Kommentar zu L.u.D-Zusammenkunft vom 01.01. bis 07.01.2018

Nimm einen Zeugen Jehovas einzeln zur Seite und frage ihn: „Bist du im Heiligen Geist getauft?“ Das mag eine der unangenehmsten Fragen überhaupt für einen Zeugen Jehovas sein. Höchstwahrscheinlich geht die nächsten Sekunden in ihm etwa Folgendes vor: „Am liebsten würde ich ja diese Frage gar nicht beantworten, … doch da würde ich ja den religiösen Führern der Tage Jesu gleichen, die eine an sie gestellte Frage auch nicht beantworten wollten (Lukas 20:3-8). … Irgend etwas muss ich also antworten.“

Wie also wird der Zeuge Jehovas nun antworten?: „Bin ich im heiligen Geist getauft? Nun, irgendwie „Ja“ – aber ich bin kein „Geistgesalbter“, ich gehöre zur „großen Volksmenge“.

Oder wird er antworten: „Nein – nur „Geistgesalbte“ sind im heiligen Geist getauft. Ich gehöre nicht dazu.“

Doch vielleicht überlegt er sofort erschrocken bei sich und würde seine Antwort am liebsten wieder zurücknehmen: „Gesalbter“ bedeutet doch „Messias“ oder „Christus“. Wenn ich sage „Ich bin ein „Christ“, dann müsste ich doch eigentlich auch „Gesalbter“ sein und folglich im heiligen Geist getauft sein… Aber ich will mir gegenüber auch ehrlich sein: Ich könnte zwar nach außen hin sagen: „Ja, ich bin im heiligen Geist getauft.“ – Aber entspricht diese Äußerung auch wirklich meiner inneren Überzeugung?“

Vielleicht überlegt der Zeuge Jehovas auch still für sich: „Wenn ich sage „Ja, ich bin im heiligen Geist getauft“ – was wird wohl die nächste Frage an mich sein? Vielleicht: „Seit wann weißt du es? Wie ging diese Taufe vor sich? Woher weißt du es? …“

Wahrscheinlich wird der Zeuge Jehovas daher versuchen, möglichst schnell von diesem Thema abzulenken und auf ein thematisches Nebengleis zu führen. Doch wir bleiben bei diesem Thema.

Im „Arbeitsheft“ für die Woche vom 1. bis 7. Januar 2018 wurde das Bibellesen von Matthäus 1 bis 3 angeordnet. In Matthäus 3:11 ist von diesem überaus wichtigen Thema – Taufe im heiligen Geist – die Rede. Johannes der Täufer sagt dort:

Ich zwar taufe euch mit (Fußnote wörtlich: „in“) Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit (Fußnote wörtlich: „in“) Heiligem Geist und Feuer taufen; …“ (Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel).

Wir tasten uns schrittchenweise vor: Von wie vielen Taufen ist hier die Rede?

  1. Taufe in Wasser zur Buße – „ich“ = Johannes der Täufer,
  2. Taufe in heiligem Geist – „er“ = durch Jesus Christus „und“ = zusätzlich
  3. Taufe in Feuer – „er“ = durch Jesus Christus.

Jeder wird somit von Jesus getauft – entweder durch heiligen Geist oder durch das Feuer des Gerichts (vgl. 2. Thes. 1:8). Diese 2 Möglichkeiten gibt es.

Doch wir bleiben bei der Taufe in heiligem Geist und stellen fest, dass alle 4 Evangelien von der Taufe in den heiligen Geist sprechen, womit angezeigt wird, dass es ein wichtiges Thema ist und man nicht achtlos darüber hinweg lesen sollte (Matth. 3:11; Mark. 1:8; Luk. 3:16; Joh. 1:33). Für die Taufe in den heiligen Geist sollten sich alle interessieren, denn die 4 Evangelien richten sich an verschiedene Leserschaften oder Zielgruppen. Zusätzlich wird in Apg. 1:5 und 11:16 explizit von dieser Taufe gesprochen. Auf 1. Korinther 12:13 wird noch gesondert eingegangen.

Zur Wiederholung: Wer ist der Täufer der Taufe in den heiligen Geist? Antwort: Niemand Geringerer als der Herr Jesus Christus höchst persönlich (siehe oben).

Wichtig: Die Taufe ist ein Symbol – ähnlich wie auch die Beschneidung bei den Juden oder Brot und Wein (bei der Abendmahlsfeier) äußere Symbole dafür sind, was in einem Menschen innerlich vor sich gegangen ist. – Die innere Realität ist wichtiger als das äußere Symbol.

Bei der Taufe erfolgt eine Berührung. Bei der Taufe in den heiligen Geist berührt Jesus die Getauften mit dem heiligen Geist. Wird also bei der Wassertaufe in das Element Wasser getauft, so erfolgt bei der Taufe in heiligem Geist die Taufe in das „Element“ heiliger Geist.

Wann tauft Jesus in den heiligen Geist? Das Matthäus-, Markus- und das Lukas-Evangelium gebrauchen in den oben genannten Stellen das Zukunftswort „wird“: „Dieser wird euch … taufen…“

Klarer wird Jesus selbst in Apostelgeschichte 1:4, 5. Christus gebietet dort: „Entfernt euch nicht von Jerusalem, sondern wartet weiterhin auf das, was der Vater verheißen hat, worüber ihr von mir hörtet; denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet nicht viele Tage nach diesem in heiligem Geist getauft werden“ (Neue-Welt-Übersetzung).

Antwort: Diese „nicht viele Tage“ dauerten bis zum Pfingstfest. Damals wurden Jesu Jünger in heiligem Geist getauft. Das Ereignis fand, wie von Jesus vorhergesagt, tatsächlich statt.

Das mag erklären, warum in 1. Korinther 12:13 vom Apostel Paulus die Vergangenheitsform gebraucht wird. Zitat: „Denn wahrlich, durch e i n e n Geist sind wir alle zu e i n e m Leib getauft worden, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie, und wir alle sind mit e i n e m Geist getränkt worden“ (Neue-Welt-Übersetzung).

1. Korinther 12:13scheint überhaupt der Schlüsseltextschlechthin zum Verständnis der Taufe in den heiligen Geist zu sein – ohne dogmatisch werden zu wollen. Diese Stelle beantwortet unter anderem die Frage:

Zu welchem Zweck wird in den heiligen Geist getauft?

Antwort: „… alle zu e i n e m Leib“ sagt die Schrift. Was bedeutet das? Die Taufe in den heiligen Geist ist eine gemeinschaftliche Segnung Jesu an seine Gemeinde. Man könnte auch sagen, es handelt sich um eine „Gruppentaufe“ – kollektiv. (Hingegen ist die Wassertaufe „ im Namen … des heiligen Geistes“ (Matth. 28:19) die Taufe einer Einzelperson – selektiv.)

Welcher „Leib“ ist in der obigen Stelle gemeint? Richtig, der Leib Christi. Der Zweck der Taufe in den heiligen Geist ist die Bildung des Leibes Christi. Die willige Christenversammlung (die eigentliche Gemeinde/Kirche im biblischen Sinne) wird durch diese Taufe „zu“ Christi Leib.

Es könnte auch von Belang sein, dass Paulus im ersten Teil von 1. Kor. 12:13 bildhaft vom „Leib“ in Verbindung mit dieser Art Taufe spricht und er nicht das Bild des „Tempels“ verwendet (siehe 1. Pet. 2:5; Eph. 2:21, 22; 1. Kor. 3:16; 2. Kor. 6:16), bei dem einzelne Steine nach und nach eingefügt werden, bis der Bau vollständig ist. Nein, hier in 1. Kor.12:13 sagt er: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ (Elberfelder Studienbibel)

Ein Baby-Leib wird am Tag seiner Geburt vollständig mit allen Gliedern gleichzeitig hervorgebracht. Es wird als Ganzes geboren, nach der Geburt kommt kein weiteres Körperteil hinzu. Also: Es heißt: „… sind (Zeitform beachten, Pfingsten) wir (= die Gemeinde) alle (Ganzheit, kollektiv) zu einem (Einheit) Leib (nicht zu einem „Tempel“!) getauft worden (Zeitform, Vergangenheit) …“

Es heißt nicht: „In einem Geist werden wir nachfolgend als einzelne Glieder nach und nach als Bausteine eines Tempels getauft, in den wir hinzugefügt werden.“ So lautet der Vers nicht.

Und daher ist es wirklich unwesentlich, ob du schon damals zu Pfingsten lebtest oder erst in einem der späteren Jahrhunderte. Das möchte ja Paulus im Kontext von 1. Kor. 12:13 – also in 1. Kor. 12:12-31 – klar machen: Die Einheit der Gemeinde. Kein Einzelner hat gegenüber einem anderen Einzelnen irgendeine Bevorzugung oder Benachteiligung – das garantiert die Taufe in den heiligen Geist. Dank der Kollektivtaufe der Gemeinde in den heiligen Geist ist es unerheblich, wann der Einzelne lebte, wo er lebte, unter welchen Umständen („es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie“), …, … er lebte.

Wir sehen also, dass man ohne die Einbeziehung von 1. Kor. 12:13 möglicherweise zu einer völlig anderen Auslegung gelangen würde, was die Taufe in den heiligen Geist denn ist. Legt man hingegen obige Überlegungen zugrunde, müsste man stutzig werden, wenn jemand behauptet: „Ich (= Einzahl) bin am (z.B. 12.12.2012 = also nach Pfingsten) in heiligem Geist getauft worden.“ Wie oben dargelegt, ist die Taufe in den heiligen Geist vielmehr ein Symbol oder ein Bild dafür, dass der Leib (die Gemeinde) in sich selbst, aber auch mit ihrem Haupt (Jesus Christus) in Einheit kam.

Am Pfingsttag wurde etwas Neues gebildet. Vorher gab es nichts Vergleichbares, bis Jesus eben die Taufe mit dem heiligen Geist vollzog. Neu war: Die Einheit der Gemeinde in sich und mit Christus.

Durch die Taufe in heiligem Geist wurden die Jünger Jesu etwas, was sie vorher nicht gewesen waren. Vor dieser Taufe waren sie zwar gläubig, aber sie hatten jüdische Hoffnungen und Erwartungen. Durch die Taufe mit heiligem Geist hingegen wurden sie als Leib mit dem verherrlichten Haupt verbunden; einsgemacht mit Jesus. Die Taufe in den heiligen Geist bringt die Gemeinde in eine wahre Beziehung zu Christus – mit nie gekannten Vorrechten und Segnungen. Durch die Taufe im heiligen Geist wird die Gemeinde mit Christus so „vernetzt“, dass es ihm möglich wird, sie so zu führen, wie es für seine Pläne am günstigsten ist. Die Taufe in den heiligen Geist ist so gesehen in erster Linie eine Kraftausrüstung der Gemeinde zu einem lebendigen Zeugnis für Jesus.

Was hingegen ist die Aufgabe des wiedergeborenen einzelnen Gliedes dieses ganzen Leibes? Sein Bestreben sollte es sein, die Voraussetzungen zu schaffen, um „fortwährend mit Geist erfüllt zu werden“ (Eph. 5:18b).

Wichtig: Zu trennen ist also die Taufe in heiligen Geist von der „Wiedergeburt“ des Einzelnen und auch von dem fortwährenden Prozess des Erfülltwerdens des Einzelnen mit heiligem Geist – das sind 3 gesonderte Themen, auf die verschiedene Bibelstellen Anwendung finden.

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Zum Bibellesen Matthäus 1:1-16. Ist es nicht interessant, dass in dem Stammbaum Jesu nicht nur seine männlichen Vorfahren, sondern auch einige Frauen erwähnt werden? Diese Frauen hatten eine Vergangenheit. Doch Jehowah, der allmächtige, wahre und ewige Gott, konnte mit ihnen arbeiten. Da wäre zum einen: Tamar — sie setzte einst eine List ein. Rahab — sie war einst eine Prostituierte. Ruth — sie war einst eine ausländische Götzenanbeterin. Bathseba — sie war einst Urijas Frau und beging Ehebruch. Und Maria wird natürlich erwähnt — die Verlobte Josephs. Jehowah konnte sie für die Verwirklichung seines Vorsatzes hinsichtlich des Messias gebrauchen. Halten… Weiterlesen »

  Lichtspender In Bezug auf das Geschlechtsregister möchte ich noch etwa zufügen. Barclay schreibt: Die Juden legten grosses Gewicht auf die Reinheit ihrer Abstammung. Die Geschlechtsregister wurden im hohen Rat aufbewahrt. Priester mussten ihren Stammbaum bis Aaron nachweisen, sofern sie verheiratet waren, auch deren jüdische Frauen auf mindestens 5 Generationen zurück. Normalerweise fand sich in keinem Stammbaum der Name einer Frau. In dem Stammbaum von Jesus ist es anders.    Es ist auffallend, dass in Matt 1:16 ein bedeutender Umschwung in der Formulierung stattfindet. In allen vorhergehenden Versen heisst es ..der und der wurde Vater von dem…und dann heisst es… Weiterlesen »

Liebes Bruderinfo aktuell-Portal,

mir ist aufgefallen, dass die Kommentar-Funktion unter der Rubrik “Leben-und-Dienst-Zusammenkunft” für die Woche vom 8. bis 14. Januar 2018 noch nicht freigeschaltet wurde, obwohl heute schon der 9. Januar 2018 ist.

Meine freundliche Anfrage lautet daher: Wann wird die Kommentar-Funktion freigeschaltet?

Ich würde gerne einen Kommentar zu dieser Woche einstellen lassen.

Ich bedanke mich herzlich für eure Mühe

Ein Anfragender

 

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