen, wird gezielt verneint. Alles was sich außerhalb der Gemeinschaft bewegt ist böse, schädlich und zu meiden, weil ja die ganze Welt in der Macht dessen liegt, der böse ist. Das ist zwar richtig, bedeutet aber nicht dass es auch in der „Welt“ Menschen gibt, die sich dem Bösen widersetzen und echt Freunde werden können.

Während der Zeit in der mit dem Neuinteressierten ein sogenanntes Heimbibelstudium durchgeführt wird, wurde der „Studierende“ mit harmlos anmutenden Umschreibungen auf die Predigttätigkeit der ZJ eingestimmt. Erst später, wenn die Indoktrinierung fortgeschritten ist, wird ihm klar gemacht, dass es die Pflicht eines Zeugen Jehovas ist, zu predigen.

Zitat aus dem Studienbuch: „Was lehrt die Bibel wirklich?“, S. 162.

„Eine weitere Möglichkeit, für die wahre Anbetung einzutreten, besteht darin, mit anderen über das zu sprechen, was man beim Bibelstudium mit Jehovas Zeugen gelernt hat.“

„Wer sich mit wahren Christen versammelt und anderen von den begeisternden Wahrheiten erzählt, die er aus der Bibel gelernt hat, der wird feststellen, dass jede noch verbliebene Sehnsucht nach Bräuchen der falschen Religion mit der Zeit verschwindet.“ 

Geschickt spricht man nur von einer “Möglichkeit”. Es geht hier aber um eine Pflicht, welche mit fragwürdigen Auslegungen aus der Bibel begründet wird. Solange ein Zeuge Jehovas selber nicht erkennt, dass die sozialen Komponenten, wie Freundschaft, Anerkennung, sozialer Status und gezeigte Liebe von seiner Tätigkeit der Religionsausübung abhängig ist, wird er nur so lange glücklich sein, solange er diesen Tätigkeiten nachgeht.

Wenn ein Zeuge Jehovas mal eine Pause macht und sich ein paar Monate eine Auszeit gönnt, würde dieser erleben wie der gesellschaftliche Zusammenhalt an seiner Person abbricht und er nach und nach als isoliert dasteht. Auch wenn er dann immer noch ein ZJ ist, würde man dennoch weniger mit ihm zu tun haben wollen.

Wieso nur? Weil der Einsatz für die Theokratie mit zum besagten Rahmen gehört, den die Leitende Körperschaft vorgibt. Wann ein aufrichtiger ZJ mit wem innerhalb der Gruppierung so etwas wie eine „Freundschaft“ pflegen darf, wird unmissverständlich vorgegeben.

Zitat, WT 15.08.1985, S. 11.

„Wir werden in unseren Emotionen wie auch in unserem Verhalten großenteils von denen beeinflußt, die wir uns als Freunde erwählen. Offensichtlich sind Ungläubige nicht der beste Umgang. Aber Paulus zeigte hier, daß es sogar innerhalb der Christenversammlung Personen geben könnte, die unerwünschter Umgang sind. Nun, vielleicht macht es dir „Spaß“, mit ihnen zusammenzusein, doch ihr Einfluß wird dir niemals helfen, ‘die Begierden zu fliehen, die der Jugend eigen sind’, oder Gottergebenheit zu entwickeln. Bemühe dich um erbaulichen Umgang innerhalb der Versammlung.“ –

Und in dem Buch „Bleibt in der Liebe Jehovas“ (2008), S. 31-32.

„Sollte es uns überraschen, dass wir uns auch in der Versammlung unsere Freunde gut aussuchen müssen? Eigentlich nicht. Genauso wie an einem Baum nicht alle Früchte zur gleichen Zeit reif werden, so wachsen und reifen auch in der Versammlung nicht alle gleich schnell. Manchmal macht jemand vielleicht etwas, was nicht in Ordnung ist. Ein anderer ist verbittert oder hat ständig etwas zu kritteln. Man muss also mitunter vorsichtig sein, mit wem man sich umgibt. In der Versammlung in Korinth lehnten manche bestimmte Lehren ab. Deshalb warnte der Apostel Paulus die Versammlung: „Lasst euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten“. Und auch Timotheus machte er darauf aufmerksam, dass in der Versammlung nicht unbedingt immer alle vorbildlich sind. Mit solchen Brüdern sollte Timotheus keine Freundschaft pflegen, sondern sich von ihnen fernhalten…“ 

Auch hier gilt, ein Zeuge Jehovas wir große und vor allem positive Resonanz innerhalb der Versammlung finden je „vorbildlicher“ er ist, der viel“ macht, was das „Predigen“ und das aktive Geschehen innerhalb einer Versammlung betrifft.

Ein Zeuge Jehovas der „vorbildlich ist“, erhält auch mehr an sozialer Anerkennung innerhalb dieser Gruppierung. Er wird diese Anerkennung seiner Glaubensbrüder dem der „bösen Welt“ vorziehen. „Freundschaft mit der (vom “Sklaven“ definierten) Welt ist (eine vom „Sklaven“ definierte) Feindschaft mit Gott“.

 Zitat: WTG-Buch „Bleib in Gottes Liebe“, S. 54.

„Kann sich der Geist der Welt auch in deinen Gedanken und Gefühlen festsetzen? Wenn du nicht aufpasst, schon (Sprüche 4:23). Oft wird man unmerklich beeinflusst, zum Beispiel durch Leute, mit denen man zu tun hat und die man vielleicht ganz in Ordnung findet, die aber Jehova nicht lieben“. –

Insofern ist ein Zeuge Jehovas, was diese menschliche Grundbedürfnisse betrifft, von dem „liebevollen“ sozialen Umgang mit seiner Gruppierung in Abhängigkeit geraten.

Jahrelang hatte man das Wort „Weltmenschen“ (alle Nicht-ZJ) geprägt, wovon man zum Glück mittlerweile immer weniger Gebrauch macht, weil es in der WT-Literatur seid 1999 nicht mehr verwendet wurde. Jedoch hat auch dieser Trend seine gedanklichen Spuren hinterlassen, indem es dem gedanklich schwarz-weißen Schubladendenken einer gesamten Generation geradezu als Schmierstoff gedient hatte.

Nicht-ZJ werden jedoch weiterhin negiert und als „schlechter Umgang“, oder als „Ungläubige“ betitelt. Diese emotionalen Vorgaben erwecken dann den Wunsch, lieber nur in der Gruppierung nach „Anschluss“ zu suchen.

Diese „Liebe“ und „Achtung“ und freundschaftlichen Gefühle, welche Jehovas Zeugen untereinander aufbringen sind bedingt, denn in ihrer Praxis kommt diese „Liebe“ eher etwas Zweckgerichtetem gleich, welche selbst bei kurzzeitigem Nichtinteresse an der Religionsausübung, oder beim „Verlassen der Wahrheit“ ihre wahre Natur zeigt. Im Gegensatz dazu spricht die Bibel in Sprüche 17:17 von einer bedingungslosen Freundschaft:

„Ein Freund liebt allezeit, und als ein Bruder wird er in Not erfunden“.

Besonders in der Kontaktvermeidung mit ehemaligen Zeugen Jehovas wird dies verdeutlicht, wo selbst Familienmitglieder im Regelfall wie Tote behandelt werden, wenn diese keine ZJ mehr sein wollen, da diese ja „in Harmagedon sowieso umkommen“ werden.

Zitat: „Gottes-Liebe-Buch“, S.207

„Wir reden mit Ausgeschlossenen nicht über unseren Glauben und haben keinen sozialen Kontakt mit ihnen. Im Wachtturm vom 15. Dezember 1981 hieß es auf Seite 24, dass „ein einfacher Gruß der erste Schritt zu einer Unterhaltung und vielleicht sogar zu einer Freundschaft sein kann. Möchten wir bei einem Ausgeschlossenen diesen ersten Schritt tun?*“

*Fußnote: „Die hierbei geltenden Grundsätze aus der Bibel treffen auch zu, wenn jemand die Gemeinschaft verlässt.“  –

Hier wird erwartet, das die „Loyalität gegenüber Jehova und seiner Organisation“ noch vor die natürlichen Liebe gestellt wird, was ein Zeuge Jehovas auch tatsächlich umzusetzen hat. Im Prinzip ist es ein von der LK aufgestelltes Verbot, der natürlichen Freundschaft und Liebe. Sie sagen zwar, dass dies ein biblisches Prinzip sei, jedoch handelt es sich hier um eine unbiblische Erweiterung der ursprünglichen Verhaltensregel innerhalb einer Gemeinde. Diese auf eine Familie zu übertragen, davon ist nirgendwo in der Bibel die Rede.

Wer „Jehova liebt“ und “Respekt vor seiner Organisation hat”, der hört eben mehr auf die Vorgaben seines „Sklaven“ als auf sein Innerstes.

 

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Haha, des stimmt , geh seit 12 Jahren nicht mehr in die “Versammlung” und bin regelrecht froh, daß die einen riesen Bogen um mich machen, keine Einladungen mehr, hab jetzt richtig viel Zeit für Bibelstudium

 

Alexander Kirsch , Oberland

Hallo Bernhard Schüler, Christen SIND WELTWEIT ORGANISIERT, aber nicht durch eine Kirche oder Organisation, sondern GEISTIG durch Jesus Christus und seine heiligen Engel. Sagte er nicht: “Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ICH MITTEN unter euch.”? Oder “Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten…Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist.” Mat. 28  HFA Noch immer läßt Jesus Weizen und Unkraut nebeneinander wachsen, Menschen sind nicht in der Lage, die enorme Aufgabe des Überblicks weltweit zu meistern…das sieht man in der Religionsgeschichte traurigerweise immer wieder…”Es… Weiterlesen »

Jesus sagte einst, ich bin die Tür. Er sagte aber auch, dass er auch der Weg sei. Und so sehe ich, wie viele von Euch nicht nur durch diese Tür voller Hoffnung getreten sind, sondern diesen Weg, “Jesus”, entlang wandern. Was wir einst mit Bestimmtheit zu wissen meinten, so hat uns dieser Weg uns eine neue Sichtweise gegeben. Und unser Ausblick durch das Wandern auf diesem Weg wird uns noch viele Offenbarungen schenken. Dem einem früher, dem anderen später. Ich sehe mit Freude an den Kommentaren, dass wir als einzelne und als Gemeinschaft von Christen immer mehr einem Voll erwachsenem… Weiterlesen »

Liebe Freunde, vielen Dank für den Artikel – und auch für die bisherigen Kommentare. Der Artikel zeigt die Handlungsweise bei JZ auf, was “Freundschaften”, also Beziehungen zwischen Menschen betrifft und versucht, die theologische Herleitung der Handlungsweise darzustellen und zu widerlegen. Meines Erachtens wird verkannt, dass JZ/die Org/die WTG auch hier lediglich ein Element ihres sektenhaften Auftretens in ihrer als Kirche getarnten Firma theologisch herleiten; die sozialräumliche Begründung für die Verhaltensweise ist jedoch eine ganz andere, als die, die biblisch/theologisch vorgegeben wird. JZ behaupten von sich, dass sie die einzig wahren Christen seien; alle außer ihnen hätten keine wahre Liebe untereinander.… Weiterlesen »

Interessant auch eine Änderung in der 2013 revidierten NWÜ: In 2.Tim.3:4 heißt es nun, gemäß dem WT-Studienartikel “Welche Liebe macht wirklich glücklich?”, im WT Januar 2018, Abschnitt 2 und 15: “Sie werden das Vergnügen lieben statt Gott”. Die bisherige Übersetzung lautete : “… die Vergnügungen mehr lieben als Gott.” Zitat: “Interessanterweise heißt es in dem Vers nicht, Menschen würden das Vergnügen mehr lieben als Gott. Das würde andeuten, dass sie ihn ein wenig lieben. In dem Vers heißt es, sie würden das Vergnügen statt Gott lieben.” Natürlich sieht niemand einen Widerspruch darin, wenn in der derzeit noch verwendeten NWÜ-Variante genau… Weiterlesen »

Die W T G geht mit ihren Mitgliedern genauso um wie die Stasi mit ihren Bürgern.

Deshalb wird über die W T G der gleiche Zusammenbruch kommen wie in der DDR.

Intern brodelt es bereits kräftig und das hat seinen Grund.

Vor über 40 Jahren machte ich eine Erfahrung, die mir deutlich machte, dass Liebe und Freundschaft kein Privileg ist, das man nur unter Gläubigen findet. Ich war zum ersten Mal dienstlich auf der anderen Seite der Welt, in einem Land das ich noch nicht kannte. In meiner freien Zeit nahm ich sofort Verbindung mit der örtlichen Versammlung auf, wurde dort wie erwartet, willkommen geheißen, eingeladen, herumgereicht und lernte viele Brüder und Schwestern kennen. Ich war begeistert über diese Erfahrung und als ich nach Europa zurückkehrte,  erzählte ich meinen Arbeitskollegen davon, in der Hoffnung durch diese Erfahrung, ihr Interesse für meinen… Weiterlesen »

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