Ein Aufruf für ein „Leben ohne Angst“.

 Ja, wenn die Liebe uns ganz erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst. Wer sich also fürchtet und vor der Strafe zittert, der kennt wirkliche Liebe noch nicht.“  1. Joh. 4:18

Munch-"Der Schrei"
Munch-“Der Schrei”

Furcht ist die Reaktion auf eine unbestimmte Bedrohung, aus der sich eine konkrete, Bedrohung ergeben kann, die Angst hervorruft. Während die Furcht den Verstand beflügeln kann, um ihre Ursache zu bekämpfen, wirkt die Angst lähmend auf den Verstand. Gerade dieser Umstand war schon immer ein hervorragendes Mittel um Menschen mit Angst gefügig zu machen und sie dorthin zu bewegen, wo man sie haben wollte. Diffuse Ängste vor existenzbedrohenden Einflüssen sind in unserer turbulenten Zeit für zahllose Menschen wieder zum steten Begleiter geworden, und sie fürchten sich, weil sie nicht wissen, was ihnen die Zukunft bringt.

Heute befassen wir uns mit der Angst als einem probaten Mittel in der Hand menschlicher Führernaturen aus der Religion und der Frage, wie wir uns von diesen Ängsten befreien können. Der Widerpart ist die in Aussicht gestellte Freude auf Belohnung in der Zukunft, die in ausgewogener Kombination gerne als bewährter Lenkungsmechanismus genutzt wird, um die Menschen in einer Doktrin gefangen zu halten.

Um nicht in die Depression abzugleiten, flüchten viele Zeugen Jehovas aus der Angst erzeugenden Vorstellung in Harmagedon für immer vernichtet zu werden, und klammern sich an die Hoffnung, der Sklave werde sie mit seiner von Jehova eingesetzten Organisation in das ewige Leben führen.

Besonders perfide wird diese Art der Manipulation aber immer dann, wenn sie sich hinter dem vermeintlichen Willen Gottes versteckt und wenn sein Vorsatz durch ihren eigenen unkenntlich gemacht wird. Und damit sind wir bereits bei unserem heutigen Thema.

Alle Kirchen, und da macht auch die WTG keine Ausnahme, nutzen diesen Einfluss inzwischen immer dreister aus, ungeachtet dessen, was ein zunehmend größerer Teil des Einzelnen Verkündigers davon hält. Offen und unverblümt lässt man sich zu Aussagen hinreißen, die man schon lange als grobe Fehleinschätzung erkannt hat und längst hätte zurücknehmen müssen. Aber nein, seit nunmehr 100 Jahren verkündet die WTG in der Welt lauthals den Beginn des Königreiches unter der Leitung Jesu Christi, ohne dass sich für die Menschen in irgendeiner Hinsicht etwas zum Guten gewendet hätte. Dennoch ist das für sie und ihre Unterstützer offenbar ein Grund zu jubeln. Sklave-2.001

Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Mehrheit der Brüder zu einer trägen Masse mutiert ist, die sich vom Sklaven bereitwillig abspeisen und hinters Licht führen lässt. In der Folge wurde selbständiges Denken zugunsten einer unangebrachten Hörigkeit unter das Diktat weniger betagter Männer aufgegeben, welche sich hinter der Parabel vom treuen und verständigen Sklaven verstecken. Und was macht ihre aus lammfrommen Dienern bestehende Gefolgschaft? Sie haben ihr eigenverantwortliches Denken längst an diese menschliche Führungsriege delegiert und lassen sich Angst davor einjagen, den Mut zusammenzunehmen und einigen WTG-Lehren eingehender auf den Grund zu gehen.

Wenn es zurzeit auch noch vergleichsweise wenige sind, so wachen doch mehr und mehr Brüder aus diesem geistigen Tiefschlaf auf und ziehen die Reißleine. Einige haben zum Beispiel ihre Stellung als Älteste aufgegeben und setzen damit Akzente, auch wenn sie aus Furcht vor drohenden Sanktionen dafür nicht immer den wahren Grund angeben.

Während sich die eine Gruppe im vermeintlichen Paradies gut aufgehoben fühlt, ist die andere in ihrer Angst gefangen, Angst vor Sanktionen oder dumpfen Gefühlen der Abneigung, wenn sie über ihre Zweifel sprechen. Man kann beobachten, dass die meisten geradezu fluchtartig jedem Gespräch aus dem Weg gehen, wenn es eine kritische Wendung nimmt.

Wird beispielsweise kritisiert, dass diese oder jene neue Erkenntnis nicht nachvollziehbar sei, dann wird der Betreffende argwöhnisch beäugt, wobei man längst erahnte Schwachpunkte in der Lehre mit allen Mitteln verteidigt. Die ständige Manipulation hat in den Gläubigen ganze Arbeit geleistet. Zu groß ist dann die Angst davor, das ganze eigene, über Jahre hinweg aufgebaute Weltbild könne zerstört werden. Überhaupt kann ja nicht sein, was nicht sein darf, und so wendet man sich empört und in tiefstem Herzen verunsichert von solchen kritischen Unholden ab, hält sie für sich bezeichnet und tut damit genau das, was der Sklave vorschreibt.

Nahezu die gesamte Bruderschaft ist in dieser Weise vom Sklaven mit Angst geimpft, die wie eine unüberwindliche Barriere wirkt und den Sinn von Millionen sklavenhöriger Anhänger verblendet, „damit das erleuchtende Licht der herrlichen guten Botschaft über den Christus … nicht hindurchstrahle“. 2. Kor. 4:4

Deshalb, liebe Brüder, überprüfen wir uns doch bitte einmal selbst, warum wir Angst haben „unsere Wahrheit“ auf den Prüfstand zu stellen. Warum sind wir denn nicht bereit ganz offen über unsere Zweifel zu sprechen und sie gegebenenfalls auszuräumen? Warum scheuen wir davor zurück, alles zu prüfen und das Beste zu bewahren, wie es die Schrift empfiehlt? Ist es nicht die tief in uns sitzende Angst, die uns lähmt und daran hindert „gleich freien Menschen“ zu denken und zu reden, und uns der Wahrheit zu widmen, von welcher Christus nach Joh. 8:33 sagte, dass sie uns frei machen würde, auch frei von falschen Vorstellungen und Angst?

Angst und Rettungsanker

Die Angst vor einer offenen Auseinandersetzung mit der eigenen Überzeugung und den Vorgaben der Organisation, die ihre Untergebenen zusehends für ihre Ziele vereinnahmt, sorgt dafür, dass sie sich nicht von ihr lösen können.

Die WTG steuert uns mit einem Spiel aus Angst und Emotionen. Die Angst vor ewiger Verdammnis im kommenden Weltgericht als Antagonist zur Hoffnung auf ewiges Leben im kommenden Paradies. Dieses unlösbare Knäuel an positiven wie negativen Emotionen hält die Menschen in einem biblisch nicht begründbaren Aktionismus, geistig aber bewegungsunfähig gefangen. Wer sich aber mit der Arbeitsweise der Mächtigen im Hintergrund beschäftigt und ihre manipulativen Methoden durchschaut hat, erkennt allmählich, dass selbst unsere Organisation genau nach diesem Schema vorgeht. Sie überhäuft die Brüder in ihrem Alltag mit angeblichen Pflichten, die mittels Predigtdienstbericht überprüft werden, so dass ein Blick über den Tellerrand schon aus Zeitgründen nahezu unmöglich ist. Und sollten doch einmal Zweifel aufkommen, dann sorgt der Zuchtmeister Angst schnell wieder dafür, dass wir solche „bösen Gedanken“ schleunigst wieder verscheuchen, bevor unserer Mitstreiter damit beginnen sich über uns empören.

Habe den Mut zur Wahrheit – werde frei von Angst!

Nachdem sich die Organisation längst den Ruf eines falschen Propheten erworben hat, ist sie fast nur noch mit der eigenen Nabelschau beschäftigt und damit, das teils angeschlagene Image aufzupolieren oder unhaltbare Lehren mit „neuem Licht“ zu überstrahlen. Grobe Fehler in der Bibelexegese oder unhaltbares Lesen in der Glaskugel und das ständige Hakenschlagen im Zickzackkurs der Änderungen mittlerweile unhaltbar gewordener Lehren werden als Fortschritt verkauft. Die Organisation häutet sich wie eine Schlange und nennt es eine fortschreitende Läuterung. Wie sie selbst ständig beteuert, schreite sie mit Riesenschritten voran, man fragt sich nur wohin. Die erklärten Ziele können es jedenfalls nicht sein. Denn wer sich vor der Überprüfung seines Lehrgebäudes anhand der Bibel und unabhängig geführten Gesprächen zu bestimmten Themen fürchtet, kritische Fragen mit Unmut erwidert und forschende Geister einfach ausschließt, hat zweifellos etwas zu verbergen, was auch durch noch so helles „neues Licht“ nicht mehr gutzumachen ist.

Sobald wir aber die Decke anheben und hinter die Kulissen blicken, verstehen wir das „Spiel” und erkennen, dass es eigentlich keine Gefahr und keinen Anlass für irgendwelche Ängste gibt. Wir erkennen ferner, dass wir nur lenkbar sind, solange wir uns lenken lassen wollen. Wann wollen wir uns endlich selbst auf den Weg eigener Nachforschungen begeben und uns mit unserem Verstand und im Vertrauen auf Gott selbst in seinem Wort untersuchen, was er uns mitzuteilen hat? Informieren wir uns anhand verschiedener Übersetzungen darüber, was Gott bereits für uns getan hat und was er wirklich von uns erwartet, und wir werden feststellen, dass dies weit von dem entfernt ist, was uns die Organisation ständig als Gottes Willen vorlegt, wo es in Wirklichkeit nur um den eigenen Selbsterhalt geht.

Angeblich haben wir eine wunderbare Zukunftshoffnung. Ja, die Gute Botschaft der Bibel kann uns helfen im Jenseits ein glückliches Leben zu führen, was aber bewirkt sie für das Diesseits? Doch wie kann es dennoch sein, dass es in einer Religionsgemeinschaft wie den Zeugen Jehovas gehäuft zu Angstzuständen und psychischen Erkrankungen kommt, wenn sie doch auf der Erde zu den glücklichsten Menschen zählen, wie sie immer wieder behaupten? Hier einige Zitate aus unserer Literatur:

Rettungs-Buch S. 44: „Deshalb sind seine „treuen Zeugen“ die glücklichsten Menschen auf der Erde.Für die einfachen Gemüter lautet also die Botschaft hinter dieser Aussage, „bist du nicht glücklich, dann bist du kein treuer Zeuge“ ist.

WT vom 1. 12. 1970, S. 732: „Zu den Dingen, für die „wahre Diener Jehovas Gottes“ bekannt sind, gehört, dass sie glücklich sind.“ Doch lässt sich glücklich sein nicht befehlen.

WT 1. 3.1989, S. 3 „…sind sie heute tatsächlich die am meisten bevorrechtigten, erfolgreichsten und bei weitem glücklichsten Menschen auf der Erde, …“

Doch wie kann ein Zeuge glücklich bleiben, wenn er von der leitenden Körperschaft ständig gesagt bekommt, welch große Verantwortung er als Zeuge für das Leben seiner Mitmenschen trägt und dass die Rettung der Bösen davon abhängt, ob er alle sich bietenden Gelegenheiten ergreift, um den Bösen zu warnen.

Wir zitieren aus einem Brief der leitenden Körperschaft“ an die weltweite Bruderschaft der Zeugen aus dem Jahrbuch von 1996: „Niemand von uns kann sagen, wie lange die Tür für schafähnliche Menschen noch geöffnet sein wird, so dass sie in die Sicherheit unseres geistigen Paradieses Zuflucht finden können. – Wie tragisch wäre es doch, zu dieser späten Stunde noch aus dem Wettlauf des Lebens auszuscheiden. … Bestimmt möchte niemand von uns für den Tod eines Menschen verantwortlich gemacht werden, weil wir es versäumt haben ihn zu warnen.“

Machen solche angeblichen, geschickt in Suggestivfragen verpackten Erwartungen Gottes aufrichtigen und gottgläubigen Menschen nicht Angst?

Wer hat nicht schon einmal als Zeuge eine Gelegenheit zum Zeugnisgeben ausgelassen oder nicht erkannt? Wird Gott böse Menschen vernichten, weil wir es versäumt haben sollten ihn zu warnen? Macht Gott die Errettung von Menschenleben davon abhängig, dass sie von anderen unvollkommenen Menschen, die selbst errettet werden müssen, gewarnt wurden?

Das wäre so, als wenn man von einem Ertrinkenden erwartet, dass er andere vor dem Ertrinken rettet. Haben solche Briefe der leitenden Körperschaft nicht nur das Ziel die Bruderschaft unter Druck zu setzen und sie mit Angst zu impfen, damit sie noch mehr leisten?

Freundlichkeit 2.001Man stellt sich schon die Frage, warum selbst seelisch gesunde Zeugen Jehovas die Stimmung innerhalb vieler Versammlungen häufig als kühl und distanziert empfinden, auch wenn man oberflächlich den Eindruck gewinnt, dass alle so freudig sind und dir freundlich begegnen. Warum empfinden selbst Älteste und Pioniere die stetig steigende Forderung nach noch mehr Dienst als großen Druck? Und warum nimmt die Zahl psychisch Kranker gerade unter denen zu, die sich „im Dienst für Jehova besonders verausgaben“, wo doch im WT v. 15.5.08 auf Seite 21 behauptet wird:

„…Und wenn du als getaufter Zeuge Jehovas wirklich glücklich sein möchtest, dann setz‘ dich voll und ganz im Dienst für das Königreich ein…? Ein Affront für diejenigen, die trotz aller Bemühungen nicht glücklich sind.

Eine große Anzahl unserer Brüder leiden unter Depressionen. Wie zu erwarten, leugnet die Organisation diese Tatsache und verweist auf diejenigen als Vorbilder, die ihr Leben im Griff zu haben scheinen. Dabei wird verdrängt, dass dies in der Regel genau diejenigen sind, die sich um die Vorgaben des Sklaven wenig scheren und letztlich nur das machen, was sie für sich als richtig erachten. Nach außen hin geben sie das erwartete Bild ab, gehen aber in Wirklichkeit voll in ihren eigenen Zielen auf. Angst.001

Wenn nur der Berichtszettel stimmt. Sich ab und zu beim Treffpunkt sehen lassen und den Sklaven in den Himmel loben, dann ist alles gut. Es wird wohl kaum mehr gelogen als in Verbindung mit dem, was die Meisten auf ihren Berichtszettel schreiben. Aus Angst vor dem Gespräch mit den Ältesten bzw. mit dem Kreisaufseher.

Ich war selbst jahrelang Sekretär einer Versammlung und musste mich oft über das wundern, was so manch einer der Ältesten oder Dienstamtgehilfen auf ihrem Zettel vermerkt hatten. In etwa kannte man ja die Umstände der Einzelnen, und ich fragte mich, „Wo nimmt er nur diese Stunden her?“ Aber egal, keiner fragt danach, Hauptsache der Bericht liegt über dem Durchschnitt.

Die ständige Aufforderung, sich noch mehr für das Königreich Gottes einzusetzen könnte kein Mensch auf Dauer ohne Schaden überstehen, wenn er diesen Aufforderungen ständig gewissenhaft nachkommen wollte.

Ein Blick in das wöchentliche Programm der Dienstzusammenkünfte mag dies verdeutlichen. Hier nur einige der Suggestivfragen, mit welchen der Sklave die Bruderschaft zur Tätigkeit antreibt: „Kannst du im Dienst noch geschickter werden? Was haben wir erreicht? Kannst du den Pionierdienst aufnehmen? Was kannst du tun, um als Rentner, als junger Mensch, in den Ferien oder im Urlaub, in der Schule? Zeige durch deinen Einsatz deine Liebe zu Jehova! Bist du rein vom Blut aller Menschen und von Blutschuld? Nutzt du deine Möglichkeiten voll aus? Folgst du dem Beispiel Jesu usw.“

Gebetsmühlenartige Aufforderungen drängen dazu, im Predigtdienst noch mehr Einsatz zu zeigen, da nur die eigene messbare Leistung zählt. Diese Fragen erzeugen ein schlechtes Gewissen und führen zu vermehrten Ängsten. Und so sind es in der Regel Ängste, die als Motor für unsere theokratische Tätigkeit dienen.

Das beginnt bereits in frühester Kindheit. Man befürchtet, selbst den Ansprüchen der eigenen Eltern nicht genügen zu können, besonders dann, wenn sie ihre Kinder nur noch so sehen wollen, wie sie nach WTG-Vorgaben sein sollten. Jehova dienen macht Freude, – Jehova liebt einen fröhlichen Geber und einen glücklichen Diener. Predigen.001

Das muss doch an dir liegen, wenn alle anderen angeblich so freudig in den Dienst oder in die Versammlung gehen, nur du selbst nicht. Liebst du Jehova etwa nicht richtig? Wenn ja, dann ist deine Rettung in Frage gestellt.

Als Kinder waren wir auf unsere Eltern angewiesen und mussten glauben, was sie uns sagten. Außerdem ist uns gesagt worden, dass sie nur das an uns weitergeben, was durch den Sklaven von Jehova kommt. Deshalb lerne ich schon sehr früh; ich muss aufpassen, was ich sage, was ich denke und was ich tue oder versäume.

Schon als Kind muss ich darauf achten, womit ich spiele. Als Junge habe ich heimlich mit einer Zündplättchenpistole gespielt. Vor meinen Eltern musste ich sie verstecken und hatte deshalb immer ein schlechtes Gewissen. Wird Jehova mich in Harmagedon deshalb vernichten? Aber ich spiele doch so gerne damit.

Aus Angst von den Eltern zurückgewiesen, kritisiert oder sogar geschlagen zu werden, lernt man mit einer Lüge zu leben und bekommt mit der Zeit zwei Gesichter. Alle diese Verurteilungen und Selbstvorwürfe begleiten dich dann durch dein späteres Leben als ein Zeuge Jehovas, von Kindesbeinen an.

Freundlichkeit.001Ein Kind, das schon in seinem jungen Leben solchen Konflikten ausgesetzt wird, kommt ja nicht auf die Idee zu sagen, meine Eltern sollten sich mal einem Therapeuten anvertrauen, mit denen stimmt etwas nicht! Nein, es denkt „mit mir stimmt etwas nicht“, und ist mit dieser belastenden Einstellung womöglich das ganze Leben lang belastet. „Ich bin unartig, böse, faul, ich liebe Jehova nicht wirklich, andere schaffen es, ich nicht, das muss ja an mir liegen.“ Mit solchen Gedanken schürt die WTG bewusst die Angst, um sich Menschen gefügig zu machen.

Was kann ich tun ?

Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass es für eine glückliche Kindheit nie zu spät sei. Das mag paradox klingen, aber selbst die unglücklichste Kindheit, die in uns gespeichert ist, kann durch Erkenntnis, Verständnis für die eigene Situation und Vergeben in Frieden und Freude verwandelt werden.

Dazu gehört allerdings viel Arbeit und sich selbst gegenüber Aufrichtigkeit. Nimm dir Zeit zur Besinnung und prüfe sehr genau, in welchen Lebensbereichen und vor allem, bei welchen Menschen du „ganz du selbst“ sein kannst, etwas, was dir von der Organisation der WTG natürlich als „selbstsüchtiges Verlangen“ ausgelegt wird.

Suche dir Menschen, bei welchen du dich nicht verstellen musst, wo du deine eigene Meinung sagen und du das leben kannst, was dich glücklich macht. Das soll kein Aufruf zu einer egoistischen Lebensweise sein, sondern ein Aufruf darauf zu achten, dich nicht von angeblichen Vertretern Gottes zu etwas zwingen zu lassen, was du nicht möchtest, ein Aufruf zum „Leben ohne Angst“.

Als in den Versammlungen auf Vorgabe des Sklaven wieder einmal das Thema Unmoral dramatisiert wurde, kam danach eine 60Jährige Schwester zu mir als Ältester, um nun endlich zu beichten, dass sie schon vor ihrer Hochzeit sexuelle Kontakte mit ihrem Partner hatte, wohlgemerkt nach fast 45 Jahren. All die Jahre hatte sich diese arme Schwester mit einem schlechten Gewissen geplagt.

Ständig den Finger in die Wunden menschlicher Schwächen zu legen ruft immer wieder Angst hervor. Wenn bereits Kinder mit solchen Ängsten leben müssen, sind spätere Angstzustände oft vorprogrammiert. Da wir aber weitgehend durch unser Unterbewusstsein gelenkt werden, können wir die eigentliche Ursache nicht erkennen. Und so bleiben die Betroffenen mit ihrer Angst alleine.

Diese Sorgen und Ängste, den Anforderungen des Schöpfers nicht genügen zu können, ist eine negative Energie, mit der wir unseren Körper vergiften und zugleich unsere Immunabwehrkräfte zerstören. Wenn sich In der Pubertät die sexuellen Bedürfnisse regen und man Erfahrungen mit der ersten Liebe macht, hat man ständig den drohenden Zeigefinger vor Augen. „Nur Jehova nicht missfallen!“ Mit Angst geht man durch die aufregendste Zeit seiner Entwicklung und wird in etwas gedrängt, was man später bereuen könnte.

Das Gegenteil von Angst muss nicht Leichtlebigkeit sein sondern Liebe. Wo Angst ist, kann Liebe nicht wachsen, „da die Furcht hemmend wirkt“. Wollen wir in unser Leben Liebe einbringen, so muss die Angst weichen. Tun wir das nicht, lernen wir auch nicht, uns selbst und unsere Mitmenschen wirklich zu lieben und unsere Ängste zu überwinden statt sie zu unterdrücken, und so werden Depressionen nicht ausbleiben.

Solange uns diese Zusammenhänge nicht bewusst sind, werden wir immer bemüht sein, es anderen Menschen recht zu machen, und werden weiterhin ein Spielball religiöser Organisationen bleiben. Noch einmal, wir müssen lernen das zu leben, was uns Freude, Glück und Erfüllung bereitet. Das bedeutet nicht, ein unmoralisches und egoistisches Leben anzustreben, sondern es geht darum, die eigenen Ängste zu überwinden, die uns daran hindern eigenverantwortlich zu leben.

Frage dich ehrlich, wo verrate ich in meinen Beziehungen mein Herz, in der Beziehung zu meinen Eltern, Freunden und Mitmenschen und zu meinen so genannten Glaubensbrüdern.

Diese Art der Inventur ist der erste Schritt sich von Ängsten zu befreien. Denken wir an die Worte aus 1. Johannes 3:19-21 Hfa

„Daran zeigt sich, dass die Wahrheit unser Leben bestimmt. So können wir mit einem guten Gewissen vor Gott treten. Doch selbst wenn unser Gewissen uns schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott größer ist als unser Gewissen. Er kennt uns ganz genau. Kann uns also unser Gewissen nicht mehr verurteilen, meine Lieben, dann dürfen wir voller Freude und Zuversicht zu Gott kommen.“– und das ohne Angst.

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Sehr wertvolle und zutreffende Gedanken – in der Hoffnung das Betroffene, die in Angst und mit ständig schlechten Gewissen, ihr Leben fristen, darüber nachdenken. Das es genauso ist soll auch dieser Aufruf zusätzlich belegen: WT 15.1.2013, S. 26, Abs 14 Zitat: “Diene ich Gott weiterhin treu, damit ich mir künftig nichts vorzuwerfen habe? Da die große Drangsal nahe ist, möchten wir nicht von Fragen gequält werden wie: Hätte ich im Dienst Gottes nicht mehr tun können? Warum habe ich nicht den Pionierdienst aufgenommen, als ich die Gelegenheit dazu hatte? Was hat mich zurückgehalten, mich darum zu bemühen, ein Dienstamtgehilfe zu… Weiterlesen »

Ich war Ältester, regelmäßiger Kongressredner, Pionier, Sonderpionier, stellvertretender Kreisaufseher…. das war mein Leben. Ich war wirklich mit Herz und Seele dabei. Bis vor einem Jahr. Da kam der Bruch. Zweifel wurden immer größer, wie ein Riss in einer Wand. Es folgten etliche Gespräche. Ich suchte und suchte und suchte. Und war immer mehr verwirrt, und auch unglücklich. Kein Ältester wollte auf meine Fragen eingehen. Man verwies immer wieder auf die Treue und Loyalität zu Jehova, bzw. zum Sklaven. Und man braucht Vertrauen. Ich könnte ein Buch schreiben, was ich erlebt habe. Heute fühle ich genau das was in diesem Artikel… Weiterlesen »

Lieber weiss nicht recht,

über Matthäus kannst Du auch gerne Kontakt zu mir aufnehmen. Er hat meine Klaradresse als Mail.

Ich würde mich sehr freuen von Dir zu hören.

Geh mal bitte oben auf diesen Kommentar, dann weisst Du etwas mehr von mir.
Kommentar zur Ablehnung der Beschwerde des „Abtrünnigen“ Herrn Bernd Bochow

lieber freigeist, Matthäus und BenKenobi, voll lieb von euch, dass ihr euch anbietet. Ich denke ich werde mich auch in Kürze bei euch melden. Ich verfolge diese Internet Seite schon seit längerem, allerdings als stiller Mitleser. Gestern, das war mein erster Kommentar, weil mich der Artikel über die Angst einfach angesprochen hat. Daher nochmal ein großes Dankeschön. Viele Gedanken die hier vermittelt werden, sind wirklich sehr nützlich und hilfreich. Allerdings bin ich nicht von der Sorte, der jetzt alles schlecht redet, und nur noch die Fehler der Organisation sucht. Die Brüder sind fehlerhaft, die Organisation, und ich auch. Und die,… Weiterlesen »

Eigentlich ist ja alles, was ich hier beitragen könnte schon aufgeschrieben worden. Aber es ist ein “tolles” Thema… ein wichtiges Thema, welches aufgegriffen werden muss. Angst ist nun mal das Hauptmittel, mit dem der Zeuge.. mit dem jedes Mitglied eines Kults bei der Stange gehalten wird. Meine Angst lag damals weniger darin, ob ich Gott wohlgefällig sein würde – diesen Punkt habe ich bis zu meinem “freiwilligem” Ausschluss bereit lange hinter mich gebracht. Meine Angst begleitete mich eher auf dem Weg bis zu meinem Entschluss die Gemeinschaft zu verlassen, weil ich nie sicher sein konnte, ob meine Schwächen innerhalb der… Weiterlesen »

Lieber „Weis -nicht – recht“ Ich bin glücklich dass du dich hier geäußert hast, so konnte ich erkennen das ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken und Fragen. Du sprichst mir aus dem Herzen und auch Bruderinfo ein großes Dankeschön für diesen großartigen Artikel. Auch die vielen anderen Themen, die die Autoren von Bruderinfo hier veröffentlicht haben sind für mich unschätzbar. Ich lese schon länger hier regelmäßig. Deinen Erfahrungen kann ich nur zustimmen, lieber „Weis -nicht – recht“. Auch ich war bis vor einem Jahr Ältester und habe dieses “Vorrecht“ nach 40 Jahren Ohne Bedauern abgegeben, als mir bewusst wurde… Weiterlesen »

hallo an Alle, schreibe hier zum 1. Mal. Lese schon seit längerem eure Kommentare und die Artikel. Erstmal vielen Dank für eure offenen Stellungnahmen und klaren Beiträgen. Bin sehr froh, diese Seite gefunden zu haben. Ich besuche seit okt 2007 die Vers nicht mehr, für mich besteht kein Grund für einen Ausschluß und ich denke, wenn man nicht mehr hinter ihren ganzen Regeln und ihrem verdrehten Glaubensgebäude steht, ist es überhaupt nicht nötig mich noch unter das Regelwerk des Ausschlusses zu stellen. Ich lebe mein Leben frei und so wie ich es mit meinem eigenen geschulten Gewissen vereinbaren kann. Drei… Weiterlesen »

Lieber Autor,

ist das Foto mit der völlig losgelösten LK freischwebend im Weltall eine Collage von Dir oder ist dieses Foto tatsächlich so in einem WT erschienen? Mich hat das fast umgehauen, vor allem wenn man überlegt, was die Message dabei ist.
Freue mich auf eine Antwort.

Viele Grüße von Neoveritas

Liebe BI, ich habe mir nunmehr schon viele Eurer Videos angesehen und viele Artikel gelesen. Dieser aktuelle Artikel “Ein Aufruf für ein Leben ohne Angst” zeigt mir in seinem Inhalt und seiner Formulierung ganz deutlich, mit wieviel christlicher Liebe ihr die Leser ansprechen wollt. Keine Hetze, keine Dogmen, keine Zeigefinger, keine Drohungen. Sehr einfühlsam, aber in der Sache bestimmt und absolut folgerichtig. Mit Rücksicht auf die Gefühle der Menschen. Im Gegensatz zur LK war Jesus nicht gefühllos. (Matth.14:33), und äußerte auch seine Gefühle. Der Sohn Gottes selbst hatte das größte Mitgefühl für die Menschen überhaupt und brachte dafür ein unermeßilches… Weiterlesen »

Lieber Autor, liebe Schwestern und Brüder, DANKE, ich kann all dies so bestätigen. Genau so läuft es in den Versammlungen. Und wirklich so richtig freudig ist kaum einer. Ich kenne außer meinem Partner in meinem persönlichen Umfeld noch 3 Menschen (Zeugen Jehovas) (2 davon besuchen die Versammlungen nur noch sporadisch) bei denen ich „GANZ ICH SELBER“ sein kann. Da habe ich es selbst im Kollegenkreis schöner. Da darf ich der sein, der ich bin. Meine Meinung sagen und werde respektvoll behandelt. Viele Brüder klammern sich an die Hoffnung und daher schlucken die meisten immer noch alles was vom Sklaven kommt.… Weiterlesen »

Ups meine Email habe ich falsch geschrieben. Adresse lautet: magda.papillon@t-online.de

Ein freundliches Hallo euch allen, Ich bin hier eher zufällig gelandet. ( oder auch nicht- mal sehen) Ich bin Vater einer Tochter die seit, ich weiß nicht genau, aber schon einige Jahre Mitglied der Jehovas Zeugen ist. Seit einem Jahr ist sie mit einem Bruder verheiratet. Zudem habe ich noch einen Sohn der schon einige Jahre mit Frau und Kindern regelmäßig an Versammlungen, Bibelkreisen und sonstigen Aktivitäten mit Frau und Kindern teilnimmt. Da ich den Grundsatz vertrete: Jeder/Jede entscheidet persönlich über seinen Glauben, war ich mit Ihren Entscheidungen stets einverstanden. Zudem bin ich oft von Ihnen eingeladen worden und konnte… Weiterlesen »

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